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Dogorama-Mitglied
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zuletzt 31. Okt.

Wieviel Entscheidungsfreiheit für Hunde?

In einem anderen Thread meinte eine Kollegin, sie würde ihrer Hündin viele Entscheidungen, wie zB die über die Gassirouten, überlassen. Ich haber viel darüber nachgedacht, weil ich das wo möglich auch mal mache, hab aber festgestellt, dass es häufig eben einfach nicht möglich ist. Einerseits hab ich in meiner direkten Wohnumgebung genau drei Gassen mit ausreichend Strassenbegleitgrün um halbwegs vernünftig Geschäfte verrichten zu können. Da ist die Wahlmöglichkeit schon für mich kaum gegeben und für den Hund nur dann, wenn nicht auf einem der Wege eine Erledigung ansteht. Oder es einem wahrscheinlichen Trigger zu vermeiden gilt. Oder grad einige andere Hunde die Grünstreifen in eine Richtung besetzt halten. Bei weiteren Ausflügen wird es auch nicht unbedingt besser. Erstens kann ich Hund nicht fragen, ob er lieber mit Ubahn in den Prater, mit Bus an den Wienerberg oder mit Auto nach Mödling runter will, und zweitens folgt man dort dann auch oft den Wegen, wo zB Freilauf erlaubt ist oder es weniger matschig ist, oder der ausgeschilderten Wanderroute...oder, oder, oder... Was entscheidet euer Hund? Wie ermöglicht ihr diese Auswahl? Und wieviel davon braucht ein Hund eurer Meinung nach, um glücklich und zufrieden zu sein?
 
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Pia
20. Okt. 18:25
Das ist echt ein interessantes Thema, wie ja viele schon geschrieben haben 😊
Hucky ist ein Neufundländer und die haben ihren eigenen Kopf und sind sehr neugierig.
In gesicherten Bereichen lass ich ihn schon mal sein Ding machen, aber beobachte ihn die ganze Zeit. Er schaut auch von sich aus immer wieder wo ich bin und folgt mir.
In uneingezäunten Bereichen, mache ich ihn nur selten von der Leine. Er will zu jedem Hund und manchmal auch zu Menschen. Davon lässt er sich dann oft nicht abhalten.
Ich denke, überwiegend entscheide ich, aber manchmal darf auch Hucky entscheiden. Oder wir finden einen Kompromiss 😄
Kontrolle abgeben muss ich beim Mantrailing. Wenn Hucky eine Spur hat muss ich ihm folgen. Manchmal ist es gar nicht so leicht für mich "loszulassen".
 
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Jasmin
20. Okt. 18:32
Naja die 10m Regel kommt aus der Tierwelt. Also Straßenhunde und Wölfe. Es gibt natürlich Ausnahmen zu der 10 m Regel. Einige ausgewählte Hunderassen und Arbeitshunde. In den 10 Meter ist der Hund an dir orientiert und in Verbundenheit. Er merkt also wenn du stehen bleibst, einen anderen Weg einschlägst usw. Wenn dein Hund eher 100m entfernt ist vermute ich,dass er da nicht oder zu spät mitbekommt. Sprich er ist nicht mehr aufmerksam und macht eher sein eigenes Ding. (Nicht zu verwechseln mit Abrufbarkeit) Wie das bei euch ist weis ich natürlich nicht. Das war jetzt allgemein gesprochen. Ausnahmen bestätigen ja immer die Regel 😉
Ich weiß was du mit der Regel meinst. Ich für mich mache das allerdings individuell am Hund fest. Wenn ich bei meinem auf der Stelle drehe und in die andere Richtung schaue kommt er angeschossen. Meine Freunde sagen immer er wäre mein Satellit. Da ich bei ihm weiß dass er gelernt hat mit mir Rücksprache zu halten sei es wegen dem Weg oder bei Gegenverkehr und er dann ebenfalls kommt, darf er gerne vorlaufen. Er ist ein Distanzarbeiter-unter anderem auch rassetypisch. Laufe ich mit dem Hund meiner Eltern hat dieser teilweise nicht mal die 10 m weil er einfach unglaublich dumme Entscheidungen trifft und ich da sonst keinen Einfluss habe. Ich mache es dann sogar oft so, dass ich auf meinen Hund vertraue der mir Gegenverkehr anzeigt. Dann hab ich genug Zeit den anderen zuerst anzuleinen und meinen erstmal bei mir zu behalten und ihm Anweisung zu geben wie wir weiter vorgehen.
Muss allerdings dazu sagen, dass mein Hund wenig mit „Zeitung lesen“ beschäftigt ist sondern er einfach wahnsinnig gerne rennt. Da sind halt 10 m nicht gerade die Welt. Von daher gabs für die Freiheit „rumrennen“ einen festen Regelrahmen.
 
