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Katharina
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zuletzt 23. Juni

Wie resozialisiert man am besten?

Hallo zusammen, ich hätte eine Frage zur Herangehensweise in Bezug auf die Resozialisierung. Ich habe meine Hündin Linda vor fast drei Jahren aus dem Tierheim adoptiert. Sie kam mit einer Leinenaggression / Aggression gegenüber Artgenossen zu mir. Nach 2,5 Jahren intensivem Training und vielen Rückschlägen sind wir jetzt an dem Punkt, an dem ca. 90% der Hundebegegnungen an der Leine gut funktionieren und die Existenz anderer Hunde in ihrer Umgebung akzeptiert wird. Auch Besuche bei den Eltern von meinem Freund mit beiden Hunden im Haus klappen meistens ganz gut. Aber ich weiß leider nicht, wie sie sich verhält wenn sie mit anderen Hunden tatsächlich interagieren kann und ich weiß aufgrund ihrer Vorgeschichte auch nicht, ob sie die Kommunikation von Artgenossen überhaupt versteht. Linda wurde vor dem Tierheim zur Zucht missbraucht und wurde abgegeben weil sie unfruchtbar wurde. Deswegen wird sie hysterisch wenn sie am Hintern beschnüffelt wird. Mit hysterisch meine ich lautes Gekläffe und eingezogene Rute, also eher defensives Verhalten. Nur sehr gut bekannte Hunde dürfen hinten schnüffeln, wodurch sie kommunikativ sehr eingeschränkt ist. Freilaufende Hunde findet sie relativ bescheiden nachdem sie drei Mal von freilaufenden Hunden angegriffen worden ist. Nachdem sie bisher aber immer angeleint war, wenn sie freilaufende Hunde gesehen hat, bin ich mir nicht sicher, wie sie reagieren würde wenn sie selber im Freilauf wäre. Ich würde Linda aus vielen verschiedenen Gründen gerne helfen mit Artgenossen verträglich zu werden. Unter anderem weil ich nächstes Jahr gerne mit ihr an die Nordsee fahren würde und viele Strände dort Freilaufgebiete sind oder nicht angeleint wird. Da Linda aufgrund ihrer Rasse in BW Leinenpflicht hat, kann ich leider nur in eingezäuntem Gelände mit ihr üben. Mein eigener Garten ist zu klein dafür und springen lassen bei gemeinsamen Spaziergängen ist durch die Leinenpflicht leider nicht möglich. Auf die Hundewiese gehen und auf gut Glück von der Leine lassen, halte ich aufgrund der Vorgeschichte auch für eine sehr schlechte Idee und die Hundeschulen in der Umgebung bieten zur Resozialisierung Social Walks an, was ich seit 2,5 Jahren mit ihr mache. Habt ihr Ideen, wie man die Resozialisierung am besten gestalten könnte?
 
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Nadine
22. Juni 18:30
Vielen Dank für die lieben Antworten und Tipps. Ich glaube ich sollte noch klarstellen, dass ich von Linda gar nicht erwarte, dass sie zukünftig mit jedem Hund befreundet sein soll. Es geht mir nur darum, dass sie im Zweifelsfall im Freilauf lieber von sich aus ausweichen soll oder angemessen kommunizieren soll, dass sie keinen Kontakt möchte. Sie hat ihre fünf festen Sozialkontakte mit denen sie an der Leine wirklich gut kann. Ich möchte sie aber in einem Freilaufgebiet wie beispielsweise am Strand mit ruhigem Gewissen ableinen können. Der Wunsch mit dem gemeinsamen Urlaub kommt tatsächlich daher, dass Linda Wasser und Meer über alles liebt. Wir waren dieses Jahr im April am Meer und da war es schon sehr voll und dafür noch eiskalt
In den meisten Fällen eskaliert es im Freilauf deutlich weniger als an der Leine. Ich hab auch einen Hund, der wenig Bock auf andere hat (und genetisch eher einen vorwärtsgang als rückwärtsgang, er weiß auch dass er Zähne hat und wie man die benutzt), aber im Freilauf ist er mit 95% der Hunde verträglich und die restlichen 5% zeigt er mir vorher an und ich leine an und weiche aus.
Was aber eben nicht heißt, dass er im Kontakt entspannt ist oder Freude daran hat. Er hat nur deutlich mehr Möglichkeiten zur Kommunikation und kommt darum mit weniger Konflikt durch die Begegnungen.
Auch wenn ich mit ihm im Freilauf auf unseren engen Feldwegen an Hunden vorbei gehen kann, würde ich ihm keinen Urlaub am Hundestrand antun. Das wäre purer Stress für uns beide.
Die Frage ist also, wie viel Stress ist die Anwesenheit der anderen Hunde, die evtl auch Kontakt zu ihr suchen oder unkontrolliert rennen für Linda? Daran würde ich festmachen, ob der Urlaub an der Nordsee eine gute Idee ist und du ihr damit einen Gefallen tust oder nicht.

