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Jaqueline
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Anzahl der Antworten 22
zuletzt 6. Dez.

Verrückt nach Wild

Hallo zusammen, bis vor kurzem konnte ich mit Elly ohne Leine spazieren gehen. Sie ließ sich gut abrufen. Das funktioniert leider nicht mehr, seit sie im Wald vor meinem Urlaub nun doch einmal einem Reh nach gejagt ist. Sie kam dann zwar auch wieder zu mir zurück und ließ von dem Reh ab, hat aber scheinbar Gefallen am Hetzen gefunden. In meinem Urlaub war sie dann bei meiner Freundin, die sie ausschließlich an der Leine hatte. Zur Ino: Sie ist ca. 11 Monate alt und könnte auch in der Pubertät sein. Jedenfalls lässt sie sich seither kaum noch abrufen, weshalb ich sie nun ausschließlich an der Leine führe. Leider besteht ein Spaziergang durch den Wald (wir wohnen direkt am Wald) für sie beinahe nur noch darin, Wild aufzuspüren und an der Leine Richtung Waldinneren zu ziehen. Ich baue jetzt viele Aufgaben für sie ein, wie Leckerlies suchen, mal ein Stück mit ihr zu rennen, Sitz und Platz machen lassen usw. Ich habe allerdings das Gefühl, dass, sobald ich damit aufhöre, das "Aufspüren" wieder los geht. Ich komme mir schon vor wie ein Dauerbespaßer 😥 Nur noch im Dorf spazieren gehen, möchte ich nicht, denn ich will dem Problem ja nicht aus dem Weg gehen, sondern es beheben. Ich habe jetzt noch eine Reizangel bestellt, um das Jagen in kontrollierte Bahnen zu lenken. Mein Plan ist, mit der Schleppleine den Rückruf wieder zu stärken, das Wegverlassen zu unterbinden und mit der Reizangel die Impulskontrolle auszubauen und das Jagen (natürlich nur der Reizangel) kontrolliert zu erlauben. Hatte jemand von Euch schonmal ein ähnliches Problem und hat noch Tipps für mich? Kann doch nicht sein, dass der Hund jetzt nur eins im Kopf hat: jagen 🥺 Ich fühle mich etwas hilflos. Ich freue mich auf Eure Tipps 😊
 
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Dogorama-Mitglied
29. Sept. 01:02
Mein Hund hat auch einen ausgeprägten Jagdtrieb. Dieser kann auch nicht abtrainiert werden. Er wird immer das Reh oder den Hasen den Leckerlies oder irgendeinem Ersatzspielzeug vorziehen. Es ist ein Irrglaube zu meinen, man könnte seine Vorliebe ändern. Es gibt natürlich Hunde ohne oder mit wenig Jagdtrieb von denen die Halter berichten, wie einfach es war, den Hund vom Jagen abzuhalten. Nachdem ich feststellen musste, wie gerne mein Hund auf die Jagd geht, blieb zunächst nur die Schleppleine. In diesem Zusammenhang wurde ein Wort eingeführt (Sitz) , welches bei jeder Gelegenheit - auch auf Entfernung - geübt und mit dem besten Leckerli belohnt wurde. Ich habe festgestellt, dass es meinem Hund leichter fällt, mit dem Hasen im Blick Sitz zu machen, als sich abzuwenden und zurückzukommen. So vorbereitet sind wir täglich in den Wald gegangen und haben Hasen und Rehe gesucht. Die Schleppleine zur Sicherheit, falls er nicht Sitz macht. Parallel dazu haben wir beim Freilauf die Entfernung zu mir verringert. Zur Unterstützung anfangs auch mit Schleppleine. Er geht entweder Fuss, "Bei mir" (max. 5 m Abstand ) oder Lauf (keine Beschränkung). Hier ist 100 % ige Konsequenz angesagt. Stehenbleiben, bis der Hund genau da ist, wo er sein soll. Immer wieder korrigieren. Mein Hund merkt sofort, wenn ich es einmal nicht so genau nehme und nutzt es aus. Wir sind jetzt so weit, dass er Fuss, ohne Leine , mit mir durch den Wald geht. "Bei mir" im Wald geht noch, aber nicht mehr zu 100%. Alles was darüber geht, ist reines Lottospiel. Mein Hund ist jetzt 3 Jahre alt. Wir üben täglich und haben einen Stand erreicht, wonach es zumindest unwahrscheinlich ist, daß er einen Hasen abschleppt. Der Vorgängerhund war übrigens auch ein Appenzeller, dessen Jagdtrieb mit zunehmendem Alter erloschen ist.
 
