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Joe
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zuletzt 31. Okt.

Wieviel Entscheidungsfreiheit für Hunde?

In einem anderen Thread meinte eine Kollegin, sie würde ihrer Hündin viele Entscheidungen, wie zB die über die Gassirouten, überlassen. Ich haber viel darüber nachgedacht, weil ich das wo möglich auch mal mache, hab aber festgestellt, dass es häufig eben einfach nicht möglich ist. Einerseits hab ich in meiner direkten Wohnumgebung genau drei Gassen mit ausreichend Strassenbegleitgrün um halbwegs vernünftig Geschäfte verrichten zu können. Da ist die Wahlmöglichkeit schon für mich kaum gegeben und für den Hund nur dann, wenn nicht auf einem der Wege eine Erledigung ansteht. Oder es einem wahrscheinlichen Trigger zu vermeiden gilt. Oder grad einige andere Hunde die Grünstreifen in eine Richtung besetzt halten. Bei weiteren Ausflügen wird es auch nicht unbedingt besser. Erstens kann ich Hund nicht fragen, ob er lieber mit Ubahn in den Prater, mit Bus an den Wienerberg oder mit Auto nach Mödling runter will, und zweitens folgt man dort dann auch oft den Wegen, wo zB Freilauf erlaubt ist oder es weniger matschig ist, oder der ausgeschilderten Wanderroute...oder, oder, oder... Was entscheidet euer Hund? Wie ermöglicht ihr diese Auswahl? Und wieviel davon braucht ein Hund eurer Meinung nach, um glücklich und zufrieden zu sein?
 
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Franziska
19. Okt. 10:16
So viel Freiheit wie möglich und so viele Grenzen wie nötig. Wichtig ist auch immer auf die Bedürfnisse und Charakter des Hundes zu achten. Außerdem leben Hunde in unserer menschlichen Gesellschaft. Einige Aktionen wären dann sicherlich nicht wünschenswert. Wenn dein Hund gerne dem Reh hinterher jagen will möchtest du ja sicherlich, dass er auf dich hört und bei dir bleibt. Wenn dein Hund aber immer alles entscheiden kann (also wohin gehe ich,wie lange schnüffel ich wo, etc) wieso sollte er dann genau in dem Moment auf dich hören? Im Grunde sagt man, dass Hunde in einem ca 10 Meter Radius um einem herum bleiben. Damit ist der Hund immer aufmerksamer und orientiert sich an dir. In den 10 Meter hat er seine Freiheit. Dabei ist aber immer wichtig, dass der Hund seine Bedürfnisse mitteilen kann. So bin ich schon öfter nach Hause gegangen,weil mein Hund mich darum gebeten hat (was gut war, kam ein Sturm auf und ich blieb trocken 🤣) Sie sagt mir auch,wenn sie Hunger hat (wir haben keine feste Fressenszeit), wann sie raus will, wenn sie spielen will, usw.
 
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Dogorama-Mitglied
19. Okt. 10:19
Ich habe hier einen eher unsicheren Vertreter, der aber total neugierig ist und darum trotzdem gern mal neues erkundet. Er ist auch vorrangig nicht Umweltunsicher, sondern hauptsächlich gegenüber anderen Lebewesen. Wenn er einen Weg vorschlägt, gehe ich den oft mit ihm. Manchmal sehe ich dann auch später den Grund, warum er diesen Weg gehen wollte - zum Beispiel weil auf dem anderen Weg ein Hund läuft, den ich vorher nicht wahrgenommen habe. Selten ist es auch mal der Hundekumpel, der auf dem vorgeschlagenen Weg unterwegs ist. Auch wenn wir in neuen Gegenden wandern sind und es mehrere Optionen gibt, darf er oft entscheiden. Er wählt zielsicher den besten Weg aus (tatsächlich, die anderen sind oft auch für uns Menschen schwerer begehbar!) oder wenn ich den Trampelpfad verliere, bleibt er an der Abzweigung stehen und fragt, ob das so wirklich stimmt. Er ist damit definitiv nicht überfordert und entscheidet auch nicht alleine, sondern wir sind eigentlich immer in der Kommunikation und entscheiden gemeinsam (er schlägt vor, ich stimme zu oder eben auch mal nicht). Meistens orientiert er sich daran, in welche Richtung ich gehe (das weiß er durch die Körpersprache auch, wenn er vor mir läuft), manchmal schlägt er Änderungen vor und sehr oft werden die angenommen. Zuhause allerdings eher selten, da wir hier nicht so viele Optionen haben, wo man gut laufen kann, da schlägt er eher Bögen aufs Feld vor etc. Wenn er irgendwo gar nicht hin will, respektiere ich das auch (Ausnahmen bestätigen die Regel, zb ein neuer Tierarzt). Ich glaube, dass er durch diese Entscheidungsfreiheit tatsächlich glücklicher ist, weil er ja valide Gründe hat, warum er jetzt so entscheiden will und damit oft Konflikte umgeht, die ich aufgrund meiner schlechteren Sinne noch gar nicht wahrgenommen habe. Hauptsächlich ist es aber positiv für unsere Beziehung, dass er das darf, und er nicht in unangenehme Situationen gebracht wird (wenn vermeidbar).
Wenn ich Elisa folge, finde ich am Ende oft “gefülltes Klopapier”. 😖
 
