Wozu braucht ein Hund menschliche Normen, um nicht zur reissenden Bestie zu werden?
Es braucht ja nichtmal der Mensch menschliche Normen, um nicht zur reissenden Bestie zu werden.
Es liegt bei beiden Spezies schlicht in der naturgegebenen Verhaltensasstattung, weil bei lauter reissenden Bestien die Sicherheit und das Überleben sowohl des Spzialgefüges als auch des Individuums viel zu stark gefährdet wäre.
Nicht zur Tötungsabsicht zu eskalieren, ist für Hund wie Mensch oberste biologische Prämisse.
Dementsprechend sehe ich genausowenig Grund, von meinem gesunden, aufgeschlossenen, gut sozislisierten und sehr kommunikations kompetenten Hund das Worst Case Szenario zu erwarten, wie ich es von mir selbst erwarte.
Gleiches gilt für den überwiegenden Teil der anderen Hunde und Menschen, denen ich in meinem Leben begegne.
Dass es die "irren Mörder" gibt ist mir absolut bewusst, ich will aber nicht mit der Einstellung durch die Welt gehen, dass mein ganzes Tun und Lassen von der Angst vor solchen Extremfällen geleitet sein muss.
Ich kann mit absoluter Überzeugung sowohl von mir als auch von meinem Hund sagen, dass wir nicht ohne sehr triftigen Grund in ernsthafte Beschädigungsabsicht anderen Lebewesen gegenüber rutschen würden.
Dass mein Hund ein paar spitze Zähne mehr hat als ich, macht ihn dabei bestenfalls marginal gefährlicher und darauf kann ich mich ja leicht einstellen (zB nur moderierten Umgang mit Kindern)
Aber das Sozialverhalten von Hunden ist ja nicht ausschließlich naturgegeben, sondern auch durch selektive Züchtung menschengemacht.
Genauso hängt weder das Überleben des Individuums, noch der Spezies Hund ausschließlich davon ab, sozialveträglich und konfliktscheu zu sein (wobei sich selbst beim Wolf die Sozialveträglichkeit auf das eigene Rudel, sprich den Familienverband beschränkt und nicht auf Artgenossen).
Es hängt davon ab, wie viel Nutzen der Mensch darin sieht.
Wobei Hunde im Kern natürlich immer noch soziale Lebewesen sind, da gebe ich dir Recht. Allerdings ist auch hier der Fokus auf Sozialveträglichkeit mit dem Menschen verschoben.
Ich stimme dir trotzdem zu, dass die allerwenigsten Hunde wilde Bestien mit Tötungsabsicht sind. Für adulte Raubtiere ist es aber nicht natürlich oder normal, verträglich mit fremden Artgenossen zu sein. Bei Rudeltieren beschränkt sich das auf die Blutsverwandten und bei Solitärtieren auf die Paarungszeit.
Ich habe mal von einem Verhaltensbiologen gelesen, dass die hohe Artgenossentoleranz bei Hunden darauf basiert, dass sie im Gegensatz zu Wölfen nie "wirklich" erwachsen werden, also ihr Sozialvehalten gewissermaßen infantil bleibt. Vielleicht finde ich dazu noch mal eine Quelle. Und Hunde werden natürlich unabhängig von ihrem natürlichen Sozialvehalten sehr früh dazu trainiert und konditioniert verträglich mit Artgenossen zu sein.