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Katrin
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Anzahl der Antworten 2934
zuletzt 17. Dez.

Qualzucht - Warum Aufklärung alleine nicht reicht

Noch nie wurde soviel Aufklärung betrieben wie heutzutage und trotzdem steigt die Anzahl an Qualzuchthunden. Durch Zufall bin ich auf einen Artikel gestoßen den ich hier gerne teilen möchte, quasi als Diskussionsgrundlage. https://kynologisch.net/qualzucht-psychologie-2/ Es ist etwas viel eröffnet einem aber eine neue Sicht auf das Problem und warum das durch einfaches Aufklären nicht lösbar ist. Mich würde interessieren ob diese Erklärung für euch nachvollziehbar ist? Welche Schlüsse ihr daraus zieht und ob sich eure Meinung über das halten von Qualzuchten dadurch ändert oder nicht? Wie immer bitte lieb und freundlich bleiben und bedenkt bitte das Qualzucht nicht nur brachyzephale Rassen betrifft. Liebe Grüße eure Katrin J. https://www.ardmediathek.de/video/story/leiden-auf-vier-pfoten-zuechten-wir-unsere-haustiere-kaputt/swr/Y3JpZDovL3N3ci5kZS9hZXgvbzIyNjQ4MTg
 
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Thomas
18. Sept. 09:44
Sage ich ja, wenn es bei einer Rasse keine gesunden Exemplare mehr gibt , dann ist sie verloren. Hat aber nicht zwingend etwas mit der Größe des Genpools zu tun.
Nicht zwingend, aber bei zu kleinem Genpool hat man ja auch noch automatisch das Problem mit der Inzucht.

Ich hab jetzt leider nicht mehr im Kopf bei welchen Rassen bei der Zucht der Inzuchtkoeffizient extrem wichtig ist...
 
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Sina
18. Sept. 09:47
Ich meinte auch nicht die Zwergkandidaten sondern die Rasse allgemein. Zwegspitz und Pom ist ja aber wohl noch ein sehr großer Unterschied, genau wie Zwerg und Toypudel.
Ein Zwergspitz ist ein Pomeranian, ich glaube du meinst Kleinspitz?
 
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Michi
18. Sept. 09:56
Ein Zwergspitz ist ein Pomeranian, ich glaube du meinst Kleinspitz?
Möglich ist das 😄
 
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Michi
18. Sept. 09:56
Ein Zwergspitz ist ein Pomeranian, ich glaube du meinst Kleinspitz?
Aber ein Zwergpudel ist doch kein Toypudel?
 
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Sina
18. Sept. 10:03
Aber ein Zwergpudel ist doch kein Toypudel?
Nee, das sind wieder zwei verschiedene Dinge 😄
 
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Vivi &
18. Sept. 13:04
Solange auf geschlossenen Zuchtbüchern bestanden wird, verengt sich der Genpool immer weiter. Selbst wenn viele Hunde vorhanden sind (wie z.B. beim Labrador) ist die Varianz gering, und sinkt weiter, wenn die Zucht so durchgeführt wie bisher. Es werden genetisch ähnliche Rüden genutzt, die besonders „typvoll“ sind und am besten noch nach Farben selektiert.

Wenn wir stattdessen über den Spitz sprechen, da gibt es keine Reserve mehr. Die Rasse kommt aus Deutschland und war hier unglaublich verbreitet. Auf den meisten Höfen gab’s irgendwo ein spitz oder sowas ähnliches. Dann wurde die Rasse definiert, die Zuchtbücher geschlossen. Und die Spitze auf dem Land sind langsam verschwunden. Das einzige, was übrig bleibt, sind die verschiedenen Spitzrassen weltweit, die sich aus dem deutschen Spitzen entwickelt haben. Mit denen könnte man theoretisch den Zuchtpool wieder auffrischen, und man müsste natürlich die verschiedenen Größen wieder zusammenführen. Aber das eigentliche Problem ist, dass kein Fremdblut dazu kommt.

Ich glaub auch, dass es den Züchtern von VDH und Co. bewusst. Sonst würden sie nicht genauso weitermachen wie bisher. Aber wenn man sich entscheidet, wirklich das Problem anzugehen, würde das heißen, dass die Zucht wie sie bisher durchgeführt wurde, nicht mehr existiert.
Es wäre zwingend notwendig, dass Rassen untereinander gekreuzt werden können, und Hunde die Phänotypisch den Eigenschaften entsprechen, charakterlich geeignet sind und gesund sind, auch wieder die Zucht eingeführt werden können.
Touristen werden sich bestimmt beschweren, dass die Rassen dann ihre Besonderheiten verlieren, aber das ist bei den meisten Hunden sowieso schon der Fall. Wenn wir zum Beispiel Michis Shar Pei nehmen, der hat eigentlich nichts mehr mit denen zu tun, wofür gezüchtet wurde. Zumindest glaube ich, kaum, dass ich Michi einen Kampfhund gewünscht, mit loser Haut, die gut dafür geeignet ist, dass der Gegner sich darin verbeißen kann. Stattdessen wünschen sich die meisten ein Hund im Alltag funktioniert. Und das merkt man auch daran, dass die Zucht von Spezialisten wie zum Beispiel Jagdhunden oder Hütehunden, die noch am Vieh genutzt werden, anders aussieht. Da steht die Leistung mehr im Vordergrund und erst wenn die Rassen ihre Bestimmung verlieren, werden sie zu Karikaturen ihrer selbst.
 
