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Dogorama-Mitglied
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zuletzt 25. Aug.

Warum lasst ihr kastrieren?

Es heisst ja man sollte nur kastrieren, wenn eine medizinische Notwendigkeit besteht, ich wundere mich aber immer ein bisschen, dass das bei so vielen Hunden der Fall ist. Gibt es tatsächlich so häufig schwere gesundheitliche Probleme rund um die Geschlechtsteile? Ich sorge mich ein bisschen, weil ich ja selbst einen intakten Hund hab...
 
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Dogorama-Mitglied
6. Sept. 01:31
Das stimmt so nicht ... Ich , also ich persönlich , habe noch keinen Hund erlebt , der aus Stress so reagiert . Andere Hundehalter können durchaus andere Erfahrungen gemacht haben . Ich habe nur von meinen Erfahrungen berichten .
Das meinte ich ja auch, dass du als Züchterin das in den ersten 12 Wochen wahrscheinlich kaum erlebst.
Und wahrscheinlich hast du so einen erfahrenen Umgang mit deinen Hunden, dass es dir auch sonst kaum widerfährt.

Aber glaube mir, dass es gerade Ersthaltern und denen, die sich nicht gross mit dem Wesen der Hunde beschäftigen, nicht selten passiert, dass sich Stresshandlungen wie Aufreiten, Drehen, sich Benagen, Bellen etc ergeben und tw verfestigt. (Bei Guinness war es zB manchmal um sich Kreiseln und sein Fell abnagen)

Das taucht dann erst etwas später auf, wenn die Hunde schon bei den neuen Leuten sind.
 
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Dogorama-Mitglied
6. Sept. 01:37
Dein letzter Abschnitt ... gehört das nicht zusammen ? Ich unterbreche / unterbinde und versuche ihn von seiner Handlung abzulenken . Was ich ja schon mache indem ich unterbreche .
Für mich nicht.

Bei der zweiten Variante geht es nicht darum, das Verhalten zu unterbinden im Sinne von Abgewöhnen ("das darfst du nicht tun"), sondern es unnötig zu machen.

Es also im Verhaltensrepertior des Hundes zu belassen, aber die Gegebenheiten so zu verändern, dass er es nicht tun muss.

Klar hab ich bri Guinness das Kreiseln abgebrochen, aber ich hab es ihm nicht abgewöhnt.

Er dürfte es wieder machen und ich wüsste, dass da im Hintergrund was falsch gelaufen ist.
 
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Stella
6. Sept. 01:37
Das meinte ich ja auch, dass du als Züchterin das in den ersten 12 Wochen wahrscheinlich kaum erlebst. Und wahrscheinlich hast du so einen erfahrenen Umgang mit deinen Hunden, dass es dir auch sonst kaum widerfährt. Aber glaube mir, dass es gerade Ersthaltern und denen, die sich nicht gross mit dem Wesen der Hunde beschäftigen, nicht selten passiert, dass sich Stresshandlungen wie Aufreiten, Drehen, sich Benagen, Bellen etc ergeben und tw verfestigt. (Bei Guinness war es zB manchmal um sich Kreiseln und sein Fell abnagen) Das taucht dann erst etwas später auf, wenn die Hunde schon bei den neuen Leuten sind.
Das glaube ich dir alles gern , jede deiner aufgeführten Handlungen ... nur das mit dem Aufreiten habe ich persönlich noch nie als Stressreaktion erlebt , weder bei meinen Welpen , noch im Rudel oder bei den Hunden von Freunden ... wenn es vorkam war es immer aus Dominanzgründen .
 
