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Claudia
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zuletzt 19. Dez.

Wo beginnt Gewalt im Hundetraining?

Ich habe dazu noch kein Thema hier gefunden. Ich bin noch neu und kenne mich hier noch nicht so gut aus, aber wenn es schon ein Thema dazu gibt bitte sagen ich nehme es dann raus. Loki ist ja jetzt mein erster eigener Hund(davor Familienhund,bis ich 8 war) und ich versuche ihn artgerechte zu erziehen.Ich lese viel über Hundeerziehung und versuche mich auch im Internet weiter im Thema Hundeerziehung fortzubilden,doch es kommt mir in letzter Zeit immer mehr die Frage ab wann wende ich Gewalt in der Erziehung an. Unter Gewalt in der Hundeerziehung hat für mich lange Zeit nur schwere körperliche Strafen wie z.B schlagen, treten oder "Trainingszubehör"was starke Schmerzen verursacht z.B Stachelhalsband, Elektroschocker.. Doch seit ich Loki habe hat sich das verändert und ich stelle mir diese Frage immer öfter. Wir wollen ja ihn unseren Hunden treue Partner haben und wir wünschen uns ja alle den perfekten Begleiter und wir versuchen alle den Hund zu erziehen,dass er der perfekte Begleiter wird.Dabei hat jeder für sich und seinen Hund andere Trainingsmethoden,aber sind die auch wirklich immer okay? Ich höre oft,dass wenn der Hund nicht sofort zurück kommt, reist man Mal fest an der Leine und zieht dann den Hund zu sich damit er weiß,dass du ihn immer unter Kontrolle hast und er es sich merkt und das nächste Mal lieber kommt oder wenn der Hund sich beim Fuß nicht konzentriert soll man zur Korrektur einen festen Rucker machen das er es sich merkt,wieder anderes Beispiel ist wenn der Hund nicht Sitz macht einfach solange auf das Hinterteil drücken bis er sich setzt oder wenn der Hund bellt Schnauze zudrücken und erst loslassen wenn er ruhig ist. Ich könnte noch viel mehr Aufzählen, aber ich glaube es ist klar was ich meine. Ich finde diese Trainingsmethoden fragwürdig,weil schließlich ist ein Hund ein freies Lebewesen und woher nehmen wir uns,dann das Recht diese Tiere mit solchen Konsequenzen beizubringen was wir gerne von ihnen hätten. Sollte man nicht eher versuchen den Hund selber dazu bringen das gewünschte Verhalten zu finden und mit Verstärkern zu belohnen? Ich bekomme wenn ich das sage, aber oft gesagt,dass der Hund einen so nicht respektiert. Ich freue mich sehr über eure Meinungen und Antworten.🤗
 
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Sonja
22. Apr. 02:18
Ich schreibe auf alle bisherigen Beiträge, und ausführlich, weil das Thema mir wichtig ist. Daher sorry, der Text ist lang geworden. Claudia, Du hast Deinen ersten Hund, bist unsicher, ob Du alles richtig machst, und lässt Dich durch die unzähligen Meinungen, mit denen Du überschüttet wirst, noch mehr verunsichern. Dabei weißt Du, was richtig und was falsch ist, das zeigen Deine Worte sehr deutlich. Hör auf Dein Bauchgefühl, Du machst das schon richtig. Ich bin mit der alten Schulweisheit aufgewachsen, dass Hunde parieren müssen, man selbst einen höheren Rang als der Hund haben muss, und dass man sich durchsetzen muss, egal wie. Im Laufe der Zeit habe ich positives Bestärken, hauptsächlich mit Leckerli, und Lernen durch Freude kennen und schätzen gelernt. Inzwischen bin ich bei der "Methode" Teambildung angelangt. Und beim körpersprachlichen Arbeiten mit dem Hund. Gewalt ist für mich alles, was gegen den Willen des Hundes geschieht. Auch das Druck ausüben. Egal, ob es nötig ist oder nicht. Aber nicht zu