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Babs
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Anzahl der Antworten 25
zuletzt 30. Juni

Geschichten, die das Leben schrieb. Hunde mit Handicap

Vor einiger Zeit begegnete uns ein kleiner Rüde (er ist im Filmchen zu sehen). Er war noch nicht lange in unserer Gegend und bellte erst mal jeden an der ihm zu Nahe kam. Auch bei der zweiten Begegnung war er der Auffassung meinen Rüden von sich fern zu halten. Doch beim nächsten Treffen war er nicht angeleint und ging neugierig auf meinem Rüden zu. Es dauerte nicht lange und die beiden fingen an zu spielen. Zwar nur kurz, aber immerhin. Die nächste Begegnung kann man in dem längeren Filmchen sehen. Der Kleine ist zwar noch aufgeregt, aber dieses Mal dauerte das Zusammentreffen länger. Das kürzere Filmchen zeigt ein anderes Treffen und der kleine Kerl war wohl an diesem Tag nicht zum Spielen aufgelegt. Doch immer, wenn der Kleine (der für mich ein ganz Großer ist) meinen Rüden riecht, ist er nicht zu bändigen. Warum liegt die Betonung auf "riecht"? Er ist blind. In diesem Thread möchte ich die Hunde in den Vordergrund stellen und eine Plattform geben, die ein Handicap haben und hier zeigen können, wie toll sie mit ihrem Handicap umgehen und leben. Gerne möchte ich von Hundebesitzern erfahren, wie sie mit dem Handicap ihres Hundes umgehen, denn manchmal muss man sicherlich kreativ sein, mehr als andere Hundebesitzer aufpassen und bestimmt auch mutiger sein, wenn man seinen Hund z. B. mit einem anderen Hund zusammen lässt. Für mich war es eine große Erfahrung zu sehen, wie der Kleine Kerl sich auf meinen Rüden einließ, aber sicherlich auch, wie mein Rüde mit ihm umgegangen ist und bin der Hundebesitzerin dankbar, dass sie dies ermöglicht hat. Es soll ein schöner und positiver Thread werden (einfach mal die Sorgen auf Seite schieben), in dem Hunde mit Handicap zeigen, was sie können. Auch ein Austausch über den Umgang mit Hunden, die ein Handicap haben, finde ich sehr interessant. Ich kann da zwar nicht mitreden, aber bestimmt einiges lernen. Selbstverständlich sind auch alle eingeladen, die einen gesunden Hund haben und einiges über das Leben eines Hundes mit Handicap lernen oder auch Erfahrungen schildern möchten (so wie ich) oder einfach nur Geschichten lesen möchten, die das Leben schrieb und darauf freue ich mich ganz besonders. Es versteht sich von selbst, dass man freundlich miteinander umgeht.
 
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Sonja
29. Juni 13:00
Meiner Meinung nach haben wir HH viel mehr Probleme mit dem Handicap der Hunde, als die Hunde selber.
Ich habe einige blinde und/oder taube Hunde kennengelernt, die nicht den Eindruck hinterließen "ach der arme Hund", die meisten hatten großenSpaßam Leben (wenn man sie liess).
Klar, der HH muß die Augen und Ohren des Hundes ersetzen.

Ich hatte einen ehemaligen Strassenhund aus Rumänien, der sich als Junghund das Sprunggelenk ausgekugelt hatte.
Als er nach Deutschland kam, wurde er am Trapo nicht von den neuen Besitzern angenommen über viele Umwege kam er zu mir.
Auch ich wurde oft angesprochen ob es nicht besser wäre, ihn zu erlösen.
NEIN !!!
- Er hatte keine Schmerzen !
- Wir sind keinen Marathon oder am Fahrrad gelaufen !
Aber gemütliche Spaziergänge hat er gerne gemacht.
 
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Stef
29. Juni 13:10
Bei meiner Hündin mussten beide Gehörgänge operativ entfernt werden. Der erste bevor sie zu uns kam und bei uns dann der zweite!
Unser Rüde hatte als junger Hund eine beidseitige Femurkopfresektion.
Beiden Hunden geht es prima, sind mittlerweile 11 und 8 Jahre alt
 
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Vivi &
29. Juni 14:24
Ich habe einen tauben Hund. Meistens ist das keine große Einschränkung. Im Gegenteil, Pico läuft meist frei und es ist sehr leicht zu vergessen, dass er nichts hört. Aufgrund seiner chronischen Schmerzen ist er nicht der netteste Geselle, trotzdem hat er Hundefreunde (gezwungenermaßen) und genießt sein Leben.