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Michi
18. Sept. 13:09
Nee, das sind wieder zwei verschiedene Dinge 😄
Na also 😃
 
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Michi
18. Sept. 13:13
Solange auf geschlossenen Zuchtbüchern bestanden wird, verengt sich der Genpool immer weiter. Selbst wenn viele Hunde vorhanden sind (wie z.B. beim Labrador) ist die Varianz gering, und sinkt weiter, wenn die Zucht so durchgeführt wie bisher. Es werden genetisch ähnliche Rüden genutzt, die besonders „typvoll“ sind und am besten noch nach Farben selektiert. Wenn wir stattdessen über den Spitz sprechen, da gibt es keine Reserve mehr. Die Rasse kommt aus Deutschland und war hier unglaublich verbreitet. Auf den meisten Höfen gab’s irgendwo ein spitz oder sowas ähnliches. Dann wurde die Rasse definiert, die Zuchtbücher geschlossen. Und die Spitze auf dem Land sind langsam verschwunden. Das einzige, was übrig bleibt, sind die verschiedenen Spitzrassen weltweit, die sich aus dem deutschen Spitzen entwickelt haben. Mit denen könnte man theoretisch den Zuchtpool wieder auffrischen, und man müsste natürlich die verschiedenen Größen wieder zusammenführen. Aber das eigentliche Problem ist, dass kein Fremdblut dazu kommt. Ich glaub auch, dass es den Züchtern von VDH und Co. bewusst. Sonst würden sie nicht genauso weitermachen wie bisher. Aber wenn man sich entscheidet, wirklich das Problem anzugehen, würde das heißen, dass die Zucht wie sie bisher durchgeführt wurde, nicht mehr existiert. Es wäre zwingend notwendig, dass Rassen untereinander gekreuzt werden können, und Hunde die Phänotypisch den Eigenschaften entsprechen, charakterlich geeignet sind und gesund sind, auch wieder die Zucht eingeführt werden können. Touristen werden sich bestimmt beschweren, dass die Rassen dann ihre Besonderheiten verlieren, aber das ist bei den meisten Hunden sowieso schon der Fall. Wenn wir zum Beispiel Michis Shar Pei nehmen, der hat eigentlich nichts mehr mit denen zu tun, wofür gezüchtet wurde. Zumindest glaube ich, kaum, dass ich Michi einen Kampfhund gewünscht, mit loser Haut, die gut dafür geeignet ist, dass der Gegner sich darin verbeißen kann. Stattdessen wünschen sich die meisten ein Hund im Alltag funktioniert. Und das merkt man auch daran, dass die Zucht von Spezialisten wie zum Beispiel Jagdhunden oder Hütehunden, die noch am Vieh genutzt werden, anders aussieht. Da steht die Leistung mehr im Vordergrund und erst wenn die Rassen ihre Bestimmung verlieren, werden sie zu Karikaturen ihrer selbst.
Wenn du jetzt aber schon den Shar Pei ins Spiel bringst....das war und ist ein Hund der armen Bauern, der alle Aufgaben übernehmen musste.
Wachen, Jagen, Hüten.
Ein sportlicher muskulöser Hund .
Dem Typ entspricht Müsli total.
Jagdtrieb hat er auch genug 😄
Einige Exemplare haben sicher gekämpft, aber das ist nicht der Ursprung der Rasse und kam später.
Sie waren so multifunktional, dass sie auch Fleischlieferanten waren und sind.
 
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Michi
18. Sept. 13:22
Traditional Shar Pei sind die Arbeitshunde.
Die mit vielen Falten und zum Kämpfen kamen viel später.
 
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Sonja
18. Sept. 13:56
Wie gesagt, das ist verwerflich. Im Gegenteil gibt es aber auch Züchter von seltenen Rassen, die trotz kleinem Genpool verantwortungsvoll züchten. Wie beispielsweise der Züchter meines Hundes. Oder meine Tierärztin, sie züchtet Beauceron und fährt mit dem Wohnmobil sehr weit , um einen geeigneten Rüden zu finden. Verbindet das mit Urlaub. Auch bei uns in der Pferdezucht ist es so, dass ein guter Züchter nicht unbedingt den Hengst aus der Nachbarschaft auswählt.
Mittlerweile gibt es ja auch Tests auf bestimmte Diversitätsmarker in Populationen. Interessant, dass sich da auch weiter entfernte Verwandte mehr überschneiden können, als näher Verwandte. Könnte ein Grund sein, warum manche Rassen mit kleinem Genpool weniger Krankheiten haben als manche, wo er eigentlich größer ist. Damit geplant muss ein kleinerer Genpool nicht sofort das Riesen-Drama sein. Umgekehrt kann ein entfernter Verwandter kurioserweise aber eine schlechtere Wahl sein. Wäre schön, wenn sich sowas großflächig durchsetzt und die normale Planung über Ahnentafeln hinaus ergänzt.