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Johanna
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Anzahl der Antworten 18
zuletzt 16. Feb.

Spaziergänge mit überreiztem Hund (und Halter): Verhalten als Mensch

Meine einjährige Golden Retriever Hündin Maeve und ich sind noch immer am Lernen. Spezifisch bei Spaziergängen läuft es manchmal richtig gut, sie läuft super an der Leine. Andere Menschen und Hunde werden zwar angeschaut, aber sie lenkt ihren Fokus super auf mich. (Diese Spaziergänge häufen sich zum Glück so langsam.) Dann gibt es andere Tage, an denen Maeve überreizt ist und/oder ich nicht super gut drauf bin. Dann sehen die Spaziergänge anders aus. Erst heute hatte ich vor mit ihr in die Felder zu gehen, wir mussten aber nach 10 Minuten umdrehen, weil es einfach nicht mehr ging. Bei jedem Menschen und jedem Hund war sie total aufgeregt. Anfangs war ich relativ gelassen, hab sie zurück zu mir geholt, wir sind weiter und positives Verhalten wurde belohnt. Dann kam aber ein Mann mit einem Hund. Ich bin mit Maeve auf die andere Straßenseite und stehen geblieben, weil ich wusste, dass vorbeilaufen nicht funktionieren würde. Sie war null ansprechbar und ist mir dann in die Leine gegangen. Der Mann hat daraufhin blöde Kommentare losgelassen. Ich bin mit Maeve weiter, aber habe mich so geschämt und war völlig fertig. Diese Emotionen meinerseits haben sich natürlich auch auf Maeve übertragen und wir haben uns irgendwie gegenseitig hochgepusht. Jetzt meine Frage an die Hundehalter*innen, die sich vielleicht damit identifizieren können. Wie geht ihr mit solchen Spaziergängen bzw. solchen Tagen um? Augen zu und durch? Umdrehen, nach Hause und später am Tag nochmal versuchen? Macht ihr auf dem Spaziergang eine Pause und setzt euch irgendwo hin? Oder habt ihr irgendwelche anderen Methoden um mit diesem Stress umzugehen?
 
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Nadine
Beliebteste Antwort
15. Feb. 11:22
Es ist ein Lernprozess für alle, für Mensch und Hund 😊
Mich lässt es mittlerweile recht kalt, was andere denken und sagen. Ich tue was ich kann, um die Situation so entspannt wie möglich zu gestalten, mehr liegt nicht in meiner Macht.
Unsere Spaziergänge die ersten Monate waren ein echter Spießrutenlauf. Die ersten Wochen war ich nach jedem Spaziergang mit den Nerven am Ende.
Was im Endeffekt geholfen hat, war eine Änderung im eigenen Mindset. Ja klar, es gab noch regelmäßig Eskalationen. Aber es gab auch sooo viele Situationen, wo ich ihn besser händeln konnte als ganz zu Anfang, wo wir beide dazu gelernt haben. Fokus weg nehmen von dem was nicht klappt und hin zu dem, was klappt. Und nach einer Eskalation für beide wieder etwas schönes machen zum runter kommen. Uns hat das 10-Leckerli-Spiel sehr geholfen, oder ganz einfache übungen zur Orientierung. Oder Tricksen. Oder Schnüffelspiele. Was die Situation halt gerade hergibt und wo wir beide freudig dabei sein können und die negativen Emotionen loswerden. Einfach die blöde Situation loslassen. Und wenn ich merke, mir gelingt das nicht, dann breche ich den Spaziergang auch heute noch ab, denn so hat keiner was davon. Aber das kommt tatsächlich so gut wie nie vor - Ausnahme war rund um Silvester bei der Ballerei, die bei uns beiden schon einen erhöhten Grundstress reingebracht hat.

Ist im Endeffekt alles Übungssache. Finde Dinge, die ihr beide gern macht und die auch nach stressigen Situationen super klappen. Und dann immer wieder einbauen. Das automatisiert sich dann irgendwann.

