Home / Forum / Spaß & Tratsch / Der Hund als Kinderersatz

Verfasser-Bild
Caro
Einleitungs-Beitrag
Anzahl der Antworten 110
zuletzt 12. Juli

Der Hund als Kinderersatz

Hallo ihr Lieben, wer hat Lust auf eine lange Geschichte? In unserer Nachbarschaft wohnt eine alte Dame, die eine Basenji Hündin hatte. Basenjis sind keine einfachen Hunde - stur, eigenwillig, hoher Jagdtrieb, viel Energie und quasi null will to please. Dafür sind sie zuckersüße, anhängliche, treue, intelligente Klassenkasper, für jeden Blödsinn zu haben 😄 Die Dame und ihr Basenji kamen oft an unserem Gartentor vorbei, wir wohnen direkt am Gassi-Highway. Wir kannten und mochten uns, haben gern mal gequatscht und ich habe mit dem Hundi gekuschelt. Eines Tages vor zwei Jahren, ich war gerade auf dem Heimweg vom Kindergarten, kamen uns die beiden entgegen. Die Frau sah nicht gut aus und als ich nachfragte, sagte sie, sie fühle sich überhaupt nicht wohl und sie würde gern zum Arzt gehen. Ginge aber nicht, der Hund müsse spazieren gehen und sie bleibt nicht alleine. Die Frau, die sonst in diesem Fall auf die Hündin aufpasste, war nicht zuhause. Ich bot an, den Spaziergang zu übernehmen (ich arbeite von zuhause und kann mir meine Zeit einteilen), die Hündin dann mit zu mir zu nehmen und sie ihr wieder zu bringen, wenn sie vom Arzt zurück kommt. Das klappte gut, Mausi (so heißt sie nicht wirklich) ging ohne Probleme mit mir mit. Der Dame ging es aber natürlich nicht sofort wieder besser. So haben wir ausgemacht, dass ich ab da den Hund morgens zur großen Runde abhole, mittags und abends ging sie selber. Wenn schönes Wetter war, blieb Mausi oft noch ein paar Stunden bei mir im Garten (die Dame hat nur einen winzigen Balkon, auf dem Mausi angeleint sein musste, damit sie nicht runter hüpft). Die Hündin war nicht einfach, das stellte sich innerhalb kürzester Zeit heraus. Die Dame hielt sie für ihr Kind, sie saß mit am Tisch vor ihrem eigenen Teller, Frauchen ging dort hin, wo der Hund hin wollte. Immer. Zecken entfernen oder Pfötchen kontrollieren ging nicht, Mausi mochte das nicht und schnappte. Spielzeug wegnehmen oder in die Nähe des Hundes kommen, wenn er etwas frisst (auch Müll!), ging auch nicht. Vom Sofa schicken? Keine Chance, da wurden die Zähne gefletscht. Wenn die alte Dame Besuch hatte und der Hund das Sofa besetzte, musste der Besuch eben stehen oder sich einen Stuhl nebens Sofa stellen.Von einem Maulkorb hielt sie nichts und der Tierarzt musste auf dem Boden herum kriechen, weil Mausi sich nicht hochheben ließ. Wie sich ebenfalls heraus stellte, lebte Mausi eher wie eine Katze - die Dame konnte nicht mehr weit gehen, also verbrachte der Hund sein Leben auf dem Sofa. Im Wohnzimmer stand eine Kiste mit Spielzeug- die Frau sagte aber, Mausi würde nicht gerne spielen. Allerdings war sie offenbar der Meinung, Mausi solle sich alleine mit dem Spielzeug beschäftigen, wie ein Kind mit einer Kiste Legos. Da Mausi schwer gelangweilt und unterfordert war, bettelte sie permanent und bekam Unmengen an Futter. Basenjis sind sehr schlank. Mausi war rund. Sie wolle aber auch gar nicht gerne spazieren gehen, sie sei ja schon alt (8 Jahre), meinte die Besitzerin. Jedenfalls blieb die Hündin immer öfter und länger bei mir, irgendwann auch mal über Nacht und dann immer wieder ein ganzes Wochenende. Mausi verlor nach und nach mehr von ihrer Fettschicht, schaffte größere Runden und blühte auf. Sie durfte Hund und nicht Kinderersatz sein, durfte sich dreckig machen und mit Artgenossen spielen, Neues erleben. Mausi lernte Regeln kennen und gegenseitigen Respekt. Bald war sie sehr gut händelbar, ließ sich überall mit hin nehmen, anfassen und auch hochheben, einen Platz zuweisen und sie spielte mit