Hier wird wieder sehr viel miteinander vermischt.
Als ich vor 30 Jahren meinen swhv Trainerschein gemacht habe, war der Tenor der alten Hundesportler, der Hund benötigt nichts außer seinen Besitzer, trockener Zwinger, Ausbildung. Es gab ganz große Unterschiede bei den Rassenhalter.
Die s.g. Schutzhunde wie Schäferhunde, Rottweiler, Schnauzer und co, da waren die Besitzer fast schon stolz zu sagen, meiner killt jeden anderen Hund.
Toleranter waren die Besitzer der klassischen Begleithunde, die Hunde einfach toll fanden.
Welpenkurse gibt es erst seid ca. 33 Jahren. Die Vorreiter waren Weidt/Berlowitz, die hervorragende Forschungsarbeit über Lernverhalten unserer Hunde leisteten.
Sie entwickelten Welpenzubehör/Geräte für Züchter und Hundesportvereine (Hundeschulen gab es zu dieser Zeit fast keine).
Die Welpengruppen hatten als Ziel, gut sozialisierte Hunde ins Leben zu begleiten. Dass der Rottweiler mit dem Chihuahua kann usw.
Es war auch der Fokus auf die Erziehung und die Vertrauensarbeit zwischen Mensch und Hund zu lernen.
Aus den Welpengruppen entstanden dann die Junghundegruppen bis zur Begleithundeausbildung.
Zum Hintergrund.
Nehmen wir den deutschen Schäferhund, der Welpe wächst beim Züchter in einem Schäferhunderudel auf.
Er geht in seine neue Familie, diese legen wenig Wert auf Kontakt mit fremdrassigen Artgenossen und noch weniger mit Tierschutzhunde.
Sie gehen zum SV. Für den Welpe/Junghund besteht also die Lernwelt ausschließlich aus Schäferhunde.
Die Hundepubertät beginnt, die wichtigste Phase, sich mit Artgenossen nun auseinander zu setzen.
Nun zeigt der Hund plötzlich Probleme mit Artgenossen die klein sind, andere Fellfarbe haben und andere Ohren oder keine Rute haben. Warum? Er hat nicht gelernt mit den unterschiedlichsten Hundearten zu kommunizieren. Die Abneigung seiner Besitzer signalisieren dann zusätzlich eine Abwehrhaltung die dann beim Hund in Aggression umgesetzt wird und der Besitzer dann sagen kann ... Meiner mag keine Hunde 😳
Dass Hunde in einem Familienrudel "verjagen", auch das ist normales Verhalten, ist aber überhaupt nicht mit "die mögen keine anderen Hunde" zu beantworten.
Hier geht es um Privilegien. Denn jeder neue Hund würde eine Veränderung in der Rudelstruktur bedeuten. Das will man verhindern.
Deshalb gehe ich mit meinen jüngeren Hunde sehr oft und sehr lange mehrmals die Woche alleine. Damit sie die Chance haben auf Fremdkontakt, damit sie lernen mit dem unterschiedlichsten Hundearten zu kommunizieren.
Ich lerne dabei sehr viel über den Charakter meines Hundes. Den nicht von mir beeinflussen Charakter.
Und das ist mir sehr wichtig.
Es liegt natürlich in meiner Verantwortung zu erkennen wie der Hund, der uns begegnet einzuschätzen ist.
Leider sind da viele Hundebesitzer regelrechte Analphabeten. Sie können weder ihren Hund lesen und noch viel weniger den Fremdhund einschätzen.
Und so wie viele Hundebesitzer auf hündisch Analphabeten sind, so machen sie oft ihre Hunde zu Analphabeten. Natürlich sind diese Menschen von sich überzeugt, dass sie sich auskennen.
Zu dem Thema Hunde benötigen keinen Sozialkontakt und sie würden sich frei lebend immer aus dem Weg gehen.
Dann wäre eine Haltung, wie es z.b. die Tierherberge Donzdorf, welche ihre Tierschutzhunde unterschiedlicher Herkunft, in großen Gruppen hält nicht möglich.
Oder z.b. Michi, die in einem anderen Thread eindrückliche Filme zeigt, wie wohl sich Hunde in Gruppen fühlen und wie sozial die Spezies Hund tatsächlich ist.
Und dieses soziale Wesen wird durch den menschlichen Egoismus ganz oft, seid Corona noch viel mehr, zu einem pöbelnden, gestressten Artgenossen gemacht.
Zuletzt, es geht nicht um spielen und toben beim Erwachsenen Hund, sondern um entspannte Begegnungen, aus denen problemlos ein schöner gemeinsamer Spaziergang im Freilauf entstehen kann. Die Hunde schnuppern gemeinsam, schnuppern sich ab, rennen evtl ein paar Meter miteinander, gehen nebeneinander und beobachten sich. Kommunizieren ohne unser Zutun.
Hundebesitzer die meinen ein Hund muss ein Leben lang toben und aufgeregt in Hundebegnungen rein rennen, haben Sozialverhalten aber genauso falsch verstanden und den Hund genauso in ein falsches Verhalten geführt wie die "mein Hund mag keine Hunde".