Ich gebe zu, wenn jemand blöde Kommentare loslässt, denke ich mir hin und wieder auch mal, da hatte mein Hund jetzt eigentlich Recht mit dem Pöbeln. Und sage das auch durchaus mal zu meinem Hund. Dann gibts zwar noch blödere Blicke, aber mir gehts dann besser 😅
 
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Alexandra
15. Feb. 11:02
Bei meinem alten Rüden war es so das sobald ein Hund in Sichtweite war das er durch gedreht ist und das spazieren gehen eine reine Katastrophe war. Ich habe es dann so gemacht das tagsüber sich nur gelöst wird und abends wenn keiner mehr draussen ist und ich seine volle Aufmerksamkeit habe dann wurde daran trainiert. Irgendwann sind wir morgens länger draußen gewesen und wenn es wieder so war haben wir uns eine ruhige Ecke gesucht und ich habe mich hingesetzt bis auch sam entspannt wurde und dann ging es weiter
 
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Nadine
15. Feb. 11:22
Es ist ein Lernprozess für alle, für Mensch und Hund 😊
Mich lässt es mittlerweile recht kalt, was andere denken und sagen. Ich tue was ich kann, um die Situation so entspannt wie möglich zu gestalten, mehr liegt nicht in meiner Macht.
Unsere Spaziergänge die ersten Monate waren ein echter Spießrutenlauf. Die ersten Wochen war ich nach jedem Spaziergang mit den Nerven am Ende.
Was im Endeffekt geholfen hat, war eine Änderung im eigenen Mindset. Ja klar, es gab noch regelmäßig Eskalationen. Aber es gab auch sooo viele Situationen, wo ich ihn besser händeln konnte als ganz zu Anfang, wo wir beide dazu gelernt haben. Fokus weg nehmen von dem was nicht klappt und hin zu dem, was klappt. Und nach einer Eskalation für beide wieder etwas schönes machen zum runter kommen. Uns hat das 10-Leckerli-Spiel sehr geholfen, oder ganz einfache übungen zur Orientierung. Oder Tricksen. Oder Schnüffelspiele. Was die Situation halt gerade hergibt und wo wir beide freudig dabei sein können und die negativen Emotionen loswerden. Einfach die blöde Situation loslassen. Und wenn ich merke, mir gelingt das nicht, dann breche ich den Spaziergang auch heute noch ab, denn so hat keiner was davon. Aber das kommt tatsächlich so gut wie nie vor - Ausnahme war rund um Silvester bei der Ballerei, die bei uns beiden schon einen erhöhten Grundstress reingebracht hat.

Ist im Endeffekt alles Übungssache. Finde Dinge, die ihr beide gern macht und die auch nach stressigen Situationen super klappen. Und dann immer wieder einbauen. Das automatisiert sich dann irgendwann.

Ich gebe zu, wenn jemand blöde Kommentare loslässt, denke ich mir hin und wieder auch mal, da hatte mein Hund jetzt eigentlich Recht mit dem Pöbeln. Und sage das auch durchaus mal zu meinem Hund. Dann gibts zwar noch blödere Blicke, aber mir gehts dann besser 😅
 
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Stef
15. Feb. 11:28
Hallo
Ich bin der Typ Mensch: " Was denken jetzt die Anderen über mich und meinen Hund?"
Das führt aber zu nix außer dass man frustriert ist.
Mir hat die Trainerin gesagt, bleib bei dir und deinem Hund, was andere denken ist nicht wichtig und daran versuche ich mich zu halten!
(Also natürlich nicht im Sinne von egoistisch und respektlos durch die Welt latschen!)
Ich bin ein Team mit meinem Hund, in guten wie in schlechten Zeiten und ich stehe zu meinem Hund!
Wenn etwas doof gelaufen ist spreche ich es manchmal bei Leuten an, die nett wirken, sage zb oh Entschuldigung, ich habe nicht aufgepasst oder wir üben noch und oft ergibt sich ein nettes Gespräch und die Leute sind verständnisvoll, wenn ich meine Ruhe vor Mensch und Hund brauche weiche ich aus und halte ausreichend und deutlich Abstand!
Leute, die blöde Sprüche von sich geben sind ärgerlich aber ich denke dann, blöde Deppen und versuche es abzuhaken!
Zum Thema Hochspulen fehlt mir die Erfahrung weil meine eher das Gegenteil sind aber bei meinem Angsthund hat die Trainerin gemeint dass ich mich einfach mal auf ne Bank setzen soll und der Hund dann die Personen vorbeilaufen sieht und merkt, dass nix passiert und sich daran gewöhnt, alles in Ruhe machen und selber gelassen bleiben und Sicherheit ausstrahlen. Also ein Gewöhnungseffekt, wenn was vorbeikommt, egal was, passiert nix also brauchst du dich gar nicht aufzuregen!
Eine Freundin sagte zu mir:
"Krönchen richten, weitergehen" und das mache ich dann wenn was blöd läuft!
Ich habe auch mal ne Einzelstunde bei ner Trainerin genommen, einfach um mal nen Blick von außen zu haben und wir sind ne Stunde spazieren gegangen, das fand ich sehr hilfreich!
 
