Ich glaube ich muss euch jetzt doch mal von unserem größten Schock-Moment berichten, den ich hatte seit wir Hermés haben.
Montag und Dienstag hatte ich wieder Praxisseminar für die Ausbildung zur Hundetrainerin. Bedeutet 8 Hunde in einem Raum zusammen. Am Montag war das alles kein Problem. Hermés hat gut mitgemacht und war danach so fertig, dass er von 17 Uhr bis morgens um 7 Uhr durchgeschlafen hat.
Dienstag hat auch alles gut angefangen.
Wie genau es zu der Situation gekommen ist können wir immer noch nicht so hundert Prozent sagen. Es haben wohl sehr viele unglückliche Dinge dazu geführt.
Eine Kollegin stand mit ihrem Hund in einem sehr engen Flur und hat gewartet weil sie zur Toillette musste. Ihren Hund hatte sie am Geländer angebunden.
Ich wollte mit Hermés an ihr vorbei, die Treppe runter um raus zu gehen.
Durch Dumme Gegebenheiten in der Situation vorher hat Hermés sich, anstatt meiner Hand zu folgen um auf meine andere Seite weg von dem Hund zu wechseln, sich dazu entschieden auf den anderen Hund los zu gehen.
Er hat sich im Ansatz von Flanke und Hüfte verbissen (ohne den anderen Hund zu beschädigen) und nicht mehr los gelassen. Unsere Dozentin hat dann geholfen beide Hunde zu trennen.
Im Nachhinein hat Hermés einen relativ tiefen Cut auf der Nase davon getragen, der andere Hund war an dem Tag zwar noch durch den Wind, zeigt aber heute weder körperliche noch seelische Rückstände.
Was also können meiner Meinung nach Gründe für sein Handeln gewesen sein?
- Hermés, 11 Jahre unkastriert
- Hektor, 1,5 Jahre, unkastriert
- die beiden saßen sich die ganze Zeit gegenüber und Hermés hat Hektor vorher schon auf dem Kicker gehabt und angestarrt.
- Hermés ist ein sehr dominanter / stolzer Hund. In der Situation hat er für sich Raum eingefordert. Hektor hat extrem defensives Verhalten gezeigt, konnte aber durch die Leine und den engen Raum nicht weg.
- Hermés war Kopftechnisch fertig vom Vortag
- ein zu enger Raum / Individualdistanz konnte nicht gehalten werden
- meine häufige körpersprachliche Blockade hat ihn in der Situation vorher zu sehr verwirrt und so hat er eine Übersprungshandlung gezeigt, die sich leider gegen einen Unbeteiligten gerichtet hat.
Wäre die ganze Situation auf einem Hundeplatz ohne Leine passiert, wäre es laut unserer Dozentin niemals so extrem ausgegangen.
Uff, das ist natürlich ne echt sch** Situation. Finde aber deine Einschätzung ziemlich gut. Wir müssen hier bedenken, unsere Hunde sind so oft in Situationen, die sie sich nicht selber ausgesucht haben. Enge Räume, keine Individualdistanz, keine Ausweichmögluchkeit, folgen müssen an der Leine.
Da kann schon mal ganz schön viel Stress und Frust aufkommen.
Senna ist auch empfindlich in engen Räumen und hat leider deswegen einen Büro-Erzfeind. Müssen wir immer managen.