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Rainer
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zuletzt 8. März

Gedankenexperiment "Oma Hilde"

Folgende fiktive Situation: Du hast einen Junghund der zwar relativ gut hört, aber hier und da ein kleines Aufmerksamkeitsproblem hat und noch öfters korrigiert werden muss. Ein Spaziergang ist aber ohne Einschränkung möglich. Teilweise auch im Freilauf. Oma Hilde kommt am Wochenende zu Besuch. Oma hatte vor einem halben Jahr auch mal ein Hund (⚰) und "vermisst" den Kontakt. Beim gemeinsamen Spaziergang kommt die Situation, das ich die Leine aus der Hand gebe, weil Pipi, trinken, Schuhbinden was auch immer. Und weil es gerade "flowt" behält Oma die Leine in der Hand. Unterbewusst fängt sie an den Hund zu korrigieren, schließlich hat sie Hundeerfahrung. Pfeift, gibt Kommandos und übernimmt komplett die Führung des Hundes. Was ich mich jetzt frage: Was "denkt" der Hund in der Situation jetzt? Versteht er, dass Oma jetzt Chef ist und führt? Interessiert es den Hund überhaupt WER die Leine hält und zuppelt? Oder füge ich dem Hund damit sogar eine Art Trauma zu, weil ich als "Rudelführer" die Verantwortung aus der Hand gebe? Hund und Oma sehen sich an diesem Wochenende zum ersten Mal. Hintergrund: Hab mich heute auf dem Spaziergang festgequatscht und ähnliche Situation kam auf. Danach haben wir lange darüber diskutiert und ich würde gern mal andere Meinungen dazu hören 🤓 Also Bitte! 🙏 Haut in dir Tasten 😁
 
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Julia 🐾Nero
8. März 07:32
Hund merkt aber schon wer zum führen geeignet ist. Definitiv kann ein Kind einen Hund führen. Dann bringt das Kind aber ein souveränes Auftreten, klare Signale und aussagekräftige Körpersprache mit. Wenn auch unterbewusst. (Vielleicht machen sich auch gerade Kinder keinen Kopf um so ein Thema. Wir Menschen neigen ja doch dazu, alles zu zerdenken und kompliziert zu machen. Vielleicht wäre "Enkel Christian" der bessere Leinenträger 🤭) Siehst du im Vergleich einen Mensch der mit hängenden Schultern, mieser Laune und Null Bock den Hund versucht zu führen... Da würd ich dir sogar unterschreiben, dass ich in dem Gesicht den Hundes sehe:" Ewww... der sieht nicht freundlich aus. Mit dem möchte ich nicht mit." Oder wenn nur soweit, wie sich eine bessere Gelegenheit bietet (Oma).
Ich glaube schlechte oder nicht vorhandene Führungsqualitäten können komplett über den Ausbildungszustand des Hundes kompensiert werden.

Schlechter Trainingsstand plus schlechte Führungsqualität funktioniert natürlich nicht.

Aber ein guter Führer kann einen schlecht ausgebildeten Hund führen und umgekehrt auch. Ein gut ausgebildeter Hund macht auch bei einem schlechten Führer keinen Zirkus.

Beispiel: Blindenführhunde. Die werden komplett fertig ausgebildet an ihre Menschen übergeben und da ist es egal, ob die hängende Schultern haben oder souverän sind. Sympathie zwischen Hund und Halter spielt zwar eine Rolle, ob das Team funktioniert, aber die "Führungsqualität" (die wir als HH ein bisschen sehr glorifizieren) nicht.

Ähnlich ist es mit Unterordnung.

Hunde lassen sich definitiv auch von Fremden führen. Sonst wäre keine Form der Fremdbetreuung möglich, egal ob HuTa, Sitter, Walker etc. Und diese Dritten korrigieren häufig auch anders, als der Halter.
Ein Betreuer in einer HuTa mit 20 Hunden managed die Hunde natürlich ganz anders, als Herrchen oder Frauchen, die sich auf ihre Einzelprinze/Prinzessinnen fokussieren.
Und es funktionert.
Hunde sind unglaublich anpassungsfähig, wenn man sie lässt.

