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Dogorama-Mitglied
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zuletzt 1. Sept.

Selektives Hören und selbstständige, mutige und neugierige Hundecharaktere-Eure Erfahrungen

Wer von euch hat seinen Frieden mit dem selektiven Hören seines Hundes gemacht? Vorneweg: Ich hatte immer Hunde, die eher eine “Was gibt es? Was kann ich tun? Zack, hier bin ich - Mentalität” hatten. Mit drei Jahren war in der Regel alles ausdiskutiert. Tja, und dann kam Mogli😂Schon als er klein war hab ich gemerkt, wir haben zwar einen super guten Draht zueinander und auch unsere Bindung war total schnell da, aber er hat seinen sehr eigenen Kopf, hinterfragt gerne, hat was sehr schelmisches und ist auch recht selbstständig. Hinzukommt, dass er super neugierig und mutig ist. Das bedeutet z.B. dass er Signale nach wie vor immer mal wieder hinterfragt, tagesabhängig reagiert oder auch immer mal wieder ein Rückruf dauert. So als Beispiel: Er kommt immer, aber manchmal eben wie ein Sausewind und dann wieder ganz gemütlich angetrabt, nachdem er abgewogen hat, ob das jetzt Sinn macht. Es gibt noch viele andere Alltagssituationen, aber dann wird der Text hier zu lange und jeder, der einen ähnlichen Charakter zu Hause hat, wird eh Bescheid wissen, aber erzählt und tratscht hier gerne über Begebenheiten aus dem Alltag dazu. Und, ich mache gerade meinen Frieden damit und wollte hier einfach mal einen Raum geben, um sich dazu auszutauschen. Wem ging oder geht es auch so und fiel es euch leicht oder schwer so einen Charakter anzunehmen? Seid ihr in verzweifeltes Trainieren abgedriftet oder in völlige Resignation? By the way, ich hatte Beides, und bin jetzt recht entspannt. Vor allem weil mir nochmal mehr deutlich geworden ist, wie sehr wir in der heutigen Zeit einen Anspruch an uns und die Hunde haben, der völlig unnatürlich ist. Das Zusammenleben soll doch Freude machen und die Zeit genossen werden. Das heißt jetzt nicht, nicht zu erziehen, überhaupt nicht. Es ist wichtig angemessen und stressfrei durch den Alltag zu kommen, aber ich denke viele Probleme beginnen genau dort, wenn der ursprüngliche Charakter nicht ausreichend angenommen oder mit einbezogen wird. P.s. Hier sind Erziehungstips unerwünscht. Es geht um einen eher philosophischen Austausch oder eigene Geschichten und Erfahrungen zu diesem Thema.
 
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Jochen
Beliebteste Antwort
30. Aug. 17:06
Ja, so ein Hund war meine Neufundländerin. Mein erster Hund konnte vor lauter „will to please“ kaum laufen und dann kam das Monster mit weniger als nichts. Niemals hätte sie was ohne Bezahlung gemacht. Wenn sie ihren Willen bekam, zB. den Weg gehen, den sie vorgeschlagen hat, hat sie mindestens zwei Monate an jeder Kreuzung gebockt, wenn es nicht nach ihrem Willen ging. Und mutig war sie auch, Silvester und sonstige Knallgeräusche gar kein Problem. Einmal habe ich im Knien ein Eisenstück durchgeflext, also Funken, Lärm etc., da denke ich plötzlich „was ist denn da unter meiner Achsel?“ …klar, eine Neufischnauze… Oder ich sage, „ach, da brauchen wir keinen Zaun, kein Hund ist so verrückt durch dieses dichte Brombeergebüsch zu laufen“ … ich hatte den Satz noch nicht zu Ende gesprochen… Sie ist sogar selbstbestimmt gestorben und wir haben alle geheult wie die Schlosshunde… so verrückt sie auch war.
 