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Daniela
20. Okt. 18:33
Der Hund lebt mit uns ja nicht zusammen, weil es seine freie Entscheidung ist, sondern weil wir ihn gekauft oder zu uns geholt haben. Er ist uns ganz hart formuliert auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Um nun eine gute Basis im Zusammenleben zu finden checkt der Hund uns ab und wir erziehen den Hund. Wenn der Mensch nur nett und nachsichtig ist, der Hund alles entscheiden darf, dann wird’s schwierig mit der Erziehung. Von daher gehe ich den Weg, dass ich alles entscheide und konsequent durchsetze. Welche Wege wir gehen, in welchem Bereich sich die Hunde im Haus aufhalten dürfen, wo sie sind wenn wir essen oder jemand in der Küche ist usw. Ich entscheide, ich bin konsequent, damit bin ich verlässlich und fair. Ich tue natürlich alles im Sinne der Hunde, dafür hab ich sie ja schließlich, das heißt natürlich ist jeder Spaziergang schön. Wenn die Hunde die große 2h-Runde wollen, ich dafür unter der Woche keine Zeit habe, dann gehe ich die kleinere 1h-Runde, aber auch die geht durchs Feld oder den Wald und ist schön. Und wenn wir eine strenge Trainingseinheit mit nur „bei Fuß“ an der Straße machen, dann geht es auf dem Rückweg durch den Park am Hundefreilauf vorbei und da freuen sich die Hunde auch drüber. Meine Hunde wissen genau: egal was ich entscheide, da kommt was schönes am Ende für sie bei raus. Natürlich fragen die Hunde auch mal an, aber das ist was anderes, als wenn sie einfach Dinge tun. Und wenn eine außerhalb der gassizeiten muss und das anzeigt, dann reagiere ich selbstverständlich. Aber das verstehe ich unter Kommunikation. Genauso Dinge wie, ob der Hund kuscheln möchte, schlafen möchte, mal ein bisschen länger schnüffeln möchte. Das sind seine Bedürfnisse und die werden natürlich respektiert. Eines aber dürfen meine Hunde ganz alleine entscheiden: ob sie sich von fremden Menschen anfassen lassen wollen oder nicht. Einzige Ausnahme: der Tierarzt.
👌👌
 
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Melanie
20. Okt. 18:46
Also, die Frage ist wirklich spannend. Die Antworten ebenso. Ich für meinen Teil entscheide grundsätzlich selbst in welche Richtung der Spaziergang verläuft. Entscheidungen an den Hund abzugeben, bedeutet auch oft für ihn dann mehr Verantwortung. Das kann dann eventuell in eine falsche Richtung gehen was die Erziehung angeht. Es kommt vielleicht auch auf die Rasse und den Charakter des Hundes an, aber in der Regel sollte man selbst die Entscheidungen treffen. So gibt man ihm auch Sicherheit. So sehe ich das jedenfalls. Es gibt bei uns natürlich auch Tage an denen Bella selbst entscheiden kann wie lang sie wo schnüffelt, aber das war es dann auch.
 
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Sille
20. Okt. 20:47
Wenn wir viel Zeit haben, lass ich Luna entscheiden welchen Weg sie im Wald gehen will und überlass ihr die "Führung ' . Bei den normalen Gassi Runden habe ich ungefähr einen Plan, den wir dann auch nehmen
 
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Lola
21. Okt. 05:39
Wir haben einen sehr strukturierten Alltag.
Bei der Morgenrunde, bei der wir immer viel Zeit haben, lasse ich sie entscheiden, wie weit wir laufen wollen.
Das ist für mich völlig ok.
Mittagsrunde und Abendrunde entscheide ich, auch wenn wir zu Terminen müssen.
Essen gibt es nach Plan und nur nach Freigabe.
Beim Spaziergang erlaube ich ihr schon auch irgendwo länger zu Schnüffeln oder so.
Sie darf sich nur nicht reinsteigern, dann unterbreche ich.
Spielzeug ist nicht frei verfügbar.
Aber sie darf jederzeit zum Kuscheln kommen.
Wenn es grade nicht passt, breche ich nach kurzer Zeit ab.
Aber sie darf alleine entscheiden, wann sie Nähe haben möchte und wann nicht.
Bei uns funktioniert das Alles ganz gut so.
 
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Dogorama-Mitglied
21. Okt. 09:07
Naja die 10m Regel kommt aus der Tierwelt. Also Straßenhunde und Wölfe. Es gibt natürlich Ausnahmen zu der 10 m Regel. Einige ausgewählte Hunderassen und Arbeitshunde. In den 10 Meter ist der Hund an dir orientiert und in Verbundenheit. Er merkt also wenn du stehen bleibst, einen anderen Weg einschlägst usw. Wenn dein Hund eher 100m entfernt ist vermute ich,dass er da nicht oder zu spät mitbekommt. Sprich er ist nicht mehr aufmerksam und macht eher sein eigenes Ding. (Nicht zu verwechseln mit Abrufbarkeit) Wie das bei euch ist weis ich natürlich nicht. Das war jetzt allgemein gesprochen. Ausnahmen bestätigen ja immer die Regel 😉
10 m zu kurz... 100 m zu lang.

