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Dogorama-Mitglied
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zuletzt 12. Mai

Mag keine Hunde - Charakterzug oder Problemverhalten?

Hallo ihr Lieben 😁 In verschiedenen Threads liest man immer wieder mal "meine/r mag keinen Kontakt zu anderen Hunden". Ich persönlich finde das irgendwie befremdlich, ABER ich bin auch absoluter Laie und kann mir keine gebildete Meinung dazu anmaßen. Ist es einfach eine Sache des Hundecharakters bzw der individuellen Persönlichkeit oder ist was schief gelaufen in der Sozialisierung? Und wie geht ihr damit um? Dem Hund ermöglichen weitgehend Kontakte zu meiden oder ihn "umerziehen" oder zumindest daran gewöhnen auch Kontakt zu Artgenossen zu tolerieren oder sogar zu mögen? Oft höre ich auch auf Spaziergängen "meine/r mag keine Rüden" oder auch oft "meine/r mag keine Schäferhunde". Hier die selbe Frage, Hund so akzeptieren oder das Nicht-mögen abtrainieren?
 
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Dogorama-Mitglied
12. Mai 05:34
Hier wird wieder sehr viel miteinander vermischt.
Als ich vor 30 Jahren meinen swhv Trainerschein gemacht habe, war der Tenor der alten Hundesportler, der Hund benötigt nichts außer seinen Besitzer, trockener Zwinger, Ausbildung. Es gab ganz große Unterschiede bei den Rassenhalter.
Die s.g. Schutzhunde wie Schäferhunde, Rottweiler, Schnauzer und co, da waren die Besitzer fast schon stolz zu sagen, meiner killt jeden anderen Hund.
Toleranter waren die Besitzer der klassischen Begleithunde, die Hunde einfach toll fanden.

Welpenkurse gibt es erst seid ca. 33 Jahren. Die Vorreiter waren Weidt/Berlowitz, die hervorragende Forschungsarbeit über Lernverhalten unserer Hunde leisteten.
Sie entwickelten Welpenzubehör/Geräte für Züchter und Hundesportvereine (Hundeschulen gab es zu dieser Zeit fast keine).
Die Welpengruppen hatten als Ziel, gut sozialisierte Hunde ins Leben zu begleiten. Dass der Rottweiler mit dem Chihuahua kann usw.
Es war auch der Fokus auf die Erziehung und die Vertrauensarbeit zwischen Mensch und Hund zu lernen.
Aus den Welpengruppen entstanden dann die Junghundegruppen bis zur Begleithundeausbildung.

Zum Hintergrund.

Nehmen wir den deutschen Schäferhund, der Welpe wächst beim Züchter in einem Schäferhunderudel auf.
Er geht in seine neue Familie, diese legen wenig Wert auf Kontakt mit fremdrassigen Artgenossen und noch weniger mit Tierschutzhunde.
Sie gehen zum SV. Für den Welpe/Junghund besteht also die Lernwelt ausschließlich aus Schäferhunde.
Die Hundepubertät beginnt, die wichtigste Phase, sich mit Artgenossen nun auseinander zu setzen.
Nun zeigt der Hund plötzlich Probleme mit Artgenossen die klein sind, andere Fellfarbe haben und andere Ohren oder keine Rute haben. Warum? Er hat nicht gelernt mit den unterschiedlichsten Hundearten zu kommunizieren. Die Abneigung seiner Besitzer signalisieren dann zusätzlich eine Abwehrhaltung die dann beim Hund in Aggression umgesetzt wird und der Besitzer dann sagen kann ... Meiner mag keine Hunde 😳

Dass Hunde in einem Familienrudel "verjagen", auch das ist normales Verhalten, ist aber überhaupt nicht mit "die mögen keine anderen Hunde" zu beantworten.
Hier geht es um Privilegien. Denn jeder neue Hund würde eine Veränderung in der Rudelstruktur bedeuten. Das will man verhindern.