Je selbstbewusster und selbstsicherer ein Hund ist, umso weniger Probleme hat er sich flexibel den Gegebenheiten anzupassen (ohne von Frauchen oder Herrchen die Pfote gehalten zu bekommen oder ein Trauma zu erleiden). Und Oma Hilde hat schnell gar keinen Grund zu korrigieren.
 
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Rainer
8. März 08:12
Ich glaube schlechte oder nicht vorhandene Führungsqualitäten können komplett über den Ausbildungszustand des Hundes kompensiert werden. Schlechter Trainingsstand plus schlechte Führungsqualität funktioniert natürlich nicht. Aber ein guter Führer kann einen schlecht ausgebildeten Hund führen und umgekehrt auch. Ein gut ausgebildeter Hund macht auch bei einem schlechten Führer keinen Zirkus. Beispiel: Blindenführhunde. Die werden komplett fertig ausgebildet an ihre Menschen übergeben und da ist es egal, ob die hängende Schultern haben oder souverän sind. Sympathie zwischen Hund und Halter spielt zwar eine Rolle, ob das Team funktioniert, aber die "Führungsqualität" (die wir als HH ein bisschen sehr glorifizieren) nicht. Ähnlich ist es mit Unterordnung. Hunde lassen sich definitiv auch von Fremden führen. Sonst wäre keine Form der Fremdbetreuung möglich, egal ob HuTa, Sitter, Walker etc. Und diese Dritten korrigieren häufig auch anders, als der Halter. Ein Betreuer in einer HuTa mit 20 Hunden managed die Hunde natürlich ganz anders, als Herrchen oder Frauchen, die sich auf ihre Einzelprinze/Prinzessinnen fokussieren. Und es funktionert. Hunde sind unglaublich anpassungsfähig, wenn man sie lässt. Je selbstbewusster und selbstsicherer ein Hund ist, umso weniger Probleme hat er sich flexibel den Gegebenheiten anzupassen (ohne von Frauchen oder Herrchen die Pfote gehalten zu bekommen oder ein Trauma zu erleiden). Und Oma Hilde hat schnell gar keinen Grund zu korrigieren.
In diesem Fall reden wir allerdings über einen Junghund der korrigiert werden muss. Quasi nicht fertig ausgebildet ist.
Ansonsten stimme ich dir zu. Einen erzogenen und ausgebildeten Hund, kannst du jedem Heiopei an die Hand geben. Der Hund wird sich für den Fremden keine Kugel einfangen, aber auch nicht Stiften gehen.

Unsere ältere Hündin (damals mit etwa 6 Jahren) hat es uns sehr übel genommen, dass wir sie eine Woche in der HuTa hatten. Man kann definitiv von beleidigt sprechen. 🙈 Seit dem nie wieder
 
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Julia 🐾Nero
8. März 09:01
In diesem Fall reden wir allerdings über einen Junghund der korrigiert werden muss. Quasi nicht fertig ausgebildet ist. Ansonsten stimme ich dir zu. Einen erzogenen und ausgebildeten Hund, kannst du jedem Heiopei an die Hand geben. Der Hund wird sich für den Fremden keine Kugel einfangen, aber auch nicht Stiften gehen. Unsere ältere Hündin (damals mit etwa 6 Jahren) hat es uns sehr übel genommen, dass wir sie eine Woche in der HuTa hatten. Man kann definitiv von beleidigt sprechen. 🙈 Seit dem nie wieder
Ja ich merke das sehr stark beim Thema Leinenführigkeit.

Ein Hund mit gutem Leinenführigkeitstraining wird beim Halter gut an der Leine laufen, bei Tante, Kind, Gassigeher und auch wenn man ihm Opa Gerhard an den Rollstuhl bindet.

Ein schlecht leinenführiger Hund geht bei einer sehr kompetenten Person nach 5 bis 10 Minuten vernünftig mit, aber bei sonst niemandem.
Und das ist halt der Unterschied zwischen Training und Management.
Gutes Training bedeutet, der Hund verinnerlicht ein Verhalten und kann unter verschiedenen Umständen abrufen (also nicht nur ortsgebunden und oder bei einem Hundetrainer/Profi).
 