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Dogorama-Mitglied
6. Sept. 01:48
Das glaube ich dir alles gern , jede deiner aufgeführten Handlungen ... nur das mit dem Aufreiten habe ich persönlich noch nie als Stressreaktion erlebt , weder bei meinen Welpen , noch im Rudel oder bei den Hunden von Freunden ... wenn es vorkam war es immer aus Dominanzgründen .
Guck, da wird es auch gut beschrieben;

"Bedeutet rammeln beim Hund, dass ich einen dimonanten Alpha-Hund habe? Oder ist aufreiten ein Zeichen von zu starkem Sexualverhalten? Will er dich einfach nur blamieren? Tatsächlich ist rammeln (bzw. aufreiten) in nahezu allen Fällen ein stressbedingtes Verhalten. Dein Hund ist überfordert, frustriert, hilflos und sucht ein Ventil. Manche buddeln, manche fressen Gras und wieder andere Hunde rammeln. Wünscht du dir jetzt, er würde einfach nur buddeln? Das kann ich verstehen. Aber weißt du was? Ich bin froh um jeden Hund der rammelt, denn in diesen Fällen ist nicht nur der Leidensdruck bei deinem Hund groß, sondern auch bei dir."

https://tina-schwarz.de/2019/04/16/was-tun-wenn-dein-hund-rammelt/

Guinness hat nie Gerammelt, aber ich hab es bei anderen Hunden gesehen. Ich finde es sieht auch anders aus als das Besteigen aus Dominanz.
Stressrammeln ist meiner Beobachtung nach hektisch und mit viel Hecheln.

Eine Bekannte hat einen Zwergspitz, bei dem sich das zusammen mit exzessivem Bellen als Stressbewältigung manifestiert hat.

Es war ihr leider nicht recht klar zu machen, dass der nicht dauernd geil ist, sondern das er durch den Wind ist und sie anders mit dem umgehen sollte.
 
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Sonja
6. Sept. 05:28
Ich denke, die Ursachenforschung hätte da eindeutig Priorität, weil wenn der Schwerpunkt am Korrigieren liegt, ergibt sich ja mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit nur eine Verschiebung auf ein anderes Verhalten. Und welchen besseren Weg würd ich ihm dann zeigen können? Sich im Kreis Drehen? An sich selbst Rumkauen? Bellen? Zoomies? Beissen statt Rammeln oder umgekehrt? Kauspielzeug vielleicht, ist aber auch nur eine Notlösung... Klar ist weder häufiges Rammeln noch um sich Beissen etc erwünscht, aber wenn das passiert ist es ein Hinweis, dass was nicht passt und ohne die Auslöser zu bearbeiten, wird man nicht weit kommen. Es scheint mir ein bisschen wie Knurren, das man ja auch nicht einfach nur wegkorrigieren sollte...
Als Benny pubertär rammelwütig war (im Hundefreilauf) habe ich das Rammeln abgebrochen, leider größtenteils physisch mit am Halsband fassen und wegziehen, habe ihn dann geblockt, damit er nicht sofort wieder drauf hängt, und dann sind wir ein Stück zusammen gerannt. Das mit mir Rennen war Alternativverhalten.

Es gibt kein entweder oder. Man muss nicht wählen zwischen Ursachenforschung und Korrektur. Man kann und sollte beides machen. Ich finde die Korrektur sogar wichtiger, mindestens wenn andere Hunde oder Menschen berammelt werden.

Mit Benny bin ich 2-3 Monate nicht zur Freilauf - Wiese gegangen, dann war der Spuk vorbei. Aber die Male, die ich da war, obwohl er nur Rammeln im Kopf hatte, haben mir sehr geholfen. Ich kann nun viel besser unerwünschtes Verhalten abbrechen und ihn von anderen Hunden fern halten. Und da ich mich durchsetzen konnte, nimmt er mich seitdem ernster.
 