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Nadine
19. Okt. 10:26
Wenn ich Elisa folge, finde ich am Ende oft “gefülltes Klopapier”. 😖
Dann würde ich das vielleicht auch nicht machen 😅 Auch wenn wir immer nur dem Hundekumpel hinterher laufen würden... Ich denke die Hunde sind da sehr individuell und manchmal erkennt man auch an der Körpersprache und dem Verhalten schon, warum sie jetzt einen anderen Weg gehen möchten 😊 Jedenfalls bei meinem ist es so 😃
 
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Dogorama-Mitglied
19. Okt. 10:34
Dann würde ich das vielleicht auch nicht machen 😅 Auch wenn wir immer nur dem Hundekumpel hinterher laufen würden... Ich denke die Hunde sind da sehr individuell und manchmal erkennt man auch an der Körpersprache und dem Verhalten schon, warum sie jetzt einen anderen Weg gehen möchten 😊 Jedenfalls bei meinem ist es so 😃
Ja, das stimmt. Ein Mal hat sie mir aber auch schon einen guten Alternativweg gezeigt. Den haben wir dann auch genommen. 😊 Wenn meine irgendwo nicht lang gehen wollen, z.B. über eine Wiese, dann machen wir das auch nicht. Ich kenne ja den Grund nicht und verlasse mich da lieber auf die Instinkte der Hunde.
 
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Heike
19. Okt. 10:35
Also meine Hunde bleiben immer an den Weggabelungen stehen und fragen, wo es lang geht. Sie bekommen immer eine Antwort von mir, mit dem Arm, der in die zu gehende Richtung zeigt. Habe meiner alten Hündin momentan eh zu viel durch gehen lassen. Man denkt immer, die ist alt, man weiß gegenseitig, wie man tickt…. und wenn man zu nachlässig wird, trifft sie plötzlich wieder Entscheidungen, die seit über 10 Jahren tabu und kein Thema waren…! 🤷‍♀️
Genau das Gefühl habe ich auch, dass die Hunde im Alter sich nach und nach immer mehr herausnehmen, was früher verboten war. Bei Suki beginnt das jetzt schleichend, bei ihrer Vorgängerin Kessi war es auch deutlich, aber liegt das nicht an einem selbst, dass man den älteren Hunden mehr zugesteht und einfach eher mal ein Auge zudrückt 😉 😁. Ich habe Suki auch häufiger mal entscheiden lassen, welchen Weg wir gehen, was dann darin gipfelte, dass sie einfach nicht mehr mitging, wenn ich nicht ihren Weg gehen wollte weil es zB zeitlich nicht mehr passte ( sie wählt meist den längeren Weg 😊) Da habe ich dann gegengesteuert und vermehrt auf meinem Weg bestanden, so dass wir jetzt wieder auf einem guten Maß sind, mal darf sie entscheiden, wenn ich entscheide hat sie das zu akzeptieren
 