Piccolo lebt jetzt schon gut, fünf Jahre hier und meine Freunde kennen den Hund natürlich auch. Erst gestern hatten wir wieder die Situation, dass wir mit Freunden im Garten saßen, der Hund lief natürlich frei um uns rum und ein Freund wollte ihn rufen. Beziehungsweise hat ihn auch gerufen. Immer wieder. Bis wir ihn freundlich darauf hingewiesen haben, dass Pico immer noch taub ist wie, die gesamten letzten fünf Jahre😅

Es fällt mir auch gar nicht so leicht, Geschichten zu finden, in denen seine Behinderung im Vordergrund steht. Außer vielleicht diesen typischen Moment, man ruft ihn und merkt dann selbst „Oh, das wird dumm“.
Ich hätte auch in Zukunft überhaupt kein Thema damit wieder einen tauben Hund aufzunehmen. Das ist kaum eine Einschränkung. Auf die chronischen Schmerzen könnten wir beide verzichten, aber das hat sich Pico nicht ausgesucht.
 
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Dogorama-Mitglied
29. Juni 16:47
Meine verstorbene Hündin Benny wurde im Alter zuerst taub, dann blind und dann noch dement. 17 Jahre alt ist sie geworden.
Mit der Blind- und Taubheit konnten wir im Grunde genommen gut umgehen, das war ja ein schleichender Prozess. Ich erinnere Gullydeckel als anfänglich große Herausforderung, das tat mir dann so leid wie Jochen die Sache mit der Mülltonne. Wie ich sie da hab reintappen lassen. Ich vermute, dass sie den Geruch, der aus dem Gully kommt, dann für sich als „uffpasse!“ abgespeichert hat. Denen ist sie meist von alleine erfolgreich ausgewichen. Aber Treppe hoch, Treppe runter, Bordsteinkanten, …. Das waren die Dinge, die ich irgendwie unbewusst über die Leine kommuniziert habe. Zuhause der niedrige Couchtisch … auf seine Ecken kamen dann aufgeschnittene Tennisbälle.
Und ich war zur Ordnung zuhause gezwungen- alles was rumlag und nicht dahin gehörte, das war dann eine richtig blöde Stolperfalle.

Schlimmstes Erlebnis: dieser absolut hilflose Hund wurde beim friedlichen Schnuppern am Wegrand von zwei großen Mischlingshunden, die mit Frauchen auf dem Fahrrad unterwegs waren, unvermittelt gepackt und beide rissen an dem schreienden Hund, wie an einer Beute, es war entsetzlich. Kommentar der Halterin: was ich eigentlich hätte, ich solle mich nicht aufregen, der Hund wäre ja nicht tot. Jo.
Mit Interaktion mit anderen Hunden war ich danach äußerst vorsichtig und hab sie nicht mehr zugelassen und die alte Dame nur noch geschützt.

Erlebnis der Art „so blöde kann man gar nicht denken, wie es kommt“: am Strand, Herbst. Schönes Wetter. Sie dackelte an der Flexi super gut am Strand entlang. Ich weiß nicht mehr warum, aber aus irgendeinem Grund hatte ich das Gefühl, dass sie an dem Tag einen guten Tag hatte, ein bisschen mehr Freiheit verdient hätte und ließ die Leine weg. Der Weg war schließlich klar: links das Meer, rechts wir. Pustekuchen. Der Zug durch die Flexi fehlte, der Hund war plötzlich orientierungslos. Das einzige, was sie noch sehen konnte war helles Licht. Die Sonne. Im Westen. Also richtig links, über dem Meer. Und sie beschloss, dem Licht zu folgen. So alt und so klapprig wie Benny zu dem Zeitpunkt war - genauso schnell war sie im Meer. Und lief - schwamm- immer weiter. Ich hab immerhin meine Schuhe blitzartig ausgezogen bekommen und meine Tasche noch weggeschmissen - und hab ein herbstliches Bad in der Nordsee genommen, um meinen Hund da rauszuholen. Heil’ger bimbam, das war was …..
 
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Babs
29. Juni 20:48
Ich kann gerade nicht genug Pfötchen verteilen. Vielen Dank, dass ihr Eure Erfahrungen teilt.

Heute habe ich viel über Sätze nachgedacht wie z. B .:" Man muss die Augen und Ohren des Hundes ersetzen."