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Dogorama-Mitglied
8. März 14:07
Mhhh wie soll ich es umschreiben?... Würdest du dich von einem 4 jährigen anschnautzen lassen? Machst du dir "ernsthaft" was draus, wenn eine 6 Jährige dir sagt: "Man geht nicht über Rot." DER der korrigiert und führt, MUSS in der Rangordnung über dem Hund stehen. Ansonsten würde Oma Hilde nur ignoriert werden. Wenn Oma an der Leine zerrt und rumschaputert und ich mich raushalten und tot stelle, kann ich mir sehr gut vorstellen, dass mancher Hund da sehr unsicher und eventuell unangenehm reagieren kann.
Für mich haben diese Beispiele wenig mit "Rangordnung" zu tun.

Ich würde es ernst nehmen, wenn sich ein 4 jähriger zu Recht über etwas beschwert, mich aber auch nicht ungerechtfertigt von einem Erwachsenen anschnauzen lassen.
Und ich mach mir auch nix draus, wenn ein Erwachsener sagt bei Rot geht man nicht.
(Ausnahmen sind ev künstliche Hierarchien, wie sie mit Vorgesetzten oder Ordnungsorganen bestehen).

Der korrigiert und führt sollte sich dabei möglichst wenig blöd anstellen und in diesen Situationen überzeugend vorgeben und einschränken können.

Ob das einer generellen "Rangordnung" gleichkommt...für mich nicht, weil der Begriff und das Konzept generell nicht mehr so pauschal verstanden werden.
 
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Dogorama-Mitglied
8. März 14:12
Es gibt Hundehalter die Kategorisch von ihren Hunden ignoriert werden. Sehe ich bei uns in der Stadt sehr sehr oft. Da startet das Trellerkonzert beim Rückruf und der Hund hebt nicht einmal den Kopf. Kommt aber natürlich auch sehr stark auf den Menschen und seine Ausstrahlung an.
Auch das hat doch nur am Rande mit dem traditionellen Verständnis von Rangordnung zu tun.

Das ist eher eine Frage kaum vorhandener Vertrauensbeziehung zwischen Hund und Mensch.
 
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Dogorama-Mitglied
8. März 14:25
Ich denke natürlich muss sich bspw. Niemand anspringen lassen und finde es da auch legitim wenn du nicht daneben stehst den Hund wieder runterzuschubsen. Hier wird es auch bei keinem Hund ein Problem sein weil wer so übergriffig ist, kapiert das ohne dass er verunsichert wird . Sehe es aber tatsächlich eher in deiner Verantwortung dass es eben gar nicht so weit kommt. Bei nem Hund der sich dann umdreht und schnappt/beißt etc. Darf es sowieso nicht so weit kommen. Der hat im Radius des Halters zu bleiben und ggf. Gesichert zu sein. Aber das ist für mich eine reine Reaktion bzw ein Schutz von mir und meinem Hund ist immer legitim. Aber für sonstiges Verhalten halte ich mich da wirklich zurück fremde Hunde anzutouchen oder mich einzumischen. Wenn der zb. wegrennt und Leute anpöbelt ist das nicht mein Problem auch nicht wenn ich daneben stehe und das hätte korrigieren können oder sonstiges. Eben weil Korrekturen nicht einfach funktionieren wenn fremde Leute das machen. Ernst genommen zu werden muss man sich bei einigen Hunden auch erstmal erarbeiten.
Ja das seh ich weitgehend auch so, allerdings finde ich nicht, dass ernst genommen zu werden grosse Vorarbeit braucht.

Die allesamt sehr kompetenten Trainer in unserer Hundeschule werden von den Hunden eigentlich vom ersten Moment an ernst genommen.

Und bez. man müsste dafür sorgen, dass nie irgendwas korrigierenswertes vorkommt...Wenn du das schaffst dann zieh ich 10 Hüte vor dir, bei mir klappt das leider nicht so einwandfrei