Deshalb gehe ich mit meinen jüngeren Hunde sehr oft und sehr lange mehrmals die Woche alleine. Damit sie die Chance haben auf Fremdkontakt, damit sie lernen mit dem unterschiedlichsten Hundearten zu kommunizieren.

Ich lerne dabei sehr viel über den Charakter meines Hundes. Den nicht von mir beeinflussen Charakter.
Und das ist mir sehr wichtig.

Es liegt natürlich in meiner Verantwortung zu erkennen wie der Hund, der uns begegnet einzuschätzen ist.

Leider sind da viele Hundebesitzer regelrechte Analphabeten. Sie können weder ihren Hund lesen und noch viel weniger den Fremdhund einschätzen.

Und so wie viele Hundebesitzer auf hündisch Analphabeten sind, so machen sie oft ihre Hunde zu Analphabeten. Natürlich sind diese Menschen von sich überzeugt, dass sie sich auskennen.

Zu dem Thema Hunde benötigen keinen Sozialkontakt und sie würden sich frei lebend immer aus dem Weg gehen.

Dann wäre eine Haltung, wie es z.b. die Tierherberge Donzdorf, welche ihre Tierschutzhunde unterschiedlicher Herkunft, in großen Gruppen hält nicht möglich.

Oder z.b. Michi, die in einem anderen Thread eindrückliche Filme zeigt, wie wohl sich Hunde in Gruppen fühlen und wie sozial die Spezies Hund tatsächlich ist.

Und dieses soziale Wesen wird durch den menschlichen Egoismus ganz oft, seid Corona noch viel mehr, zu einem pöbelnden, gestressten Artgenossen gemacht.

Zuletzt, es geht nicht um spielen und toben beim Erwachsenen Hund, sondern um entspannte Begegnungen, aus denen problemlos ein schöner gemeinsamer Spaziergang im Freilauf entstehen kann. Die Hunde schnuppern gemeinsam, schnuppern sich ab, rennen evtl ein paar Meter miteinander, gehen nebeneinander und beobachten sich. Kommunizieren ohne unser Zutun.

Hundebesitzer die meinen ein Hund muss ein Leben lang toben und aufgeregt in Hundebegnungen rein rennen, haben Sozialverhalten aber genauso falsch verstanden und den Hund genauso in ein falsches Verhalten geführt wie die "mein Hund mag keine Hunde".
 
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Bernadette
12. Mai 05:50
Es geht um Freilauf wenn ein fremder Hund dazu kommt es gibt bei mir kein leinen Kontakt und an der Leine laufen meine vorbei und fertig. Ich nehme regelmäßig an social walk teil usw
Ich meinte das generell und auch im Freilauf
 
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Bernadette
12. Mai 05:58
Ich betreue auch fremde Hunde und meine sind auch da in der Lage mit denen spazieren zu gehen. Ein wolfsrudel vertreibt auch fremde und solche tut nixe die einfach unverschämt auf treten so wie ihre Besitzer kann ich nicht gebrauchen
Ich hab doch gesagt, dass es auch kein normales Verhalten ist, wenn ein Hund in andere rein brettert 🧐 Wenn auf uns ein fremder Hund zu gerannt kommt, dann macht mein Hund schon auch mal ne klare Ansage, aber danach ist er dem anderen Hund gegenüber wieder neutral… da wird niemand verjagt und wenn an einer engeren Stelle Hunde an uns vorbei müssen, dann beachten die sich gegenseitig gar nicht und geben sich Raum.
 
