Ich unterstütze diese Frage ... Nicht, weil die Hunde es nicht können und auch nicht weil ich was gegen Boxer habe.. allerdings geht der Trend bei der freien Hundewahl immer mehr zu groß und "abschreckend" bzw. "einschüchternd".
Und genauso wie bei der Dogge, erfüllt ein Boxer in einigen Situationen leider nicht, die mir bekannten Grundsätze für Standardgedanken bei der alltäglichen Freigabe im öffentlichen Verkehr. Soll heißen, sabbern zum bsp. Oder auch Belohnungstechniken finde ich bei sehr großen Hunden recht schwierig (im städtischen Bereich Pause und Ruhezeitenflächen zu finden)... Ich interessiere mich durchaus für die unterschiedlichen eignungen der Rassen und bin begeistert zu erfahren wie sie arbeiten...allerdings wird es manchmal doch etwas abwegig bunt. Auch wenn das, je nach Ort und Einsatz, sicher variabel gut oder schlecht wirkt.
P.s. war kein Assistenzhund aber ich erinnere mich an eine Busfahrt - wo ein Boxer mit sabberluke sich einmal schüttelte und man auf den hintersten Plätzen noch was abbekam... Sowas finde ich für die Mitnahme in Geschäfte bspw. Lebensmittel oder Bekleidung eigentlich nicht tragbar 😐
Groß, abschreckend und einschüchternd ist je nachdem, was Halter/Halterin erlebt haben genau das worauf abgeziehlt wird. Abschirmen von einem freundlichen aussehenden Labbi ist mitunter schwieriger, als bei einem AmStaff. Fremde Leute wollen den Labrador dann doch eher Mal streicheln oder mit Besitzern ins Gespräch kommen. Je nach Krankheitsbild ist das nicht unbedingt erwünscht oder förderlich und Geschirr mit Aufschrift oder Leinenbanderolen halten nicht immer gut ab.
Man sollte sich als AssistenzhundeführerIn wirklich Gedanken machen, ob man in der Öffentlichkeit mit Blicken, negativen Kommentaren und Fragen zurecht kommt oder damit Symptomatiken verschlimmert. Das sind immer Abwägungen, die man vorab nicht immer zu 100% richtig treffen kann. Je nach Ort, Gemeinde, Anwendungsfall, etc. kann alles immer anders laufen als geplant oder erwartet.
Meiner Meinung nach, könnte man, um den Ruf und die positive Bekanntheit von Assistenzhunden in ein besseres Licht zu rücken, bei der Wahl des Hundes die Reaktionen/Akzeptanz der Allgemeinheit darauf schon mit einbeziehen. Aber, großes aber, die Allgemeinheit bezieht meist Menschen mit Behinderung(en) nicht gut mit ein oder ist achtsam dem gegenüber. Also warum nicht den Hund/die Rasse wählen, die wohl am besten passt? Darüber sollte man sich dann aber zumindest lange Gedanken machen und am besten mit Trainern Rücksprache halten, auch dem Hund zuliebe.
Oft sind die nicht so üblichen Rassen auch ein finanzielles Thema. Wenn der Hund schon in der Familie gehalten wird und nach einiger Zeit anfängt alarmierendes Verhalten bei z.B. Blutzuckerschwankungen anzeigt, kann eine Vertiefung des Anzeigens und eine fundierte Ausbildung (finanziell) sinnvoller sein, als auf einen vielleicht passenden Hund zu warten oder einen zweiten Hund für Assistenzaufgaben zu holen, nur weil beim ersten manche Merkmale nicht ideal sind.
Um bei dem Beispiel mit der Dogge zu bleiben. Sinnvoll würde ich die Größenordnung sehen, wenn z.B. jemand um die 2m Körpergröße mit Balance oder Mobilitätsschwierigkeiten einen 'stabilen' Hund als Stütze im Alltag benötigt. Nicht jeder Hund oder jede Rasse eignen sich für alles und man muss manchmal Abstriche machen bei den Aufgaben der Tiere.
Der bunte und nicht unbedingt übliche Rassenmix kann auch damit zusammenhängen, dass immer mehr Leute auf verschiedene Rassemerkmale und Tauglichkeit für bestimmte Aufgaben achten. Retriever und Labradore (vielleicht auch noch Pudel) sind nunmal zumindest in den USA die 'Standard Rassen', welche seit Jahrzehnten in Organisationen für bestimmte Assistenzhund-Aufgaben gezüchtet werden. Korrigiert mich, falls es da noch andere Zuchtprogramme gibt, aber soweit ich weiß, sind bisher keine anderen Rassen mit so viel Erfahrung und gezielten Zuchtprogrammen im Assistenhundebereich vorgekommen? Als negativ Aspekt bei Labbi und Retriever Studien (USA) kommt oft das heftige Haaren und daraus möglichen Verringerung der Sozialkontakte bei allergischen Freunden, Hyperaktivität und überschwengliche Freude bei Mensch-/Hundebegegnungen und je nach Symptomatik der BesitzerInnen ist das zu haltende Gewicht auch problematisch. Vielleicht wird daher mittlerweile auch auf kleinere Rassen zurückgegriffen. Vor allem bei Epilepsie und Diabetes in Kindern finden kleinere Rassen immer mehr Beliebtheit.
Die Entscheidung für einen Staffordshire Bull Terrier ist bei mir leicht gefallen, da diese schon sehr erfolgreich bei PTBS Veteranen eingesetzt werden. Studien zu PTBS 'Normalverbrauchern' mit Staffies gibt es meines Wissens noch nicht, werden aber dafür auch schon ausgebildet, dann meist in Selbstausbildung mit/ohne Trainer. Sie sind super menschenbezogen, leicht zu trainieren und wollen gefallen. Sie haaren nur minimal und bellen wenig bis gar nicht, wenn man es nicht unbedingt fördert. Trotzdem macht das Aussehen ausgewachsen etwas her, aber ist dennoch recht 'platzsparend' und eher unauffällig z.B. in Restaurants unter dem Tisch. Größe und Gewicht kann ich bei Bedarf auch in 10 Jahren noch tragen - war mir sehr wichtig, falls es irgendwann gesundheitliche Probleme geben sollte. Einen ausgewachsenenen Labrador, geschweige denn eine Dogge, trage ich nicht mal einfach so die Treppe rauf und runter. Mir ist sehr bewusst, dass ich nicht nur freundliche Kommentare ernte, aber da mich die Hündin später in England und Irland begleiten soll, und dort die Rasse ein wesentlich besseres Ansehen genießt, ist es mir die vielleicht größeren Hürden hier trotzdem wert. Zudem bin ich sehr bemüht Listenhunden ein bisschen mehr Wertschätzung einzuräumen. Dafür wäre natürlich ein gut ausgebildeter "Assistenz-Listi" gute Werbung.