Ich habe mich oberflächlich mit der von dir empfohlen Quelle beschäftigt.
Die Calming Signals und der Arc Approach sind so wie ich das verstehe von einer Hundetrainerin in einem Trainingskontext etabliert worden. Also im Training (Mensch und Hund an der Leine) hat Bogenlaufen die Wahrscheinlichkeit für negative Reaktionen gesenkt und wurde daher als angenehmer und höflich gedeutet und vermutet, dass das der natürlichen Annäherung entsprechen würde. Zudem werden der "frontalen" Annäherung Attribute wie fixierend und starr angehängt. Dass fixierend und starr als unangenehm und bedrohlich empfunden werden leuchtet ja ein. Ob es dann die frontale Begegnung an sich ist, oder eher die angehängten Attribute ist dann eine andere Frage.
Ich finde den Ansatz nicht optimal. Also aus einem Trainingskontext auf natürliches Verhalten schließen. Besser wäre es aus natürlichem Verhalten Trainingskonzepte abzuleiten.
Das ist jetzt aber wie gesagt eine rudimentäre Einschätzung, ich habe das Buch nicht gelesen und meine Interpretation basiert auf Ausschnitten/Zusammenfassungen und können somit nicht ganz richtig sein.
Hast du das Buch gelesen und kannst mehr dazu sagen?
Ich finde es jedenfalls beeindruckend, wie sich die These vom Höflichkeitsbogen verbreitet hat und das man das einfach so als Weisheit akzeptiert, ohne den Ursprung zu kennen. Zumindest habe ich das immer als behavioristisch fundiert und aus der Verhaltensforschung stammend angenommen, well es so oft wiederholt wird.
Aber in meiner Recherche habe ich auch eine Beobachtungsstudie gefunden, die Hunde im Freilauf analysiert hat.
Und spannend, der Studie nach erfolgen Annäherungen meist einseitig. Also ein Hund nähert sich dem andern und nicht beide gleichzeitig.
Finde das sehr interessant, weil das ja Neros Verhalten entspricht.
Also ihm fällt es ja am leichtesten wenn entweder wir warten und der andere geht vorbei oder anders rum.
Vielleicht sollte ich ihm seine Strategie dann auch einfach lassen und nicht weiter rumexperimentieren.
An Guinness ist das auf Abstand Gehen im Freilauf in Bewegung sehr gut zu beobachten. Vor allem wenn schon in der Annäherung Konfliktpotential bzw Warnungen erkennbar sind, passiert häufig genau das, was im Bogengehen nachempfunden wird.
Ohne nennenswertes Konfliktpotential kommt es eher zur Annäherung.
Der Punkt ist ja aber wiederum, dass ich mit Hund an der Leine nicht das tun will, was Wolf in der freien Wildbahn machen würde oder was Hund gerade an Leinenpöbelei veranstaltet, sondern dass ich eine Alternative dazu etablieren will, die in einer für Hund akzeptablen Version meine Wünsche erfüllt - nämlich weitgehend entspannt und gesittet durch die Weltgeschichte zu gehen.
Dass das möglich ist, sehe ich an vielen anderen Hunden, dementsprechend mach ich das wie selbstverständlich so und siehe da, Hund lernt es ebenfalls als zunehmend selbstverständliche Alternative kennen und akzeptieren.
Was du in dem Zusammenhang völlig zu übersehen scheinst, ist die zentrale Komponente des Mindset des Menschen. Du beschreibst immer nur die Bewegungsabläufe, es geht aber weniger darum, was man macht, es geht darum WIE man es macht.