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Simone
12. Mai 06:02
Hier wird wieder sehr viel miteinander vermischt. Als ich vor 30 Jahren meinen swhv Trainerschein gemacht habe, war der Tenor der alten Hundesportler, der Hund benötigt nichts außer seinen Besitzer, trockener Zwinger, Ausbildung. Es gab ganz große Unterschiede bei den Rassenhalter. Die s.g. Schutzhunde wie Schäferhunde, Rottweiler, Schnauzer und co, da waren die Besitzer fast schon stolz zu sagen, meiner killt jeden anderen Hund. Toleranter waren die Besitzer der klassischen Begleithunde, die Hunde einfach toll fanden. Welpenkurse gibt es erst seid ca. 33 Jahren. Die Vorreiter waren Weidt/Berlowitz, die hervorragende Forschungsarbeit über Lernverhalten unserer Hunde leisteten. Sie entwickelten Welpenzubehör/Geräte für Züchter und Hundesportvereine (Hundeschulen gab es zu dieser Zeit fast keine). Die Welpengruppen hatten als Ziel, gut sozialisierte Hunde ins Leben zu begleiten. Dass der Rottweiler mit dem Chihuahua kann usw. Es war auch der Fokus auf die Erziehung und die Vertrauensarbeit zwischen Mensch und Hund zu lernen. Aus den Welpengruppen entstanden dann die Junghundegruppen bis zur Begleithundeausbildung. Zum Hintergrund. Nehmen wir den deutschen Schäferhund, der Welpe wächst beim Züchter in einem Schäferhunderudel auf. Er geht in seine neue Familie, diese legen wenig Wert auf Kontakt mit fremdrassigen Artgenossen und noch weniger mit Tierschutzhunde. Sie gehen zum SV. Für den Welpe/Junghund besteht also die Lernwelt ausschließlich aus Schäferhunde. Die Hundepubertät beginnt, die wichtigste Phase, sich mit Artgenossen nun auseinander zu setzen. Nun zeigt der Hund plötzlich Probleme mit Artgenossen die klein sind, andere Fellfarbe haben und andere Ohren oder keine Rute haben. Warum? Er hat nicht gelernt mit den unterschiedlichsten Hundearten zu kommunizieren. Die Abneigung seiner Besitzer signalisieren dann zusätzlich eine Abwehrhaltung die dann beim Hund in Aggression umgesetzt wird und der Besitzer dann sagen kann ... Meiner mag keine Hunde 😳 Dass Hunde in einem Familienrudel "verjagen", auch das ist normales Verhalten, ist aber überhaupt nicht mit "die mögen keine anderen Hunde" zu beantworten. Hier geht es um Privilegien. Denn jeder neue Hund würde eine Veränderung in der Rudelstruktur bedeuten. Das will man verhindern. Deshalb gehe ich mit meinen jüngeren Hunde sehr oft und sehr lange mehrmals die Woche alleine. Damit sie die Chance haben auf Fremdkontakt, damit sie lernen mit dem unterschiedlichsten Hundearten zu kommunizieren. Ich lerne dabei sehr viel über den Charakter meines Hundes. Den nicht von mir beeinflussen Charakter. Und das ist mir sehr wichtig. Es liegt natürlich in meiner Verantwortung zu erkennen wie der Hund, der uns begegnet einzuschätzen ist. Leider sind da viele Hundebesitzer regelrechte Analphabeten. Sie können weder ihren Hund lesen und noch viel weniger den Fremdhund einschätzen. Und so wie viele Hundebesitzer auf hündisch Analphabeten sind, so machen sie oft ihre Hunde zu Analphabeten. Natürlich sind diese Menschen von sich überzeugt, dass sie sich auskennen. Zu dem Thema Hunde benötigen keinen Sozialkontakt und sie würden sich frei lebend immer aus dem Weg gehen. Dann wäre eine Haltung, wie es z.b. die Tierherberge Donzdorf, welche ihre Tierschutzhunde unterschiedlicher Herkunft, in großen Gruppen hält nicht möglich. Oder z.b. Michi, die in einem anderen Thread eindrückliche Filme zeigt, wie wohl sich Hunde in Gruppen fühlen und wie sozial die Spezies Hund tatsächlich ist. Und dieses soziale Wesen wird durch den menschlichen Egoismus ganz oft, seid Corona noch viel mehr, zu einem pöbelnden, gestressten Artgenossen gemacht. Zuletzt, es geht nicht um spielen und toben beim Erwachsenen Hund, sondern um entspannte Begegnungen, aus denen problemlos ein schöner gemeinsamer Spaziergang im Freilauf entstehen kann. Die Hunde schnuppern gemeinsam, schnuppern sich ab, rennen evtl ein paar Meter miteinander, gehen nebeneinander und beobachten sich. Kommunizieren ohne unser Zutun. Hundebesitzer die meinen ein Hund muss ein Leben lang toben und aufgeregt in Hundebegnungen rein rennen, haben Sozialverhalten aber genauso falsch verstanden und den Hund genauso in ein falsches Verhalten geführt wie die "mein Hund mag keine Hunde".
Ich treffe mich auch bewusst mit anderen rassen und Getrennt jeder Hund hat Qualitäts Zeit alleine mit mir
 
