Solange auf geschlossenen Zuchtbüchern bestanden wird, verengt sich der Genpool immer weiter. Selbst wenn viele Hunde vorhanden sind (wie z.B. beim Labrador) ist die Varianz gering, und sinkt weiter, wenn die Zucht so durchgeführt wie bisher. Es werden genetisch ähnliche Rüden genutzt, die besonders „typvoll“ sind und am besten noch nach Farben selektiert.
Wenn wir stattdessen über den Spitz sprechen, da gibt es keine Reserve mehr. Die Rasse kommt aus Deutschland und war hier unglaublich verbreitet. Auf den meisten Höfen gab’s irgendwo ein spitz oder sowas ähnliches. Dann wurde die Rasse definiert, die Zuchtbücher geschlossen. Und die Spitze auf dem Land sind langsam verschwunden. Das einzige, was übrig bleibt, sind die verschiedenen Spitzrassen weltweit, die sich aus dem deutschen Spitzen entwickelt haben. Mit denen könnte man theoretisch den Zuchtpool wieder auffrischen, und man müsste natürlich die verschiedenen Größen wieder zusammenführen. Aber das eigentliche Problem ist, dass kein Fremdblut dazu kommt.
Ich glaub auch, dass es den Züchtern von VDH und Co. bewusst. Sonst würden sie nicht genauso weitermachen wie bisher. Aber wenn man sich entscheidet, wirklich das Problem anzugehen, würde das heißen, dass die Zucht wie sie bisher durchgeführt wurde, nicht mehr existiert.
Es wäre zwingend notwendig, dass Rassen untereinander gekreuzt werden können, und Hunde die Phänotypisch den Eigenschaften entsprechen, charakterlich geeignet sind und gesund sind, auch wieder die Zucht eingeführt werden können.
Touristen werden sich bestimmt beschweren, dass die Rassen dann ihre Besonderheiten verlieren, aber das ist bei den meisten Hunden sowieso schon der Fall. Wenn wir zum Beispiel Michis Shar Pei nehmen, der hat eigentlich nichts mehr mit denen zu tun, wofür gezüchtet wurde. Zumindest glaube ich, kaum, dass ich Michi einen Kampfhund gewünscht, mit loser Haut, die gut dafür geeignet ist, dass der Gegner sich darin verbeißen kann. Stattdessen wünschen sich die meisten ein Hund im Alltag funktioniert. Und das merkt man auch daran, dass die Zucht von Spezialisten wie zum Beispiel Jagdhunden oder Hütehunden, die noch am Vieh genutzt werden, anders aussieht. Da steht die Leistung mehr im Vordergrund und erst wenn die Rassen ihre Bestimmung verlieren, werden sie zu Karikaturen ihrer selbst.