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Melli
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Anzahl der Antworten 62
zuletzt 20. Mai

Definitionen im Bereich Hundeerziehung

Hallo alles zusammen, mir ist bereits seit längerem aufgefallen, dass in der Hundewelt, insbesondere im Bereich Erziehung, viele Begrifflichkeiten die Runde machen, gefühlt aber doch viele was anderes meinen. Daher möchte ich gerne mal eure DEFINITIONEN (bitte keine Bewertung ob ihr es gut oder schlecht findet) hören. Einfach, was ihr darunter versteht. Es geht mir hier um die Begriffe: Aversives Training Positives Training Konsequenzen Ich bin gespannt, was ihr darunter versteht und wir ihr es für euch definiert. Bitte seid auch höflich untereinander, auch wenn ihr die Begrifflichkeiten anders definiert.
 
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Melli
16. März 22:04
Punkt 1 "Unter aversiven Trainingshilfsmitteln versteht man, dem Hund Schmerz bereitende, ablehnende, unangenaehme, ihn erschreckende und verängstigende Reize setzende Hilfsmittel. Diese aversiven Trainingshilfsmittel sind als tierschutzrelevant eingestuft. Sie werden von uns strikt abgelehnt." Ist also keine Auslegungssache. Finde Hundetraining eh so ein Fehlbegriff, sollte Menschentraining heißen. Denn der Mensch muss lernen seinen Hund zu lesen, sich selbst zu kontrollieren und seinen Hund bei dessen Themen richtig zu unterstützen. Und Vertrauen/Bindung lässt sich nicht beschleunigen, ist aber Grundvoraussetzung! Ich bin somit für keine Begrifflichkeit sondern das man ein Lebewesen respektvoll behandelt und immer dran bleibt.
Mir geht es hier rein um einen Austausch, da auch das Thema Positives Training von verschiedenen Personen anders definiert wird, genau wie aversiv. Ich kenne die fachlichen Definitionen, die Hintergründe, angewandte Methoden, was ist tierschutzrelevant etc., da ich mich intensiv damit befasse.
Trotzdem wollte ich mit meiner Frage einen rein sachlichen Austausch, wer etwas wie definiert, mehr nicht.
 
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Melli
16. März 22:05
Punkt 1 "Unter aversiven Trainingshilfsmitteln versteht man, dem Hund Schmerz bereitende, ablehnende, unangenaehme, ihn erschreckende und verängstigende Reize setzende Hilfsmittel. Diese aversiven Trainingshilfsmittel sind als tierschutzrelevant eingestuft. Sie werden von uns strikt abgelehnt." Ist also keine Auslegungssache. Finde Hundetraining eh so ein Fehlbegriff, sollte Menschentraining heißen. Denn der Mensch muss lernen seinen Hund zu lesen, sich selbst zu kontrollieren und seinen Hund bei dessen Themen richtig zu unterstützen. Und Vertrauen/Bindung lässt sich nicht beschleunigen, ist aber Grundvoraussetzung! Ich bin somit für keine Begrifflichkeit sondern das man ein Lebewesen respektvoll behandelt und immer dran bleibt.
Es würde mich auf jeden Fall wirklich freuen, wenn du mir deine Definition der anderen beiden Punkten ebenfalls noch erläutern magst 😊
 
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Melanie -
16. März 22:09
Mir geht es hier rein um einen Austausch, da auch das Thema Positives Training von verschiedenen Personen anders definiert wird, genau wie aversiv. Ich kenne die fachlichen Definitionen, die Hintergründe, angewandte Methoden, was ist tierschutzrelevant etc., da ich mich intensiv damit befasse. Trotzdem wollte ich mit meiner Frage einen rein sachlichen Austausch, wer etwas wie definiert, mehr nicht.
Gar nicht so leicht nur bei der Definition zu bleiben ehrlich gesagt wenn man Tierschutz macht und Hunde kennt die auf diese Art „ erzogen“ ( misshandelt) und teilweise gebrochen wurden.
 
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Melli
16. März 22:28
Gar nicht so leicht nur bei der Definition zu bleiben ehrlich gesagt wenn man Tierschutz macht und Hunde kennt die auf diese Art „ erzogen“ ( misshandelt) und teilweise gebrochen wurden.
Ich verstehe was du meinst und finde es auch toll, dass du dich im Tierschutz engagierst.
Wie gesagt, mich interessiert die Definition einfach, rein auf sachlicher Ebene. 😊
 