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Sonja
19. Okt. 10:43
Kommt glaub ich sehr auf den Hund an. Zitat meiner Trainerin "Unsichere Hunde sind mit Freiheit und eigenen Entscheidungen oft komplett überfordert". Ich glaube manchmal gibt man dem Hund Freiheiten, um primär sich selber besser zu fühlen, nicht um dem Hund etwas Gutes zu tun. Ich will aber gar nicht abstreiten, dass andere Hunde sehr gut mit Freiheiten und Entscheidungen umgehen können und sich sogar mit solchen Ansätzen in ihrer Persönlichkeit entfalten. Und dann gibt's welche, die entfalten sich nicht, sondern verwandeln sich zu kleinen Terroristen und sind unter Dauerstress, weil mit Entscheidungen auch Verantwortung einhergeht. Oft fehlt es an Verständnis auf beiden Seiten des Spektrums, weil Menschen dazu neigen ihre Erfahrungen zu verallgemeinern. Wenn es bei mir und meinen Hund funktioniert, dann muss es ja auch bei anderen funktionieren. Ich würde meinem Hund sehr gerne mehr Freiheit ermöglichen und ich lese sehr gerne von den Geschichten der Erziehung auf Augenhöhe, der Partnerschaft mit dem Hund und dass ein Hund von alleine alles richtig macht, wenn die Beziehung stimmt. Leider habe ich dafür den falschen Hund erwischt. Aber ich hoffe, dass er in Zukunft sicherer und souveräner wird und ich ihm dann mehr Freiraum zugestehen kann. Im Moment wäre damit nur meiner Moralvorstellung, aber nicht meinem Hund geholfen.
So ist das bei uns auch.....Spike wäre da auch komplett überfordert.....die Freiheiten mit den er umgehen kann bekommt er und den Rest erarbeiten wir uns Grade.....mit viel Liebe und Geduld🙂
 
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Michi
19. Okt. 10:44
Meine Meinung dazu ist, dass der Hund eigentlich garnicht danach verlangt eigene Entscheidungen zu treffen. In seiner Natur liegt es, sich anzuschließen und führen zu lassen. Das gibt Sicherheit. Ich habe bei all meinen Hunden noch nie bemerkt, dass sie zB einen Weg vorgeben wollen. An einer Kreuzung wird gewartet, bis ich links oder rechts gehe.( ohne Leine) . Vielleicht ist es anders, wenn der Hund die meiste Zeit an der Leine geht.
 
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Dogorama-Mitglied
19. Okt. 11:07
Meine Meinung dazu ist, dass der Hund eigentlich garnicht danach verlangt eigene Entscheidungen zu treffen. In seiner Natur liegt es, sich anzuschließen und führen zu lassen. Das gibt Sicherheit. Ich habe bei all meinen Hunden noch nie bemerkt, dass sie zB einen Weg vorgeben wollen. An einer Kreuzung wird gewartet, bis ich links oder rechts gehe.( ohne Leine) . Vielleicht ist es anders, wenn der Hund die meiste Zeit an der Leine geht.
Vielleicht liegt es auch daran wie man dem Hund etwas bei bringt ob man den Hund dazu erzieht Entscheidungen auch alleine zu treffen. Es gibt ja durchaus auch Rassen und Aufgaben für Hunde dort ist es gewünscht eigene Entscheidungen zu treffen. Ob er dadurch glücklicher ist möchte ich garnicht beurteilen denn wenn der Hund es so kennt warum sollte er etwas anderes vermissen ? Nachtrag: Alleine, dass dein Hund frei läuft hat er ja schon freie Entscheidung er schnüffelt mal hier mal da vielleicht zwei Sekunden länger als an einer kurzen Leine wenn du schon weiter willst. Ich sehe das auch als freie Entscheidungen treffen.
 