Alternativ kannst du vielleicht auch nach anderen Urlaubsorten suchen. Es gibt ja nicht nur an der Nordsee Wasser und Meer 😉 Wir waren zum Beispiel an sehr leeren Stränden in Westfrankreich und Schottland. Das ist mit Listenhunde aber glaube keine Option 🤔 Ich weiß nicht, in welche Länder man mit Listenhund gut fahren kann.

Natürlich muss man trotzdem Erfahrung sammeln wie der Hund im Freilauf reagiert und wann man besser frühzeitig eingreift und ausweicht, gerade wenn der Hund nicht souverän ist mit anderen. Vielleicht kannst du mit ihr ganz früh morgens auf eure Hundewiese und dich dort mit jemandem verabreden zu Zeiten, wo sonst für gewöhnlich niemand da ist? Je nachdem wie die Wiese gebaut ist dabei den Eingang im Blick behalten, sodass man notfalls schnell gehen kann.
Oder zu Zeiten wo wenig los ist einfach mal die Menschen ansprechen, die anderen Hunde vorher beobachten und einschätzen und natürlich erst mal den Mauli drauf lassen? So haben wir unsere ersten Erfahrungen gesammelt - die meisten Menschen mit souveränen Hunden waren aufgeschlossen, aber ich hab natürlich einen hellen wuscheligen kleineren Hund, das macht das vielleicht einfacher (und andererseits schwerer, weil die Menschen ihn nicht ernst nehmen 🙈).
 
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Sabine
23. Juni 13:30
Hast du mal über die holländische Nordsee nachgedacht? Wir hatten letztes Jahr Anfang September 30 Grad und das Wasser war sehr angenehm. Auf den Inseln Ameland und Terschelling gibt es keine ausgewiesenen Hundestrände und die Hunde sind das ganze Jahr an fast allen Strandabschnitten erlaubt ohne zeitliche Begrenzung. Wir waren auch mit einem unverträglichen Rüden vor einiger Zeit da und waren teilweise auch tagsüber bei so viel Platz ganz alleine am Strand ( wenn man nicht die Hauptbadestrände nutzt). Plus, dass Listis in Holland kein Problem sind.
 
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Dogorama-Mitglied
23. Juni 15:11
Vielen Dank für die lieben Antworten und Tipps. Ich glaube ich sollte noch klarstellen, dass ich von Linda gar nicht erwarte, dass sie zukünftig mit jedem Hund befreundet sein soll. Es geht mir nur darum, dass sie im Zweifelsfall im Freilauf lieber von sich aus ausweichen soll oder angemessen kommunizieren soll, dass sie keinen Kontakt möchte. Sie hat ihre fünf festen Sozialkontakte mit denen sie an der Leine wirklich gut kann. Ich möchte sie aber in einem Freilaufgebiet wie beispielsweise am Strand mit ruhigem Gewissen ableinen können. Der Wunsch mit dem gemeinsamen Urlaub kommt tatsächlich daher, dass Linda Wasser und Meer über alles liebt. Wir waren dieses Jahr im April am Meer und da war es schon sehr voll und dafür noch eiskalt
Ich glaube, nach den vielen schlechten Erfahrungen, incl. mehrfacher Deckung, die ja einer Vergewaltigung gleichzusetzen ist, ist es für deine Hündin wichtig, dass DU sie vor aufdringlichen Hunden schützt!
 