Ich kann nicht richtig in Worte fassen, was ich fühle, bin aber sehr gerührt.
 
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Stef
29. Juni 21:10
Ich denke, dass die Hunde ihr Handicap nicht so bewusst empfinden.
Ich habe mir vor 5 Jahren unglaubliche Sorgen gemacht als wir die Entscheidung treffen mussten, zweiter Gehörgang entfernen oder einschläfern.
Wir wussten ja, dass sie dann nichts mehr hört und ich hatte Angst, dass sich ihr Charakter ändert, sie ängstlich, schreckhaft, aggressiv wird aber nichts dergleichen ist eingetroffen.
Ich denke, dass sie einfach nur froh war, dass die Ohrenschmerzen weg waren und sie endlich Ruhe hatte.
Sie kommt super klar.
Unser Rüde hatte zusätzlich zu seinen fehlenden Hüftköpfen noch eine schwerwiegende Erkrankung am dritten Bein, auch hier war Einschläfern Thema weil die Erkrankung sein Bein zerstört hätte.
Jetzt, 3 Jahre später, mit 3 beeinträchtigten Beinen ist er ein fröhlicher Hund, der gerne rennt!
Unglaublich wie die Hunde sich einstellen auf die neuen Umstände, damit klarkommen und ein gutes Leben führen können
 
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Stef
29. Juni 21:15
Klar ist er kein Marathonläufer aber für mich ist es ein Wunder, dass er überhaupt laufen kann!
 
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Sigi
29. Juni 21:31
Klar ist er kein Marathonläufer aber für mich ist es ein Wunder, dass er überhaupt laufen kann!
Bei mir und Snow ist es umgekehrt. Er könnte aber ich nicht mehr.😁
 
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Jochen
30. Juni 04:27
Ich denke, dass die Hunde ihr Handicap nicht so bewusst empfinden. Ich habe mir vor 5 Jahren unglaubliche Sorgen gemacht als wir die Entscheidung treffen mussten, zweiter Gehörgang entfernen oder einschläfern. Wir wussten ja, dass sie dann nichts mehr hört und ich hatte Angst, dass sich ihr Charakter ändert, sie ängstlich, schreckhaft, aggressiv wird aber nichts dergleichen ist eingetroffen. Ich denke, dass sie einfach nur froh war, dass die Ohrenschmerzen weg waren und sie endlich Ruhe hatte. Sie kommt super klar. Unser Rüde hatte zusätzlich zu seinen fehlenden Hüftköpfen noch eine schwerwiegende Erkrankung am dritten Bein, auch hier war Einschläfern Thema weil die Erkrankung sein Bein zerstört hätte. Jetzt, 3 Jahre später, mit 3 beeinträchtigten Beinen ist er ein fröhlicher Hund, der gerne rennt! Unglaublich wie die Hunde sich einstellen auf die neuen Umstände, damit klarkommen und ein gutes Leben führen können
Ja, ich denke auch dass die Hunde es in den meisten Fällen gut akzeptieren, aber wie immer nicht immer.

Mein erster Hund, BD, hatte die letzte Zeit Probleme mit einem verengten Nervenkanal am Rücken. Das hatte zur Folge, dass er das Koten nicht mehr steuern konnte. Teilweise schlief er, dann kamen plötzlich Kontraktionen und plöp lag eine harte Wurst auf dem Boden. Nicht schön, aber aufgenommen, desinfiziert, gelüftet und fertig. Aber BD hat sich das nicht verziehen und sich immer endlos geschämt.
 
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Stef
30. Juni 06:56
Ja, ich denke auch dass die Hunde es in den meisten Fällen gut akzeptieren, aber wie immer nicht immer. Mein erster Hund, BD, hatte die letzte Zeit Probleme mit einem verengten Nervenkanal am Rücken. Das hatte zur Folge, dass er das Koten nicht mehr steuern konnte. Teilweise schlief er, dann kamen plötzlich Kontraktionen und plöp lag eine harte Wurst auf dem Boden. Nicht schön, aber aufgenommen, desinfiziert, gelüftet und fertig. Aber BD hat sich das nicht verziehen und sich immer endlos geschämt.
Ist für alle Beteiligten doof aber wenn man Hunde hat muss man sich auf so etwas einstellen, vor allem bei Vorerkrankungen oder im Alter und ich denke immer:
In guten wie in schlechten Zeiten! Genauso wie du sollte man es machen, wegräumen und gut ist, der Hund kann ja nix dafür!