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Lisa-Eileen
30. Aug. 16:40
Kanns noch nicht ganz beurteilen, Rocket wird in ein paar Tagen 3. Normalerweise hat er nen sehr krassen will to please wie es bei Bordern halt so ist. Aber manchmal wenn wir Gassi sind gibts auch mal Momente wo er sich Zeit lässt und noch in Ruhe fertig schnüffelt oder noch fix markiert bevor er angestiefelt kommt. Solangs kein Notfall also gefährliche Situation oder so ist ists aber auch mal ok, wird dann halt nicht belohnt. Und wenn ich merk das er grad generell meint nicht hören zu müssen bleibt er eben an der Leine, weil Freilauf geht halt nur wenn ich mich auf ihn verlassen kann. Aber wie gesagt, kann sein das das auch grad noch Pubertätslaunen sind da er noch nicht ganz fertig ist.
 
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Jochen
30. Aug. 17:06
Ja, so ein Hund war meine Neufundländerin. Mein erster Hund konnte vor lauter „will to please“ kaum laufen und dann kam das Monster mit weniger als nichts. Niemals hätte sie was ohne Bezahlung gemacht. Wenn sie ihren Willen bekam, zB. den Weg gehen, den sie vorgeschlagen hat, hat sie mindestens zwei Monate an jeder Kreuzung gebockt, wenn es nicht nach ihrem Willen ging. Und mutig war sie auch, Silvester und sonstige Knallgeräusche gar kein Problem. Einmal habe ich im Knien ein Eisenstück durchgeflext, also Funken, Lärm etc., da denke ich plötzlich „was ist denn da unter meiner Achsel?“ …klar, eine Neufischnauze… Oder ich sage, „ach, da brauchen wir keinen Zaun, kein Hund ist so verrückt durch dieses dichte Brombeergebüsch zu laufen“ … ich hatte den Satz noch nicht zu Ende gesprochen… Sie ist sogar selbstbestimmt gestorben und wir haben alle geheult wie die Schlosshunde… so verrückt sie auch war.
 
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Christl
30. Aug. 17:23
Ja ja, Fridolin wurde im Mai 2Jahre, bekamen ihn mit 14 Monaten von privat. Da konnte er nicht nichts , außer dass er stubenrein war. Das hören ist relativ … manchmal klappt es sehr gut , manchmal weniger. Er kann ein totaler Sturkopf sein , wenn er nicht will, will er nicht, da sind wir noch sehr am Üben. Inzwischen bin ich entspannter, wenn wir auf weiter Flur sind, wo nichts passieren kann, ruf ich ihn einmal , vielleicht zweimal. Wenn er nicht reagiert, gehe ich die andere Richtung, schon kommt er gesaust, wird da aber nicht belohnt !!
 
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Sylvi
30. Aug. 18:01
Oh das kenn ich zu gut von unserem Rüden. Aber Shitzus sind generell so. Sie hinterfragen gern und sind auch gern mal stur. Sie sind eher die gemütlichen und überlegen deshalb erst recht ob es sich lohnt jetzt aufzustehen oder ob er noch etwas liegen kann wenn wir noch zwei mal rufen. . 🙄Haben uns da Anfangs gern austrixen lassen weil er auch ein schlaues Kerlchen ist. 😅Jetzt hole ich ihn nach dem ersten Rufen kommentarlos. Das mit dem verzweifelten Training haben wir hinter uns bis wir gemerkt haben das er dann erst Recht dicht macht. Er braucht halt einfach für alles etwas länger. Das haben wir akzeptiert und leben damit viel besser. An die Regeln muss er sich trotzdem halten auch wenn es manchmal etwas länger dauert 😉Achja und seit er fast 4 Jahre alt ist ist es auch besser geworden. Da er ja mit allem hinterher hängt denke ich mal dann auch mit der Pubertät. 😎😇
 
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Chrissie
30. Aug. 18:18
Joar 😂... ich hatte vorher Hunde die ich frei laufen konnte/kann oder schnell reagiert haben. Bailey (Nummer 4) ist der erste Hund, die nach einem Jahr immer noch nicht frei laufen darf. Sie überlegt mehrmals ob sie sich angesprochen fühlen sollte oder ob ich nicht eher Shila meine 😂 Ja, es war erstmal etwas ungewöhnlich, aber dann habe ich mich damit abgefunden das sie ganz anders ist
 