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Julia 🐾Nero
16. März 22:39
Punkt 1 "Unter aversiven Trainingshilfsmitteln versteht man, dem Hund Schmerz bereitende, ablehnende, unangenaehme, ihn erschreckende und verängstigende Reize setzende Hilfsmittel. Diese aversiven Trainingshilfsmittel sind als tierschutzrelevant eingestuft. Sie werden von uns strikt abgelehnt." Ist also keine Auslegungssache. Finde Hundetraining eh so ein Fehlbegriff, sollte Menschentraining heißen. Denn der Mensch muss lernen seinen Hund zu lesen, sich selbst zu kontrollieren und seinen Hund bei dessen Themen richtig zu unterstützen. Und Vertrauen/Bindung lässt sich nicht beschleunigen, ist aber Grundvoraussetzung! Ich bin somit für keine Begrifflichkeit sondern das man ein Lebewesen respektvoll behandelt und immer dran bleibt.
Das ist aber eine Definition von aversiven TrainingsHILFSmitteln und nicht von aversiver Lerntheorie.
Vermutlich sind Stachelhalsband und Co gemeint und ja deren Gebrauch ist in Deutschland tierschutzwidrig.

Und nur weil man etwas von einem Blog o.ä. zitiert heißt es doch noch lange nicht, dass es keine Auslegungssache ist.

Hier mal eine beliebige Quelle, die operante Konditionierung im Hundetraining erklärt.
https://teamschule.blog/2020/11/14/die-operante-konditionierung/comment-page-1/#comments
 
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Melli
17. März 04:52
Das ist aber eine Definition von aversiven TrainingsHILFSmitteln und nicht von aversiver Lerntheorie. Vermutlich sind Stachelhalsband und Co gemeint und ja deren Gebrauch ist in Deutschland tierschutzwidrig. Und nur weil man etwas von einem Blog o.ä. zitiert heißt es doch noch lange nicht, dass es keine Auslegungssache ist. Hier mal eine beliebige Quelle, die operante Konditionierung im Hundetraining erklärt. https://teamschule.blog/2020/11/14/die-operante-konditionierung/comment-page-1/#comments
Vielen Dank Julia, dass du die Definition herausgesucht hast!

Mein Hintergrund zu diesem Post war tatsächlich eine Art der Neugier, um einfach mal wertfrei über die Themen zu sprechen, bzw. zu schauen, was bei den Leute im Kopf vorgeht, wenn sie diese Begriffe hören.
Find ich super, dass du so tiefgehend informiert bist - hab ich schon bei einem anderen Thread gemerkt.
Ich find es auch nicht überraschend, dass bei vielen gleich der Einsatz von Gewalt das erste ist woran sie denken. Das ist mir im Alltag auch bereits aufgefallen.

Wenn die anderen Lust haben, nicht nur auf „eigene/gefühlte“ Definitionen einzugehen, hab ich auch wirklich Lust tiefergehend über das Thema mit den offiziellen Definitionen zu diskutieren.
Bevor hier aber dann eine zu emotionale Diskussion ausbricht (daher wollte ich die Wertung erst mal weglassen), würde ich nicht sehr tief in das Thema eintauchen.
Darf ich dich privat anschreiben? Du hast in dem anderen Blog schon sehr viel tiefgründiges Wissen mit uns allen geteilt und hätte ein paar Fragen an dich 😊
 
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Kati
17. März 05:12
Rein sprachlich gesehen:

1) Aversives = Widerwillen auslösendes Training - das kann von "ich gebe dir dieses Leckerchen nicht" bis Gewalt alles sein.

2) Positiv = Zustimmung ausdrückendes, vorteilhaftes Training - da würde ich jetzt erstmal an Freiwilligkeit beim Hund denken. Das funktioniert bei Tricks sehr gut, aber um ihn zB vom Jagen von Nachbars Katze abzuhalten bräuchte ich jetzt schon irgendwie mal eine Begrenzung, sprich ein erstmal Widerwillen beim Hund auslösendes Training.
Viele übersetzen es ja auch mit "es kommt etwas hinzu". Dann müsste man wieder schauen, was dazu kommt.

3) Konsequenz = Schlüssigkeit, Folge oder auch Unbeirrbarkeit - auf ein Verhalten folgt eine Konsequenz und da wäre es im Training schön, wenn es auch immer die gleiche ist. Sprich, wenn heute verboten ist Nachbars Katze zu jagen, dann gilt das morgen auch noch.

Für mich macht's die Mischung. Also wer meint komplett ohne Aversion, also ohne Widerwillen auszulösen einen Hund zu erziehen... weiß nicht, glaube ich nicht.
 
