Nun, lange Beine machen noch keinen gesunden Hund.
Wenn z.b. wie bei den langhaarbelgier aus dem Quadrat ein fast schon Hochformat wird aus dem gesunden kurzen Rücken ein ganz kurzer wird, dadurch der Brustkorb flach wird, sie Schulter steil der Brustkorb eng, die Kruppe stark abfallend dadurch das Knie zum Ellenbogen zu tief wird und dem Hund dadurch ein gesunder Schub nicht mehr möglich ist, weil auch noch der Hals zu kurz ist ....
Es muss immer das ganze Gestell gesehen werden.
Sowohl die Hirnmasse muss Platz haben, die Gaumensegel, Herz und Lunge.
Der Rücken muss so gestaltet sein das der Schub aus der Hinterhand gut mach vorne übertragen wird, der Rücken so muskulär aufgebaut und passend in der Länge das Bewegung leicht fällt.
Aus dem Grund können z.b. viele Retromöpse bereits im Agility erfolgreich sein. Ihr Hals ist länger, der Kopf nicht so breit, der Rücken länger und die Beine dadurch hat nicht nur der Gaumen und das Segel mehr Platz, Herz und Lunge sind anders gelagert und somit kann man wie inzwischen bei vielen Boxer auch, sagen, sie können atmen, sie können rennen ....
Und unser Rauhaardackel aus jagdlicher Leistungslinie toppt an Energie und Ausdauer alles bisher gehabte ...
Natürlich spielen da immer viele ganze Menge Faktoren mit rein, das will ich gar nicht bestreiten ☺
Und da bestimmt die Nasenlänge allein vermutlich genau so wenig über die komplette Atmung, wie die Beinlänge alleine über den Bewegungsablauf - so oberflächlich aufgeführte Beispiele können also höchstens als stark vereinfachtes Modell zur besseren Vorstellung verstanden werden.
Fakt ist: Jedes Abrutschen ins Extreme hat seine Folgen.
Eine zu lange Nase würde sich ab einem bestimmten Punkt bestimmt ebenfalls negativ auf den Hund auswirken, wie zu lange Beine bzw. eine zu steile Winkelung - wie du in deinem Belgier-Beispiel ja sehr schön erklärt hast 🤗
Die Beinlänge der Hounds finde ich trotzdem ein gutes Modell, um gegenseitiges Verständnis herzustellen.
Der Basset war vor wenigen Jahren ziemlich arm dran mit über den Boden schleifenden Bäuchen und Ohren, Problemen mit dem Bewegungsapparat, den Augen und dazu häufig auch noch mit Übergewicht, was die gegebenen Probleme nicht unbedingt besser gemacht hat.
Kommt einem in einigen Punkten aus der Bully-Debatte bekannt vor, oder?
Dann wurde - nach viel (öffentlicher) Kritik - die Reißleine gezogen und die Zucht nahm wieder etwas Abstand von der extremen Übertypisierung.
Hieß für den Basset: etwas längere Beine, ein etwas sportlicher Körperbau, Ohren, die nicht auf dem Boden schleifen, etc.
Kommt uns von den Bullys mit der Nasenlänge und den Falten etc. auch bekannt vor, oder?
Befragt man heute einen Bassetbesitzer zu seinem Hund, wird der also ganz stolz berichten, wie athletisch und gesund sein Basset im Vergleich zu früher schon wieder sei.
(Oder alternativ: Wie frei atmend und langschnäuzig sein Mops/Frenchie)
Der Foxhoundbesitzer daneben wird dem vermutlich verwirrt zuhören und bei dem präsentierten Hund vergeblich nach Beinen suchen. Der wiegt nämlich das gleiche wie sein Foxhound (max. 34kg), erreicht dabei aber nur etwa die Hälfte der Schulterhöhe.
Und genau so geht es denke ich vielen nicht-Brachy-Besitzern bei Erzählungen von Nasenlängen.
Der Brachy-Besitzer, der im Kopf seinen stupsnasigen Hund mit den extremen Minusnasen vergleicht, wird voller Stolz auf das kleine Näschen zeigen, während der Schäfi oder Howi Besitzer vergeblich nach einer Nase sucht 🤷♀️
Ist halt alles eine Frage, wo man den Maßstab festlegt.
Weshalb ich es bei Rassen, die unter bestimmten extremen Merkmalen nachweislich leiden umso wichtiger finde, diesen eben außerhalb der betroffenen Population, also bei gesunden/moderaten Rassen anzulegen 😇
Hoffe, es ist ein bisschen klar geworden, was ich meinte ☺ Deinen Hinweis aufs andere Extrem finde ich aber trotzdem gut und richtig 🤗