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Sonja
6. Sept. 05:33
Ich bin nicht sicher, dass das Priorität hat, zumindest nicht, wenn das Verhalten nicht selbst- oder fremdgefährdend ist. Und ganz sicher nicht, wenn damit der Hinweis auf ein Hintergrundproblem verloren ginge. Vor Allem ist ja auch ein Unterschied zwischen Unterbinden im Sinne von ich will das Verhalten abgewöhnen und Unterbrechen im Sinne von ich hab es erkannt, will dem Hund helfen sich anders zu beruhigen und überlege, was der Auslöser war um ihn künftig anders zu handhaben.
Ich vermute, abgewöhnen in Deinem Sinne ist stumpfes abgewöhnen ohne Ursachenforschung. Wenn Du es so unterscheidest, hast Du Recht.
Ich verwende das Wort abgewöhnen anders, es schließt bei mir die Ursachenforschung nicht aus.
 
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Regine
6. Sept. 06:49
Ella ist meine erste Hündin, in der Familie hatten wir nur (intakte) Rüden. Die Läufigkeiten liefen bisher problemlos, natürlich ist die kritische Zeit, wo man nur alleine und mit Leine spazieren gehen kann, etwas doof. Aber das ist ja nicht so lang. Auch „ganze Tapete voll Blut“ o ä. gibt es glücklicherweise nicht. Nachdem die Läufigkeiten viel leichter zu überstehen sind, als ich dachte, sehe ich keinen Grund, Ella dem Eingriff zu unterziehen. Bestärkt hat mich, dass unsere Tierärztin ihre Hündin, die sich manchmal im Wartezimmer aufhält und im selben Haus wohnt, in dem auch die Praxis ist, ursprünglich kastrieren wollte. Nach reiflicher Überlegung und Erfahrung hat sie es dann aber nicht getan. Zumindest bei Hündinnen würde ich ausschließlich medizinische Notwendigkeit als Grund für einen Eingriff sehen.
Genau so sehe ich das auch. Meine beiden Cockermädels sind auch intakte Hündinnen. Ja die Zeit der Läufigkeiten ist auch etwas stressig, aber besonders bei meiner jüngeren Hündin konnte ich auch gut sehen, dass sie mit jeder Läufigkeit gereift ist und das tat ihr, als etwas unsichere Hündin sehr gut. Ich würde es immer wieder so machen.
 
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Dogorama-Mitglied
6. Sept. 07:07
Ich denke, die Ursachenforschung hätte da eindeutig Priorität, weil wenn der Schwerpunkt am Korrigieren liegt, ergibt sich ja mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit nur eine Verschiebung auf ein anderes Verhalten. Und welchen besseren Weg würd ich ihm dann zeigen können? Sich im Kreis Drehen? An sich selbst Rumkauen? Bellen? Zoomies? Beissen statt Rammeln oder umgekehrt? Kauspielzeug vielleicht, ist aber auch nur eine Notlösung... Klar ist weder häufiges Rammeln noch um sich Beissen etc erwünscht, aber wenn das passiert ist es ein Hinweis, dass was nicht passt und ohne die Auslöser zu bearbeiten, wird man nicht weit kommen. Es scheint mir ein bisschen wie Knurren, das man ja auch nicht einfach nur wegkorrigieren sollte...
Ein besseres oder das beste Verhalten wäre sich vom Stressor bzw aus der Situation zu entfernen.

Kleines Beispiel vom Wochenende.
Mein Hund war in einem Auslauf durch einen Zaun von mehreren Hunden getrennt. Keiner der Hunde hat ihn sonderlich beachtet, bis auf eine Mini-Aussie Hündin, die ihn ständig mit Wahlauge seitlich anfixiert hat. Natürlich ist mein Hund immer wieder genau zu dieser Hündin an den Zaun, sie hat ihn dann verkläfft (ihr Verhalten wurde bewusst zugelassen) und er hat angefangen dagegen zu bellen.
Nach ein paar Übungen ist die gleiche Situation aufgetreten, er ist wieder hin, sie hat gekläfft und er ist weg vom Zaun und zu mir gekommen. Das ist eine konstruktive Problemlösung.

