Über Kokosöl wurde bereits ausreichend diskutiert. Diese Keramik und die nicht existente Funktion wurden auch bereits erläutert. Das Problem daran ist folgendes: wie sicher ist man sich, dass es wirkt? Letztendlich sind Zecken, insbesondere Nymphen, schnell übersehen und der Hund kann, auch wenn man stark an die Alternativen glaubt, einen Zeckenbefall aufweisen und einem hohen Risiko ausgesetzt sein. Es ist eben immernoch etwas anderes als ein Milbenbefall und das Risiko für Krankheiten ist steigend. Aus diesem Grund sollte sich auch jeder dem Risiko bewusst sein und tatsächlich kann ich persönlich in diesem Kontext nicht verstehen, wieso man da dem Falschen vertraut. Aber vermutlich habe ich es einfach zu oft versagen sehen.
Über die grundsätzliche Panik vor "chemischen" Wirkstoffen lese ich hier jedoch täglich. Anders kann ich mir Falschaussagen wie "Das ist alles Chemie." oder "Die Hunde werden langsam vergiftet." oder "Das Gift sammelt sich im Körper an und macht alles kaputt." nicht erklären. Im gleichen Zuge wird das "Natürliche" ganz besonders gelobt, auch wenn in manchen Fällen kaum ein Unterschied zu den anderen Wirkstoffen besteht.
Vorerst mein Dank für die geduldige Aufklärung hier. Es ist erschreckend, wie sehr sich eine Tendenz herausgebildet hat, Mediziner, Wissenschaftler und Experten anzuzweifeln und ihnen fragwürdige Interessen zu unterstellen. Ich glaube, den wenigsten hier ist klar, wie hart und frustend der Beruf eines Tierarztes sein kann, weil sie sich mehr mit Besitzern auseinandersetzen müssen, statt sich angemessen um das Wohlergehen der Tiere kümmern zu können.
Ich selbst vertrete privat die Meinung, daß man sich um einen guten und effizienten Zeckenschutz kümmern muß, und habe mitbekommen, wie neue Hundebesitzer auf anekdotische Meinungen hören und Kokosöl, Keramik und Bernstein probierten, aber der Hund blieb Zeckenmagnet. Am Ende folgten sie doch meiner Empfehlung mit Seresto. Aber wieviele unnötige Zeckenstiche waren notwendig, um zu dieser Einsicht zu gelangen. Und das in einer der Kerngebieten für Hundemalaria, wo man regelmäßig davon hört, wie Hunde versterben.
Aber nun meine Kritik als Wissenschaftler an die Tierärzte. Als ich wegen Lethargie meines Hundes besorgt war und eine Blutuntersuchung machen lassen wollte, gab der Tierarzt zu, dass er Babesien gar nicht auf dem Schirm hatte, aber gerade einen Fall hatte, den er weiterleiten musste. Der Hund hat nicht überlebt, teils auch, weil der Tierarzt nicht auf dem aktuellen Stand war und daher nicht schnell genug gehandelt wurde. Anders herum, wie lange hat es gedauert, bis daß Zusammenhänge zwischen Isoxazoline und neurologische Anfälle bei den Hunden in Zusammenhang gebracht wurden. Da haben sich die Tierärzte zu sehr auf die Aussagen verlassen, daß diese Mittel sicher seien. Welcher Tierarzt hat die Zeit, sich regelmäßig mit den wissenschaftlichen Studien angemessen auseinanderzusetzen und bei diesen auch die Affiliations zu prüfen und Gegenstudien zu finden. Da glaubt man doch schnell den Hochglanzbroschüren der Hersteller. Warum ist es im Zeitalter der Digitalisierung und der Datenvernetzung so schwierig, daß Tierärzte sich effizient miteinander vernetzen und Informationen tauschen. So ließe sich leicht eine Karte von Risikogebieten erstellen, herausfinden, wo Resistenzen auftreten, Erfahrungswerte zu Wirkung und Sicherheit von Arzneien feststellen lassen etc. Aber leider sind viele Tierärzte befangen und regional kompetetiv, so daß sie letztlich auch nur in von ihren Meinungen geleitet werden. Als Tierbesitzer ist es oft schwer, gute Tierärzte zu finden. Zum Glück habe ich eine identifiziert, der ich vertraue und mit der ich kritisch und informiert diskutieren kann. Aber mir ist nichts dazu bekannt, dass sich die Ärzte in der Stadt untereinander vernetze. In einer Landeshauptstadt. Hier muß wirklich noch einiges getan werden, ansonsten bleiben die Tierärzte weiterhin auf ihren einsamen Posten.