Das kommt mir sooo bekannt vor.
Wir haben es mittlerweile echt gut im Griff. Außer wenn fremder Besuch (bzw eher Handwerker) rein kommen, da können wir aber nicht unsere rituale einhalten.
Mein Hund muss nicht auf seinem Platz bleiben (mittlerweile mache ich das beim klingeln öfter, aber anfangs war es für uns beide frustrierend und überhaupt nicht hilfreich). Ich nehme ihn gezielt mit zur Tür. Damit er merkt, ich regele das. Seit er es verstanden hat, kann er auch gut ein Stück weg von der Tür auf einem Kissen warten.
Damit ich es regele, darf ich natürlich auch nicht die Tür auflassen und der Besuch kommt von alleine rein. Aus Hundesicht kümmert sich so keiner um die Sicherheit, weshalb der Hund es natürlich übernimmt - gerade bei den eigenständigeren Rassen.
Ich habe angesetzt beim bellen bei Geräuschen im Hausflur. Und zwar von Anfang an - da ist ein Umzug für euch vielleicht hilfreich, da ihr damit quasi ein Reset habt.
Hund bellt wegen einem Geräusch. Ich bedanke mich, dass er es mir gemeldet hat. Gehe ruhig zur Tür (oder Fenster, oder wo es eben her kommt). Überprüfe die Lage. Sage "alles gut" und nehme den Hund freundlich mit weg vom Geräusch.
Nach und nach reicht ein "alles gut". Das sage ich auch, wenn ich ein komisches Geräusch höre und er nur den Kopf hebt.
Mit der Zeit wurde fast alles uninteressant, ich habs ja überprüft und für sicher befunden. Nur Menschen unmittelbar vor unserer Wohnungstür werden noch gemeldet, aber das ist völlig ok. Die überprüfe ich und dann ist gut.
Nachts ist mein Hund mit mir im Schlafzimmer und die Tür zu. So ist er nicht so nah am Flur. Wenn ich nämlich schlafe, würde er sicher wachsamer sein, wenn ich ihm mit dem Platz im flurnähe die Aufgabe gebe. Im Schlafzimmer sind wir gemeinsam, etwas abgeschottet, und können alle sicher entspannen.
Wenn das entspannt läuft, nächster Punkt: klingeln. Mir hat es sehr geholfen, dass die Nachbarn täglich Post bekommen und der Postbote meistens bei uns geklingelt hat. Konnte ich also gut ignorieren, also musste nicht zur Tür, ist aber doch regelmäßig passiert. Wobei bei meinem wachsamen Charakter wirkliches ignorieren der Klingel falsch wäre. Einfach sitzen bleiben und so tun, als hätte ich nix gehört, geht bei ihm nicht. Der weiß, es hat geklingelt, der weiß was die Klingel bedeutet. Irgendwer muss den job machen. Also stehe ich auf und überprüfe es. Indem ich die Wohnungstür kontrolliere. Sage "alles gut" und dann können wirs auch wirklich ignorieren, ist ja alles sicher.
Anfangs war ich mit leckerli bewaffnet, die ich auf dem weg zur Tür habe fallen lassen. Ich hatte zwischen dem ersten warn-wuffen und dauerbellen etwa eine Sekunde Zeit, in diese Sekunde hab ich belohnt mit ner hand voll Futter auf dem Boden. Warnwuffen ist völlig ok.
Wenn der Ablauf gut klappt, kann man dann die Sprechanlage dazu nehmen. Und irgendwann auch den türsummer. Und immer noch kommt keiner rein in die Wohnung!
Wenn Fremde, also die Post, klingeln, gehe ich runter und hole das Paket an der Haustür ab, wenns denn mal für uns ist.
Du könntest Nachbarn bitten, einfach beim rein gehen bei euch zu klingeln. So kannst du das üben. Wenn du erklärst, ihr arbeitet dran, sind sie sicher hilfsbereit.
Unser Stand heute: es klingelt, ich stehe auf, hund kommt meistens wegen der Erwartungshaltung auf leckerli mit, aber entspannt und bleibt mit Abstand zur Tür sitzen.
Wenn ich nicht auf die Klingel reagiere, wird 1x gewufft, und dann reagiere ich mit aufstehen oder mein "alles gut". Damit ist er dann auch zufrieden.
Wichtig ist nur, dass ich selbst nicht nervös werde. Dann hab ich wieder nen hysterischen Kläffer, denn wenn ich das offensichtlich nicht souverän schaffe, wie soll er mir vertrauen und die Aufgabe überlassen?
Besuch würde ich erst mal gemeinsam mit ihr draußen abholen. Und in der Wohnung sagst du dem Besuch, wie er sich bewegen darf. Mit übertriebener Körpersprache und Gestik.
Ich schätze, auch hier übernimmt sie eine Aufgabe, die du ihr abnehmen solltest.