verwechseln mit Konsequenz. Ich kann dem Hund durch Blicke und Körperhaltung sehr gut vermitteln, dass es mir ernst ist und er bitte tun soll, was ich von ihm möchte. Bildet man mit dem Hund ein Team, und vertraut der Hund einem blind, ist weder Druck noch Gewalt nötig, DENN DER HUND WILL DANN, WAS ICH WILL. Auch wenn er von sich aus gar keine Lust dazu gehabt hätte. Mit dem richtigen Maß an Vertrauen will er sich auch nicht unangenehmen Situationen entziehen, sondern sie mit mir gemeinsam meistern. Gerade beim Tierarzt beruhigt doch jeder Halter seinen Hund, damit er das nicht zu schlimm findet. Nicht nur, damit er sich ruhig verhält. Mit Medical Training gibt man dem Hund ein Mitspracherecht, die Möglichkeit, zu kommunizieren, wann und wie lange er bereit ist, es zu ertragen und wann nicht. Voraussetzung ist das Vertrauen vom Hund in seinen Halter. In einem solchen Team muss der Hund auch nicht durch Gewalt vor Schaden bewahrt werden, da reicht ein Wink, ein vertrauensvoll ausgeführtes Kommando. Zum Beispiel ein Stopp, damit der Hund stehen bleibt, und nicht auf die Straße rennt. Oder ein Dummy-Wurf als Alternative zum Hasen. Da braucht es kein Festhalten, Fixieren oder gar an der Leine zurückreißen. Es ist die bessere Alternative, weil ich mitmache. Weil zusammen (Dummy) jagen natürlicher und toller ist, als alleine (den Hasen). Die Verwendung von Körpersprache sehe ich als Kommunikation an, nicht als Gewalt. Der Hund versteht das einfach sehr viel besser, weil er selbst so kommuniziert. Beispiel Mist auf der Straße: der Hund ignoriert das Nein (schon, weil das Alternativverhalten nicht geboten wird). Dann muss ich ihn nicht mit Gewalt da weg ziehen, sondern den Mist für mich beanspruchen, durch darüber stellen und den Hund davon weg blocken. Und ja, man sollte jedes Laufen ohne Nase im Mist positiv verstärken, wenn dem eine Entscheidung des Hundes zugrunde liegt. Dabei reicht ein verbales Lob zum Zeitpunkt der Entscheidung. Es ist anstrengend, harte Arbeit, aber sehr alltagstauglich. Denn es führt dazu, dass der Hund nach einer Weile den Mist von sich aus ignoriert, er verliert das Interesse. Beispiel Aufmerksamkeit durch an der Leine ruckeln oder durch Fußstups: Im Team wäre die Aufmerksamkeit des Hundes bei seinem Menschen. Wenn nicht, wäre das Kommando "Schau" doch sehr viel angenehmer als ein Leinenruckeln oder Fußstups, was man im Freilauf auf Entfernung ja auch nicht machen kann. In der Praxis ist es oft schwierig, zu so einem Team zusammen zu finden. Man muss sich von den alten Erziehungsmethoden lösen und umdenken, und in der Zeit wird der Welpe zum pubertären Junghund, und dann wendet man doch Druck und Gewalt an, insbesondere in brezligen Situationen. Das ist ganz natürlich, und ich glaube, dass das jedem mal so geht. Aber man sollte es nicht! Und es ist immer ein Zeichen von Überforderung. Man weiß in dem Moment keinen besseren Weg. Das macht es aber nicht richtiger. Was hilft, solchen Momenten vorzubeugen: Man malt sich vorher die möglichen Situationen aus, in die man kommen könnte, und dann malt man sich aus, wie man am besten darauf reagieren sollte. Dann hat man einen abrufbaren Plan, wenn die Situation da ist. Keine unerfüllbaren Ziele setzen. Die Konzentration vorrangig auf den Hund richten. Nicht auf das Smartphone, nicht auf die beste Freundin, die neben einem her quatscht, nicht auf die Leute, und das, was sie sagen oder denken könnten. Und so wie der Hund es auch tut: Ist die Situation vorbei, ist sie vergessen, und