Ja, diese belastenden Gedanken habe ich auch sehr oft . Wir kommen zwar mit unserer super klar, auch in der Wohnung klappt es prima, solange halt kein Fremder dazu kommt. Besitzen leider kein eigenes Grundstück was sie schützen könnte, ich weiß das würde ihr gut tun einen Job auszuleben aber in der Wohnung ecken wir damit oftmals aneinander.
Bin nur sehr froh das sie super abrufbar ist und deshalb meistens den Freilauf genießen kann.
Erstmal Respekt, dass euer Hund abrufbar ist 😅 Wir arbeiten da aktuell dran, aber ich geb zu, dass ich mich über jeden Fortschritt freue, aber nichts erwarte. Schon dass wir bis zur Schlepp gekommen sind und dass das klappt, das hätte ich Ende letzten Jahres nie für möglich gehalten. Ob Snow aber jemals wirklich zuverlässig abrufbar sein wird ...
Die Idee mit dem Bewachen des Grundstücks kann ich schon nachvollziehen, aber das zu etablieren, ist auch nicht so leicht, wie viele sich das vorstellen. An der Herde lernen HSHs viel von erfahrenen, älteren Tieren, von denen sie sich die Regeln quasi 24/7 abgucken können. Den Rest macht der Ausbilder/Schäfer.
Wenn ich jetzt meine Hündin anschaue, die ist ja nur zur Hälfte so biestig, weil sie ein HSH ist, dass sie sehr schnell sehr hoch eskaliert liegt auch daran, dass sie unsicher wie sonst was ist, weil sie nie wirklich gelernt hat, wie dieses Schützen richtig geht und wie man Gefahren einschätzt. Als Welpe/Junghund hat der Erstbesitzer darauf keinen Fokus gehabt, sondern ganz normale Grunderziehung gemacht und Schutzallüren waren unerwünscht. Ein souveränerer Hund wäre auch vorsichtig und skeptisch, würde aber länger abwarten und gezielter agieren. Snow dagegen weiß manchmal selbst nicht so recht, was sie in der nächsten Sekunde tut.
Wenn ich Snow jetzt einfach so 2000m² Fläche verantworten lassen würde, wäre sie vor allem eins: Massiv gestresst, weil es sie völlig überfordern würde. Sie wüsste, sie muss wachen, hat aber nie gelernt wie, außer alles zu attackieren, das ihr komisch vorkommt. Und da würde sie sich immer weiter hineinsteigern.
Einem Hund beizubringen, wie er richtig wacht, wo die Grenzen des Grundstücks sind, wie nah Vorbeikommende kommen dürfen, dass der Postbote tabu und kein Grund für Eskalation ist, wann aber auch mal wirklich eine Gefahr da ist, so dass der Hund sicher wird in dem was er tut, arttypisch im besten Fall nicht allein, sondern im Team, das ist im Zweifel auch eine Herausforderung.
Da Snow inzwischen kaum noch bei Geräuschen vom Flur anschlägt, üben wir gerade mit dem Balkon. Inzwischen darf sie da auch drauf und den Parkplatz vor dem Haus beobachten. Eins ihrer liebsten Hobbys. Wie so eine grummelige Ruhrpottomi am Fenster 😅 Aber bis das drin war, dass Nachbarn eher selten bis in den ersten Stock hochspringen und Autos sich da bewegen dürfen ... Hei, viiiieeeel Arbeit, auch für den Hund. Aber immerhin kann sie jetzt in der Sonne liegen und Gegend gucken. Nur gehört ja eig auch dazu, dass sie eigenständige Entscheidungen treffen darf, Jagd für Selbstversorgung, Arbeiten im Team mit Artgenossen und es bleibt eben auch, dass, wenn ich und mein Freund morgen tot umfallen, wird Snow vermutlich ein paar Jahre später im Tierheim ableben, weil es einfach (verständlicherweise) sehr, sehr wenige Menschen gibt, die sich das zutrauen oder die so einen Hund sinnvoll in ihr Leben integrieren können. Es bedeutet einige Abstriche, für Zwei- und Vierbeiner und da frag ich mich halt: Muss das sein? Bei Hunden aus zweiter Hand gibt es keinen anderen Weg, aber muss es ein Sarplaniac- oder Kangal-Welpe sein? Die Frage stell ich aber auch bei Leuten, die sich beschweren, dass ihr Dackel jagt oder ihr Border Collie hütet. Ein HSH schützt halt. Wer das nicht gebrauchen kann ...