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Dogorama-Mitglied
12. Mai 06:22
Ich finde dieses wegjagen ist auch kein normales Verhalten, wobei auch das auf fremde Hunde zu stürmen nicht normal ist… Hunde sollten, auch wenn sie in einem festen Rudel unterwegs sind, neutral aneinander vorbei laufen können
Da stimme ich dir zu. Für mich ist dabei auch völlig unerheblich, ob das das ist was mein Hund in der Natur tun würde (das Verjagen). Mein Hund lebt nicht in einem Rudel auf der Straße oder im Wald und muss sein Revier verteidigen. Meinen Hund habe ich zu mir in meinen Alltag geholt und da gibt es Regeln (Fremdhund nicht verjagen bspw.) und ihm diese Regeln unserer Gesellschaft nicht zu erklären und ihm beizubringen wie er sich gut in dieses Umfeld einfügt, das fände ich dem Hund gegenüber richtig unfair.
 
Beitrag-Verfasser
Dogorama-Mitglied
12. Mai 06:29
Was haltet ihr in dem Kontext hier eigentlich von der These, dass Hunde deren Halter eher extrovertiert und gerne und entspannt im Kontakt mit anderen/fremden Menschen sind, auch eher extrovertiert/sozial/verträglich/entspannt mit anderen Hunden sind?
Ich glaube da ist viel Wahres dran, ist aber natürlich nur anekdotischer Natur und das was ich in meinem Alltag wahrnehme, deshalb Mal die Frage in die Runde.
 