Seine Stressbewältigung war bisher aktiv und frontal auf den Stressor zu zugehen und sich in eine Eskalation reinzusteigern. Das hat aber nur sehr kurz Linderung geschaffen (ich konfrontiere meinen Stressor) und eigentlich zu noch mehr Stress geführt (es knallt). Dann versucht durch bellen Stress abzubauen, der andere Hund hält dagegen usw. Eine Stressspirale. Hunde anrammeln als Stressbewältigung verursacht nicht selten ebenfalls noch mehr Stress, denn viele, gerade selbst unsichere Hunde können damit nicht umgehen und es knallt.
Im Idealfall soll ein Hund in allen Situation lernen, dem Stressor aus dem Weg zu gehen und beim Halter Hilfestellung zu suchen.

Und Stress aus dem Weg zu gehen und sich nicht provozieren zu lassen macht ihm nicht zu einer unterwürfigen Lusche, sondern zu einem selbstbewussten, souveränen Hund, der nichts zu beweisen hat. Heißt ja nicht, dass er sich nicht verteidigen oder wenn angebracht Ansagen machen darf, bevor das jemand wieder in den falschen Hals bekommt.
 
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Dogorama-Mitglied
6. Sept. 07:12
Als Benny pubertär rammelwütig war (im Hundefreilauf) habe ich das Rammeln abgebrochen, leider größtenteils physisch mit am Halsband fassen und wegziehen, habe ihn dann geblockt, damit er nicht sofort wieder drauf hängt, und dann sind wir ein Stück zusammen gerannt. Das mit mir Rennen war Alternativverhalten. Es gibt kein entweder oder. Man muss nicht wählen zwischen Ursachenforschung und Korrektur. Man kann und sollte beides machen. Ich finde die Korrektur sogar wichtiger, mindestens wenn andere Hunde oder Menschen berammelt werden. Mit Benny bin ich 2-3 Monate nicht zur Freilauf - Wiese gegangen, dann war der Spuk vorbei. Aber die Male, die ich da war, obwohl er nur Rammeln im Kopf hatte, haben mir sehr geholfen. Ich kann nun viel besser unerwünschtes Verhalten abbrechen und ihn von anderen Hunden fern halten. Und da ich mich durchsetzen konnte, nimmt er mich seitdem ernster.
Dieses jugendgeile Rammeln hab ich auch unterbunden bzw ihn den Anschiss der anderen Hunde kassieren lassen.

Das war aber auch kein Stressrammeln, welches ich nicht in der Form eben nicht unterbinden würde und bei dem ich die Korrektur absolut nachrangig hinter der Ursachenbehung finde.

Und wie gesagt, es ist ein Unterschied zwischen Abbruch im Sinne von "hör auf, das tut dir nicht gut" und Unterbinden bzw Korrektur im Sinne von "du hast was falsch gemacht".
 
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Dogorama-Mitglied
6. Sept. 07:21
Ich vermute, abgewöhnen in Deinem Sinne ist stumpfes abgewöhnen ohne Ursachenforschung. Wenn Du es so unterscheidest, hast Du Recht. Ich verwende das Wort abgewöhnen anders, es schließt bei mir die Ursachenforschung nicht aus.
Ich gewöhne diese Art von Ausdruck garnicht ab, ich sorge dafür, dass es möglichst wenig bis keinen Grund dafür gibt.

Wenn aber Grund vorhanden ist, den ich nicht bemerkt habe, ist es mir lieber mein Hund zeigt mir das über eine der üblichen Stressreaktionen, als er rotiert innerlich noch mehr, weil er sich nicht ausdrücken darf und ich bemerk es womöglich länger nicht.

Also, würde Guinness wieder mal Kreiseln müssen, dürfte er - nein sollte er sogar - das Verhalten erstmal sehrwohl zeigen. Natürlich würde ich ihn relativ schnell stoppen, aber ich will es sehen, weil er mir damit sagt, mir platzt gerade der Kragen.
Mut Stressrammeln wär es für mich nicht anders.