Feuereifer Such - und Zerrspiele mit mir. War sie über Nacht da, schlief sie in meinem Bett. Wir wuchsen eng zusammen, wenn sie nicht da war, vermissten wir sie und sie selbst lag bei Frauchen im Flur und wartete darauf, abgeholt zu werden. Irgendwann fragte uns die Dame, ob wir Mausi übernehmen würden. Wir freuten uns tierisch und sagten sofort zu. Ab da gingen die Schwierigkeiten los. Plötzlich wurde alles in Frage gestellt, was wir mit dem Hund machten. "In den Wildpark fahren? Wo ist der? Wie lange fahrt ihr da? " "Wie lange wart ihr spazieren? Das ist zuviel." "Komm nach dem Gassi bei mir vorbei. Ich muss den Hund wiegen. Die hat zu viel abgenommen. (Da hatte sie immer noch Übergewicht)" "Der Hund kann nicht mit euch in den Urlaub fahren!" "Ich hole Mausi jetzt ab. Sie soll den Nachmittag bei mir verbringen." gefolgt von "Mausi will nicht bei mir bleiben, hol sie wieder ab." "Frau Sonundso holt Mausi heute mittag bei dir ab und passt den Tag lang darauf auf. Ab jetzt jeden Montag, die mag doch Mausi so sehr." "Wenn ihr das nicht macht, wie ich es will, hole ich mir den Hund zurück. " Das sind nur einige wenige Beispiele. Ich habe mich irgendwann mit ihr hingesetzt und mit ihr geredet. Dass das so nicht geht. Dass es Mausi nicht gut tut, ständig hin und her gereicht zu werden, dass meine Tochter ständig Angst hat, uns könne der Hund wieder weg genommen werden. Dass ich selbst nicht mehr schlafen kann, weil mich das alles so belastet. Sie sagte, sie hätte doch sowieso nie vorgehabt, Mausi ganz herzugeben und wenn das jetzt nicht nach ihrem Willen lief, würde sie den Hund eben wieder mitnehmen. Ich hatte mit dem Satz gerechnet, sie hatte ihn oft genug gesagt. Ich habe ihr wortlos die gepackte Tasche mit Mausis Sachen hingestellt. Ich wollte das weder meiner Familie, noch dem Hund oder auch der Frau weiter antun. Sie hing noch sehr an ihr und konnte und wollte nicht loslassen. Wir verliebten uns aber auch jeden Tag mehr in Mausi. Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Sie hat Mausi mitgenommen und nie wieder ein Wort mit mir gesprochen. So sind eineinhalb Jahre vergangen, mittlerweile haben wir uns einen eigenen Hund geholt. Mausi sah ich weiterhin. Sie wurde wieder dick, dann wurde sie besorgniserregend fett. Die Frau fragte Passanten, ob sie den Hund halten könnten, wenn sie ihre Pfoten anschauen musste (die meisten kennen Mausi aber inzwischen und wollen sich ungern beißen lassen). Mausi fing an, an der Leine zu pöbeln und zu zerren. Die alte Dame, die gesundheitlich immer mehr angeschlagen war, ging noch weniger spazieren. Sie fing Streit mit ihrer Notbetreuung an, weil diese ihr sagte, Mausi wäre bei uns besser aufgehoben gewesen und sie hätte sie bei uns ja auch jederzeit sehen können. Die Züchterin von Mausi mischte sich ein und versuchte erfolglos, auf die Dame einzuwirken. Es kam wie es kommen musste, die Dame musste ins Krankenhaus und Mausi kam für zwei Wochen auf eine Pflegestelle, wo sie viel mehr Bewegung bekam und ein wenig abnehmen konnte. Danach ging es wieder zur Besitzerin, die jetzt aber selber einsah, dass sie dem Hund nicht gerecht werden kann. Also zurück zur Pflegestelle. Diese hat Mausi jetzt endlich erfolgreich vermittelt. An eine Familie, die schon einen älteten Basenji hat. Ich hoffe sehr, dass Mausi dort endlich ein artgerechtes Für-Immer-Zuhause gefunden hat 🩷 Wer so weit gekesen hat, Respekt! 😅 Wie seht ihr das, wenn Hunde zu "Kindern" werden? Lucy ist zwar ebenfalls mein geliebtes Fellkind, darf und soll aber Hund bleiben. Was hättet ihr an meiner Stelle getan? Kennt ihr ähnliche Fälle? Liebe Grüße, Caro (Ich weiß nicht, ob ich hier ein Bild von Mausi einstellen soll oder nicht - was meint ihr?)
