Aber damit wir das Thema durch den Schwenk mit dem Idealgewicht oder dem Schönheitsideal von Labradoren nicht zu sehr verlassen (obwohl das ja auch dazugehört: Wie schwer soll mein Hund sein, was füttere ich, wann ist der Hund gesund und vital?), würde mich nochmal der Konsens interessieren bei dieser interessanten Diskussion (tolles Thema, Wiebke!👍).
Ich glaube die meisten sind der Ansicht, es gibt keine typischen Anfängerhunde, sondern eher leichtführige Hunde, die viel Will-to-Please und somit Kooperationsbereitschaft haben und wenig diskutieren oder in Frage stellen und somit "einfach mitlaufen" können ohne immensen Aufwand. Geeignet für Leute mit weniger Ambitionen.
Dann die andere Seite, Hunde mit hochspezialisierten Aufgabenbereichen, die zu einem bestimmten Zweck über teilweise Jahrhunderte und Jahrtausende gezüchtet wurden und diese oder eine Ersatzaufgabe auch dringend benötigen, um sich entfalten zu können und um glücklich zu sein. Solche Hunde sind oft hochintelligent (und ich behaupte mal manche davon schlauer und schneller im Kopf, als ihr Mensch! Der erfahrene Labrador hat bereits die Strömungsgeschwindigkeit des Flusses errechnet, bevor man den Dummy geworfen hat!) und eigenständig und in der Lage, hochkomplexe Aufgaben zu bewältigen. Natürlich wird so ein Kaliber nicht ausschließlich auf der Couch glücklich. Muss man wollen und leben. Und dann gibt es neben den vielen gemäßigten Rassen mit mittleren Ansprüchen noch die Sonderfälle. Dazu würde ich viele Hunde aus dem Tierschutz zählen, die völlig abseits unserer westlichen Gesellschaft und Werten aufgewachsen sind, meist unter Deprivationssyndromen leiden und sich hier wie auf einem anderen Planeten fühlen (Probleme oder zumindest Schwierigkeiten vorprogrammiert) und dann noch die Hunde, die in die falschen Hände gelangt sind oder durch Krankheit einen schlechten Start hatten und somit problematische Verhaltensweisen gelernt haben, sei es aus Angst, Unsicherheit, fehlender Erziehung oder Kontakt zu Artgenossen und Menschen, die dadurch eine Form der Aggression entwickelt haben und daher wirklich schwer zu handeln sind.
Bei dieser Bandbreite an Hunderassen (ca. 550 Rassen!), Hundepersönlichkeiten mit individuellem Charakter und den unterschiedlichsten Anforderungen, müsste man fast ne Dating-Platform für Hund und Mensch aufmachen. 😉 Wer matcht mit wem? Wer ist zusammen in der Lage, das jeweils beste Hund-Mensch-Team zu werden? Wer gehört zusammen? Und wer sollte die Finger weglassen?
Mir gefiel in der Diskussion hier sehr gut, dass es DEN AnfängerHUND nicht gibt. In der Erziehung sieht man ja, es liegt zu 99% eh immer am Menschen, nicht am Hund. Also ist der Begriff AnfängerMENSCH viel richtiger!
Meiner Meinung nach sollte KEIN Anfänger einen Hund adoptieren! Ernsthaft! Da ist Leid auf beiden Seiten vorprogrammiert. Ohne den geringsten Plan und nur mit Blauäugigkeit wird es nicht funktionieren, ohne das jemand Nachteile hat.
Daher kann die Lösung nur sein: kein Anfänger mehr zu sein! Man muß sich mit dem Thema beschäftigen, wissen welche Bedürfnisse der jeweilige Hund hat, was er zum Glücklichsein benötigt, uns selbst abseits von Faszination und Bewunderung und Schönheit damit absolut ehrlich auseinander setzen, was DIESER EINE SPEZIELLE HUND von uns braucht und ob wir in der Lage sind, ihm das für die nächsten 15 Jahre zu geben. Du findest einen Weimaraner wunderschön, aber kannst seine ureigensten Bedürfnisse nicht erfüllen? Lass es. Das erzeugt nur Unglück. Wie im goldenen Käfig.
Zusätzlich sollte man meiner Meinung nach ohne eigene Verantwortung viel mit Hunden zu tun gehabt haben, bevor man sich es selbst zutraut, einen Hund an seine Seite zu stellen. Dann hat man eine Vorstellung davon, was diese Tiere drauf haben, wie sie ticken, wie sie fühlen, was sie wollen und was sie brauchen. Wenn man dieses Gefühl entwickelt hat, egal ob es 5 Jahre oder 20 braucht oder nur – mit der richtigen Intuition – 5 Minuten...
Dann ist man Hundemensch und bereit für einen Hund.
Bin ich damit zu extrem oder seht ihr das ähnlich?