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Lisa-Eileen
19. Okt. 11:13
Insgesamt kriegt Rocket so viel Freiheit wie er auch damit umgehen kann. Wenn er sich benimmt darf er frei laufen, wenn er das grad nicht schafft muss er eben an der Leine bleiben. Er ist ein unsicherer Hund und braucht viel Führung. Ich hab da auch ein gutes Buch, das erklärt einiges nochmal sehr gut, es geht da um verschiedene Archetypen bei den Hunden. Also quasi verschiedene Charaktere. Es gibt einmal Führungsarchetypen und eben ich nenns mal Diener Archetypen. In jeder Gruppe gibt es verschiedene Aufgaben und je nach Archetyp liegt dem Hund eine bestimmte Aufgabe am ehesten. Die Führer vergeben die Aufgaben und managen alles, die Diener folgen und brauchen einen Führer, wenn Not am Mann ist können sie auch mal die Führung übernehmen, aber grundsätzlich sind sie damit überfordert, das sind dann die Hunde die sich scheiße benehmen zb einfach andere angreifen, auf andere zuschießen usw. Diese Hunde brauchen eben den Führer der ihnen sagt was zu tun ist, mit den Führern zb muss man eher anders umgehen, denen befiehlt man eher nicht etwas sondern bespricht es mit ihnen... weiß grad nicht wie ich es besser beschreiben soll... hoffe ihr versteht es...🥴 Es gibt bei den Führern zb den "Fels in der Brandung", er ist immer entspannt und souverän, hat den Überblick und lässt sich von nichts aus der Ruhe bringen. Bei den Dienern gibts zb den "Außenminister" (glaube dazu zählt Rocket). Der Außenminister hat den Auftrag die Lage im Außen abzuchecken, kommt da jemand Rudelfremdes ist er Freund oder Feind? Und meldet es dann dem Führer oder auch wenn es sonst iwie mögliche Gefahren gibt. Die anderen Archetypen weiß ich grad nicht mehr, hatte es auch noch nicht ganz durchlesen können, aber ich finde das so sehr verständlich und einleuchtend und es wäre echt mal schön wenn mehr Hundehalter sich damit auseinandersetzen würden wie so ein Rudel funktioniert, dann würden viele besser mit den Hunden umgehen und es würde nicht so viel Problemhunde geben.👀 Als Rocket ein Welpe war hab ich ihn immer überall hingelassen weil jeder ihn ja streicheln wollte und er ja alles kennenlernen sollte, jo, das endete dann damit das er sich für alles zuständig fühlt und meint alles regeln zu müssen und dann immer voll überdreht sobald n Hund oder Mensch kommt weil er mit dieser Aufgabe die er denkt zu haben eigentlich völlig überfordert ist. Seit ich ihn auf die Abgewandte Seite nehme wenn ein Reiz vorbeikommt ist er viel entspannter, mittlerweile ignoriert er fast alle vorbeikommenden Menschen und oft kann er es jetzt sogar aushalten wenn wieder irgend ein Dummdödel ihn anspricht oder gar angrabschen will... früher wär er sofort frauf angesprungen, losgeschossen und hätt die Person angesprungen und beschwichtigt. Nun ignoriert er es oder maximal guckt er hin, lässt sich dann auch wieder umlenken. Nur bei Hunden müssen wir noch viel trainieren, das ist der Endboss an Reizen. Aber auch da hatten wir seit die Trainerin uns Werkzeug an die Hand gab die letzten Tage große Erfolge gehabt sodass ich es doch schaffen konnte das er sich umorientierte und entspannte. Vorher war das undenkbar.
 
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Michi
19. Okt. 11:25
Vielleicht liegt es auch daran wie man dem Hund etwas bei bringt ob man den Hund dazu erzieht Entscheidungen auch alleine zu treffen. Es gibt ja durchaus auch Rassen und Aufgaben für Hunde dort ist es gewünscht eigene Entscheidungen zu treffen. Ob er dadurch glücklicher ist möchte ich garnicht beurteilen denn wenn der Hund es so kennt warum sollte er etwas anderes vermissen ? Nachtrag: Alleine, dass dein Hund frei läuft hat er ja schon freie Entscheidung er schnüffelt mal hier mal da vielleicht zwei Sekunden länger als an einer kurzen Leine wenn du schon weiter willst. Ich sehe das auch als freie Entscheidungen treffen.
Das ohne Leine laufen empfinde ich nicht als eigene Entscheidung treffen, solange der Hund auf einen achtet und unaufgefordert in der Nähe bleibt. Auch ein Hund, der von der Genetik ein ein sehr selbständiger Hund ist ( meiner ist das beste Beispiel als Asiate) unterliegt in seinem Rudel genau den selben Regeln, die im besten Fall gerne befolgt und nicht in Frage gestellt werden. Gerade solche unabhängige Hunde sollten sich gerne führen lassen, denn wenn zB ein Asiate beginnt eigene Entscheidungen zu treffen, dann nimmt es kein gutes Ende. Mein Hund hat jegliche Freiheiten, die ein Hund sich nur wünschen kann. Den ganzen Tag ohne Leine unterwegs, viele Spielkumpels etc. Die kann er aber nur haben, weil er nichts in Frage stellt.