In so einer Situation in der er wirklich absolute Panik hat, ist er auch absolut nicht ansprechbar. Nicht mal Leberwurst oder Käse funktionieren da noch. Seine Grundkomamdos kann er gar nicht abrufen in dem Moment. Er hat so große Panik, da nimmt er nichts mehr von außen war und ist nur auf Flucht aus. Als wäre er im Tunnel.
Ja, genau das passiert bei Angst. Der Überlebensmodus springt an, und der Hund ist nicht mehr in der Lage, auf Gelerntes zurückzugreifen oder zu Lernen, weil dieser Teil des Gehirns ausgeschaltet ist. Dann bleibt Dir nichts übrig, als ihn aus der Situation rauszunehmen.
Im Gegensatz dazu kann man ihn bei bloßer Furcht langsam heranführen.
Dazu gibt es auch einen sehr guten Podcast von Good Vibrations: "Angst und Furcht"
https://open.spotify.com/episode/6M0oxPtP3WcHLYs7k3Eekg?si=IhAxoV5zQESafYg4G1LfjQ
Ella hatte zu Anfang auch Angst. Wir sind zur Praxis gefahren, haben um die Ecke geparkt, weil es da ruhiger ist, und sind ausgestiegen - Panik. Also wieder ins Auto und nach Hause. Beim nächsten Mal sind wir im Auto geblieben. Nur Tür auf, 10 Minuten alles beobachtet, hochwertige Leckerli verfüttert, wieder nach Hause, 2 Tage Ruhe. Das haben wir eine ganze Weile gemacht, bevor wir im nächsten Schritt ausgestiegen und am Auto geblieben sind. Und so weiter.
Es ist wichtig, dass Du Deinen Hund nicht immer wieder in die Situation bringst, in der er Angst hat. Dadurch verliert er nur Vertrauen in Deine Entscheidungen, lernen kann er in dem Zustand nichts. Du musst das Training so gestalten, dass er sich bei der Annäherung des Ziels jederzeit wohl und sicher fühlt. Furcht ist OK, sollte aber nicht ausgehalten werden. Merkst Du, er empfindet Furcht (ist noch ansprechbar), gehe so weit zurück im Training, dass er sich wieder wohl fühlt. Das kurzzeitige Furcht empfinden reicht für das Training aus, und Dein Zurückgehen in die Wohlfühlzone schafft Vertrauen, er merkt, dass Du ihn mit seinen Emotionen wahrnimmst und darauf reagierst. Das gibt ihm das Gefühl der Selbstwirksamkeit, er kann das Geschehen beeinflussen, und das wird ihm schon einen Teil der Furcht nehmen.
Das Wohlfühlen mit beruhigenden, angstlösenden, stimmungsaufhellenden Mitteln zu verstärken, ist eine gute Idee. Bitte besprich alle Mittel, die Du einsetzen willst, mit Deinem Tierarzt, denn für welchen Hund welches Mittel geeignet ist, ist individuell.
Neben Ella haben wir mit Yoshi noch einen umweltunsicheren Hund, der gerne Mal in Panik verfällt. Auch er bekommt CBD-Öl. Die Tierärztin hat uns statt reinem CBD-Öl das Calmin von Inovet empfohlen, das ist CBD-Öl, kombiniert mit Triptophan (Vorstufe von Serotonin). Das werden wir ausprobieren, wenn unser CBD-Öl aufgebraucht ist.
Er hat auch Dr. Ann's Stress Reduction bekommen, aber das zeigte bei ihm keine Wirkung (bei Ella schon).
Unsere Lucy wiederum bekommt Sedarom direkt, beworben als rasch verfügbare Nervennahrung, zum Beispiel bei Silvesterstress. Sie hat keine Ängste, sondern ist extrem hibbelig. Wenn sie Stress hat und gar nicht zur Ruhe kommt, löst das bei ihr epileptischen Anfälle aus. Hauptsächlich trainieren wir deshalb Konditionierte Entspannung, aber bis das greift, bekommt sie das beruhigende Sedarom. Aktuell probieren wir das auch zusätzlich bei Yoshi aus, der gerade in einer ängstlicheren Phase steckt.
Für den Fall nächtlicher Unruhe mit Schlafproblemen wurde uns von der Tierärztin Melatonin empfohlen (WICHTIG: OHNE das für Hunde giftige Xylit). Das würden wir den 3 Hunden geben, wenn sie nachts nicht zur Ruhe kämen, denn die Regenerationsphase nach Stress ist extrem wichtig.
Die angstlösenden Mittel können aber alle nur einen winzigen Teil zum Wohlfühlen beitragen, keins der verfügbaren Mittel wirkt Wunder und beseitigt die Angst. Der Kern der Annäherung bleibt das kleinstschrittigste Training.