Es geht doch weniger um das Wasser, als darum, dass man die Situation im Sinne des Hundes nicht hätte provozieren müssen.
Erinnert mich ein bisschen an unseren Monty.
Mein Mann hat ihn aus Rumänien bekommen, bevor wir uns kennengelernt haben.
Auch er hat als ehemaliger Straßenhund seine Beute bis aufs Blut verteidigt.
Als wir uns kennengelernt haben, hatte mein Mann sich schon viel Vertrauen erarbeitet, indem er ihm nach einer schlechten Erfahrung nix mehr weggenommen hat. (ging immer nur um Essbares)er hat akzeptiert, dass er mit seiner "Beute" seine Ruhe haben will.
Als er dann mit Monty zu mir und meinen Hunden gezogen ist, mussten wir alle uns Montys Vertrauen erstmal verdienen.
Anfangs haben wir ihn separat von den anderen gefüttert und ich hätte niemals weniger als 3 Meter Abstand gehalten, Monty hätte auch sofort reagiert.
Hatte er ein Kaudings, wäre ich nicht nah an ihm vorbei gegangen, er hätte zugelangt.
Ich wäre allerdings auch nie auf die Idee gekommen, mit Wasser oder anderen Maßnahmen etwas zu erzwingen.
Heute, nach 2,5 Jahren habe ich sein volles Vertrauen, steige über ihn, wenn er mit Knochen im Weg liegt, stehe Bein an Kopf neben ihm, wenn er in der Küche futtert.
Ich kann ihm Halsband an und ablegen, was auch anfangs nicht möglich war.
Wir haben also auf die Zeit gesetzt und ihm das Gefühl gegeben, was er bekommen hat, darf er behalten.
Ich glaube nicht, dass wir das mit Zwang erreicht hätten. Monty ist ein gutes Beispiel dafür, dass man sich das Vertrauen eines Hundes verdienen muss, indem man ihn in gewissen Situationen auch einfach mal in Ruhe lässt, vor allem wenn man weiß, dass er in seinem Vorleben um alles kämpfen musste.
Denke zwar, dass Coffee noch um einiges härter drauf ist als Monty, würde es aber bei ihm nicht anders machen.
Ich wende die Wasserflasche bei meinem Hund auch nicht an, das liegt aber daran, dass sie auf andere Weise ansprechbar ist, ich sie sichern kann und es keine Situation gibt, in der sie mich unvorbereitet angehen könnte. Und MEIN Hund ist nicht das Maß der Dinge. Mein Hund ist nicht Coffee.
Ich habe aber auch andere Kandidaten erlebt, die da gar nichts mehr im Kopp hatten, und auch mit Coffee ist ja zuvor im TH gearbeitet worden, ohne Abschreckung, aber auch ohne Fortschritt oder Entspannung. Es gibt Tiere, die sind da festgefahren und die bestätigt man durch Duldung in ihrem Verhalten, sodass sie festgefahren bleiben.
Coffee war ja nicht nur bei Essen beuteaggressiv, sondern ist allgemein mit nur sehr detenten Drohen sehr schnell umgeschlagen und hat auch Dinge verteidigt, die man als Mensch eher als Unwichtig abgetan hätte. Die Szenarien, die Birgit aufgezeigt hat - es fallt was in der Küche runter, der Griff zur Chipstüte oder man will einen Kassenzettel wegräumen - hätten hier sofort zu heftigen Verletzungen führen können. Was glaubst du, was das mit dem Vertrauen und der Bindung macht, wenn du gezwungen bist, den Hund immer als potenziellen Angreifer wahrzunehmen?
Natürlich ist Wasser unangenehm. Es gibt auch Hunde, die erleben das wirklich als Katastrophe und wollen sich danach am liebsten verbuddeln, bei denen reichen viel kleinere Reize. Coffee aber schüttelt sich zweimal, dann hat der das Thema abgehakt. Der findet das nicht gut, aber dass der jetzt irgendwo ankommen darf und etwas mehr verstanden hat, was Mensch von ihm will, findet er vermutlich nicht so schlecht. Vielleicht hat es nix gebracht, aber geschadet hat es Coffee auch nicht. Ob es auch ohne so schnell geklappt hätte, werden wir nie erfahren. Das wäre was anderes, wenn man die Wasserflasche bei einem unsicheren oder Angsthund gezückt hätte, der wirklich Schäden davongetragen hätte, aber das ist schlicht nicht passiert, weder in der noch in vorangegangenen Sendungen. Und über ein ›Was da hätte passieren können!‹ braucht man nicht zu diskutieren. Es ist nichts passiert, außer dass ein Hund nass geworden ist, in einer gestellten, aber nachvollziehbaren Trainingssituation, die für ihn begreifbar und zu bewältigen war.