Mich erschreckt bei den Antworten in diesem Thread, dass einige (viele?) scheinbar die Auffassung vertreten, es wäre allein ihre Entscheidung, ob sie kastrieren lassen oder nicht. Es ist schlicht und ergreifend nicht erlaubt. Tierschutzgesetz. Es mag einem nicht passen, es ist aber so. Nur eine medizinische Indikation rechtfertigt eine Kastration. So viel mal dazu.
Zu dem Argument, der Hund hätte intakt zu viel Stress. Dann arbeitet eben daran. Sucht euch ne Hundeschule oder einen Verein, in dem das Training mit läufigen Hündinnen ausdrücklich erwünscht ist. Unsere Kleine läufig, im Gruppenunterricht mit 5 Rüden. 1 Mädchen, 5 Jungs. Alle Augen auf ihr. Die Stunden begannen stets chaotisch und nach 10 Minuten gab es nur noch höchste Konzentration. Abruf des eigenen Hundes an den anderen aufgereihten Hunden vorbei. Und zwar bombensicher.
Ich habe zwei intakte Hündinnen. Beide aktuell gleichzeitig läufig. Die beiden sind sich gegenseitig 24/7 ausgesetzt. Da wird sich gegenseitig geputzt, die Höschen abgeschlabbert, aktuell auch sich gegenseitig rammelnd durch die Wohnung geschoben. Draußen wird markiert und drüber markiert. Aber Stress? Nein, haben beide überhaupt nicht. Ich lasse sie gewähren, würde nur unterbinden, wenn es zu viel würde. Aber die Hose der anderen mal für 15 Sekunden zu untersuchen, Putzdienste zu leisten? Warum nicht. Die beiden dürfen sich mit der Läufigkeit der anderen auseinandersetzen und gut ist. Und genauso ist es auch: gut ist. Vielleicht ist das der Schlüssel zum Erfolg: die beiden dürfen sich mit der anderen auseinandersetzen. Genauso wie sich die Hunde in der Gruppenstunde miteinander auseinandersetzen dürfen.
Hier wird vollkommen normal gefuttert, trainiert, geschmust, gassi gegangen. Wir sind gerade im Urlaub, und JA, mit unseren beiden läufigen Mädels gehen wir auch essen. Wie jeder andere hier auch. Unter jedem Tisch Hunde. Also auch am Nachbartisch. Na und? Überall Ruhe und entspannte Hunde. Neulich glühten sich unsere Große und ein Maltipoo am Nachbartisch an. Seine Besitzer wunderten sich über ihren Hund, wir riefen kurz ein „läufig“ rüber, zurück kam „ach deshalb!“ und es wurde einfach weitergegessen.
Gestern am Strand: die Große im Freilauf, wir alle am Baden. Spaziergängerin mit Hund im Freilauf näherte sich. Ich nahm unsere an die Leine, die Frau ihren intakten Rüden. Ganz ruhig. Da Vizsla auf Vizsla traf unterhielten wir uns kurz, der Frau war vollkommen klar, dass unsere läufig war, meinte nur „das würde ja direkt passen“, ich „fraglos, wunderschöne Eltern wären das, aber no way, schminkt euch das ab!“ Und so ging sie weiter ihres Weges, nach 20 m war die Leine wieder ab, das Wasserspielzeug flog ins Meer, der Rüde hinterher.
Ich hoffe sehr, dass mein tatsächliches Erleben egal wo ich mich aufhalte mit meinen Hunden deutlich näher dran ist an der Wahrheit/Realität/Mehrheit, als es hier einige wenige, aber sehr laute Beiträge weißmachen wollen.
Ich denke auch, dass ein entspannter Umgang mit dem Thema und den damit verbundenen Verhaltensweisen schon mal die halbe Miete ist.
Das rettet sicher nicht immer Alles und Jeden, und sicher nicht die Hunde, die sich wund lecken und abmagern etc.
Aber es ist unter Garantie besser, als schon bei Kleinigkeiten wie Schnüffeln, Pipilecken, Marklieren oder entsprechenden Verhaltensweisen der Hündinnen Stress reinzubringen, indem man das ständig unterbindet, kontrolliert, korrigiert.
Damit belegt man diese Verhalten ja nochmal mit völlig unnötiger zusätzlicher Aufregung und Anspannung sowohl bei Hund wie bei Halter.
Bei Hundebegegnungen wird ausdrücklich geraten, selbst entspannt zu bleiben, weil sich der Zustand des Menschen so stark auf den Hund überträgt. Gleiches gilt auch bei Themen, die mit Sexualität zu tun haben.