Neo's Ruhezeiten sind
von 6:30 bis 9:00 (mit Pinkelpause)
13/14:00 bis 14/15:00 (es sei denn, Du bist nicht bei der Box, dann hat er Stress)
Ab 22:00 bis 6:30
Das finde ich heftig wenig Ruhe. Neo findet das auch, denn abends reagiert er seine Überforderung mit Zoomies ab. Euer Tagesablauf passt erst für ihn, wenn das nicht mehr vorkommt.
Wenn Du diesen Hund zur Ruhe bringen willst, musst Du zunächst mal für Ruhezeiten sorgen, in denen er sich wirklich entspannt ablegt.
Hast Du schon mal versucht, ein paar Tage gar nichts mit ihm zu machen, sondern nur zu chillen?
Du schreibst von einer Baustelle. Kann Neo sich überhaupt bei Euch entspannen?
Ich habe auch den Eindruck, dass ihm viel aufgezwungen wird.
Wenn er zuschnappt, hat ihm das minutenlange Streicheln vorher nicht gefallen.
Wenn er die Kids immer wieder anknurrt, manchmal sogar schnappt, fühlt er sich von ihnen bedrängt. Wenn Ihr glaubt, der Abstand und das in Ruhe lassen reicht aus, heißt das noch lange nicht, dass Neo das genauso sieht.
Du schreibst von Kommandos, die (nur bei Dir) klappen. Aber klappt auch ein freiwilliges Miteinander?
Die Kommandos, die Du übst, verlangen Neo ständig etwas ab, was er nicht tun will. Decke, Box, Bleib, Warten sind sinnvoll, aber für den Hund frustrierend. Daher solltest Du das immer nur ganz kurz trainieren. Und danach die Möglichkeit zum Stressabbau geben, durch Rennen oder durch Kauen.
Wieso musst Du ihn zum Denken anregen? Kennst Du überhaupt seine Talente und Vorlieben?
Er akzeptiert Grenzen kaum. Wessen Grenzen? Die eines Welpen/Junghundes? Oder setzt Du ihm Grenzen, wenn er sich der Tibetdogge gegenüber daneben benimmt?
Abtrocknen ist ein Kampf? Ihr sollt nicht kämpfen. Lass Dir die Pfote geben, und tu nichts damit. Dann belohnst Du. Dann soll er die Pfote ins Handtuch geben, sonst nichts, und wird belohnt. Dann umschließt Du mit dem Handtuch die Pfote und belohnst. Wenn Du ihm Berührungen aufzwingst, die er unangenehm findet, verlierst Du sein Vertrauen.
Du verschließt die Box, obwohl er sich dann ohne Deine Nähe nicht entspannen kann? Hast Du das "in der Box alleine lassen" kleinschrittig trainiert? Was soll das bringen, wenn er jammert und bellt? Dabei hat doch keiner von Euch beiden Ruhe.
Hast Du ein Auge darauf, ob Neo überhaupt spielen will, wenn die Kids sich an ihm austoben?
Grenzen setzen über Leine und Box ist kein Grenzen setzen, sondern Management. Genau wie Ablenkung und Festhalten. Genau wie den Hund zurück ziehen. Stell Dir vor, Dein Kind will auf die Straße laufen. Hältst Du es fest, ist das (sinnvolles) Management. Allerdings hat das 0 Lerneffekt. Bei Neo kannst Du Grenzen durch Training setzen. Mit Leine und Box eventuell durchsetzen, aber am Anfang musst Du die Grenze für ihn verständlich definieren.
Wenn Deine Kleine meint, sie möchte Neo seine Streicheleinheiten nicht verwehren, musst Du Deiner Kleinen klar machen, dass Neo kein Stofftier ist, dass immer gerne gestreichelt wird. Dass es ihm im Gegenteil oft einfach zu viel ist, und er es viel schöner fände, einfach nur nebeneinander zu sitzen, ohne sich zu berühren. Und dass es viel mehr wert ist, was von Neo freiwillig kommt. "Streicheleinheiten" 🤔 Dieser Begriff sagt doch schon genug aus darüber, wer die möchte und wer nicht.
Ganz ehrlich, wenn Dein Trainer wirklich meint, Ihr macht nichts falsch, es läge nur an der Pubertät, dann würde ich ihn wechseln. Vielleicht ist die andere Trainerin ja besser.
Was sagt denn Dein Mann dazu, wie das werden soll, wenn Du zur Kur weg bist?
Sonja bringt es auf den Punkt.
Euer Hund MUSS nur, alles ist ein MUSS.
Habt ihr überhaupt einen Plan, was ihr mit dem Hund wollt? Oder soll er einfach nur da sein? Und funktionieren?
Beim lesen, wie es bei euch abläuft, tut mir euer Hund unglaublich leid. Da werden Erklärungen gesucht von wegen „zu früh abgegeben“, „gesundheitlich nicht in Ordnung“, es könnte das Futter sein, „der Trainer sagt“ und so weiter und so fort.
Ich sehe es aber so: die Kinder, die Baustelle, deine Krankheit. Alles wird Kraft und Energie kosten, ohne jede Frage - und euer Junghund bleibt da gerade voll auf der Strecke. Ist sich selbst überlasen. Er geht alleine in den Garten, er wird weggesperrt, er muss mit Hektik um ihn herum klarkommen.
Ihr könnt natürlich weiter an sonstetwas herumsuchen, dass euer Hund „funktioniert“, aber das Kernproblem wird bleiben. Denn ihn liebevoll beim groß werden zu begleiten - das sieht für mich ganz anders aus.
Dem Hund sollte Ruhe vorgelebt werden. Gemeinsam mit seinen Menschen. Nicht weggesperrt in eine Box. Oder auf eine Decke. Und dann sollte der Hund seinen Interessen entsprechend ausgelastet werden, zusammen mit seinen Menschen. Plus im Anschluss entspanntes sitzen auf einer Bank und schauen oder einem Cafébesuch. Du mit Buch, der Hund mit was schönem zum kauen. Ruhe vorleben. Und das sollte dann den ganzen Nachmittag in Anspruch nehmen.
Diese Zeit musst du dir schon nehmen. Tag für Tag. Viel Zeit. Unruhe und volles Programm bei euch zuhause muss auf null runter.
Ich habe selbst einen extrem unruhigen Kandidaten als jungspund zuhause, einen Vizsla. Das hat bei uns nur und ausschließlich funktioniert, weil ich mich auf wenige Dinge konzentriert habe und alles gemeinsam mit dem Hund gemacht habe. Ruhe vorgelebt habe, sie komplett dabei begleitet habe. Da ist so gut wie alles andere bei mir auf der Strecke geblieben (Haushalt, Freunde, Familie), aber der Lohn ist ein mittlerweile gut umgänglicher, friedlicher Hund.
Erst wenn euer Hund zufrieden ist, sich bei euch wohl fühlt, dann wird er sich auch wirklich zur Ruhe legen. Aktuell seid ihr davon noch meilenweit entfernt.
Immer wieder empfehlenswert ist das Buch:
„Hund im Stress?“ von Sarah Both.