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Lisa-Eileen
15. Feb. 12:00
So gehts mir fast immer da sich hier so gut wie niemand an den Hundeknigge hält daher sind wir da relativ dran gewöhnt.
Schau mal auf Instagram oder so im Internet nach Dog Life Coaching, sie macht kein klassisches Training sondern da gehts viel um das was du ja grad auch beschreibst wie man damit besser umgehen kann.
Das hatte mir nochmal sehr geholfen wobei es halt trotzdem super schwer ist dran zu arbeiten wenn man halt permanent wieder so schlechte Begegnungen hat, aber wir kommen langsam voran.
Bis auf gestern war er die letzten Tage richtig schön entspannt in Begegnungen und war nur als wir fast vorbei waren wieder etwas eilig geworden was man aber sehr gut korrigieren konnte.
Wenn ich merke das er und/ oder ich grad so garnicht ne Hundebegegnung packen oder er bei nem bestimmten Hund sehr reaktiv wird dann geh ich dem aus dem Weg, ich geh nur an anderen vorbei wenn der Hund angeleint oder unter Kontrolle ist und wir nervlich dafür gewappnet sind.
Ich zwing uns nicht durch außer es geht so überhaupt nicht anders weil man es eilig hat und wo hin muss und deswegen genau da lang muss und keine Ausweichmöglichkeit hat.
Dann eben Leine kurz und zackig vorbei.
 
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Dunja
15. Feb. 12:12
Ich kenn das auch mit Dayo. Du musst die Situationen, wenn sie kommen, einschätzen lernen. Kann ich mit meinem Hund vorbeigehen, ist es zu nah, mache ich besser einen Bogen oder wechsle die Straßenseite. Das ist ein Lernprozess bei dir, Situationen einzuschätzen und die stressfreieste Lösung für euch beide zu finden.
Und wenn eine Situation nicht so gut lief, dann weichst du dem nächsten Hund vorsorglich gleich aus, um nicht noch mehr Stress zu haben.
Diese Erfahrung habe ich selbst gemacht und dieser Lernprozess dauert einige Monate und hat immer wieder mal Rückschläge. Gib nicht auf 😀
 
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Ilona
15. Feb. 12:17
Das kenne ich nur zu gut. Yuna war früher auch so wie deine Maeve. Mir hat echt geholfen, mein Mindsetting zu ändern: d.h. ich hab meine Erwartungen herunter geschraubt, viel Management betrieben, auch Stehgassi gemacht etc. Sie ist jetzt 4, aber sobald wir irgendwoanders sind, zeigt sie noch ihr altes Verhalten. Ich bleibe mittlerweile ruhig, zumindest meistens. Wird es zu schwierig, gehe ich wieder nachhause. Dann hat es keinen Sinn. Denn ein gestresster Hund hat nichts vom Spaziergang. Es wird bei uns immer wieder Situationen geben, wo es schwierig wird. Aber ich hab gelernt, damit zu leben und dann unser Gassi anzupassen. Ach so, Pausen machen wir auch an bestimmten Plätzen. Aber anfangs war das nur 1 bis 2 Minuten. Das haben wir dann nach und nach gesteigert. Sie bekommt dann ihren Leckball, damit kann sie dann runter fahren.
 
