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Katrin
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zuletzt 10. Sept.

(Alb-)Traumberuf Tierarzt

Mir fiel gerade Töchterchens Freundebuch aus der Kiga und Grundschulzeit in die Hände. Beim durchschauen las ich oft Traumberuf Tierärztin/Tierarzt. Auch in meinen damaligen Freundebüchern tauchte der Wunsch sehr oft auf. Von all denen wurde letztendlich niemand Tierarzt, aus untschiedlichen Gründen. Die meisten hatten entweder nicht die passenden Noten oder entschieden sich doch lieber für andere Berufe die für sie geeigneter waren. Ich lernte später aber auch einige Leute kennen für die Tierarzt werden das ganze große Ziel war. Nicht nur Beruf sondern Berufung. Einige schafften es, andere hielten den Druck, das Pensum und die psychische Belastung während des Studiums nicht aus. Diejenigen die es schafften starteten schuldenbelastet in einen Arbeitsalltag der unglaublich anstrengend war, physisch und psychisch denn keiner startete sofort mit einer eigenen Praxis, niemand war danach sein eigener Chef und reich wurden sie auch nach fast 20 Jahren arbeiten nicht. Im Gegenteil, viele der Tierärzte die ich privat kennenlernen durfte hatten Probleme wie Burnout, Depression usw. Hinzu kommt das anscheinend auch noch die Gewaltbereitschaft auch gehen Tierärzte zunimmt. Drohungen, Sachbeschädigung, Cybermobbing bzw Tierarztbashing oftmals durch unzufriedene Patientenbesitzer sind leider keine seltene Ausnahmefälle. Ich muss ganz ehrlich sagen, ich bin froh das meine Tochter nicht Tierärztin werden will. Auch mein Sohn hat andere Pläne für seine Zukunft. Trotzdem mache ich mir Sorgen. Schon jetzt haben wir in Deutschland ein Problem. Vielerorts ist keine Klinik oder Tierarzt mehr in der Nähe vorhanden. Praxen haben Aufnahmestopps. Die Dorftierarztpraxis wird zum Auslaufmodell. Notdienste fallen weg. Wir Haustierbesitzer können an vielen Problemen die die Ausbildung usw angeht nichts ändern. Aber wir können unseren Tierärzten den Arbeitsalltag etwas angenehmer und freundlicher gestalten. Wir können ihre Leistungen wertschätzen, Verständnis für längere Wartezeiten aufbringen, nicht gleich negativ reagieren wenn der TA unbequeme Themen anspricht oder Klartext redet. Und wir können Danke sagen. Nicht nur mit Worten sondern auch mal mit kleinen Aufmerksamkeiten für die Praxis. Denn ohne guten Tierarzt wird gute Tierhaltung schnell schwierig. Wie steht ihr zu dem Thema? Wer wollte Tierarzt werden und hat es dann sein lassen und wieso? Wusstet ihr wie hart das Studium und der Beruf sein kann? Habt ihr euch bei eurer Praxis mal bedankt? Wenn ja, wie und womit? Oder findet ihr sowas unnötig? Schließlich bezahlt man ja für die Arbeit die sie dort leisten. Wie immer nett und freundlich bleiben. Katrin J.
 
