Wir haben einen Whippet LOKI (knapp 2 Jahre) und einen Galgo OVId (knapp 1,5 Jahre). LOKI haben wir seit Welpen und von der Züchterin, OVI aus dem Tierschutz, also letztendlich aus Spanien.
Zuerst einmal möchte ich betonen, dass all meine Erkenntnisse sich ausschließlich auf diese beiden Individuen beziehen. Ich habe also keinen Erfahrungsschatz von 25 Jahren Windhundhaltung und daher kann man das alles auch nicht verallgemeinern.
LOKI und OVI sind aber so verschieden wie man nur sein kann.
Als Welpe war LOKI immer sehr aufgedreht und wir hatten Sorge ihn zu überfordern, weil er quasi nie auf seine 18-20 Stunden Schlaf am Tag kam. Heute ist er total gechillt und ein Musterbeispiel eines Hundes. Ich kann mit ihm auch locker im Wald freilaufen und er ist zu 98% abrufbar, wenn man aufmerksam spazieren geht. Natürlich gibt es auch bei ihm eine Reizschwelle, wenn die überschritten ist, dann kannst du nur noch zuschauen (z.B. wenn andere Hunde da sind und schonmal erst recht, wenn die rennen).
OVI ist ein ganz anderes Kaliber. Obwohl er sicher nie jagen war, der Jäger hat ihn sehr früh abgegeben, sind seine Sensoren immer auf Empfang. Jede Kröhe, die zu tief über das Grundstück fliegt, löst sofort den Drang in ihm aus das Viech näher in Augenschein nehmen zu wollen. Das trifft auch auf Nachbars Katze. Ich bin mir nicht mal sicher, ob er Appetit auf sie hat, aber selbst wenn er nur mit ihr spielen will, dann würde die Katze das nicht so gut finden. OVI ist auch mit 1,5 noch viel quirliger als LOKI es je als Welpe war. Das geht bei ihm auch von 0 auf 200 in einem Wimpernschlag. Ich habe auch OVI schon einmal in nicht umzäunten Gebiet frei laufen lassen, aber das war a) sehr weit einsehbar, b) weit ab von Straßen und trotzdem c) immer ein ungutes Gefühl im Bauch, weil er halt so schnell den Schalter umlegen kann - da reicht dann ein Blick (und seine Augen sind definitiv besser als meine, oder sogar ein Geruch). Wenn er allerdings wie ein Kranker rumpest, dann gibt es bei ihm einen Moment, da hat er fertig... dann legt er sich an Ort und Stelle hin und hängt den Lappen raus. Das ist etwas, was ich so bei LOKI noch nie hatte. Dann kann man ihn an die Leine nehmen und gen Heimat gehen. Er macht dann einen Entspannten, ist aber trotzdem wieder sofort da wenn ein Reiz kommt.
Wir waren z.B. mal auf einem Feld, was von einem angrenzenden Maisfeld durch einen riesen Graben getrennt war (sicher 2m tief und 3m breit). Obwohl wir die Hunde direkt an dem Graben abgeleint haben damit sie auf dem Feld spielen können (sie müssen den Graben wahrgenommen haben), sind sie schon nach der ersten Schleife mit full speed auf den Graben zu. OVI hat kurz davor verlangsamt, so dass er in den Graben rennen konnte, LOKI hat darin wohl seine Chance gesehen OVI zu erwischen und ist auf dem Gas geblieben... er schlug dann in der gegenüberliegenden Grabenwand ein - zum Glück nichts passiert. Nachdem OVI dann fertig hatte und wieder an der Leine war - auf dem Nachbarfeld hatten sich zwei Kraniche niedergelassen 😬, sind wir an dem Graben entlang zurück gelaufen. Keine 5m neben der Einschlagstelle von vorhin schoss auf einmal ein Reh aus dem Graben und verschwand im Mais. OVIs Leine war in einer Millisekunde gespannt, während LOKI dem Reh hinterherschaute und nicht so recht wusste, was dieser Stress jetzt soll.
Auch die Systematik des Rückrufs habe ich bei OVI noch nicht durchschaut. Manchmal reicht ein kleiner Pfiff und er kommt sofort angesprintet. Im Allgemeinen ist er auch viel sensibler. Ein Pfui sollte nur dezent geäußert werden, sonst springt er entsetzt bei Seite und hält von dem Rüpelherrchen erst einmal Abstand. Wenn es aber gerade nicht passt - also bei ihm meine ich - dann kannst du abrufen wie du willst und es gibt null Reaktion. Das ist z.B. in der Phase so, wo es kürzlich in der Schilderung des Hundeauslaufs hieß "der Galgo glotzt". Ist tatsächlich so, da ist alles andere abgemeldet und neben ihm könnte ein ICE vorbeidonnern. Auch etwas, was ich bei LOKI nie gesehen habe.
Zu den MMK fasse ich mich mal kürzer, da hab ich noch weniger Ahnung von.
Viele der Krankheiten werden von Zecken übertragen, außerdem gibt es in ganz jungen Lebenswochen den Schutz durch die Antikörper von der Mutter.
Gefeiht bis du davon aber nie, weil manche MMKs echt fies sind und sich erst Monate oder Jahre nach der Infektion zeigen. Unsere TA rät daher zu einer 1/2 jährlichen Kontrolle. Bei OVI ist z.B. alles im grünen Bereich, obwohl man bei seiner ersten Untersuchung sehen konnte, dass sich sein Immunsystem schon einmal mit dem Leishmaniose-Erreger auseinandergesetzt haben muss. Aber auch das kann wohl über das Muttertier erfolgt sein. Dieser Schatten schwebt also leider immer über Tieren aus dem Mittelmeerraum und da die Zeckenviecher näher kommen, vermutlich auch bald in heimischen Regionen 😟.
Danke für den ausführlichen Bericht. Du hast mir die Besonderheit Deines Galgo sehr anschaulich verdeutlicht. So langsam verstehe ich, wie anders die sind.