 
Beitrag-Verfasser
Dogorama-Mitglied
10. Juli 20:29
Das ist "Mausi"
Hübscher Hund
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Katrin
10. Juli 20:37
Letztens im Park getroffen… manchmal hat die Hundeliebe echt komische Auswüchse… aber gut: wer mag! Und der Hund hat wenigstens bestimmt keine Probleme beim Krallenschneiden!😬
Also gäbe es das in glow in the dark Farbe wäre das nachts bei meinem schwarzen Hund schon praktisch😅
 
Beitrag-Verfasser
Dogorama-Mitglied
10. Juli 20:45
Ich finde es ehrlich gesagt katastrophal wie sehr sich manche Personen auf ein Tier einschießen so das es gleichgestellt wird mit Kind, Partner oä. Wie oft hört man ohne mein Tier kann ich nicht sein, Hund XY wäre der einzige Lebensinhalt usw. Das ist meiner Meinung nach eine sehr ungesunde Einstellung und schadet auch sehr oft Mensch und Tier. Man kann Mensch und Tier nicht gleichstellen.
Für mich ist ein Hund ein Hund...aber er ist genauso viel wert wie ich.... Ich halte jedes Lebewesen für gleichwertig und wenn ich liebe liebe ich... Warum kann man Lebewesen nicht gleichstellen? Und warum sollte man ein Tier nicht als Familie sehen? Natürlich soll das Lebewesen stets seiner Art treu bleiben können...aber es gibt kein Lebewesen was mehr als ein anderes wert ist...
 
Beitrag-Verfasser
Dogorama-Mitglied
10. Juli 20:47
Ich schließe mich den anderen an. Für mich ist unter anderem auch falsch verstandene Tierliebe oder sollte ich sagen überzogene. Also keine echte. Es werden immer mehr Hunde (Tiere) vermenschlicht. Ist es Kinderersatz? Oder Egoismus? Oder denken manche das Hunde Gegenstände sind mit denen man machen kann, was man will.! In diesem Fall hätte ich es auch gemeldet, weil man hier die Gesamtsituation sehen konnte. Es ist aber auch so das manche Menschen etwas anderes unter artgerecht verstehen als andere. 😉
Ja dem stimme ich zu,ein Hund ist ein Hund und vermenschlichen geht gar nicht...aber gleichwertig ist es für mich trotzdem... Ich glaube in der Tat,dass es oft Egoismus ist,ein Hund soll irgendeine Leere füllen....das geht natürlich nicht. Aber wer Freude am Umgang mit Hunden gat,den Hund nimmt wie er ist,der kann doch gleichwertig leben. Natürlich hat der Mensch die Verantwortung ,etc.das eine schliesst das andere ja nicht aus...
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Katrin
10. Juli 20:56
Für mich ist ein Hund ein Hund...aber er ist genauso viel wert wie ich.... Ich halte jedes Lebewesen für gleichwertig und wenn ich liebe liebe ich... Warum kann man Lebewesen nicht gleichstellen? Und warum sollte man ein Tier nicht als Familie sehen? Natürlich soll das Lebewesen stets seiner Art treu bleiben können...aber es gibt kein Lebewesen was mehr als ein anderes wert ist...