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Katrin
28. Aug. 14:40
Ich finde, du sprichst ein wichtiges Thema an. Ich selbst habe früher überlegt, Tiermedizin zu studieren, bin aber ausgestiegen, weil das Schlachthauspraktikum für mich nicht machbar war – schon das zeigt mir, wie anspruchsvoll der Beruf ist. Ich habe großen Respekt vor denen, die diesen Weg gehen und ihn durchhalten. Gleichzeitig bin ich ambivalent: Wertschätzung und ein freundlicher Umgang mit Tierärztinnen sind selbstverständlich, aber ich möchte nicht in eine Art ‚Dauerpflicht‘ verfallen, mich für die psychische Belastung der ganzen Berufsgruppe verantwortlich zu fühlen. Meine Lebenswirklichkeit hat ihre eigenen Herausforderungen und Grenzen, und ich sehe mich nicht in der Rolle der Retterin für Tierärztinnen – ich bin Kundin. Dennoch erlebe ich Dankbarkeit ganz persönlich: Unsere Tierärztin hat uns kürzlich bei der schwersten Entscheidung begleitet – professionell in der medizinischen Betreuung und gleichzeitig menschlich und einfühlsam. Dafür bin ich sehr dankbar und kommuniziere das auch. Ich habe aber auch schon das Gegenteil erlebt und wurde mit einem schwerkranken Hund im Stich gelassen. Wie hier bereits gesagt wurde, ist die Situation vor allem strukturell problematisch: Viele Praxen schließen, Notdienste fallen weg, Nachwuchs fehlt, und immer mehr Einrichtungen werden von Konzernen übernommen, die wirtschaftliche Interessen in den Vordergrund stellen. Höflichkeit und Wertschätzung helfen, aber nur im Kleinen – die echten Lösungen müssen anderswo ansetzen.
Richtig, die großen Probleme werden wir als Patientenbesitzer nicht lösen können. Aber ich glaube das ganz vielen Menschen nicht bewusst ist was Tierärzte alles leisten müssen und wie psychisch belastend das alles werden kann. Noch viel zu oft höre ich Sätze wie ,,die verdienen doch genug" oder ,,denen geht es doch eh nur ums Geld und nicht um das Tier". Man bittet um Beratung und macht dann doch sein Ding weil die Antwort einem nicht passt uvm. Ich mag mir ehrlich gesagt nicht vorstellen wie Tierhaltung ausschaut wenn es kaum noch erreichbare Tierärzte gibt. Ich persönlich hab hier Glück und einige Praxen in der Nähe. Zu unserem TA kann ich zu Fuß gehen und notfalls hab ich zur Zeit einen auf der anderen Straßenseite wohnen. Durch private Kontakte bekommt man nochmal ganz andere Einblicke und ganz ehrlich, ich glaube das Tierärzte für das was sie leisten noch viel zu wenig verdienen.

Ich bin ungefähr einmal im Monat in der Praxis. Meistens nur kurz fürs wiegen, was abholen oder zum Termin machen. Da lass ich in den Spardosen was da denn das wiegen und dokumentieren dort ist Gratis. Daran verdient der TA nichts. Ohne Plausch und Tipps bzw Antworten auf meine Fragen die nicht unbedingt was mit meinem Hund zu tun haben müssen gehe ich da aber eher selten wieder raus. Meistens betreut ein Tierarzt ja über viele Jahre das Tier und wenn dann was ist, das Tier zB eingeschläfert werden muss, geht das selten ohne Spuren am TA vorbei. Trotzdem muss er dann beim nächsten Patient der oftmals schon im nächsten Raum warten wieder gefasst sein. Für mich persönlich war das der Hauptgrund keinen tiermedizinischen Beruf zu erlernen. Mich packt das einschläfern emotional zu sehr. Naja, das und meine Abneigung gegen Katzen😅. Bisher hatte ich immer großes Glück mit Tierärzten. Mit allen war ich fix beim Du, vieles wurde mir erklärt und gezeigt auch nach Feierabend ohne das ich was zahlen brauchte. Das finde ich tatsächlich sehr dankenswert.
 
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Katrin
28. Aug. 14:41
Das finde ich sehr schön, dass sich da mal jemand Gedanken zu macht, dass hast du sehr schön geschrieben 🥰. Meine Tochter hatte im Alter von 3 Jahren schon den Wunsch, Tierärztin zu werden. Jetzt ist sie 24 Jahre alt, studiert seit 4 Jahren Tiermedizin in Hannover und ist nächstes Jahr im April fertig 💪🏻. Es ist tatsächlich ein hartes und schweres Studium (Corona hat noch sein übriges dazu getan 🤪) aber sie hatte immer ein klares Ziel vor Augen. Sie wird Tierärztin aus Leidenschaft (reich werden mit dem Beruf wahrscheinlich die wenigsten) und ich hoffe auch, dass die Besitzer von den Tieren, die sie dann ab nächstem Jahr behandeln wird, das zu schätzen wissen 🙏🏻🥹.
Da wünsche ihr vom Herzen alles Gute für die Prüfungen und für ihre Zukunft❤️
 
