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Mimi
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Anzahl der Antworten 3
zuletzt 1. Aug.

Lebershunt

Eine Freundin hat seit November einen kleinen Mischling (8 kg) aus dem rumänischen Tierschutz. Er war schon immer relativ träge, muss beim Spaziergang ständig aufgefordert werden weiterzulaufen und schläft sehr viel. Er wurde mehrfach in der Klinik der FU Berlin durchgecheckt und vor 2 Wochen gab es die Verdachtsdiagnose Lebershunt. Eine erste Blutuntersuchung hat den Verdacht bestätigt, eine zweite - 1 Woche später - nicht. Nun geht man erstmal davon aus, dass es doch kein Lebershunt ist. Wenn ich mir aber die Symptome laut Google so durchlese, passt dies total zu ihrem Hund. Von folgendem ist er betroffen: - Orientierungslosigkeit - im Kreis drehen - Schlappheit - Er will nur schlafen, interessiert sich für kaum etwas - Neurologische Ausfälle (sein rechtes Hinterbein zuckt manchmal unkontrolliert) - häufiges Urinieren - Sehschwäche Generell wirkt er einfach total teilnahmslos und abwesend. In 4 Wochen soll sie nun wieder in der Klinik vorstellig werden - ich mache mir Gedanken, ob das nicht zu spät sein könnte? Was würdest du raten? Soll sie nochmal einen anderen Arzt aufsuchen?
 
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Nora
27. Juli 18:26
Hallo Mimi, Ich habe noch einige Fragen, um das Problem besser einschätzen zu können: 1. Wie alt ist der Hund? 2. Treten die Symptome vermehrt in bzw. nach bestimmten Situationen auf? Zum Beispiel nach dem Fressen, nach dem Spielen oder zu bestimmten Tageszeiten? 3. Wurden die Blutabnahmen im nüchternen Zustand durchgeführt? 4. Kennst du die genaueren Ergebnisse der beiden Blutuntersuchungen? 5. Wurden außer den Blutabnahmen weitere diagnostische Maßnahmen, wie ein Ultraschall der Leber, ein CT oder ein MRT durchgefürt? 6. Wurde der Hund in der Klinik eingehend neurologisch untersucht? 7. Sind die Symptome im Laufe der Zeit eher schlimmer oder eher besser geworden, oder sind sie unverändert geblieben? 8. Hat der Hund die Symptome von Anfang an gezeigt, oder haben sie sich erst entwickelt? Wenn letzteres zutrifft, wann haben sie begonnen?
 
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Mimi
27. Juli 20:00
1. 2 Jahre 2. Nein, man kann es nicht auf bestimmte Situationen eingrenzen 3. Das weiß ich leider nicht genau 4. Nein 5. Ja, ein Ultraschall, welcher angeblich unauffällig war 6. Nein 7. Unverändert seit Nov 21 8. von Anfang an
 
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Nora
1. Aug. 11:50
Hallo Mimi, Ein Lebershunt, auch als portosystemischer Shunt bezeichnet, stellt eine angeborene Missbildung der Lebergefäße dar. Durch diese Missbildung durchläuft das Blut nur zu einem sehr geringen Teil die Leber. Da die Leber als Organ für die Entgiftung des Blutes sowie für viele Stoffwechselvorgänge verantwortlich ist, stellt die Umgehung der Leber für den Organismus ein großes Problem dar. Typische Anzeichen eines Lebershunts sind Müdigkeit, Teilnahmslosigkeit, gelegentliches Erbrechen, reduzierte Futteraufnahme und Gewichtsverlust. Auch kann sich ein zurückgebliebenes Wachstum bemerkbar machen. Zudem kommt es zu Verhaltensauffälligkeiten und neurologischen Ausfällen, wie Unkoordiniertheit, Ataxie, Schwäche, wiederkehrende Blindheit und gelegentlich komatöse Zustände. Die Anzeichen, die der Hund zeigt, passen somit zu den typischen Symptomen eines Lebershunts. Charakteristisch für die Symptomatik eines portosystemischen Shunts ist das periodische Auftreten. Symptomreichen Phasen folgen Zeiten vollkommener Beschwerdefreiheit. Um einen Lebershunt zu diagnostizieren werden zunächst verschiedene Blutuntersuchungen angefertigt. Die Besimmung von Ammoniak und Gallensäure nehmen hierbei einen besonderen Stellenwert ein. Die Blutuntersuchungen können durch eine Ultraschalluntersuchung der Leber gestützt werden. Bei ca. 85% der erkrankten Hunde sind charakteristische Veränderungen der Leber im Ultraschall darstellbar. Bleibt der Ultraschall unauffällig ist eine CT-Untersuchung angeraten, um den Verdacht zu bestätigen. Bei gesicherter Diagnose kann der Lebershunt chirurgisch korrigiert werden. Die Tierärzt der FU Berlin werden höchstwahrscheinlich bereits alle ersten diagnostischen Schritte eingeleitet haben, um einen Lebershunt zu überprüfen. Sprachen die bisherigen Untersuchungen gegen einen Lebershunt, kann eine CT-Untersuchung hilfreich sein, um den Verdacht endgültig auszuschließen. Die Symptome, die der Hund deiner Freundin zeigt, können aber auch aufgrund anderer Erkrankungen, wie einer Störung im Großhirn entstehen. Du solltest deine Freundin bestärken sich von den Tierärzten/Tierärztinnen nochmals genau erklären zu lassen, ob ein Lebershunt als Diagnose bei ihrem Hund noch im Raum steht. Liegen diesbezüglich noch Unklarheiten vor, werden die Ärztinnen und Ärzte deine Freudnin hierhingehend aufklären können. Zudem sollten baldig weitere diagnostische Schritte, wie eine CT- oder MRT-Untersuchung durchgeführt werden, um anderen Differentialsdiagnosen auf den Grund zu gehen. Ich drücke die Daumen, dass das Problem schnell gefunden wird. Alles Gute 🐾