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Regina
30. Aug. 18:31
Unser Sammy hat so ab 14 Jahren sein Ding gemacht. Wenn ich gerufen oder gepfiffen habe, kam er mal angerannt, mal ganz gemütlich. Man wusste nie, ob er es nicht gehört hat, oder ob er es nicht hören wollte. Im Alter lässt das Gehör nun mal nach. Aber nicht bei allem, die Kühlschranktür hat er gehört. Irgendwann gibt's aber den Opa-Bonus nach dem Motto " Komm her oder nicht". Er war immer verträglich, hat nie jemandem etwas getan. Wenn also nicht Gefahr im Verzug war, könnte er sich ruhig Zeit lassen und erst beim 2. oder 3. Mal hören. Sichtzeichen gingen da noch, aber irgendwann mit 16 ging beides nicht mehr, wenn er zu weit weg war. Aber hey, er sollte ein schönes Leben haben, da rufe ich halt mehrmals, was soll's....
 
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Cordula
30. Aug. 18:37
Ich habe auch so einen Gefährten wie du ihn beschreibst, und habe ähnlich wie du nicht nur meinen Frieden damit gemacht, sondern empfinde es inzwischen wirklich als Bereicherung. Ich bin mit Schäferhunden aufgewachsen, hatte dementsprechend ehrgeizige Ziele, als ich mir jetzt nach 20 Jahren endlich wieder den Wunsch nach einem Hund erfüllen konnte, vorher hat es einfach nicht gepasst. Ich war oft frustriert und verzweifelt, es ging dabei aber nicht um die üblichen Pubertätsflausen, das war mehr. Ich habe einfach gemerkt, wie er sich zu einem sehr eigenständigen, mir liebevoll zugewandten, aber völlig unerschrockenen Charakter mit starken eigenen Vorlieben entwickelt, den man immer von der Sinnhaftigkeit dessen überzeugen muss, was man gerade so vorhat. Ich wusste, dass Schnauzer so sein können, habe mich bewusst dafür entschieden. Was es konkret bedeutet, habe ich dann erst gefühlt 😀 Das war ein manchmal harter Weg, weil ich meine Ansprüche neu justieren musste und den Mut finden, mich von dem üblichen Gehorsamkeits/Trainings-Schema zu verabschieden. Jetzt bin ich total froh dass es so ist und hab wieder mal viel gelernt. Es ist genau wie du sagst, man muss sich dann echt klarmachen, worum es eigentlich geht, und das kann ja nur sein, dass alle Beteiligten zufrieden durch den Alltag gehen. Und wenn dazu eben andere Dinge gehören, als bei vermeintlich vorbildlichen Mensch-Hund-Teams, dann ist es eben so. Das einzige was mir manchmal noch Kopfzerbrechen bereitet, ist die Frage nach der Auslastung. Habe dann das Gefühl, ich müsste ihm mehr bieten, aber auf apportieren und Co hat er einfach oft keine Lust. Manchmal findet er es dann einmal ganz toll, und dann zeigt er meinem Angebot wieder die kalte Schulter. Er kann das alles, er mag nur nicht, anderes ist toller. Über Fressen motivieren? Keine Chance. Spielzeuge sind ihm sowieso meistens egal, ausser er hat grade Lust, albern zu sein. Streicheln draussen? Eher nicht so. Was ihm dafür immer Spaß macht ist lange unbekannte Wege gehen, ein bisschen rumklettern, unwegsames Gelände erkunden, gemeinsam "jagen", und zu Hause tricksen. Aber nur da. Er wirkt auch zufrieden, kommt super zur Ruhe, aber da ist immer noch so ein kleiner Zweifel ob ich einfach noch nicht das richtige für ihn gefunden habe. Aber ich glaube, auch der ist hausgemacht und wenn er zufrieden ist, sollte ich es vielleicht einfach auch sein. Hilfreich fand ich die Bücher von Ulli Reichmann.
 