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Regina
28. Aug. 15:08
Richtig, die großen Probleme werden wir als Patientenbesitzer nicht lösen können. Aber ich glaube das ganz vielen Menschen nicht bewusst ist was Tierärzte alles leisten müssen und wie psychisch belastend das alles werden kann. Noch viel zu oft höre ich Sätze wie ,,die verdienen doch genug" oder ,,denen geht es doch eh nur ums Geld und nicht um das Tier". Man bittet um Beratung und macht dann doch sein Ding weil die Antwort einem nicht passt uvm. Ich mag mir ehrlich gesagt nicht vorstellen wie Tierhaltung ausschaut wenn es kaum noch erreichbare Tierärzte gibt. Ich persönlich hab hier Glück und einige Praxen in der Nähe. Zu unserem TA kann ich zu Fuß gehen und notfalls hab ich zur Zeit einen auf der anderen Straßenseite wohnen. Durch private Kontakte bekommt man nochmal ganz andere Einblicke und ganz ehrlich, ich glaube das Tierärzte für das was sie leisten noch viel zu wenig verdienen. Ich bin ungefähr einmal im Monat in der Praxis. Meistens nur kurz fürs wiegen, was abholen oder zum Termin machen. Da lass ich in den Spardosen was da denn das wiegen und dokumentieren dort ist Gratis. Daran verdient der TA nichts. Ohne Plausch und Tipps bzw Antworten auf meine Fragen die nicht unbedingt was mit meinem Hund zu tun haben müssen gehe ich da aber eher selten wieder raus. Meistens betreut ein Tierarzt ja über viele Jahre das Tier und wenn dann was ist, das Tier zB eingeschläfert werden muss, geht das selten ohne Spuren am TA vorbei. Trotzdem muss er dann beim nächsten Patient der oftmals schon im nächsten Raum warten wieder gefasst sein. Für mich persönlich war das der Hauptgrund keinen tiermedizinischen Beruf zu erlernen. Mich packt das einschläfern emotional zu sehr. Naja, das und meine Abneigung gegen Katzen😅. Bisher hatte ich immer großes Glück mit Tierärzten. Mit allen war ich fix beim Du, vieles wurde mir erklärt und gezeigt auch nach Feierabend ohne das ich was zahlen brauchte. Das finde ich tatsächlich sehr dankenswert.
Stimmt, hatte ich vergessen, natürlich steht da auch eine Spendendose für Afrika, da werfe ich auch immer etwas ein. Außerdem gibt es etwas für die Kaffeekasse der Tierarzt-
helferinnen, die sind dort nämlich auch total Klasse und engagiert. Soweit ich weiß, ist das Gehalt für den Job nämlich auch nicht sonderlich üppig.
 
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Carola
28. Aug. 15:13
Ich denke der Tierarzt von früher ist ein aussterbendes Exemplar. Der Dorf Tierarzt kam auch in der Nacht wenn eine Kuh kalbte oder ein Pferd fohlte und man es alleine nicht schaffte.
Wenn der dann zum impfen auf dem Hof kam dann bekamen natürlich auch die Hofhunde ihre Impfung und ihre Wurmkur gleich mit. Es gab auch Sprechstunden für Hunde und Katzen so einmal die Woche, meistens montags oder dienstags nachmittags.

Niemand wäre auf die Idee gekommen den Tierarzt in der Nacht damit zu behelligen weil der Hund gerade mal Durchfall hat. Man kochte ihm Möhrensuppe und wenn der Durchfall nach drei Tagen nicht besser war rief man den Tierarzt an und ging vorbei.