es kann (fröhlich, positiv) weiter gehen. Ich vergleiche meine Vorstellung vom Hunde führen gerne mit einem Stadtführer. Der zeigt seiner Gruppe von Touristen die Stadt und ihre tollsten Sehenswürdigkeiten. Ganz ohne Gewalt und Druck folgen die Touristen, weil sie darin vertrauen, gut und sicher geführt zu werden, und dabei was Tolles zu erleben. Und so ein Stadtführer, wenn er seinen Job gut macht, wird sehr wohl respektiert. Wenn meine Hunde mich mal wieder an meine Grenzen bringen, nur Blödsinn im Kopf haben, und machen, was sie wollen, rufe ich mir das Bild des Stadtführers in den Sinn. Dann werde ich daran erinnert, dass es mein Job ist, sie zu motivieren. Dass ich ihnen einen Anreiz bieten muss, warum sie mir folgen und vertrauen sollen. Das ist zwar oft anstrengend, aber ich habe dann gleich bessere Laune. Weil ich mich auf das konzentriere, was ich ändern kann, nämlich MEIN Verhalten. Damit es sich auf ihr Verhalten in meinem Sinne auswirkt.
 
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Dogorama-Mitglied
22. Apr. 06:25
Meine Erfahrung ist erst mal eine gute Bindung zu seinem Hund aufbauen stimmt das dann brauch man das ganze Training nicht der Hundi folgt einem dann auch so freudig oft denke ich wenn ich meine Hunde untereinander beobachte dann sind nicht gerade zimperlich wenn sie sich gegenseitig Maßregeln
Unter Hunden ist das ja auch was anderes. Es geht im Beitrag um Mensch und Hund 🤣
 
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Claudi & Milo
22. Apr. 06:35
Ich schreibe auf alle bisherigen Beiträge, und ausführlich, weil das Thema mir wichtig ist. Daher sorry, der Text ist lang geworden. Claudia, Du hast Deinen ersten Hund, bist unsicher, ob Du alles richtig machst, und lässt Dich durch die unzähligen Meinungen, mit denen Du überschüttet wirst, noch mehr verunsichern. Dabei weißt Du, was richtig und was falsch ist, das zeigen Deine Worte sehr deutlich. Hör auf Dein Bauchgefühl, Du machst das schon richtig. Ich bin mit der alten Schulweisheit aufgewachsen, dass Hunde parieren müssen, man selbst einen höheren Rang als der Hund haben muss, und dass man sich durchsetzen muss, egal wie. Im Laufe der Zeit habe ich positives Bestärken, hauptsächlich mit Leckerli, und Lernen durch Freude kennen und schätzen gelernt. Inzwischen bin ich bei der "Methode" Teambildung angelangt. Und beim körpersprachlichen Arbeiten mit dem Hund. Gewalt ist für mich alles, was gegen den Willen des Hundes geschieht. Auch das Druck ausüben. Egal, ob es nötig ist oder nicht. Aber nicht zu verwechseln mit Konsequenz. Ich kann dem Hund durch Blicke und Körperhaltung sehr gut vermitteln, dass es mir ernst ist und er bitte tun soll, was ich von ihm möchte. Bildet man mit dem Hund ein Team, und vertraut der Hund einem blind, ist weder Druck noch Gewalt nötig, DENN DER HUND WILL DANN, WAS ICH WILL. Auch wenn er von sich aus gar keine Lust dazu gehabt hätte. Mit dem richtigen Maß an Vertrauen will er sich auch nicht unangenehmen Situationen entziehen, sondern sie mit mir gemeinsam meistern. Gerade beim Tierarzt beruhigt doch jeder Halter seinen Hund, damit er das nicht zu schlimm findet. Nicht nur, damit er sich ruhig verhält. Mit Medical Training gibt man dem Hund ein Mitspracherecht, die Möglichkeit, zu kommunizieren, wann und wie lange er bereit ist, es zu ertragen und wann nicht. Voraussetzung ist das Vertrauen vom Hund in seinen Halter. In einem solchen Team muss der Hund auch nicht durch Gewalt vor Schaden bewahrt werden, da reicht ein