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Michi
12. Mai 06:35
Hier wird wieder sehr viel miteinander vermischt. Als ich vor 30 Jahren meinen swhv Trainerschein gemacht habe, war der Tenor der alten Hundesportler, der Hund benötigt nichts außer seinen Besitzer, trockener Zwinger, Ausbildung. Es gab ganz große Unterschiede bei den Rassenhalter. Die s.g. Schutzhunde wie Schäferhunde, Rottweiler, Schnauzer und co, da waren die Besitzer fast schon stolz zu sagen, meiner killt jeden anderen Hund. Toleranter waren die Besitzer der klassischen Begleithunde, die Hunde einfach toll fanden. Welpenkurse gibt es erst seid ca. 33 Jahren. Die Vorreiter waren Weidt/Berlowitz, die hervorragende Forschungsarbeit über Lernverhalten unserer Hunde leisteten. Sie entwickelten Welpenzubehör/Geräte für Züchter und Hundesportvereine (Hundeschulen gab es zu dieser Zeit fast keine). Die Welpengruppen hatten als Ziel, gut sozialisierte Hunde ins Leben zu begleiten. Dass der Rottweiler mit dem Chihuahua kann usw. Es war auch der Fokus auf die Erziehung und die Vertrauensarbeit zwischen Mensch und Hund zu lernen. Aus den Welpengruppen entstanden dann die Junghundegruppen bis zur Begleithundeausbildung. Zum Hintergrund. Nehmen wir den deutschen Schäferhund, der Welpe wächst beim Züchter in einem Schäferhunderudel auf. Er geht in seine neue Familie, diese legen wenig Wert auf Kontakt mit fremdrassigen Artgenossen und noch weniger mit Tierschutzhunde. Sie gehen zum SV. Für den Welpe/Junghund besteht also die Lernwelt ausschließlich aus Schäferhunde. Die Hundepubertät beginnt, die wichtigste Phase, sich mit Artgenossen nun auseinander zu setzen. Nun zeigt der Hund plötzlich Probleme mit Artgenossen die klein sind, andere Fellfarbe haben und andere Ohren oder keine Rute haben. Warum? Er hat nicht gelernt mit den unterschiedlichsten Hundearten zu kommunizieren. Die Abneigung seiner Besitzer signalisieren dann zusätzlich eine Abwehrhaltung die dann beim Hund in Aggression umgesetzt wird und der Besitzer dann sagen kann ... Meiner mag keine Hunde 😳 Dass Hunde in einem Familienrudel "verjagen", auch das ist normales Verhalten, ist aber überhaupt nicht mit "die mögen keine anderen Hunde" zu beantworten. Hier geht es um Privilegien. Denn jeder neue Hund würde eine Veränderung in der Rudelstruktur bedeuten. Das will man verhindern. Deshalb gehe ich mit meinen jüngeren Hunde sehr oft und sehr lange mehrmals die Woche alleine. Damit sie die Chance haben auf Fremdkontakt, damit sie lernen mit dem unterschiedlichsten Hundearten zu kommunizieren. Ich lerne dabei sehr viel über den Charakter meines Hundes. Den nicht von mir beeinflussen Charakter. Und das ist mir sehr wichtig. Es liegt natürlich in meiner Verantwortung zu erkennen wie der Hund, der uns begegnet einzuschätzen ist. Leider sind da viele Hundebesitzer regelrechte Analphabeten. Sie können weder ihren Hund lesen und noch viel weniger den Fremdhund einschätzen. Und so wie viele Hundebesitzer auf hündisch Analphabeten sind, so machen sie oft ihre Hunde zu Analphabeten. Natürlich sind diese Menschen von sich überzeugt, dass sie sich auskennen. Zu dem Thema Hunde benötigen keinen Sozialkontakt und sie würden sich frei lebend immer aus dem Weg gehen. Dann wäre eine Haltung, wie es z.b. die Tierherberge Donzdorf, welche ihre Tierschutzhunde unterschiedlicher Herkunft, in großen Gruppen hält nicht möglich. Oder z.b. Michi, die in einem anderen Thread eindrückliche Filme zeigt, wie wohl sich Hunde in Gruppen fühlen und wie sozial die Spezies Hund tatsächlich ist. Und dieses soziale Wesen wird durch den menschlichen Egoismus ganz oft, seid Corona noch viel mehr, zu einem pöbelnden, gestressten Artgenossen gemacht. Zuletzt, es geht nicht um spielen und toben beim Erwachsenen Hund, sondern um entspannte Begegnungen, aus denen problemlos ein schöner gemeinsamer Spaziergang im Freilauf entstehen kann. Die Hunde schnuppern gemeinsam, schnuppern sich ab, rennen evtl ein paar Meter miteinander, gehen nebeneinander und beobachten sich. Kommunizieren ohne unser Zutun. Hundebesitzer die meinen ein Hund muss ein Leben lang toben und aufgeregt in Hundebegnungen rein rennen, haben Sozialverhalten aber genauso falsch verstanden und den Hund genauso in ein falsches Verhalten geführt wie die "mein Hund mag keine Hunde".
Sehr gut geschrieben 👍🏻
Ich habe nun wirklich viel mir sehr sozialisierten Hunden zu tun, nämlich unseren Tierschutzhunden. Da gab es noch nie einen, wo man sagen musste: der mag keine Hunde. Es gibt Hunde die Jahre lang auf der Straße leben mussten, dort gibt es auch Rudel. Gerade diese Hunde sind sehr sozial und verträglich. Bei uns im Zauberwald ist Rudelhaltung und fast täglich werden neue Hunde integriert. Je nach Alter und Charakter fangen sie direkt an zu spielen. Alle sind neugierig und freundlich. Beissereien kann es unter unkastrierten Rüden geben.
Deswegen werden unsere Hunde kastriert. Werden sie nach Deutschland vermittelt, dann freuen sich die Leute über sozialkompetente , freundliche Hunde, mit denen man überall hingehen kann und die keinerlei Probleme mit anderen Hunden haben. Und ich sage den Leuten immer...sie bekommen jetzt einen sozial stabilen Hund, arbeiten Sie daran , dass es so bleibt, isolieren Sie ihn nicht, sondern ermöglichen Sie ihm gute Kontakte.
 