Heute sind die Ansprüche an Tierärzte ganz anders. Häufig ist der Hund Kindersatz oder Ersatz für menschliche Sozialkontakte und es wird bei jeder Kleinigkeit zum Tierarzt gerannt-gerne auch mitten in der Nacht- um sich dann darüber zu mokieren dass der Tierarzt ja keine Ahnung hat. Dann auch die unsäglichen Diskussionen das Tierärzte ja an den bösen Wurmkuren so schrecklich reich werden( 6 € pro Hund / Wurmkur bei mir) und die Diskussionen dass die bösen Tierärzte an den Impfungen so schrecklich reich werden.
Nein ich wollte kein Tierarzt werden obwohl ich es ganz früher auch mal werden wollte aber ich habe mich dann doch umentschieden.
Und ja ich bin mit meiner Tierärztin zufrieden obwohl ich sicher bin dass sie auch nicht immer alles richtig macht, sie ist schließlich ein Mensch, aber bisher war jede Behandlung in Ordnung und auch nichts überflüssig oder überteuert. Ich bin ihr dankbar dass es sie gibt und ich fürchte aber auch dass sie zu der aussterbenden Spezies gehört.
Auch kann ich mir dort in dringenden Fällen telefonischen Rat einholen und fragen ob es notwendig ist dass ich komme und dafür bezahle ich nichts!
Und ja ich stecke auch immer einen Schein in die Kaffeekasse
 
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Anne
28. Aug. 15:33
Ich glaube der Beruf wurde viel romantisiert. Die Realität sieht aber anders aus. Gerade bei dem Thema Euthanasie an den Tieren müssen unsere Tierärzte enormen psychischen Stress aushalten. Aber sicher sehen sie auch davon abgesehen viel Tierelend z. B. aufgrund falscher Haltung, Quälerei, Qualzucht, etc.

Bundesärztekammer:
32,1 Prozent (n = 1 001) der Tierärzte zeigten ein erhöhtes Suizidrisiko, während dies nur bei 6,6 Prozent (n = 130) der Allgemeinbevölkerung zu finden war. Klinisch relevante Depressionssymptome wurden bei 27,8 Prozent (n = 866) der Tierärzte gefunden, in der Allgemeinbevölkerung waren es nur 4 Prozent (n = 79).

Ich habe großen Respekt für jeden der diesen Beruf ergreift.

Meinen Dank an unsere Tierarztpraxis hatte ich zuletzt mit selbst gebackenen Plätzchen für die Belegschaft zu Weihnachten ausgedrückt und immer mit viel Verständnis bei längeren Wartezeiten (sollte eigentlich selbstverständlich sein).
 
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Sonja
28. Aug. 15:35
Ich selbst arbeite in der Zahnmedizin. Aggressive Patienten haben wir zum Glück nicht, aber an manchen beißt man sich wirklich die Zähne aus (haha), weil sie die einfachsten Dinge nicht verstehen können und/oder wollen. Bei Tierärzten ist es wohl noch mal schlimmer, weil man eben an seinem Tier hängt und es nicht leiden sehen will. Das ein Tierarzt kein Heiliger ist und die Medizin Grenzen hat wird oft vergessen. Und wenn es ganz hart auf hart kommt...der Tod ist nun mal der Preis den wir alle, auch unsere Hunde, für das Leben zahlen müssen. 🤷 Wir selbst haben schon mal ein niedliches Bild von Lennox in einem selbst dekoriertem Bilderrahmen an unseren Tierarzt verschenkt. Steht da bis heute. 😄 Obwohl dort leider gerade Personalmangel herrscht, sind alle lieb, freundlich und nehmen sich immer Zeit. 💜
Bei uns sieht es ähnlich aus.

Wir haben eine tolle TA und alle Mitarbeiter/innen sind super lieb zu unseren Tieren.
Trotz Zeitmangel, da über eine lange Zeit ein 2. TA samt Helfer für die Praxis gesucht wurde.