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Katharina
23. Juni 19:10
In den meisten Fällen eskaliert es im Freilauf deutlich weniger als an der Leine. Ich hab auch einen Hund, der wenig Bock auf andere hat (und genetisch eher einen vorwärtsgang als rückwärtsgang, er weiß auch dass er Zähne hat und wie man die benutzt), aber im Freilauf ist er mit 95% der Hunde verträglich und die restlichen 5% zeigt er mir vorher an und ich leine an und weiche aus. Was aber eben nicht heißt, dass er im Kontakt entspannt ist oder Freude daran hat. Er hat nur deutlich mehr Möglichkeiten zur Kommunikation und kommt darum mit weniger Konflikt durch die Begegnungen. Auch wenn ich mit ihm im Freilauf auf unseren engen Feldwegen an Hunden vorbei gehen kann, würde ich ihm keinen Urlaub am Hundestrand antun. Das wäre purer Stress für uns beide. Die Frage ist also, wie viel Stress ist die Anwesenheit der anderen Hunde, die evtl auch Kontakt zu ihr suchen oder unkontrolliert rennen für Linda? Daran würde ich festmachen, ob der Urlaub an der Nordsee eine gute Idee ist und du ihr damit einen Gefallen tust oder nicht. Alternativ kannst du vielleicht auch nach anderen Urlaubsorten suchen. Es gibt ja nicht nur an der Nordsee Wasser und Meer 😉 Wir waren zum Beispiel an sehr leeren Stränden in Westfrankreich und Schottland. Das ist mit Listenhunde aber glaube keine Option 🤔 Ich weiß nicht, in welche Länder man mit Listenhund gut fahren kann. Natürlich muss man trotzdem Erfahrung sammeln wie der Hund im Freilauf reagiert und wann man besser frühzeitig eingreift und ausweicht, gerade wenn der Hund nicht souverän ist mit anderen. Vielleicht kannst du mit ihr ganz früh morgens auf eure Hundewiese und dich dort mit jemandem verabreden zu Zeiten, wo sonst für gewöhnlich niemand da ist? Je nachdem wie die Wiese gebaut ist dabei den Eingang im Blick behalten, sodass man notfalls schnell gehen kann. Oder zu Zeiten wo wenig los ist einfach mal die Menschen ansprechen, die anderen Hunde vorher beobachten und einschätzen und natürlich erst mal den Mauli drauf lassen? So haben wir unsere ersten Erfahrungen gesammelt - die meisten Menschen mit souveränen Hunden waren aufgeschlossen, aber ich hab natürlich einen hellen wuscheligen kleineren Hund, das macht das vielleicht einfacher (und andererseits schwerer, weil die Menschen ihn nicht ernst nehmen 🙈).
Wie viel Stress sie ankann, muss ich in del Zusammenhang auf jeden Fall im Voraus testen.

Wir haben vorhin eine Übung gemacht, bei der sie angeleint war und Hunde vorbeigelaufen sind und sie an den abliegenden vorbeigelaufen ist. Das hat echt gut funktioniert.

Ich denke das mit den Hundewiesen werde ich so ausprobieren
 
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Katharina
23. Juni 19:11
Hast du mal über die holländische Nordsee nachgedacht? Wir hatten letztes Jahr Anfang September 30 Grad und das Wasser war sehr angenehm. Auf den Inseln Ameland und Terschelling gibt es keine ausgewiesenen Hundestrände und die Hunde sind das ganze Jahr an fast allen Strandabschnitten erlaubt ohne zeitliche Begrenzung. Wir waren auch mit einem unverträglichen Rüden vor einiger Zeit da und waren teilweise auch tagsüber bei so viel Platz ganz alleine am Strand ( wenn man nicht die Hauptbadestrände nutzt). Plus, dass Listis in Holland kein Problem sind.
Holland stand definitiv mal auf der Urlaubsliste.
Es ist gut zu wissen, dass da weniger los ist 😊
 
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Katharina
23. Juni 19:34
Ich glaube, nach den vielen schlechten Erfahrungen, incl. mehrfacher Deckung, die ja einer Vergewaltigung gleichzusetzen ist, ist es für deine Hündin wichtig, dass DU sie vor aufdringlichen Hunden schützt!
Ja, das selbstverständlich