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Melli
17. März 05:15
Vielen lieben Dank für deine ausführliche Definition ☺️
 
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Sophie
17. März 06:06
Also ich definiere die Begriffe folgendermaßen: 1) Aversives Training beinhaltet: - positive Strafe = etwas Unangenehmes wird hinzugefügt (Bsp Leinenruck) - negative Strafe = etwas Angenehmes wird entfernt (Bsp vom Sofa runter schicken) - negative Verstärkung = etwas Unangenehmes wird entfernt (Bsp. Spannung auf Leine wird gelöst) 2) Positives Training: - etwas Angenehmes wird hinzugefügt ( Bsp: Leckerchen) 3) Konsequenz hat für mich je nach Kontext zwei Bedeutungen: - eine Auswirkung auf etwas (ein Verhalten hat Konsequenzen) - eine Beständigkeit (etwas immer und überall durchziehen) Aus meiner persönlichen Sicht ist in der Praxis eine Kombination aus aversiven und positiven Training am effektivsten. Dabei gilt für mich aber für aversives Training, so wenig wie möglich, so viel wie nötig. Bei jedem Hund ist das individuell zu betrachten und nur weil es beim letzten Hund nur positiv funktioniert hat oder viel aversiv nötig war, sollte das nicht auf den nächten Hund übertragen werden. In der Theorie heißt es, dass aversives Training Verhalten auslöscht und positives Training neues Verhalten schafft. Ich würde kein aversives Training anwenden, wenn der Hund mich beim Fuß nicht anstarrt oder im Lümmelsitz sitzt. Aber wenn die Unversehrtheit von Halter, Hund und Gesellschaft beeinträchtigt ist, dann sollte das betreffende Problem aus meiner Sicht so schnell und effektiv wie möglich in den Griff bekommen werden. Ein zweiter Faktor ist für mich das langfristige Wohlbefinden des Hundes. Wenn man mit positivem Training 1 Jahr bräuchte, um ein Problem zu lösen, unter dem der Hund offensichtlich leidet und man das Problem mit einer Kombi aus positiv und aversiv in einem Monat lösen könnte, dann ist die Kombi für mich vorzuziehen.
Negative Strafe würde ich nicht als aversiv bezeichnen, weil dem Hund Aufmerksamkeit zu entziehen, ist ja nicht direkt körperlich oder psychisch unangenehm für den Hund. Höchstens indirekt, wenn beim Hund dann Frust entsteht. Wenn wir das aber so definieren, würden die meisten ja relativ viel aversiv trainieren, weil besonders Junghunde Frustrationstoleranz erst lernen müssen. Ich denke negative Strafe vermischt sich halt schnell mit positiver Strafe, wenn man z.b. den Hund vom Sofa runterschickt und dabei zusätzlich körpersprachlich oder stimmlich Druck ausübt.
Aber wenn ich wirklich ausschließlich negative Strafe verwende?
Mich würde deine Meinung dazu auf jeden Fall mal interessieren.
 
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Julia 🐾Nero
17. März 06:16
Negative Strafe würde ich nicht als aversiv bezeichnen, weil dem Hund Aufmerksamkeit zu entziehen, ist ja nicht direkt körperlich oder psychisch unangenehm für den Hund. Höchstens indirekt, wenn beim Hund dann Frust entsteht. Wenn wir das aber so definieren, würden die meisten ja relativ viel aversiv trainieren, weil besonders Junghunde Frustrationstoleranz erst lernen müssen. Ich denke negative Strafe vermischt sich halt schnell mit positiver Strafe, wenn man z.b. den Hund vom Sofa runterschickt und dabei zusätzlich körpersprachlich oder stimmlich Druck ausübt. Aber wenn ich wirklich ausschließlich negative Strafe verwende? Mich würde deine Meinung dazu auf jeden Fall mal interessieren.
Ich persönlich halte negative Strafe für aversiv, wobei ich verstehen kann, dass es für viele eine Grauzone ist.

Dass viele Menschen es anwenden bedeutet für mich nicht, dass es deshalb nicht aversiv sein kann, aber es verdeutlicht, dass Menschen es nicht gerne wahr haben wollen, dass sie aversiv handeln.

Ich kann vielleicht erklären, wieso ich negative Strafe für aversiv halte.
Negative Strafe bedeutet ja, dass man ungewünschtes Verhalten reduziert, in dem man beim Auftreten des unerwünschtes Verhaltens etwas Angenehmes entzieht.
Wenn sich das Verhalten dadurch reduziert, muss es für den Hund ja unangenehm gewesen sein.
Egal ob man ihn vom Sofa schickt oder selber das Sofa verlässt, weil er einen auf dem Sofa bedrängt, ob man ihm Aufmerksamkeit oder ein Spielzug entzieht, es muss eigentlich zwangsläufig unangenehm oder negativ für den Hund sein, sonst würde das Verhalten nicht reduziert werden. Wenn es für den Hund neutral oder positiv wäre, würde er das Verhalten nicht einstellen, sondern beibehalten oder sogar öfter zeigen.

Meine persönliche Meinung dazu.