Ich finde, du sprichst ein wichtiges Thema an.
Ich selbst habe früher überlegt, Tiermedizin zu studieren, bin aber ausgestiegen, weil das Schlachthauspraktikum für mich nicht machbar war – schon das zeigt mir, wie anspruchsvoll der Beruf ist.
Ich habe großen Respekt vor denen, die diesen Weg gehen und ihn durchhalten. Gleichzeitig bin ich ambivalent: Wertschätzung und ein freundlicher Umgang mit Tierärztinnen sind selbstverständlich, aber ich möchte nicht in eine Art ‚Dauerpflicht‘ verfallen, mich für die psychische Belastung der ganzen Berufsgruppe verantwortlich zu fühlen. Meine Lebenswirklichkeit hat ihre eigenen Herausforderungen und Grenzen, und ich sehe mich nicht in der Rolle der Retterin für Tierärztinnen – ich bin Kundin.
Dennoch erlebe ich Dankbarkeit ganz persönlich: Unsere Tierärztin hat uns kürzlich bei der schwersten Entscheidung begleitet – professionell in der medizinischen Betreuung und gleichzeitig menschlich und einfühlsam. Dafür bin ich sehr dankbar und kommuniziere das auch.
Ich habe aber auch schon das Gegenteil erlebt und wurde mit einem schwerkranken Hund im Stich gelassen.
Wie hier bereits gesagt wurde, ist die Situation vor allem strukturell problematisch: Viele Praxen schließen, Notdienste fallen weg, Nachwuchs fehlt, und immer mehr Einrichtungen werden von Konzernen übernommen, die wirtschaftliche Interessen in den Vordergrund stellen.
Höflichkeit und Wertschätzung helfen, aber nur im Kleinen – die echten Lösungen müssen anderswo ansetzen.
Richtig, die großen Probleme werden wir als Patientenbesitzer nicht lösen können. Aber ich glaube das ganz vielen Menschen nicht bewusst ist was Tierärzte alles leisten müssen und wie psychisch belastend das alles werden kann. Noch viel zu oft höre ich Sätze wie ,,die verdienen doch genug" oder ,,denen geht es doch eh nur ums Geld und nicht um das Tier". Man bittet um Beratung und macht dann doch sein Ding weil die Antwort einem nicht passt uvm. Ich mag mir ehrlich gesagt nicht vorstellen wie Tierhaltung ausschaut wenn es kaum noch erreichbare Tierärzte gibt. Ich persönlich hab hier Glück und einige Praxen in der Nähe. Zu unserem TA kann ich zu Fuß gehen und notfalls hab ich zur Zeit einen auf der anderen Straßenseite wohnen. Durch private Kontakte bekommt man nochmal ganz andere Einblicke und ganz ehrlich, ich glaube das Tierärzte für das was sie leisten noch viel zu wenig verdienen.
Ich bin ungefähr einmal im Monat in der Praxis. Meistens nur kurz fürs wiegen, was abholen oder zum Termin machen. Da lass ich in den Spardosen was da denn das wiegen und dokumentieren dort ist Gratis. Daran verdient der TA nichts. Ohne Plausch und Tipps bzw Antworten auf meine Fragen die nicht unbedingt was mit meinem Hund zu tun haben müssen gehe ich da aber eher selten wieder raus. Meistens betreut ein Tierarzt ja über viele Jahre das Tier und wenn dann was ist, das Tier zB eingeschläfert werden muss, geht das selten ohne Spuren am TA vorbei. Trotzdem muss er dann beim nächsten Patient der oftmals schon im nächsten Raum warten wieder gefasst sein. Für mich persönlich war das der Hauptgrund keinen tiermedizinischen Beruf zu erlernen. Mich packt das einschläfern emotional zu sehr. Naja, das und meine Abneigung gegen Katzen😅. Bisher hatte ich immer großes Glück mit Tierärzten. Mit allen war ich fix beim Du, vieles wurde mir erklärt und gezeigt auch nach Feierabend ohne das ich was zahlen brauchte. Das finde ich tatsächlich sehr dankenswert.