Ich bin beim Spazierengehen völlig entspannt. Im Ort gehe ich eh nur angeleint spazieren, aufgrund der Straßen. Kommt mir ein Besitzer mit unangeleinten Hund entgegen, gehe ich erstmal davon aus, dass sein Hund auf ihn hört und fange nicht an, mir schon Fluchtpläne zu überlegen oder wechsle deswegen die Straßenseite. Sind die Hunde auf Augenhöhe bleiben beide entweder freudig stehen und beschnuppern sich (was meistens der Fall ist) oder man grüßt sich und läuft weiter. Sollte der Hund uns entgegengelaufen kommen, bleiben wir erstmal stehen und ich schaue mir unseren Zaungast an. Bisher waren es einfach nur neugierige Hunde und sie haben sich nur mal beschnuppert. Sollte es mal ein Kläffer sein oder einer der nur Stänkern will, dann laufen wir einfach weiter oder gehen auf die andere Straßenseite damit Lucy gar nicht erst anfängt auch zu bellen oder zu stänkern. Ich nutze es dann halt gleich für mich als Training mit Lucy. Sie muss genauso lernen mit solchen Situationen umzugehen, wie ich auch. Ich rege mich darüber nicht auf, da ich diese Situation für mich auch nicht als aufregendswert erachte. Und ich hatte bisher noch keinen Hund der Lucy beißen wollte. Nur weil manche Hunde stark bellen oder Aggro wirken/aussehen oder ggf. Zähne fletschen bin ich keine die da Panik bekommt und sagt ich muss meinen Hund „retten“. Ich sage mir dann einfach „ok, dann wird halt nicht geschnuppert“ und gehe mit Lucy weiter. Punkt. Für mich ist nur wichtig das ich reagiere und nicht Lucy. Ich entscheide in der Situation, ok Hund ist ruhig und gesittet, schnuppern ist ok oder Hund ist nervig und will stänkern, dann laufen wir weiter oder gehen auf die andere Straßenseite. Und das mache ich mit Ruhe und gesundem Bauchgefühl.
Sind wir abseits von Lärm und Straßen auf Feldern und Wiesen läuft Lucy frei. Kommen mir Leute mit angeleinten Hund entgegen leine ich Lucy auch an. Sind wir auf Augenhöhe dürfen sich die Hunde meist immer beschnuppern, wenn für beide Besitzer es ok ist oder wir machen beide Hunde lose zum toben. Aber mittlerweile kennt man auf seinen verschiedenen Laufrouten ja schon die meisten Besitzer und deren Hunde. Da weiß man schon von weitem, ob man anleinen muss oder nicht 😂 bzw. ob es entspannte Hundehalter sind oder spezielle Experten.
Was ich nie zu einem Hund sagen würde, der unangeleint auf uns zukommt und beim Ruf vom Besitzer nicht gleich hört, dass er schlecht sozialisiert ist. Für mich ist das einfach nur verspielte Neugierde, Offenheit und Freude, die halt in diesem Moment noch ausgeprägter ist (Ich rede hier von entspannten Hunden, nicht von Stressmachern).
Sorry für die Länge. Aber bei diesem Thema werden die Meinungen immer auseinander gehen. Ich versuche einfach im Interesse von Lucy zu handeln. Und das erkenne ich genau an ihrer Körpersprache, ob sie Lust hat auf den anderen Hund oder nicht. Aber ich mache keine Panik oder habe Schiss vor anderen Hunden, wenn diese unangeleint sind. Ich bleibe entspannt und Lucy auch.
Und wenn ICH einen unverträglichen Hund hätte, dann müsste ich natürlich auch mit diesem umgehen können. Es kann immer passieren das jemand auf ihn zugerannt kommt. Egal ob Hund oder Kind. Dann muss ICH meinen Hund im Griff haben und nicht die Schuld nur bei dem anderen suchen. Ich muss dann dafür sorgen, dass mein Hund niemand anderen beißt. Die Verantwortung kann ich nicht abgeben.
Naja, viele Hunde pöbeln ja an der Leine, aber sind im Freilauf ganz entspannt, weil sie sich an der Leine nicht richtig ausdrücken und einer unangenehmen Situation nicht einfach ausweichen können. Dieses Verhalten festigt sich ja nur noch mehr dadurch, dass freilaufende Hunde einfach auf den angeleinten zugestürmt kommen. Wenn man gerade an diesem Verhalten trainiert, um es in den Griff zu bekommen, reicht auch schon ein unangeleinter „tut nix“ um einen gewaltig im Training zurückzuversetzen, weil die Annahme des Hundes, dem anderen schutzlos ausgeliefert zu sein, ja gerade bestätigt wurde. Bei der nächsten Hundebegegnung will der Hund die Situation wahrscheinlich wieder durch Pöbeln selbst regeln. Ich sehe in einem unangeleinten Hund, der auf uns zukommt und nicht auf den Rückruf reagiert einen Hund, der noch nicht gut genug trainiert ist, um in den Freilauf geschickt zu werden. Damit gefährdet der Besitzer nicht nur seinen eigenen Hund, sondern auch Menschen und Hunde um ihn herum, und das finde ich ehrlich gesagt ganz schön respektlos.
Ich glaube, hätten alle Menschen so einen entspannten Hund wie deine Lucy, dann wäre das Thema nicht ansatzweise so heiß diskutiert. Aber wenn man dann in der Situation steckt, dass das eigene Training und Fortschritte immer und immer wieder von freilaufenden und nicht-hörenden Hunden gefährdet wird, ist man irgendwann nur noch genervt.