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R
30. Aug. 18:40
Ich war bei meinem ersten rüden absolut gewohnt, dass er eigentlich selbstständig lief. Das passte einfach auch immer. Er war lieb, ging einen weiten Bogen, wenn ihn wer nicht da haben wollte (alles schon intuitiv Selbstentschieden). Er war lieb und brav und tat keiner fliege was zu leide. Klar als Hovarotti wurde schon mal das grundstück bewacht, oder wenn seine Katzen Ärger hatten, wollte man nicht der Grund sein (obwohl das bei bellen und stellen blieb)... Seine einzige schwäche waren die heißen Mädels und das er die Bezahlung für Tricks schnell auf den hüften hatte. Schlau und gut erzogen, aber rufen und befehlen war da eigentlich nicht. Ich hab also will to please auf der Wunschliste gehabt. Hab ich jetzt auch mit meinem pinschling..allerdings sagt sie klar, ein Drittel Dackel ist in der Zucht gewesen und der Windhund läuft bevor er denkt. Ungefähr das ist schneller als ihr will to please. Nummer zwei bei mir wird als hsh-mix vermutet. Wieder sehr eigenständig. Nur hier ist das eher ein Problem - beide Damen sind schnell mal unsicher und schwächen haben sie Beide, weswegen ich nicht mal eben zu unbeschwert durchs Leben gehen. Was meine mädels beeindruckend Zweiflern gezeigt haben, das gute alte "so bekloppt wird die nicht sein, dass sie sowas macht" ich soll mal locker lassen - bäm Arschbombe - ich denke dabei nicht, ich Versuche nur da zu sein wenn ich sie bspw aus einem Graben ziehen muss, in den ja kein wasserscheuer Hund rutscht ... Naja Maus und so. Also dieses selbstständige ist eigentlich sehr okay für mich gewesen... Aber bei meinen zwei Damen hat die selbstständigkeit leider Haken von selbst- bzw Fremdbeschädigung und dadurch ist es eben auch teilweise sehr sehr anstrengend für mich.
 
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Nina &
30. Aug. 18:52
Unser voriger Rhodesian Ridgeback war auch so ein Kandidat. Er war wirklich lieb, konnte alle möglichen Kommandos und diverse Tricks. Beim TA war er Vorzeigepatient. Nur mochte er nicht körperlich manipuliert werden. Also auf die Seite gedreht oder liegend festgehalten werden. Man musste ihm sagen, was er machen sollte. Rauf auf den Tisch, "leg dich hin", "dreh dich um" und "warte". Kein Problem. Unterwegs jedoch hat er sein eigenes Ding gemacht. Typisch Ridgeback hat er oft überlegt, ob eine Anweisung Sinn macht oder nicht. Er hatte immer ein so hohes Lauftempo, dass ich fast joggen musste, um hinterher zukommen. Manchmal hab ich mich dann versteckt und wenn er mein Fehlen bemerkte, war hat er mich sofort gesucht. Aber eher schuldbewusst, als hätte er seine Aufsichtspflicht verletzt. Nun fragt man sich, warum man so einen ohne Leine laufen lässt. Ganz einfach. Weil ich mich immer auf ihn verlassen konnte. Er kam zwar nicht bei jedem Rückruf, manchmal hat er nur das Tempo gedrosselt. Aber wenn es ernst war, hörte er aufs Wort. Ich bin bis heute überzeugt davon, dass er den Unterschied in meiner Stimme gehört haben muss, anders kann ich es mir nicht erklären. Deswegen war er mein Seelenhund. Er hat zwar nicht perfekt gehört, aber auf ihn war immer Verlass. Auch wenn wir oft diskutieren mussten, weil er ständig ins Futterhaus Kauknochen kaufen wollte. Klar ist ein Hund, der perfekt hört, super. Aber ich liebte meinen so wie er war und ich hätte ihn nicht ändern wollen.
 
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Ina
30. Aug. 20:00
Erstaunlich dass hier noch keine Terrier aufgetaucht sind. 😁 Ich bin jetzt bei Terrier Nr 3 angekommen. Alle hatten ihre Art von will to please, aber auch ihre eigene Form des Gehorsams. Ich konnte mich auf jeden Hund verlassen, aber es ist immer eher eine Partnerschaft auf Augenhöhe. Das ist es was ich an Terriern liebe!