Finde es erstaunlich wie hier aufgrund des Alters des Hundes und einem nachvollziehbaren Verhalten direkt auf eventuelle beginnenden Demenz getippt wird.
Es ist sehr verständlich, dass dich das Verhalten deiner Hündin verunsichert, vor allem weil es so plötzlich auftritt. Bei alten Hunden verändern sich allerdings viele Dinge, wodurch sie auf Situationen reagieren können, die früher nie ein Problem waren. Mit zunehmendem Alter werden Hunde oft sensibler gegenüber Geräuschen, Körperhaltungen und Stimmungen ihres Menschen. Dinge, die sie ihr ganzes Leben lang problemlos kannten, können plötzlich ungewohnt oder sogar bedrohlich wirken. Dein aktueller Zustand – hohes Fieber, veränderter Geruch, veränderte Bewegungen, ein anderer Tonfall und besonders das harte, plötzlich auftretende Husten – wirkt auf sie vermutlich wie eine Kombination aus ungewohnten Signalen. Hunde nehmen solche Veränderungen viel stärker wahr als wir denken, und gerade ältere Tiere interpretieren sie manchmal als etwas potenziell Gefährliches oder zumindest Unverständliches.
Husten ist für viele Hunde ein Trigger, weil es abrupt, laut und schwer vorhersehbar ist. Für deine Hündin kommt noch dazu, dass du körperlich schwach bist und dich anders verhältst, langsamer, vielleicht etwas gebeugt, insgesamt weniger energiegeladen. Für Hunde sind solche Veränderungen in der Körpersprache oft irritierend, und besonders ältere Tiere reagieren darauf schneller mit Unsicherheit. Diese Unsicherheit zeigt sich dann genau so, wie du es beschreibst: Sie möchte eigentlich Nähe – sie freut sich, wenn sie dich sieht und sucht Kontakt – aber gleichzeitig sendet sie beschwichtigende Signale wie geduckte Haltung, Blick von unten oder eine halb eingezogene Rute. Das bedeutet nicht, dass sie Angst vor dir hat, sondern dass sie Zwiespalt empfindet: Einerseits Bindung und Zuneigung, andererseits Verunsicherung durch ungewohnte Eindrücke.
Dass sie nachts im Wohnzimmer entspannt schläft, ist ein sehr gutes Zeichen. Das zeigt, dass sie nicht dauerhaft Angst oder Stress hat, sondern nur dann unsicher wird, wenn sie direkt mit deinem gegenwärtig veränderten Verhalten oder dem Husten konfrontiert ist. Solche situativen Stressreaktionen sind gerade bei alten Hunden normal. Sobald du wieder gesund bist, sich dein Geruch normalisiert und du dich wieder vertrauter bewegst und klingst, beruhigt sich dieses Verhalten in den allermeisten Fällen von selbst. Sie braucht jetzt vor allem Raum, um sich zurückzuziehen, und gleichzeitig die Möglichkeit, selbst zu entscheiden, wann sie Nähe möchte.