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Nicola
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zuletzt 8. Aug.

Luminal oder Pexion?

Ich weiß nicht so richtig, was ich tun soll. Ich komme nun nicht mehr drum herum und werde Mailo Tabletten gegen seine Epilepsieanfälle geben müssen. 😢 Die Tierärztin rät zu Luminal. Habe mich da etwas eingelesen und war erschrocken über Berichte von Hundebesitzer. 😨 Dann habe ich das Medikament Pexion gefunden, welches wohl keine Nebenwirkungen hat. Dort gibt es jedoch Berichte, dass sich die Anfälle gehäuft haben. Ich bin völlig verunsichert. Wer von euch hat Erfahrung mit welchem Mittel und wie lief die erste Zeit mit den Medikamenten bei euch?
 
Beitrag-Verfasser
L.
31. März 21:38
Mir wäre es definitiv grundsätzlich egal, zu wem nun gegangen wird und wer hilft. Sollte ein Tierheilpraktiker einem Tier besser helfen als ich es kann, so ist mir das nur Recht. Ich bin Tierarzt, um Tieren zu helfen und nicht um andere Berufsgruppen schlecht zu reden oder damit möglichst viel Geld zu verdienen.
Selbstverständlich gibt es Fälle, in denen Tierheilpraktiker und andere Methoden helfen und sogar von Beschwerden befreien können. Auch da ist es mir egal, wie genau das funktioniert, so lange es dem Tier gut geht. Selbstverständlich gibt es auch schlechte Mediziner und natürlich weiß kein Mediziner alles bzw. erlangt irgendwann die Grenzen seines Wissens. Dies zu erkennen und sich dementsprechend zu verhalten, sollte auch jeder zu seinen Fähigkeiten zählen. Auch ist es nicht unbekannt, dass die Schulmedizin ihre Grenzen hat und nicht jeder Fall ausreichend diagnostiziert und behandelt werden kann.

Jedoch erlebe ich regelmäßig die andere Seite. Personen, die anstatt zum Tierarzt lieber einen Tierheilpraktiker, einen Telepathen oder sonst jemanden vertrauen, teilweise ohne jegliche Ausbildung. Personen, die anstatt zum Tierarzt zu gehen lieber mit Hausmitteln behandeln und versuchen die Probleme selbst zu lösen. Wenn diese Tiere zu mir bzw. meine Kollegen kommen, sind sie teilweise schwer bis tödlich krank. Und da frage ich mich, was es der Person nützt: Hat es geholfen nun zu wissen, dass Kokosöl nicht ausreichend hilft, da der Hund an Babesiose gestorben ist? Hat es geholfen zu wissen, dass die Globuli nicht den Tumor beseitigt haben, da der Hund nun voller Metastasen ist und jede andere Behandlung, wie eine Operation, nun nicht mehr besteht? Es geht hier nie um die eigene Gesundheit, sondern um die Gesundheit des Tieres. Und in ernsten Fällen sollte man keine Experimente versuchen.

In diesem Beispiel wäre es also völlig in Ordnung gewesen zu vermitteln, dass ein Tierheilpraktiker auch hinzugezogen werden kann, um weitere Therapiemöglichkeiten zu testen. Es ist jedoch gefährlich zu raten, auf Tierärzte zu verzichten und zu behaupten, ein Tierheilpraktiker oder jegliche andere Person könnte die Erkrankungen genauso gut oder sogar besser heilen. Denn selbst wenn dies möglich ist, so sollte dennoch zuerst eine vernünftige Diagnostik und Therapie begonnen werden. Ein Tierheilpraktiker kann keine Bildgebung betreiben, kann keine Not-Operation durchführen, kann sehr selten innerhalb weniger Minuten wichtige Blutergebnisse haben, kann keine Medikamente verabreichen und noch vieles mehr nicht. Dies sind Methoden, die in akuten Fällen und bei lebensbedrohlichen Situationen Leben retten können. Und bevor eigenständig behandelt wird oder Alternativen in Betracht gezogen werden, sollte das Leben abgesichert sein. Andernfalls habe ich kein Verständnis und hoffe lediglich, dass das betroffene Tier niemals schwer erkrankt.
 