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Sonja
12. Mai 06:40
Hier wird wieder sehr viel miteinander vermischt. Als ich vor 30 Jahren meinen swhv Trainerschein gemacht habe, war der Tenor der alten Hundesportler, der Hund benötigt nichts außer seinen Besitzer, trockener Zwinger, Ausbildung. Es gab ganz große Unterschiede bei den Rassenhalter. Die s.g. Schutzhunde wie Schäferhunde, Rottweiler, Schnauzer und co, da waren die Besitzer fast schon stolz zu sagen, meiner killt jeden anderen Hund. Toleranter waren die Besitzer der klassischen Begleithunde, die Hunde einfach toll fanden. Welpenkurse gibt es erst seid ca. 33 Jahren. Die Vorreiter waren Weidt/Berlowitz, die hervorragende Forschungsarbeit über Lernverhalten unserer Hunde leisteten. Sie entwickelten Welpenzubehör/Geräte für Züchter und Hundesportvereine (Hundeschulen gab es zu dieser Zeit fast keine). Die Welpengruppen hatten als Ziel, gut sozialisierte Hunde ins Leben zu begleiten. Dass der Rottweiler mit dem Chihuahua kann usw. Es war auch der Fokus auf die Erziehung und die Vertrauensarbeit zwischen Mensch und Hund zu lernen. Aus den Welpengruppen entstanden dann die Junghundegruppen bis zur Begleithundeausbildung. Zum Hintergrund. Nehmen wir den deutschen Schäferhund, der Welpe wächst beim Züchter in einem Schäferhunderudel auf. Er geht in seine neue Familie, diese legen wenig Wert auf Kontakt mit fremdrassigen Artgenossen und noch weniger mit Tierschutzhunde. Sie gehen zum SV. Für den Welpe/Junghund besteht also die Lernwelt ausschließlich aus Schäferhunde. Die Hundepubertät beginnt, die wichtigste Phase, sich mit Artgenossen nun auseinander zu setzen. Nun zeigt der Hund plötzlich Probleme mit Artgenossen die klein sind, andere Fellfarbe haben und andere Ohren oder keine Rute haben. Warum? Er hat nicht gelernt mit den unterschiedlichsten Hundearten zu kommunizieren. Die Abneigung seiner Besitzer signalisieren dann zusätzlich eine Abwehrhaltung die dann beim Hund in Aggression umgesetzt wird und der Besitzer dann sagen kann ... Meiner mag keine Hunde 😳 Dass Hunde in einem Familienrudel "verjagen", auch das ist normales Verhalten, ist aber überhaupt nicht mit "die mögen keine anderen Hunde" zu beantworten. Hier geht es um Privilegien. Denn jeder neue Hund würde eine Veränderung in der Rudelstruktur bedeuten. Das will man verhindern. Deshalb gehe ich mit meinen jüngeren Hunde sehr oft und sehr lange mehrmals die Woche alleine. Damit sie die Chance haben auf Fremdkontakt, damit sie lernen mit dem unterschiedlichsten Hundearten zu kommunizieren. Ich lerne dabei sehr viel über den Charakter meines Hundes. Den nicht von mir beeinflussen Charakter. Und das ist mir sehr wichtig. Es liegt natürlich in meiner Verantwortung zu erkennen wie der Hund, der uns begegnet einzuschätzen ist. Leider sind da viele Hundebesitzer regelrechte Analphabeten. Sie können weder ihren Hund lesen und noch viel weniger den Fremdhund einschätzen. Und so wie viele Hundebesitzer auf hündisch Analphabeten sind, so machen sie oft ihre Hunde zu Analphabeten. Natürlich sind diese Menschen von sich überzeugt, dass sie sich auskennen. Zu dem Thema Hunde benötigen keinen Sozialkontakt und sie würden sich frei lebend immer aus dem Weg gehen. Dann wäre eine Haltung, wie es z.b. die Tierherberge Donzdorf, welche ihre Tierschutzhunde unterschiedlicher Herkunft, in großen Gruppen hält nicht möglich. Oder z.b. Michi, die in einem anderen Thread eindrückliche Filme zeigt, wie wohl sich Hunde in Gruppen fühlen und wie sozial die Spezies Hund tatsächlich ist. Und dieses soziale Wesen wird durch den menschlichen Egoismus ganz oft, seid Corona noch viel mehr, zu einem pöbelnden, gestressten Artgenossen gemacht. Zuletzt, es geht nicht um spielen und toben beim Erwachsenen Hund, sondern um entspannte Begegnungen, aus denen problemlos ein schöner gemeinsamer Spaziergang im Freilauf entstehen kann. Die Hunde schnuppern gemeinsam, schnuppern sich ab, rennen evtl ein paar Meter miteinander, gehen nebeneinander und beobachten sich. Kommunizieren ohne unser Zutun. Hundebesitzer die meinen ein Hund muss ein Leben lang toben und aufgeregt in Hundebegnungen rein rennen, haben Sozialverhalten aber genauso falsch verstanden und den Hund genauso in ein falsches Verhalten geführt wie die "mein Hund mag keine Hunde".
Danke Birgit, da ist alles drin, was es dazu zu sagen gibt.
 