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Dogorama-Mitglied
29. Sept. 08:51
Mein Hund hat auch einen ausgeprägten Jagdtrieb. Dieser kann auch nicht abtrainiert werden. Er wird immer das Reh oder den Hasen den Leckerlies oder irgendeinem Ersatzspielzeug vorziehen. Es ist ein Irrglaube zu meinen, man könnte seine Vorliebe ändern. Es gibt natürlich Hunde ohne oder mit wenig Jagdtrieb von denen die Halter berichten, wie einfach es war, den Hund vom Jagen abzuhalten. Nachdem ich feststellen musste, wie gerne mein Hund auf die Jagd geht, blieb zunächst nur die Schleppleine. In diesem Zusammenhang wurde ein Wort eingeführt (Sitz) , welches bei jeder Gelegenheit - auch auf Entfernung - geübt und mit dem besten Leckerli belohnt wurde. Ich habe festgestellt, dass es meinem Hund leichter fällt, mit dem Hasen im Blick Sitz zu machen, als sich abzuwenden und zurückzukommen. So vorbereitet sind wir täglich in den Wald gegangen und haben Hasen und Rehe gesucht. Die Schleppleine zur Sicherheit, falls er nicht Sitz macht. Parallel dazu haben wir beim Freilauf die Entfernung zu mir verringert. Zur Unterstützung anfangs auch mit Schleppleine. Er geht entweder Fuss, "Bei mir" (max. 5 m Abstand ) oder Lauf (keine Beschränkung). Hier ist 100 % ige Konsequenz angesagt. Stehenbleiben, bis der Hund genau da ist, wo er sein soll. Immer wieder korrigieren. Mein Hund merkt sofort, wenn ich es einmal nicht so genau nehme und nutzt es aus. Wir sind jetzt so weit, dass er Fuss, ohne Leine , mit mir durch den Wald geht. "Bei mir" im Wald geht noch, aber nicht mehr zu 100%. Alles was darüber geht, ist reines Lottospiel. Mein Hund ist jetzt 3 Jahre alt. Wir üben täglich und haben einen Stand erreicht, wonach es zumindest unwahrscheinlich ist, daß er einen Hasen abschleppt. Der Vorgängerhund war übrigens auch ein Appenzeller, dessen Jagdtrieb mit zunehmendem Alter erloschen ist.
Genau so ist es. Vergiss alle anderen gutgemeinten Ratschläge, Jaqueline, und lies dir den Post von Wolfgang lieber 10x durch 👍 Auch meine Erfahrung, dass der Jagdtrieb im Alter dann gen 0 tendiert.
 
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Katrin
29. Sept. 09:34
Das Problem hatte ich vor einem Jahr auch plötzlich😖. Nun zu den schlechten Nachrichten,es wird leider ewig dauern. Ich gehe sogar soweit und sage das es ein Hundeleben lang ein Thema bleiben wird aaaaaber man kann mit Training auch seeehr viel erreichen. Das wichtigste ist das du lernst die kleinen Anzeichen zu erkennen, Reizangeltraining, Dummytraining und Fährtensuche sind prima Alternativen. Ein Rückruf aus dem Hetzen ist fast unmöglich und sollte auch nicht das Trainingsziel sein. Ein Alternativverhalten zu trainieren hilft ebenfalls (Wild anzeigen lassen). Zur Sicherheit hilft natürlich auch die Raumverwaltung. Die Schlepp sollte aber erstmal dein bester Freund werden (in der Hand halten). Es darf keine weiteren Hetzerfolge geben sonst stehst du wieder bei null.
 
