Ich stimme dir generell zu, dass mit dem Wort Angsthund zu leger umgegangen wird. Gleichzeitig sind lustigerweise genau die Gruppe, denen du das gerade absprichst, besonders häufig betroffen (=Hunde die als Welpen im Tierheim waren). Diese Zeit ist leider wahnsinnig wichtig in der Entwicklung und tatsächlich fast unmöglich zum Aufholen. Leider ist Quarantäne in den Tierheimen sehr oft notwendig, wodurch die Welpen nichts kennenlernen. (Parvo etc) Wenn sie dann als Junghund nach Deutschland kommen, sind sie mit Alltagseindrücken komplett überfordert und in einem Zustand von Dauerhaften Stress.
Misshandelte Hunde haben hingegen Angst vor bestimmten Dingen oder vor Menschen, sind im Alltag aber oft recht souverän.
Die Begründung "der hat schlimmes erlebt", ist natürlich oft falsch und müsste mit "der hat nichts kennengelernt" ersetzt werden.
Ich möchte es der Gruppe nicht absprechen, ich habe nur den persönlichen Eindruck, dass viele Hunde in ihrem Trauma aktiv von ihren Haltern gefangen gehalten werden.
Natürlich nicht absichtlich oder bewusst.
Dazu trägt aus meiner Sicht bei, dass viele Leute ein bestimmten Mindset haben. Das "Auslands TS Angsthund" Mindset.
In erster Linie finde ich es für die Hunde schade, weil es ihnen die Chance nimmt ein normaler Hund zu sein.
Außerdem finde ich das Angst ein Zustand und kein lebenslanges Schicksal ist. Den Hunden wird aber eine Identität auferlegt, dass sie a) aus dem Ausland sind, b) aus dem TS sind und c) ängstlich sind. Das zieht sich dann durch das gesamte Weltbild und alles wird durch diese Linse gesehen und interpretiert.
Ein Hund hat sicher andere Persönlichkeitsmerkmale zu bieten und es gibt abertausende hervorragend angepasste Auslandshunde. Da würde man bis auf die Optik nicht mal erahnen, dass sie kein deutscher Ups Wurf sind. Es fällt aber auf, dass die Halter dieser Hunde ihre Hunde in erster Linie als eins betrachten, "ihre Hunde".
Ausland und TS ist die Herkunft und sollte nicht die Diagnose oder eben Identität sein.
Ich hoffe ich habe mich verständlich ausgedrückt.
Ich beziehe mich aber immer auf gesunde Hunde, also kein Deprivationssyndrom o.ä.