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Ca.
12. Mai 06:44
Das braucht der Mensch der Hund lebt gerne und Stressfrei in seinem festen Rudel Verband. Meine 4 Schäferhunde jagen fremd Hunde weg wenn sie im Rudel sind
Das passiert natürlich auch wenn man ein bestehendes Rudel hat, so lassen die einen anderen Hund nicht einfach dazu. Aber auch in diesem Fall, sollte der Besitzer dues regeln können ohne, dass dem fremden 🐕 etwas nachteiliges passiert. Soll heißen, der oder die Leithündin unterliegt dem menschlichen "Führer*in".
Gerade so einem unbekanntem Rudel zu begegnen, ohne angeleint zu sein, geht nicht ohne Herzklopfen an einem vorbei wenn man weiß, was passieren kann!
Inbrünstig 🙏🏻 hilft vielleicht noch 🙉🙈🙉 👋🏻😊
 
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Sonja
12. Mai 06:52
Wer mag, kann ja mal hier reinschauen
https://youtu.be/U2hcwhtx58g

Die Kategorisierung (Leithund, Kundschafter, Wächter) kann man dabei ignorieren. Das Video zeigt aber
1. Hunde, auch ein bestehendes Rudel, suchen durchaus KONTAKT zu fremden Hunden, nicht zu verwechseln mit Spiel oder Aufnahme in das Rudel. Es geht um abchecken der Lage, um Kommunikation.
2. Der Mensch muss das nicht unbedingt anleiten, gut sozialisiert Hunde können das friedlich unter sich regeln. Und deshalb sind die Kontakte zu fremden Hunden so wichtig, sie müssen lernen, wie man das friedlich regelt
3. Fremde Hunde werden NICHT immer verjagt. Man trifft sich, kommuniziert, geht seiner Wege.

Das sind für mich ideale Fremdhundekontakte.