Naja, viele Hunde pöbeln ja an der Leine, aber sind im Freilauf ganz entspannt, weil sie sich an der Leine nicht richtig ausdrücken und einer unangenehmen Situation nicht einfach ausweichen können. Dieses Verhalten festigt sich ja nur noch mehr dadurch, dass freilaufende Hunde einfach auf den angeleinten zugestürmt kommen. Wenn man gerade an diesem Verhalten trainiert, um es in den Griff zu bekommen, reicht auch schon ein unangeleinter „tut nix“ um einen gewaltig im Training zurückzuversetzen, weil die Annahme des Hundes, dem anderen schutzlos ausgeliefert zu sein, ja gerade bestätigt wurde. Bei der nächsten Hundebegegnung will der Hund die Situation wahrscheinlich wieder durch Pöbeln selbst regeln. Ich sehe in einem unangeleinten Hund, der auf uns zukommt und nicht auf den Rückruf reagiert einen Hund, der noch nicht gut genug trainiert ist, um in den Freilauf geschickt zu werden. Damit gefährdet der Besitzer nicht nur seinen eigenen Hund, sondern auch Menschen und Hunde um ihn herum, und das finde ich ehrlich gesagt ganz schön respektlos.
Ich glaube, hätten alle Menschen so einen entspannten Hund wie deine Lucy, dann wäre das Thema nicht ansatzweise so heiß diskutiert. Aber wenn man dann in der Situation steckt, dass das eigene Training und Fortschritte immer und immer wieder von freilaufenden und nicht-hörenden Hunden gefährdet wird, ist man irgendwann nur noch genervt.
Da muss ich dir leider mitteilen, dass Lucy kein entspannter Hund ist was das angeht. Kommt uns ein unangeleinter pöpelnder Hund entgegen, dann würde es nach Lucy gehen, springt sie auf den Zug auf und macht mit. Und genau das versuche ich zu trainieren. Ruhige Hunde ok, da kann sie schnüffeln, da hier alles entspannt ist und kein gepöpel, auch wenn meine an der Leine ist. Kommt uns ein pöpelnder Hund entgegen, dann reagiere ICH und versuche mit Lucy rechtzeitig die Straßenseite zu wechseln, um sie entspannt an der „Situation“ vorbeizuführen. Natürlich mit viel Lob und Belohnung. Wir sind immer im Training, jeden Tag und ich freue mich, wenn es jeden Tag besser wird. Aber nur durch solche Situationen kann ich trainieren und meine Erfolge sehen. Daher sehe ich diese unfreiwilligen Begegnungen nicht als nervend an, sondern als Training.
Ich muss dazu sagen, dass es bei Lucy egal ist, ob der andere Hund angeleint ist oder nicht. Sobald der andere pöpelt und sie anbellt, steigt Lucy, wenn es nach ihr geht mit ein. Daher sind wir jeden Spaziergang im Training und arbeiten daran den anderen Hund zu ignorieren und den Fokus auf mich zu lenken.