Wink, ein vertrauensvoll ausgeführtes Kommando. Zum Beispiel ein Stopp, damit der Hund stehen bleibt, und nicht auf die Straße rennt. Oder ein Dummy-Wurf als Alternative zum Hasen. Da braucht es kein Festhalten, Fixieren oder gar an der Leine zurückreißen. Es ist die bessere Alternative, weil ich mitmache. Weil zusammen (Dummy) jagen natürlicher und toller ist, als alleine (den Hasen). Die Verwendung von Körpersprache sehe ich als Kommunikation an, nicht als Gewalt. Der Hund versteht das einfach sehr viel besser, weil er selbst so kommuniziert. Beispiel Mist auf der Straße: der Hund ignoriert das Nein (schon, weil das Alternativverhalten nicht geboten wird). Dann muss ich ihn nicht mit Gewalt da weg ziehen, sondern den Mist für mich beanspruchen, durch darüber stellen und den Hund davon weg blocken. Und ja, man sollte jedes Laufen ohne Nase im Mist positiv verstärken, wenn dem eine Entscheidung des Hundes zugrunde liegt. Dabei reicht ein verbales Lob zum Zeitpunkt der Entscheidung. Es ist anstrengend, harte Arbeit, aber sehr alltagstauglich. Denn es führt dazu, dass der Hund nach einer Weile den Mist von sich aus ignoriert, er verliert das Interesse. Beispiel Aufmerksamkeit durch an der Leine ruckeln oder durch Fußstups: Im Team wäre die Aufmerksamkeit des Hundes bei seinem Menschen. Wenn nicht, wäre das Kommando "Schau" doch sehr viel angenehmer als ein Leinenruckeln oder Fußstups, was man im Freilauf auf Entfernung ja auch nicht machen kann. In der Praxis ist es oft schwierig, zu so einem Team zusammen zu finden. Man muss sich von den alten Erziehungsmethoden lösen und umdenken, und in der Zeit wird der Welpe zum pubertären Junghund, und dann wendet man doch Druck und Gewalt an, insbesondere in brezligen Situationen. Das ist ganz natürlich, und ich glaube, dass das jedem mal so geht. Aber man sollte es nicht! Und es ist immer ein Zeichen von Überforderung. Man weiß in dem Moment keinen besseren Weg. Das macht es aber nicht richtiger. Was hilft, solchen Momenten vorzubeugen: Man malt sich vorher die möglichen Situationen aus, in die man kommen könnte, und dann malt man sich aus, wie man am besten darauf reagieren sollte. Dann hat man einen abrufbaren Plan, wenn die Situation da ist. Keine unerfüllbaren Ziele setzen. Die Konzentration vorrangig auf den Hund richten. Nicht auf das Smartphone, nicht auf die beste Freundin, die neben einem her quatscht, nicht auf die Leute, und das, was sie sagen oder denken könnten. Und so wie der Hund es auch tut: Ist die Situation vorbei, ist sie vergessen, und es kann (fröhlich, positiv) weiter gehen. Ich vergleiche meine Vorstellung vom Hunde führen gerne mit einem Stadtführer. Der zeigt seiner Gruppe von Touristen die Stadt und ihre tollsten Sehenswürdigkeiten. Ganz ohne Gewalt und Druck folgen die Touristen, weil sie darin vertrauen, gut und sicher geführt zu werden, und dabei was Tolles zu erleben. Und so ein Stadtführer, wenn er seinen Job gut macht, wird sehr wohl respektiert. Wenn meine Hunde mich mal wieder an meine Grenzen bringen, nur Blödsinn im Kopf haben, und machen, was sie wollen, rufe ich mir das Bild des Stadtführers in den Sinn. Dann werde ich daran erinnert, dass es mein Job ist, sie zu motivieren. Dass ich ihnen einen Anreiz bieten muss, warum sie mir folgen und vertrauen sollen. Das ist zwar oft anstrengend, aber ich habe dann gleich bessere Laune. Weil ich mich auf das konzentriere, was ich ändern kann, nämlich MEIN Verhalten. Damit es sich auf ihr Verhalten in meinem Sinne auswirkt.