Wir hatten mal eine schlechte Erfahrung bei einer Vertretung, die hätte uns fast das Leben unseres Katers gekostet.

Im allgemeinen, geben sich die TA viel Mühe und versuchen alles.

Ich werde nie den Block vergessen, als mir vor etlichen Jahren eine junge TA in Begleitung des alten TA mitgeteilt hat, mein Tier hätte einen großen, sehr schnell wachsenden Tumor, eine OP würde nichts bringen und Foxi habe nur noch kurze Zeit zu leben...
 
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SandrA
28. Aug. 15:57
Richtig, die großen Probleme werden wir als Patientenbesitzer nicht lösen können. Aber ich glaube das ganz vielen Menschen nicht bewusst ist was Tierärzte alles leisten müssen und wie psychisch belastend das alles werden kann. Noch viel zu oft höre ich Sätze wie ,,die verdienen doch genug" oder ,,denen geht es doch eh nur ums Geld und nicht um das Tier". Man bittet um Beratung und macht dann doch sein Ding weil die Antwort einem nicht passt uvm. Ich mag mir ehrlich gesagt nicht vorstellen wie Tierhaltung ausschaut wenn es kaum noch erreichbare Tierärzte gibt. Ich persönlich hab hier Glück und einige Praxen in der Nähe. Zu unserem TA kann ich zu Fuß gehen und notfalls hab ich zur Zeit einen auf der anderen Straßenseite wohnen. Durch private Kontakte bekommt man nochmal ganz andere Einblicke und ganz ehrlich, ich glaube das Tierärzte für das was sie leisten noch viel zu wenig verdienen. Ich bin ungefähr einmal im Monat in der Praxis. Meistens nur kurz fürs wiegen, was abholen oder zum Termin machen. Da lass ich in den Spardosen was da denn das wiegen und dokumentieren dort ist Gratis. Daran verdient der TA nichts. Ohne Plausch und Tipps bzw Antworten auf meine Fragen die nicht unbedingt was mit meinem Hund zu tun haben müssen gehe ich da aber eher selten wieder raus. Meistens betreut ein Tierarzt ja über viele Jahre das Tier und wenn dann was ist, das Tier zB eingeschläfert werden muss, geht das selten ohne Spuren am TA vorbei. Trotzdem muss er dann beim nächsten Patient der oftmals schon im nächsten Raum warten wieder gefasst sein. Für mich persönlich war das der Hauptgrund keinen tiermedizinischen Beruf zu erlernen. Mich packt das einschläfern emotional zu sehr. Naja, das und meine Abneigung gegen Katzen😅. Bisher hatte ich immer großes Glück mit Tierärzten. Mit allen war ich fix beim Du, vieles wurde mir erklärt und gezeigt auch nach Feierabend ohne das ich was zahlen brauchte. Das finde ich tatsächlich sehr dankenswert.
Da stimme ich dir zu – viele sehen gar nicht, was Tierärzte im Alltag tatsächlich leisten und welche Last sie dabei tragen. Ich kenne, wie gesagt, beide Seiten, und vielleicht weiß ich deshalb die Praxis, die mich und meine Tiere seit Jahren begleitet, umso mehr zu schätzen. Gleichzeitig denke ich: Es gibt viele Berufe, die wenig Wertschätzung erfahren, auch sicher weil den meisten Menschen die Innensicht fehlt. Es ist nicht immer Undankbarkeit, sondern oft schlicht Distanz.

Und was ich auch schon erlebt habe: Ein Notdienst, der von einer Konzernpraxis übernommen wurde, hat eine - wie sich später rausstellte - nötige und hilfreiche aber finanziell nicht sonderlich rentable Cortison-Behandlung für meine Hündin schon am Telefon abgewiesen – vermutlich nicht aus ethischen/medizinischen Gründen des Tierarztes, sondern weil wirtschaftliche Vorgaben der Praxis dies verhinderten. Solche Situationen machen deutlich, wie sehr strukturelle Zwänge die Versorgung erschweren – und aus solchen Erfahrungen resultieren eben auch Unzufriedenheiten bei Tierhaltern. Diese wiederum werden dann oft leider eher an die Tierärzte als an das System adressiert.
 
