Auch wenn das hier jetzt leicht vom Thema abweicht, aber jetzt bin ich neugierig. Es geht eher um Sozialverhalten lernen allgemein.
Hier sieht man Carl mit einem bekannten Ridgeback Rüden. Beide gleich alt und intakt. Das ist der 3. Spaziergang der beiden. Wir sind hier auf dem Rückweg, die beiden sind ganz am Anfang etwas brummelig gewesen und sind dann aber den restlichen Spaziergang gemeinsam gegangen. Der Spaziergang wechselte sich ab aus wilden renn und Spiel Sequenzen, markieren, drüber markieren und auch gegenseitiges imponieren. Beide waren immer wieder der Meinung dem anderen zeigen zu müssen was für ein toller Typ sie doch sind.
Auf einem späteren Spaziergang kam es dann zu einem kommentkampf zwischen den beiden Rüden wo der andere dann von Carl ins Ohr gebissen wurde. Carl hat das andere Frauchen begrüßt, das fand der andere Rüde kacke, hat ne Ansage gemacht, Carl hat Kontra gegeben, Zack Eskalation Ohr mehrfach getackert beim anderen.
Wie lernt ein Hund am besten ein gutes Sozialverhalten? Natürlich nicht indem ich beide Hunde ohne menschliche Moderation laufen lassen, aber auch nicht an der Leine unter voller Kontrolle durch den Menschen. Es muss also eine Mischung aus Freilauf und Moderation sein. Damit geht man doch aber immer ein gewisses Risiko ein das die Stimmung kippen kann. Ob ich jetzt will das mein Hund lernt mit anderen Rüden klar zu kommen oder groß und klein vergesellschaftet, irgendwann komme ich an den Punkt Freilauf und damit gebe ich automatisch ein Stück weit die Kontrolle ab und gehe ein Risiko ein.
Vielleicht ist das auch ein Unterschied zwischen früher und heute. Früher sind die Menschen eher diese Risiken eingegangen, oder auch Straßenhunde müssten das selber lernen. heute wird viel stärker kontrolliert, helikoptert und gemanagt. Das ist an vielen Stellen auch gut so, aber verwehren wir unseren Hunden damit nicht auch ein Stück weit Sozialverhalten selbst zu lernen? Jede Reaktion führt zu einer Gegenreaktion.
Wenn Hund diese Erfahrung nie machen kann weil Mensch alles regelt ist das immer so gut?
P.S. Das soll jetzt nicht heißen das ich gut finde das Carl den anderen gebissen hat!
In Bezug auf solche Ressourcensituationen versuche ich, einerseits Guinness klar zu machen, dass weitgehend ich entscheide, was wer darf, und andererseits dass ich fremde Hunde, die er nicht so nahe bei uns oder mir haben will, klar abweise bzw mich von ihnen weg bewege wenn sie aufdringlich werden.
Aber so eine Begrüßung geht so schnell, das kann man leicht übersehen.
Ich find den Zoff der Beiden nicht tragisch, für etwaige weitere Treffen muss man halt schauen, dass man die Grenzen, die die Hunde zum zivilisierten Miteinander brauchen, geben und einhalten kann.
Allem voran stünde da für mich Abstand von Mensch zu jeweils anderem Rüden und engmaschiges Moderieren der Interaktionen der Hunde, damit denen unmissverständlich klar wird, in welchen Verhaltensgrenzen die Menschen sie sehen wollen.