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Claudia
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zuletzt 6. Dez.

Ausschlag im Intimbereich der Hündin

Meine Hündin ist jetzt 1 Jahr alt und hatte vor 2 Monaten ihre Läufigkeit beendet. Die Läufigkeit verlief ohne Komplikationen. Jedoch trat ein vermehrter Juckreiz bei meiner Hündin auf, so dass sie sich übermäßig im Intimbereich säuberte. Ein unangenehmer Geruch trat auf. Tierärztliche Abklärung ergab volle Analdrüsen. Diese wurden dann zwei mal manuell ausgedrückt. Das Tierfutter wurde auf Pferd mit Süsskartoffeln umgestellt, so dass der Kot-Absatz wieder regulär ist. Das teilweise aufgetretene "Schlittenfahren" kam nicht mehr vor. Die Umstellung war somit erfolgreich. Jedoch leckte sich meine Französische Bulldogge weiterhin den Intimbereich. Ab und zu trat auch Sekret aus. Der Geruch ist bisweilen sehr unangenehm. An anderen Tagen jedoch geruchsneutral. Jetzt ist es soweit, dass der Ausschlag im Intimbereich zugenommen hat und teilweise blutig ist. Hinzu kommt, dass sie sich schon viele Wochen vorher die Pfoten intensiv geleckt hat. Tierärztlich konnte nichts gefunden werden, was auf Milben oder einer Verletzung zurückzuführen wäre. Die Pfoten sollten mit Dermamycin behandelt werden. Dies wirkte jedoch nicht. Mittlerweile leckt sie sich beide Pfoten ebenfalls sehr intensiv. Eine Entzündung scheint nicht vorhanden zu sein, aber eine intensive Rötung. Das "Pfoten lecken" tritt bis zu 3 x täglich auf. Der Intimbereich wird sehr massiv geleckt. Auch bei Gassirunden, im Spiel oder gleich nach dem Aufstehen. Was könnte die Ursache für diese Hautreaktion sein und welche Maßnahmen könnten getroffen werden, um das Beschwerdebild zu verbessern? Vielleicht könnte hier eine Hilfestellung erfolgen, um bei einem Tierarztbesuch vor Ort das Krankheitsbild einzugrenzen, um hier die notwendige Therapie einzuleiten. Vielen Dank.
 