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Sonja
31. März 21:54
Da ist der Unterschied. Ich hab weiter unten schon geschrieben das Physio durchaus sinnvoll sein kann und (zumindest hier) sogar mit TÄ zusammen arbeiten. Aber halt begleitend denn ihre Möglichkeiten sind halt nunmal begrenzt. Beim THP sehe ich das echt anders. Da ist kein Fachwissen vorhanden welches nicht auch der TA besitzt. Wissen über gewisse ,,Alternativen" die wissenschaftlich nicht belegbar sind braucht ein guter TA auch nicht. Also auch hier die Fage. Welches Wissen und welche Fähigkeiten soll ein THP nach einer Ausbildungsdauer von 20 Monaten bei ca. 9 Stunden pro Woche (flexible Lehrgangslaufzeit bis zu 30 Monate) haben die ein Tierarzt nach mehrjährigen Studium nicht besitzt?
Was bei Medizinern nicht im Lehrplan steht, eben weil es von ihnen nicht anerkannt ist.
 
Beitrag-Verfasser
L.
31. März 21:57
Welchen Nachweis brauchst Du denn, über den Behandlungserfolg hinaus?
Ich versuche es mal anders zu formulieren:
Wenn mein Kind an einer schweren bakteriell bedingten Lungenentzündung erkrankt und ich die Wahl habe, ein gut getestetes Antibiotikum zu nutzen, was mit großer Wahrscheinlichkeit die Symptome lindert/beendet und eventuell auch Nebenwirkungen hat oder aber drei Sorten Globuli zu nutzen, ohne nachgewiesener Wirkung außer Aussagen von meiner Nachbarin und einer Gruppe von Fremden, die behaupten, dass es wirkt, dann ist die Entscheidung für mich ziemlich eindeutig. Denn der Preis dafür, dass die Globuli eventuell nicht helfen, ist definitiv zu hoch.

Sollte mein Kind jedoch an einer autoimmunen Hauterkrankung leiden und die Medikamente entweder zu starke Nebenwirkungen verursachen oder garnicht erst wirken und sofern die Gesundheit des Kindes nicht zu stark beeinträchtigt ist, so versuche ich auch gerne alle Salben oder Globuli, die irgendwie helfen können. Denn hierbei hätte ein Misserfolg keine Nachteile und könnte höchstens helfen oder eben nichts ändern.

In Bezug auf Epilepsie: Sollte ich eine erfolgreiche Therapie einer Epilepsie durch Naturheilkunde, Globuli oder was auch immer miterleben, so werde ich mir dies merken. Jedoch werde ich jeden neuen Patienten trotzdem erst untersuchen und behandeln und nicht sofort zum Tierheilpraktiker schicken. Denn das Risiko des Misserfolges ist zu groß, insbesondere wenn es doch eine akute und lebensbedrohliche Situation ist.
 
Beitrag-Verfasser
L.
31. März 22:27
Was bei Medizinern nicht im Lehrplan steht, eben weil es von ihnen nicht anerkannt ist.
Die Denkweise und Herangehensweise ist sicherlich unterschiedlich und ich möchte auch nicht behaupten, dass die der Tierärzte immer die bessere ist. Jedoch ist es die Herangehensweise mit dem geringsten Risiko. Wer mit seinem Hund, der epileptische Anfälle hat, zu einem guten Tierarzt geht, ist erstmal kaum Risiko ausgesetzt. Es kann zügig festgestellt werden, ob zum Beispiel ein Tumor für die Anfälle verantwortlich ist, der eine Not-Operation notwendig macht. Und sollte die Ursache nicht gefunden werden und die Medikamente nicht ausreichend helfen, so ist zumindest alles versucht und man kann immernoch Alternativen ausprobieren.

Geht man nun aber zu einem Tierheilpraktiker, der den Ernst der Lage nicht erkennt, so tritt im schlimmsten Fall nicht nur keine Besserung ein, sondern das Leben des Hundes kann ernsthaft bedroht sein.
 