Ganz toll und motivierend geschrieben 😊👍🏻
 
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Andrea
22. Apr. 08:18
Was verstehst Du unter artgerechter Erziehung ?!? An der Leine reißen habe ich noch nie als Erziehungsmassnahme gehört und gelesen. Hunde untereinander zeigen sich mit Kehlbiss oder Stupsen was sie nicht mögen oder tolerieren. Unterwürfigkeit mit ablecken der Schnauze. Hunde sind da im Rudel auch sehr konsequent und direkt. Hunde haben die Eigenschaft ihrem Menschen gefallen zu wollen. Daher arbeite ich mit meinen Hunden mit viel positiver Bestätigung und daran, dass mein Wort meine Aktion für sie das Wichtigste und Spannendste bleibt. Machen sie etwas was sie nicht dürfen gibt es ein lautes Nein. Reicht das nicht wende ich ein kräftiges Stupsen mit den zusammengefalteten Fingern gegen die Schulter an. Manchmal aber äußerst selten auch den Maulgriff oder schütteln an Nackenfell. Also Strafe gibt es nur wenn sie das Nein ignorieren (so als würden sie das Knurren eines Artgenossen ignorieren, der würde als Nächstes auch hinfahren und einen Biss andeuten). Zum Erlernen von erwünschtem Verhalten arbeite ich mit positiver Bestätigung. Ähnlich wie Kindern gibt Struktur und verlässliche Regeln meinen Hunden Sicherheit. Zerren am Band und Leine würde Angst und vielleicht eine Verletzung an der Halswirbelsäule verursachen und gehört nicht zur natürlichen artgerechtem Sprache des Hundes. Erziehung soll nicht Angst machen sondern nur zeigen wo welche Grenzen und Regeln einzuhalten sind.
 
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S.
22. Apr. 08:29
Liebe Claudia, gerne möchte ich dir diesbezüglich 2 Dinge empfehlen, die uns bei der gewaltfreien Erziehung unserer Hündin extrem weiterhelfen und einen perfekten Rahmen für eine Erziehung bieten, so wie du sie dir in meinem Verständnis wünschst und vorstellst 😊 Literatur: https://www.animal-learn-verlag.de/buecher/hunde/929/perfekt-unerzogen Seminare: https://animal-learn.de/seminare-workshops/ Wir haben hier ein Seminar über Stress und Beschwichtigungssignale bei Hunden besucht. Der Wahnsinn und nur zu empfehlen. Viel Erfolg und vor allem Freude! ☀️🐶
 
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Ivonne
22. Apr. 08:31
Was verstehst Du unter artgerechter Erziehung ?!? An der Leine reißen habe ich noch nie als Erziehungsmassnahme gehört und gelesen. Hunde untereinander zeigen sich mit Kehlbiss oder Stupsen was sie nicht mögen oder tolerieren. Unterwürfigkeit mit ablecken der Schnauze. Hunde sind da im Rudel auch sehr konsequent und direkt. Hunde haben die Eigenschaft ihrem Menschen gefallen zu wollen. Daher arbeite ich mit meinen Hunden mit viel positiver Bestätigung und daran, dass mein Wort meine Aktion für sie das Wichtigste und Spannendste bleibt. Machen sie etwas was sie nicht dürfen gibt es ein lautes Nein. Reicht das nicht wende ich ein kräftiges Stupsen mit den zusammengefalteten Fingern gegen die Schulter an. Manchmal aber äußerst selten auch den Maulgriff oder schütteln an Nackenfell. Also Strafe gibt es nur wenn sie das Nein ignorieren (so als würden sie das Knurren eines Artgenossen ignorieren, der würde als Nächstes auch hinfahren und einen Biss andeuten). Zum Erlernen von erwünschtem Verhalten arbeite ich mit positiver Bestätigung. Ähnlich wie Kindern gibt Struktur und verlässliche Regeln meinen Hunden Sicherheit. Zerren am Band und Leine würde Angst und vielleicht eine Verletzung an der Halswirbelsäule verursachen und gehört nicht zur natürlichen artgerechtem Sprache des Hundes. Erziehung soll nicht Angst machen sondern nur zeigen wo welche Grenzen und Regeln einzuhalten sind.