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Julia 🐾Nero
15. Feb. 13:10
Hallo,

Ich bin inzwischen dazu übergegangen solche Spaziergänge abzubrechen.
Bei uns haben solche Spaziergänge zu 90% schlecht geendet, wenn ich versucht habe es durchzuziehen.
Und die 10%, die ich noch rumreißen konnte, sind es den Frust, den Konflikt, den Stress der übrigen 90% nicht wert.
Mein Hund hat auch Null Mehrwert von 2 Stunden Kampf an der Leine.
Ich musste da einfach meine Grenzen erkennen, ich werde in solchen Situationen zunehmenden impulsiv, ärgere mich und werde ungerecht.
Als ich mich noch durchkämpfen wollte gab es etliche Tage, an denen ich meinen Hund nach dem Spaziergang komplett ignoriert habe und ihn nur noch aus den Augen haben wollte.

Jetzt ist es so, wenn ich merke es klappt gar nicht, Hund ist nicht ansprechbar, ich verliere die Geduld, dann geht es direkt ab nach Hause. Dann üben wir lieber zuhause was oder spielen einfach.
 
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Kirsten
15. Feb. 14:12
Zum Glück haben wir diese Tage bzw. Spaziergänge kaum noch. Sie werden also ohnehin mit der Zeit abnehmen. Also Kopf hoch.

Du hast alles getan was du tun konntest, hast deinen Hund gesichert und dich bemüht es eben so gut es geht zu managen. Lass den Scham gehen, mehr kannst du einfach nicht machen, wenn ihr dafür noch keinen besseren umsetzbaren Weg habt.
Für den Mann war es wohl einfach zu viel, vielleicht hat er keine Möglichkeit damit entsprechend umzugehen und ihm blieb nur übrig Dampf abzulassen (oder er ist eben einfach ein Blödmann 😬). Das musst du dir aber nicht annehmen, du tust ja schließlich was dir möglich ist (:

Spaziergänge die von Anfang an verdammt sind, blöde zu werden, halte ich einfach kurz.
Augen zu und durch ist das Motto für Situationen, bei denen das Kind schon in den Brunnen gefallen ist, aber die muss ich ja nicht auch noch gezielt suchen.

An manchen Tagen hatte ich auch das Gefühl das es uns trotzdem ganz gut tuen würde rauszugehen, aber eben nichts zu erwarten, weder von mir noch von meinem Hund. Dann sind wir eben zu einer ruhigen Uhrzeit losgetigert, ohne Erwartungen, Verpflichtungen, Training, zugegebenermaßen auch beidseitig nicht sehr orientiert und eben so lange gegangen wie es in Ordnung war.

Wenn sich eine Pause und richtig und gut anfühlt, legen wir eine Pause ein. Wenn es mehr in Zwang, Frust und runterfahren ‚müssen’ endet, lassen wir’s.

Es gibt ja viele Formen von Achtsamkeitsübungen. Einfach mal googeln und schauen, ob du für dich davon etwas passend findest.
Wenn sich bei mir das Gedankenkaroussel dreht hilft es mir, mich drauf zu konzentrieren, was ich in dem Moment, rieche, schmecke, sehe, höre. Einfach mal nur die Umwelt wahrzunehmen, das kann einen tatsächlich ein wenig runterbringen und auch aus blöden Gedanken herausbringen.
 
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Johanna
15. Feb. 15:43
Danke für all die hilfreichen Antworten! Ich werde mir da, denke ich, das ein oder andere mal abschauen! ❤️
 
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Dogorama-Mitglied
15. Feb. 15:55
Ich zäum den Gaul mal von hinten auf. Was bringt dich zu der Annahme, dein Hund wäre überreizt? Und selbst wenn es so ist, muss denn jeder Spaziergang der perfekte Trainingsspaziergang sein? Ich habe hier z. B. schon gelesen, zwischen Geschirr und Halsband umzuklicken, je nachdem ob eine Traininssequenz ansteht oder nicht. Laut deinem Profil hast du einen jungen Hund, was ist so schlimm daran, wenn er aufgeregt ist? Kurze Leine, zackiges Tempo dran vorbei, und wenn du dann in den Feldern bist einfach tief durchatmen und Spaß haben. Und natürlich nicht zuletzt einen Scheiß drauf geben, was andere denken.