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Sina
28. Aug. 16:09
Eine Bekannte von mir hat ihr Studium der Veterinärmedizin abgebrochen, weil sie das Leid der Tiere hilflos gegenüber stand, nicht ertragen konnte.
Sie war einige Monate in einer Tierklinik beschäftigt.

Da ging es aber nicht um totkranke Tiere oder Euthanasie sondern um die Tatsache, dass Tierhalter aus finanziellen Gründen, nicht behandeln lassen können oder wollen.

Besonders schlimm bei Kleintieren; niemand will 500 € für eine OP an einem Hamster zahlen, wenn der neue 12 € kostet.
Aber auch bei Hunden und Katzen wird oft nötige Hilfe seitens der Besitzer einfach verweigert.

Was macht man da? Auf eigene Kosten operieren, das Veterinäramt informieren, Nichts tun und sich insgeheim die Mitschuld geben?

Ich könnte diesen Job auch nicht machen.
 
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Katrin
28. Aug. 16:10
Da stimme ich dir zu – viele sehen gar nicht, was Tierärzte im Alltag tatsächlich leisten und welche Last sie dabei tragen. Ich kenne, wie gesagt, beide Seiten, und vielleicht weiß ich deshalb die Praxis, die mich und meine Tiere seit Jahren begleitet, umso mehr zu schätzen. Gleichzeitig denke ich: Es gibt viele Berufe, die wenig Wertschätzung erfahren, auch sicher weil den meisten Menschen die Innensicht fehlt. Es ist nicht immer Undankbarkeit, sondern oft schlicht Distanz. Und was ich auch schon erlebt habe: Ein Notdienst, der von einer Konzernpraxis übernommen wurde, hat eine - wie sich später rausstellte - nötige und hilfreiche aber finanziell nicht sonderlich rentable Cortison-Behandlung für meine Hündin schon am Telefon abgewiesen – vermutlich nicht aus ethischen/medizinischen Gründen des Tierarztes, sondern weil wirtschaftliche Vorgaben der Praxis dies verhinderten. Solche Situationen machen deutlich, wie sehr strukturelle Zwänge die Versorgung erschweren – und aus solchen Erfahrungen resultieren eben auch Unzufriedenheiten bei Tierhaltern. Diese wiederum werden dann oft leider eher an die Tierärzte als an das System adressiert.
Mit aufgekauften Praxen fehlen mir tatsächlich die Erfahrungen.

Da kann ich nicht viel zu sagen. Haushalten müssen allerdings alle Praxen. Deswegen kann ich auch sehr gut verstehen wenn manche Anzahlungen verlangen oder keine Ratenzahlung vereinbaren.
 
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Katrin
28. Aug. 16:15
Eine Bekannte von mir hat ihr Studium der Veterinärmedizin abgebrochen, weil sie das Leid der Tiere hilflos gegenüber stand, nicht ertragen konnte. Sie war einige Monate in einer Tierklinik beschäftigt. Da ging es aber nicht um totkranke Tiere oder Euthanasie sondern um die Tatsache, dass Tierhalter aus finanziellen Gründen, nicht behandeln lassen können oder wollen. Besonders schlimm bei Kleintieren; niemand will 500 € für eine OP an einem Hamster zahlen, wenn der neue 12 € kostet. Aber auch bei Hunden und Katzen wird oft nötige Hilfe seitens der Besitzer einfach verweigert. Was macht man da? Auf eigene Kosten operieren, das Veterinäramt informieren, Nichts tun und sich insgeheim die Mitschuld geben? Ich könnte diesen Job auch nicht machen.
Tierliebe hört oft beim Geldbeutel auf, ganz besonders bei den günstigen Tieren. Noch schlimmer bei den Kurzlebigen. Ein Zwerghamster sieht oftmals nie im Leben den Tierarzt.