Von der Vetevo Seite
,,Sind Wurmmittel pures Gift für den Hund?
Nein, Wurmmittel sind im Normalfall sowohl für uns (zuerst wurden sie für Menschen entwickelt) als auch für unseren geliebten Vierbeiner nicht giftig.
Zwar wirkt das Wurmmittel auf das Nervensystem der Würmer, aber hier ist ganz klar die Menge (Dosis) der relevante Faktor. Außerdem ist unser Nervensystem als auch das der Hunde und anderer hoch entwickelter Tiere wesentlich komplexer und somit in diesen Maßen nicht durch die Wirkstoffmenge angreifbar. Natürlich muss man sich strikt an die Mengenangaben (Dosierung) und Gabe (Darreichungsformen) halten. Teilweise kann es in Ausnahmen zu Unverträglichkeiten kommen. Jedoch ist das nicht der Regelfall. Nebenwirkungen laut Packungsbeilage: “In sehr seltenen Fällen kann es zu leichten, vorübergehenden gastrointestinalen Beschwerden (wie z. B. Erbrechen) kommen.” Sehr selten wird hier mit weniger als 1 von 10.000 behandelten Tieren definiert. Das ist schon sehr selten.
Jedoch gibt es eine sehr wichtige Ausnahme. Hunde mit so genanntem MDR1-Gendefekt haben eine mangelhafte Schutzfunktion des zentralen Nervensystems vor Medikamenten. Dadurch gelangen die Wirkstoffe ungehindert ins Gehirn und können hier neurologische Symptome auslösen (Übelkeit, Anfälle…).
Es ist naheliegend zu vermuten, dass eine hohe Zahl der "Horrorgeschichten" über Wurmmittel und Co. auf der überempfindlichen Reaktion von MDR1-Gendefektträgern beruht. Wer sicher gehen will, kann seinen Liebsten auch mit Hilfe einer Blutuntersuchung auf den Defekt testen lassen. Besonders als Halter von gefährdeten Rassen und Mischlingen sollten über den MDR1-Test ernsthaft nachdenken, so kannst Du dich und Deinen Vierbeiner auch beim Einsatz von Zeckenmitteln, Narkosen, etc. absichern.
Nebenwirkungen und Gegenanzeigen von Wurmmitteln
Im Zusammenhang mit der Entwurmung kann es bei den behandelten Tieren zu leichten Störungen des Verdauungsapparates wie z. B. Speicheln, Erbrechen, Durchfall kommen. Hier ist allerdings zu erwähnen, dass diese Nebenwirkungen absolut individuell vorkommen. Deswegen ist es wichtig den Hund nach der Gabe zu beobachten.
In Betracht auf die große Gesamtpopulation der Hunde sind Gegenanzeigen dennoch wirklich selten. Die erste Ausnahme - den MDR1-Gendefekt - haben wir schon vorgestellt. Auch bei trächtigen Hündinnen sollte man besser auf eine Entwurmung verzichten, da es meistens keine Studien bezüglich Trächtigkeit und Gefährdung der ungeborenen Welpen gibt. Deswegen wird angeraten die Hündin bereits vor der Belegung zu entwurmen. Viel wichtiger jedoch ist die Entwurmung der Welpen. Das sollte regelmäßig passieren, da bereits im Mutterleib und über die Muttermilch Wurmeier aufgenommen werden können. Die Hündin darf nach der Geburt der Welpen dabei jedoch nicht ausgelassen werden, da es sonst zum "Ansteck-Ping-Pong" kommt.
Warum gibt es so viele Horrorgeschichten?
Trotz des geringen Nebenwirkungsfaktors 1 von 10.000 scheint es so, als ob das ganze Internet voll von Hunden mit Nebenwirkungen ist! Doch woher kommt das?
Den Gedanken, dass möglicherweise eine hohe Anzahl unerkannter MDR1-Gendefektträger unter den betroffenen Patienten zu finden sind, haben wir bereits aufgegriffen. Hier müssen zum Schutz der besonders sensiblen Hunde weitere Untersuchungen stattfinden und das Wissen um die MDR1-Defekt-Problematik verbreitet werden.
Aber ein wichtiger Faktor ist: Wir Menschen haben leider die besondere Angewohnheit eher etwas Schlechtes zu teilen. Selten schreibt man gern wie super die im letzten Winter genommenen Lutschtabletten gegen Halsschmerzen gewirkt haben? Viel größer ist der Impuls zur öffentlichen Bewertung, wenn die Sorte "Blau von Bloona" mal wieder nicht gewirkt hat. Fakt ist: Damit ein Medikament auf dem Markt eingesetzt werden darf, müssen unzählige von Versuchen und Studien durchgeführt werden, die die Unbedenklichkeit des Mittels beweisen. Nur wenn der Nutzen verhältnismäßig über dem Risiko steht, darf ein Medikament rechtmäßig eingesetzt werden."