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Lea Grimm
2. Okt. 20:55
Wenn Sie das Wild aufspürt sucht sie bestimmt auch mal Blickkontakt.Kann am Anfang sehr kurz und wenig sein.Du könntest einen Clicker oder ein Markerwort konditionieren und den Blickkontakt damit bestätigen.Das Leckerli kannst du ihr dann auf den Weg schmeißen,damit sie es suchen kann(als Ersatz fürs aufspüren).Sollte sie mal Wild sehen kannst du auch das stehenbleiben und gucken bestätigen.Ich empfehlen dir @dogitright auf Insta. Die hatten letztens ein Live zum Thema Jagen.Das könntest du dir ja auch mal anschauen
 
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Linda
2. Okt. 23:58
Mein Idee ist es, ihr beizubringen, dass sie dieses Gefühl gerne im Spiel kontrolliert verspüren darf. Allerdings nur mit mir und wenn ich es erlaube. Sie soll lernen, dass Wild jagen verboten ist, sie den Spaß aber trotzdem mit mir haben kann, in dem wir gemeinsam rennen, sie den Dummy holen oder der Reizangel nach darf. Ist das realistisch oder total absurd? Ich bin unsicher....
Meine jagt Schmetterlinge und gerade viele Blätter 🍁😅 ich handhabe es so, dass sie jederzeit ansprechbar bleiben muss. Wenn ich ein Signal gebe, ist das Spiel beendet und wir gehen weiter. Ich denke, dass man das sehr wohl trennen kann: Wild jagen und spielerisches jagen. Find deinen Ansatz daher gut :)
 
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Alois
3. Okt. 12:33
Hallo Jaqueline, habe selbst einen großen Münsterländer/Windhund/Border Collie Mischling mit ordentlichem Jagdtrieb (2 Jahre jung)😊 Der Jagdtrieb prägt sich oft auch mit dem Erwachsen werden aus. Pubertäre Schübe erleichtern die Sache auch nicht😕 Nur wenn du deinen Hund sehr gut lesen kannst, ist es möglich ihn zu kontrollieren! Er zeigt dir schon vorab, viele Anzeichen für seine jagdliche Motivation. Ich habe auch sehr lange mit der Reizangel gearbeitet. Es stärkt auch die Impulskontrolle😊 Wenn er beim hetzen ist ist alles zu spät, er kann dich nicht mehr wahrnehmen 😕
 
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Frank
3. Okt. 13:39
Superguter Tread! 👍... kämpfen ebenfalls mit der Jagdlust unserer 18 Monate alten HuskyMix-Hündin. Rückruf-, Fuß-/„bei mir-„ Aport- und Reizangel. Aportieren und Reizangel immer wieder mit Halt-Kommando. Bleibt Sie stehen wird sie fett gefeiert. Seit ein- zwei Wochen kriegt sie es hin auch mal im Jagdlauf stehen zu bleiben. Anschließender Abruf klappt. (Wichtig: Der Rufton kündigt schon die Belohnung an!) Bis jetzt nur im Garten, freie Bahn trau ich mich noch nicht.
 
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Thomas & Daniela & Micha
3. Okt. 14:29
Hallo, unsere kleine Hündin hat erst Mäuse gejagt, wir fanden es lustig, war aber unserer größter Fehler. (Konnte man unter „Mudi“ nachlesen, dass dies für die Rasse typisch ist) Leider hat sie dann auf einmal alles gejagt. Also unterbinden wir zuerst das Mäuse jagen. Wenn wir Ball werfen muss sie nun sitzen bleiben bis wir es erlauben. Beim Spazieren gehen ist ein Futterbeutel dabei, der mal einfach so geworfen wird oder auch mal versteckt wird und unsere Hündin sitzen bleiben muss bis wir es erlauben. Mittlerweile haben wir gelernt unseren Hund etwas zu verstehen. Schon wenn sie das Gelände observiert (Ohren nach oben) sagen wir lass das. Auch der Rückruf wird ständig trainiert. Als Nächstes besuchen wir einen Anti Jagd Kurs, mal sehen ob wir auf dem richtigen Weg sind.
 
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Dogorama-Mitglied
3. Okt. 14:39
👍
 
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Jaqueline
4. Dez. 21:58
Kleiner Zwischenbericht: Es ist mit viel Training schon etwas besser geworden. Wenn sie ein Reh sieht, ist es zwar definitiv vorbei mit dem Gehorchen, aber ich kann sie inzwischen ganz gut lesen und sie kommt, wenn ich sie rufe. Ich habe auch das Gefühl, dass ihr Fokus nicht mehr so stark nach außen, sondern wieder mehr auf mich gerichtet ist. Ich habe mir jetzt mal noch einen running rabbit besorgt und möchte damit mal noch üben. Bin mal gespannt wie das damit klappt 😆🙈