Ich glaube einfach wichtig ist auch die konsequente Verlässlichkeit, sich verlassen können, erzeugt Vertrauen. Damit meine ich, ich mache es toll, ich kriege etwas dafür, ein Lob, eine Geste, ein Leckerli etc aber ich meine genauso ich mache Mist, dann wird mir gezeigt, das das doof wahr sei es dein Schulterstubsen, mein pusten oder Sonjas drüberlehnen, der Hund reagiert und es gibt darauf eine verlässliche Konsequenz..ich glaube genau das ist es was ein Rudel funktionieren lässt, genau das ist es wodurch ein Hund mir vertraut und dafür wird weder Gewalt noch negative Verstärkung benötigt.
 
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Sonja
22. Apr. 08:54
Körpersprachliche Kommunikation mit dem Hund finde ich zwar wichtig, aber wir sollten nicht versuchen die Körpersprache eines Hundes imitieren/nachmachen zu wollen.... Wir sind nunmal keine Hunde, und uns fehlt ganz einfach möglichkeiten uns so klar wie die Hunde untereinander körpersprachlich zu kommunizieren. Oftmals wird gesagt/hört man aber Hunde machen das untereinander auch, Hunde sind nicht zimperlich untereinander etc..Ja das stimmt teilweise, aber wenn die sich gegenseitig Massregeln ist da nicht nur der "Nasenschubser" oder, das "packen/umschliessen" des Mauls etc. Da sind eine Menge andere Elemente begleitet die wir Menchen gar nicht in der Lage sind zu zeigen : wir haben keine Rute, wir können unsere Ohren nicht so bewegen wie die Hunde, wir haben kein (Nacken)Fell zum Aufstellen, wir können unsere Lippen nicht so formen wie Hunde ihrer Lefzen etc... Wir wissen auch nicht genau wie dosiert sie ihre Nasenstubser je nach Situation austeilen und so weiter. Daher sollten wir Menschen eher bei unserer eigenen "Körpersprachenart" bleiben.... Hunde sind anpassungsfähig und haben die "Fremdsprache Mensch-isch" über die Jahrtausende gelernt. Ein Beispiel : wenn wir eine Fremdsprache nicht beherrschen kommen wir doch meist mit "Händen und Füßen " weiter , wir gestikulieren in unserer Art/Sprache und die andere Person begreift meist was wir wollen.. Sprechen wir aber irgend ein "Kauderwelsch" also mixen Sprachen zusammen weil man eben die Fremdsprache nicht wirklich beherrscht, kann es schnell zu Missverständnissen kommen, oder man erntet ein Schulterzucken vom andern 😉 Daher sollte man, so finde ich sehr vor sichtig sein mit Methoden "wies die Hunde unter sich machen" .... Den Hund mal anzustubsen und schauen ob er darauf reagiert ok, aber man sollte es dann nicht verstärken wenn keine Reaktion erfolgt... Schnauzengriff, am Nacken packen, schütteln , runterdrücken wenn ein Hund nicht gleich "sitz" oder "Platz" macht ist für mich ein "NoGo" von Wasserflaschen/Wurfscheiben/ Klappern etc... und andern extremeren Methoden ganz zu schweigen....
