ich will mal ein persönliches, praktisches Beispiel zum Umgang mit reaktiven Hunden bringen..
Vllt ist das für den ein oder anderen einen Versuch wert..
In individuell angemessener Entfernung zueinander quatscht der fremde Hundeführer ausgiebig mit mir.. die Hunde sind angeleint und beim jeweiligen Herrchen.. Die Dauer des Gespräches ist unterschiedlich und hängt von der Ruhe der Hunde ab.. auf die Hunde wird nicht eingewirkt..
Irgendwann gehen wir in individuellen Abstand los. Die Hunde werden ignoriert und sind weiterhin angeleint.
Irgendwann.. je nach Körper-Sprache der Hunde.. wird langsam mehr Raum an der Schleppleine gegeben..
Ich arbeite mit der Schlepp.. die meisten Hundeführer mit Flexleinen ( ist suboptimal aber ok)
Immer wieder stoppen und quatschen 😜.. und ggf langsam mehr Leine geben..
Bei einem Rückfall in Unruhe von vorne beginnen usw
Die nächstmöglichen Schritte liegen auf der Hand..
klappt bei uns immer und ist kein Hexenwerk..
Natürlich muss das bis zur evtl freien Begegnung immer wieder wiederholt werden.. und das braucht viel Zeit, Konsequenz und Geduld..
Das kann jeder mit einem nur etwas erzogenen Hund.. Wenn man diese Energie nicht einsetzt und über seinen Hund klagt..
dann mache ich gedanklich schon Vorwürfe..
Nachtrag:
ich merke, dass ich immer noch gedanklich in der Prävention von eskalierenden Hundebegegnungen hänge.. sorry Ich will nicht hinnehmen, das es zu diesen negativen, gefährlichen Hundebegegnungen kommt. Hat bisher bei uns geklappt und das soll so bleiben.
So was ist natürlich ideal, wobei das quatschen meinen triggern würde. Weil er dann merkt, ich beschäftige mich mit dem Gegenüber, der will wohl was von uns. Und weil er Stress über Bewegung abbaut und stehen bleiben in so einer Situation ihn nur weiter hoch fährt. Wir sind da aber wohl auch ein Sonderfall (und mittlerweile geht's auch deutlich besser!).
Wenn alle Hundehalter mit unproblematischen Hunden so rücksichtsvoll und hilfreich handeln würden, wären viele Probleme mit Leinenaggression wohl schnell aus dem Weg geschafft.
Die Realität als Halter eines reaktiven Hundes sieht aber leider anders aus. Auf jede Begegnung, wie du sie beschreibst, kommen mehrere Hört-Nixes, die auf einen zugerannt kommen und jegliche Kommunikation ignorieren, eine Handvoll Hundehalter, die demonstrieren müssen wie gut ihr Hund funktioniert und extra nah vorbei gehen und ja, auch Halter von anderen reaktiven Hunden, die trotzdem weder Bögen laufen noch mal ne Sekunde abwarten, damit man selber noch zur Seite hüpfen kann, wenn ihr Hund schon fixiert. Man trainiert also mit ausgewählten Hunden durchaus auch mal sinnvoll, aber durch die anderen Begegnungen geht's längst nicht so schnell, wie es gehen könnte. Und je nach Hund wird die Erfahrung dann auch nur für diesen einen speziellen Hund abgespeichert.
Man muss sich also gezielt viele Menschen zum trainieren suchen, worauf sich leider viel zu wenige melden.
Aber: je mehr solche Menschen es gibt, desto besser wirds und spart uns ALLEN eine Menge Nerven 😊