Eben genau deswegen. Wegen den unterschieden die nunmal da sind. Müsste ich die Wahl treffen für das Leben eines Menschen oder dem eines Tieres würde ich den Menschen wählen. Sofort und ohne zu zögern. Mich quält auch kein schlechtes Gewissen beim killen von Zecken und Co.
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Carola
10. Juli 21:07
Ein Hund ist ein Hund, ist ein Hund für mich sind die Hunde schon Familienmitglieder aber sie haben nicht die gleiche Stellung wie z.B Kinder oder Enkelkinder. Sie sind die Hunde im Haus und als solche liebe ich sie. Sie gehören zur Familie und werden auch respektiert eben als die Hunde im Haus. Nie im Leben werden sie die gleiche Stellung haben wie ein Kind. Das heißt nicht dass ich sie nicht liebe aber ich mache schon einen Unterschied zwischen Menschen und Hunden. Die Hunde bekommen alles was sie als Hunde brauchen: ausreichend Bewegung, gutes Training, gutes Futter, bei Bedarf natürlich auch den Tierarzt oder erforderliche Medikamente. Aber sie sind Hunde und dürfen das auch sein. Meine jetzigen Hunde dürfen sich sogar auf dem Sofa herumlümmeln das durften meine andere Hunde als die Kinder noch im Haus waren eben nicht.
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Lisa-Eileen
10. Juli 21:18
Mit der Aussage wäre ich vorsichtig. Es gibt mehr Menschen als man denkt für die das Haustier der einzige Anker im Leben ist. Mag für viele nicht vorstellbar sein, aber wenn das dann wegfällt sehen diese Menschen tatsächlich keinen Sinn mehr im Leben.
Können so Leute halt nicht verstehen die nie etwas schlimmes erlebt haben oder ein schlechtes Leben gehabt haben. Aber nach unten treten ist ja immer leichter als mal Empathie zu haben.
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Lisa-Eileen
10. Juli 21:22
War so‘ne Art Podenco… die kenn ich generell mit eher längeren Krallen, keine Ahnung, ob das an der Rasse liegt…
Wenn man Rockets Pfotenplüsch wegschneidet sehen die auch voll lang aus, kann sein das es bei Kurzhaarpfoten einfach mehr sichtbar ist.
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Katrin
10. Juli 21:41
Können so Leute halt nicht verstehen die nie etwas schlimmes erlebt haben oder ein schlechtes Leben gehabt haben. Aber nach unten treten ist ja immer leichter als mal Empathie zu haben.
Also wenn du mich mit ,,so Leute" meinst muss ich schon sagen das wohl die wenigsten freiwillig mal einen Tag in meinen Schuhen laufen würden. Das hat auch null mit nach unten treten zu tun wenn man gewisse Dinge oder Situationen als verstörend empfindet sondern eben damit das man noch in der Lage ist zu erkennen das Person XY bei Selbstmordgedanken wenn das Tier weg müsste dringend Hilfe benötigt. Denn solche Gedanken sind ganz weit weg von gesund.
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Isabel
10. Juli 22:55
Der arme Hund. Aber ich muss auch sagen, das ich es persönlich super finde, das du dich so für Mausi eingesetzt hast. Ich selber habe meinen Hund aus einer Tötung gerettet. Sie ist das beste was mir passiert ist. Ich habe eine echt beschi**** Zeit hinter mir. Meine Hündin ist selbstverständlich nicht das Allheilmittel dennoch helfen wir uns gegenseitig. Und ja, sie ist verwöhnt. ABER auch sie muss sich an Spielregeln halten... Keine Kinder, Senioren, Kinderwagen etc anbellen. Zuerst esse ich ... dann sie. Aber sie darf in meinem Bett schlafen, sie hat drei Körbe voller Spielzeug und kuscheltiere bis zum umfallen. Ich denke, es ist egal ob man viel oder wenig hat.... Liebe zu einem Hund kostet nur das eigene Herz