 
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Dogorama-Mitglied
22. Apr. 09:33
Mein Hund hört nichts / wenig. Dementsprechend muss ich viel körperlicher sein, als es mir eigentlich liegen würde. Hier mal ein Stups an der Schulter, da ein zuppeln an der Leine, aufbauen vorm Hund, den Kopf dirigieren, wenn er wegschaut etc. Für mich ist es sehr wichtig mich immer wieder zu hinterfragen ob meine Methoden noch verhältnismäßig sind. Selbstverständlich wird der Hund nicht geschlagen. Trotzdem muss ich immer schauen, ob ich nicht zu viel Druck aufbaue. Man kann einen Hund auch körperlich anschreien und dafür muss der Hund keine offensichtliche Gewalt erfahren...
 
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Claudia
22. Apr. 10:59
Wir arbeiten seit Beginn nur mit Klicker und positiver Verstärkung . Mein Hund respektiert mich und ich ihn... Viele sind erstaunt/begeistert das er so gut hört. Er ist ein Northern Inuit (Wolfhund) , also eine sehr eigenständige Rasse mit wenig "will to please" also nicht einfach zu führen geschweige denn ein "Selbstläufer" , Aber zwischen uns klappt es ohne jemals irgend welche harschen Methoden ( Leinenrucklen, anschreien.etc) Aversiven Methoden oder gar Gewalt angewendet zu haben. Wir waren/sind von Anfang an in einer IBH Hundeschule , dort wird absolut gewaltfrei und nur mit positiver Verstärkung & Klicker gelehrt/trainiert. Trainieren statt dominieren ist deren Motto...
Das arbeiten mit einem Klicker klingt sehr interessant. Kenne sie vielleicht eine gute Quelle wo gut beschrieben wird wie man mit einem Klicker arbeitet?
 
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Sonja
22. Apr. 10:59
Mein Hund hört nichts / wenig. Dementsprechend muss ich viel körperlicher sein, als es mir eigentlich liegen würde. Hier mal ein Stups an der Schulter, da ein zuppeln an der Leine, aufbauen vorm Hund, den Kopf dirigieren, wenn er wegschaut etc. Für mich ist es sehr wichtig mich immer wieder zu hinterfragen ob meine Methoden noch verhältnismäßig sind. Selbstverständlich wird der Hund nicht geschlagen. Trotzdem muss ich immer schauen, ob ich nicht zu viel Druck aufbaue. Man kann einen Hund auch körperlich anschreien und dafür muss der Hund keine offensichtliche Gewalt erfahren...
Bei schwerhörigen/tauben Hunden ist es nochmal schwieriger, anstubsen oder leichtes "an der Leine zupfen" besonders z.b. an Schleppleine, also auf Entfernung ist nichts anderes als einem hörenden Hund ein Aufmerksankeits-Wort (z.b. He, schau, etc..) oder den Namen zu rufen. Wir berühren einen Tauben Menschen ja auch damit er sich uns zuwendet und z.b. von unseren Lippen lesen kann, und wir so mitteinander kommunizieren können. Eine Freundin von mir hatte auch einen tauben Hund, sie benutzte, damit er auch weiterhin im Freilauf sein konnte, so ein "Dufthalsband" , aber anstelle eines für den Hund unangenehmen Duft verwendete sie für den Hund angenehme Düfte, (zum Beispiel ein selbstgemachte nach Leberwurst duftende Wasser/Öl Mischung , oder Lachsölmischung etc..) Der Hund lernte sehr schnell, oh es riecht lecker Frauchen will mir was "sagen", der Hund blieb dan stehen, drehte sich um, Kommandos per Handzeichen folgten, oder lief zu seiner Besitzerin...😉