Hallo Petra,
das, was du beschreibst, kennen leider viele Halter von Hunden mit EPI und/oder IBD – du liegst mit deinem Bauchgefühl also nicht falsch.
Das Verhalten passt sehr gut zu Pica, also dem Fressen nicht essbarer Dinge. Wichtig dabei: Pica ist keine eigenständige Erkrankung, sondern meist ein Symptom. Gerade bei EPI-/IBD-Hunden tritt das häufig sekundär auf.
Auch wenn sie objektiv ausreichend (oder sogar überproportional) gefüttert wird und zunimmt, kann es trotzdem zu:
Mikronährstoffmängeln (v. a. B-Vitamine, Zink, Eisen)
unvollständiger Verwertung trotz Enzymgabe
dauerhaftem „inneren Hungerstress“ durch das kranke Darmmilieu
kommen. Das kann den Drang auslösen, alles Mögliche aufzunehmen.
Was man aus Erfahrung prüfen bzw. anstoßen kann:
Blutwerte gezielt auf Mikronährstoffe (B12/Folat, Spurenelemente)
ggf. Anpassung der Enzymdosierung oder der Art der Enzyme
sehr einfache, gut verdauliche Ration während der Ausschlussdiät (weniger Reize)
ggf. zusätzliche B-Vitamin-Substitution (oft Gamechanger bei EPI)
Zu deiner Idee mit der Verhaltenstiermedizin:
Ja – aber erst ergänzend, nicht als Hauptursache. Wenn zwei qualifizierte Trainer schon ergebnislos waren, spricht das eher dafür, dass die Wurzel medizinisch/physiologisch ist. Eine Verhaltenstierärztin mit internistischem Blick kann dennoch sinnvoll sein, vor allem zur Impulskontrolle und Absicherung im Alltag.
Bis dahin (und auch langfristig) leider oft nötig:
konsequentes Management (Maulkorb draußen, enges Führen)
nichts „Trainierbares“, sondern Selbstschutz
Kurz gesagt:
Du denkst absolut in die richtige Richtung. Es ist sehr wahrscheinlich keine klassische „Essstörung im psychischen Sinn“, sondern eine Folge der Grunderkrankung – mit möglicher Verbesserung, wenn die inneren Baustellen weiter optimiert werden.
Liebe Grüße
und viel Kraft an deine Freundin 🍀