Nehmt einfach die Schleppleinenlänge von 20 m (Genau DAFŰR ist die Schleppleine nämlich gedacht..😉 nicht als schlecht benutzter Ersatz fűr eine Fűhrleine😜, sondern dazu, um den entsprechenden Radius im FREILAUF vorzubereiten) :
Der Hund hat genug Freiheit, aber ist noch dicht genug dran, um sich an dem HH zu orientieren.

Und DA liegt der Hase im Pfeffer:

ich will doch, dass sich mein Hund an MIR orientiert (NICHT UMGEKEHRT!!)..
und aufmerksam ist...
űberlasse ich ihm dagegen zu viele Entscheidungen, orientiere mich selber zu stark an dem Hund, ist er auch nicht mehr aufmerksam und reagiert nicht mehr auf meine Kommandos. Im Gegenteil: Es kann sein, dass er dann anfängt, seinen Besitzer zu kontrollieren, weil der sich eben.. in seinen Augen.. wie ein Kind benimmt..
Wer dieses Problem hat, sollte entsprechend in sich gehen..😜
P. S.
Meine Hunde fragen an Weggabelungen ab, in welche Richtung es gehen soll. Läuft einer der Hunde.. oder beide aber in eine bestimmte Richtung, nehme ich BEWUSST genau die andere.. 😉
 
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Michi
21. Okt. 10:41
In einer Mensch Hund Beziehung , genauso wie Pferd Reiter, kann es keine Gleichberechtigung geben, weil das für die Tiere ein sehr unnatürliches Verhalten wäre. Ich lese....mal entscheide ich, mal entscheidet der Hund...wenn es nur um Spielzeuge oder im Freilauf Schnupperstellen etc geht, dann ist doch alles ok. Aber bei wesentlichen Dingen funktioniert das für mich garnicht, denn das ist überhaupt nicht das, was dem Hund Sicherheit gibt. Der Hund muss sich IMMER am Menschen orientieren, dann kann er größtmögliche Freiheiten genießen. Man stelle sich das beim Reiten vor. Mal entscheidet das Pferd den Weg , mal der Reiter...am 3. Tag kommt man überhaupt nicht mehr vom Hof weg 😄 und gefährlich ist es auch. Beobachtet mal eine Pferdeherde, da gibt es ganz klare Strukturen. Sind die geklärt, dann leben sie ein friedliches und sicheres Leben.
Bei Hund und Mensch sollte es ebenso sein.
 
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Rim
21. Okt. 10:55
In einer Mensch Hund Beziehung , genauso wie Pferd Reiter, kann es keine Gleichberechtigung geben, weil das für die Tiere ein sehr unnatürliches Verhalten wäre. Ich lese....mal entscheide ich, mal entscheidet der Hund...wenn es nur um Spielzeuge oder im Freilauf Schnupperstellen etc geht, dann ist doch alles ok. Aber bei wesentlichen Dingen funktioniert das für mich garnicht, denn das ist überhaupt nicht das, was dem Hund Sicherheit gibt. Der Hund muss sich IMMER am Menschen orientieren, dann kann er größtmögliche Freiheiten genießen. Man stelle sich das beim Reiten vor. Mal entscheidet das Pferd den Weg , mal der Reiter...am 3. Tag kommt man überhaupt nicht mehr vom Hof weg 😄 und gefährlich ist es auch. Beobachtet mal eine Pferdeherde, da gibt es ganz klare Strukturen. Sind die geklärt, dann leben sie ein friedliches und sicheres Leben. Bei Hund und Mensch sollte es ebenso sein.
Hallo Michi, welche wesentlichen Dinge meinst du konkret, die der Hund deiner Meinung nicht entscheiden darf (vielleicht mal Negativbeispiele, die du schon mal gesehen hast), und mich würde auch interessieren, warum nicht?
Danke schön! 😊
 
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Michi
21. Okt. 11:00
Hallo Michi, welche wesentlichen Dinge meinst du konkret, die der Hund deiner Meinung nicht entscheiden darf (vielleicht mal Negativbeispiele, die du schon mal gesehen hast), und mich würde auch interessieren, warum nicht? Danke schön! 😊
ZB die Vorgabe eines Weges, Hinlaufen zu Personen/ Hunden ohne Erlaubnis, im Wald rumstromern...eigentlich alles ganz normale Sachen. Natürlich klappt das alles nicht von Anfang an, man muss es sich erarbeiten. Aber so ca mit 2 ( variabel) sollte die Beziehung soweit hergestellt sein, dass man sich quasi ohne Worte versteht. Hunde mit einer Vorgeschichte natürlich ausgenommen.