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Nicola
31. März 22:33
Zur Ausgangsfrage, sofern die überhaupt noch aktuell ist: Bei einen epileptische Anfall oder bei mehreren ist die Diagnostik wichtig, da der Ursprung sehr variabel ist. Die Tierärzte richten sich bei der medikamentösen Therapie nach von Experten ausgearbeiteten Leitlinien, wodurch sich die Wahl des ersten Antiepileptikum begründen lässt, meistens Luminalletten. Schlägt diese Therapie nicht ausreichend an, was immer möglich ist, wird ein weiteres Medikament on-top gegeben oder die Luminaletten werden dadurch ersetzt. Nebenwirkungen sind ebenfalls immer möglich, wie bei jedem Medikament. Grundsätzlich sollte ein Tierarzt aufgesucht werden, mit ausreichend Erfahrung, dem man vertraut. Mit diesem erarbeitet man die Therapie und alle notwendigen Maßnahmen, bei jeglichen zusätzlichen Alternativen oder Fragen sollte man immer Rücksprache halten. Dabei ist es sehr wichtig die Anweisungen zu befolgen und niemals das Medikament einfach abzusetzen. Das Einstellen auf die Wirkstoffdosis und die Medikamente kann einige Zeit in Anspruch nehmen und dabei treten auch noch Anfälle auf. Mein letzter Patient, den ich vor einigen Monaten behandelt habe, hatte trotz Medikamente einige Wochen sehr viele und heftige Anfälle. Mit entsprechendem Wirkstoffspiegel im Blut ist er jedoch seit dem anfallfrei. Also gilt: so schnell wie möglich Tierarzt aufsuchen, Therapie beginnen, Geduld haben und nicht die Hoffnung verlieren.
Erstmal vielen lieben Dank für dein ausführliches Statement. Ich wollte mit meiner Frage gar nicht solche Diskussionen auslösen 😕
Seit meinem Post hatte Mailo keinen Anfall mehr 🙏🏼 Daher ist er noch nicht eingestellt. Ich bin mit meiner Tierärztin aber immer im regen Austausch.
Ich denke für mich, dass ich bei ihr mit Mailo auch sehr gut aufgehoben bin. Sie hat sich in dem Gebiet in den letzten 2 Jahren viel weiter gebildet, da sie in der Praxis wohl immer öfter Hunde als Patienten hat, die an Epilepsie leiden. Sie ist wirkliche eine sehr engagierte Ärztin.
Trotzdem auch danke an alle anderen, die sich hier zu Wort gemeldet haben.
Drückt mal alle die Daumen, dass keine weiteren Anfälle dazu kommen.
 
Beitrag-Verfasser
L.
31. März 22:40
Erstmal vielen lieben Dank für dein ausführliches Statement. Ich wollte mit meiner Frage gar nicht solche Diskussionen auslösen 😕 Seit meinem Post hatte Mailo keinen Anfall mehr 🙏🏼 Daher ist er noch nicht eingestellt. Ich bin mit meiner Tierärztin aber immer im regen Austausch. Ich denke für mich, dass ich bei ihr mit Mailo auch sehr gut aufgehoben bin. Sie hat sich in dem Gebiet in den letzten 2 Jahren viel weiter gebildet, da sie in der Praxis wohl immer öfter Hunde als Patienten hat, die an Epilepsie leiden. Sie ist wirkliche eine sehr engagierte Ärztin. Trotzdem auch danke an alle anderen, die sich hier zu Wort gemeldet haben. Drückt mal alle die Daumen, dass keine weiteren Anfälle dazu kommen.
Diese Diskussionen entstehen immer von alleine, das scheint hier aber auch Standard zu sein. Ich versuche lediglich relativ ausführlich zu erklären, da eventuell Personen später auf der Suche nach Informationen drüber lesen und Antworten finden. Aus diesem Grund möchte ich auch diverse fehlerhafte oder gar gefährliche Aussagen nicht ohne weiteres stehen lassen.

Dass es deinem Milo wieder gut geht ist sehr schön zu hören und ich drücke die Daumen, dass es nicht mehr vorkommt.
 
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Anni
8. Aug. 20:13
Ich habe mich erstmal gegen solche Medikamente entschieden und bin zur Tierheilpraktikerin gegangen. Seit Sally bei ihr in Behandlung ist hatte sie keinen Anfall mehr.
Magst Du uns die THP verraten und mal bisschen genauer berichten?
 
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Sonja
8. Aug. 21:36
Magst Du uns die THP verraten und mal bisschen genauer berichten?
Die Aussage, dass Sally seitdem keinen Anfall mehr hatte, ist inzwischen überholt. Stefanie hat das mir gegenüber relativiert, mit der Aussage, ihr Ziel sei nicht die Anfallsfreiheit gewesen, da sie es utopisch findet, das zu erreichen.