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Nora
6. Dez. 09:57
Hallo Claudia, Die Symptome, die du beschreibst, können verschiedene Ursachen haben. Die Entzündung im Intimbereich für sich allein genommen könnte aufgrund der vermehrten Faltenbildung in diesem Bereich entstehen. Vor allem Französische Bulldoggen sind durch die überschüssige Haut im Intimbereich sehr anfällig. Man spricht hierbei auch von einer Hautfaltendermatitis (Intertrigo). Durch die Falten wird die Haut in der Teife schlecht belüftet. Es kommt zur Ansammlung von Feuchtigkeit und zur Besiedlung mit Bakterien oder Hefepilzen. Die Haut im Bereich der Falten ist stark gerötet, schmierig und übelriechend. Um gegen die Hautfaltendermatitis vorzugehen müssen die Hautfalten regelmäßig mit antiseptischen Wundsalben versorgt werden. Da das Grundproblem, nämlich die fehlende Belüftung der Haut hierdurch aber nicht gelöst wird, sollte außerdem eine Gewichtsreduktion des Hundes und ggf. eine chirurgische Entfernung der Falten vorgenommen werden. In Kombination mit dem Pfotenlecken könnte jedoch auch eine Allergie das Problem deines Hündin darstellen, welche die Hautfaltendermatitis zusätzlich verschlimmert. Bei einer Allergie handelt es sich um eine überschießende Antwort des Immunsystems auf einen eigentlich harmlosen Stoff (Allergen). Ca. 15% aller Hunde leiden unter einer Allergie, wobei Französische Bulldoggen besonders häufig betroffen sind. Das typische Symptom einer Allergie ist der Juckreiz. Dieser äußert sich entweder durch Bekratzen des Körpers, viele Hunde zeigen aber auch ein intensives Belecken der Pfoten als Ausdruck des Juckreiz. Eine Allergie tritt zumeist als Flohspeichelallergie, als Futtermittelallergie oder als Umweltallergie (Atopische Dermatitis) auf. Während die Flohspeichelallergie einen bestehenden oder vorherigen Flohbefall voraussetzt, können die anderen beiden Formen als Reaktion auf alltägliche Reize, wie bestimmte Futterinhaltsstoffe (Futtermittelallergie) oder Umweltallergene wie Bütenpollen und Hausstaub (Atopische Dermatitis/Umweltallergie) entstehen. Sowol die Diagnose einer Futtermittelallergie als auch die Diagnose einer Umweltallergie ist eine Ausschlussdiagnose. Es müssen also alle anderen möglichen Erkrankungen, die mit vermehrtem Juckreiz einhergehen, zunächst ausgeschlossenw erden. Allergietests dienen aufgrund ihrer hohen Fehlertreffer nicht der Diagnosestellung. Um herauszufinden, ob deine Hündin unter einer Allergie leidet muss also eine umfangreiche Allergieabklärung stattfinden. Hierfür wird die Haut deiner Hündin zunächst genau auf andere Ursachen, die zu Juckreiz und Rötung führen können, überprüft. Hautproben werden hierfür auf das Vorhandensein von Bakterien, Parasiten oder Hautpilzen untersucht. Außerdem wird ein Blutbild angefertigt, um einen organisch bedingten Juckreiz, beispielsweise durch eine Fehlfunktion der Schilddrüse auszuschließen. Sind diese Untersuchungen unauffällig, festigt sich der Allergieverdacht. Nun muss überprüft werden, um welche Allergieform es sich handelt. Hierfür wird zunächst eine strikte Eliminationdiät über min. 8 Wochen durchgeführt. Sinn dieser Diät ist es, neuwertige Proteine und Kohlenhydrate zu füttern, um eine Reaktion des Körpers auf bisherige Proteine- und Kohlenhydrate zu überprüfen. Wichtig ist, dass während der Diät ausschließlich das verschriebene Futter gefüttert wird und deine Hündin nichts außer der Reihe erhält! Außerdem muss für die Eliminationsdiät auf spezielle tiermedizinische Hypoallergen-Futter oder eine genaustens zusammengestellte, selbstgekochte Diät zurückgegriffen werden. Herkömmliche Futtermittel, die mit „Singleprotein“ werben, sind aufgrund verschiedener Verunreinigungen zur Diagnose einer Futtermittelallergie nicht geeignet. Bessert sich die Symptomatik unter der Diät, und tritt nach Gabe des herkömmlichen Futters wieder auf (Provokationsprobe), kann die Diagnose "Futtermittelallergie" gestellt werden. Mithilfe verschiedener Futterproben kann im Anschluss an die Diagnose der genaue Auslöser der Allergie herauskristallisiert werden. So kannst du deiner Hündin langfristig ein Futter füttern, dass keines der auslösenden Allergene enthält und somit vom gut vertragen wird. Bessert sich die Symptomatik unter der Eliminationsdiät nicht, kann die Diagnose "Atopische Dermatitis" gestellt werden. Bei einer Atopischen Dermatitis hat man zwei therapeutische Möglichkeiten: Eine symptomatische Therapie oder eine Desensibilisierung. Für eine Desensibilisierung wird ein Allergietest (in Form eines Hauttests oder eines Bluttests) angefertigt. Dieser muss durch einen erfahrenen Tiermedizinischen Dermatologen genau interpretiert werden und gibt dann Aufschluss über die auslösenden Allergene. Mithilfe speziell angefertigter Desensibilisierungslösungen wird der Körper deiner Hündin während der Therapie an diese Allergene gewöhnt. Ziel ist es, dass der Körper anschließend nicht mehr auf die Allergene reagiert. Eine Desensibilisierung bringt bei ca. 70% der Hunde eine deutliche Besserung. Bei einigen Hunden verschwindet die Symptomatik sogar komplett. Achtung! Wie oben bereits erwähnt sind Allergietests sind nicht zur Diagnosestellung einer Allergie geeignet. Man kann mithilfe eines Allergietests also nicht herausfinden, ob ein Hund eine Allergie hat, oder nicht. Die Tests sind leider sehr unspezifisch und fehleranfällig. Nur, wenn eine Atopische Dermatitis wie oben beschrieben bereits diagnostiziert wurde, können Allergietests helfen um im Rahmen einer kritischen Auswertung das auslösende Allergen zu bestimmen. Bei einer symptomatischen Therapie wird lediglich der Juckreiz des Hundes unterdrückt. Dies erfolgt durch die lebenslange Therapie mit juckreizunterdrückenden Medikamenten. Um deiner Hündin langfristig Linderung zu verschaffen und der Ursache der Probleme auf den Grund zu gehen, würde ich dir somit empfehlen, eine umfangreiche Allergieabklärung vornehmen zu lassen. Alles Gute euch beiden 🐾