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Dogorama-Mitglied
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zuletzt 15. Okt.

Reaktion auf ein "Nein" (Abbruchsignal)

Ich stelle mir immer mal wieder die Frage, welche Reaktion des Hundes auf ein „Nein“, „ey“ oder sonstiges Abbruchsignal angemessen ist, gerade im Junghundealter. Gewünscht wäre, aus meiner Sicht, auch mal ein demütiges Verhalten. Ich lese hier recht häufig, dass Hunde so gar keine Reaktion auf ein Abbruchsignal zeigen- wie ist das aus eurer Sicht, vielleicht gerade auch die Hundebesitzer von etwas durchsetzungsstärkeren Hunden- Intensität des Abbruchsignals so lange erhöhen, bis die gewünschte Reaktion auftritt? Oder habt ihr andere Wege gewählt?
 
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Dogorama-Mitglied
14. Okt. 13:54
Ein Abbruchsignal muss immer erst aufgebaut werden. Die Motivation des Hundes, darauf zu hören, kommt durch positive Bestärkung. Das Lob muss lohnenswerter sein als das Ignorieren des Abbruchsignals. Beispiel: Unsere 7 Monate alte Labrador-Hündin Nala geht im Garten gerne Scheiße fressen. Man sieht ihr das Vorhaben gut an. Wenn ich Pfui als unser Abbruchsignal sage, schaut sie mich an, manchmal macht sie aber weiter. Sage ich dann strenger Pfui, schaut sie, was sie sich schnappen kann und haut damit ab. Wir haben daraufhin Pfui als freundliches Kommando trainiert. Lässt sie ab, bekommt sie ein Leckerli. Ihre Reaktion auf das leise, freundliche Pfui ist, freudig zu mir zu kommen, um sich ihr Leckerli abzuholen. Auf strenges Pfui reagiert sie immer noch mit weglaufen. Wenn man einen Hund hat, der auf ein Abbruchsignal nicht reagiert, kann man besser alternative Methoden anwenden als das Signal zu wiederholen oder strenger zu werden. Das kann Ignorieren sein oder Umlenkung zu erwünschtem Verhalten oder aus der Situation nehmen, auf den Platz schicken. Was sinnvoll ist, hängt immer von dem Hund und der Situation ab. Ich wünsche mir bei meinen Hunden absolut kein demütiges Verhalten. Ich möchte, dass meine Hunde mich in freudiger Erwartung anschauen, wenn ich etwas von ihnen will. Deswegen versuche ich immer erst alle möglichen Wege mit positiver Bestärkung.
Das funktioniert ja auch dann über Klicker und co., also das Verhalten zunächst zu unterbrechen und positiv umzulenken. Auch ein guter Ansatz und an vielen Stellen sicherlich gut wirksam!
 
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Alex
14. Okt. 13:56
Das funktioniert ja auch dann über Klicker und co., also das Verhalten zunächst zu unterbrechen und positiv umzulenken. Auch ein guter Ansatz und an vielen Stellen sicherlich gut wirksam!
Hier auch mal ein Beispiel wie man es positiv aufbauen kann, für alle die englisch sprechen :) https://m.youtube.com/watch?v=ndTiVOCNY4M&t=102s
 
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Dogorama-Mitglied
14. Okt. 14:05
Hey… danke für die Erklärung. War erstmal von dem Begriff Demut irritiert, verstehe jetzt aber wie du das meinst. Also wir haben ein abbruchsignal das super super effektiv ist: ich rufe ein Wort (cut in unserem Fall) und werfe eine Hand voll leckerlies auf dem Boden- immer. Und dadurch lässt er von wirklich fast allem ab! Auch wenn er grade zb jagen gehen will. Das ist für mich erstmal Ziel des abbruchsignals, aufhören was er tut, zu mir kommen und falls er was im Maul hat das wieder fallen lassen. Dann gibt es aber noch die Situation in der ich ihm grundsätzlich beibringen möchte etwas nicht zu tun - beispielsweise etwas vom Boden aufnehmen. Dabei würde ich ihm erstmal “erklären” was ich von ihm will- wenn er es dann verstanden hat und wir wieder an etwas vorbei kommen was er spannend findet und ich merke er will dran sage ich auch “eh” oder “hey” das ist dann aber kein Abbruch Signal sondern ein “denk nochmal drüber nach!” - also Versuch ihn aus dem Instinkt Hirn ins Denk Hirn zu bringen. Wenn er dann ablässt und zu mir kommt/schaut wird er gelobt. Ich finde mein Hund muss nicht “demütig” sein, - ich weiß nicht mal ob sie das können. Ich glaube oft wird “Angst” bei Hunden mit “demut” verwechselt. mit dem Begriff tue ich mich also schwer. Aber klar. Er muss sich an meine Regeln halten und sie respektieren. Und wenn er sich dann einmal “ertappt fühlt” und etwas beschwichtigt finde ich das ok und normal, ist aber nicht mein Ziel…
Habe gerade diesen Ausschnitt aus einem Artikel zu Stresserleben des Hundes von Dr.Iris Mackensen-Friedrichs gefunden…
 
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Alex
14. Okt. 14:13
Habe gerade diesen Ausschnitt aus einem Artikel zu Stresserleben des Hundes von Dr.Iris Mackensen-Friedrichs gefunden…
Hey, danke für den Auszug. Sehr spannend. Grundsätzlich darf ein Hund natürlich mal wie beschrieben anzeigen “ok verstanden”, dass schrieb ich auch. Mich hat der Ausdruck nur eben auf den ersten Blick stutzig gemacht, da ich oft sehe wie tatsächlich Angst als Unterwerfung/Demut fehl interpretiert wird. Außerdem ist es nicht automatisch so, dass alle Hunde eine sichere Bindung haben- da sieht man ja durchaus im Alltag auch schon mal anderes. Deswegen fand ich die Beschreibung eben sehr wichtig. :)
 
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Alex
14. Okt. 14:16
Habe gerade diesen Ausschnitt aus einem Artikel zu Stresserleben des Hundes von Dr.Iris Mackensen-Friedrichs gefunden…
Und noch als Zusatz: Einschränkung akzeptieren funktioniert nur wenn sie auch verstanden wird. Das bedeutet die Kommunikation MUSS unmissverständlich sein. Denn wenn es für den Hund nicht ganz klar zuzuordnen ist macht man damit eher was kaputt. deshalb finde ich es besser Grenzen posturing aufzubauen…
 
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Dogorama-Mitglied
14. Okt. 14:17
Hey, danke für den Auszug. Sehr spannend. Grundsätzlich darf ein Hund natürlich mal wie beschrieben anzeigen “ok verstanden”, dass schrieb ich auch. Mich hat der Ausdruck nur eben auf den ersten Blick stutzig gemacht, da ich oft sehe wie tatsächlich Angst als Unterwerfung/Demut fehl interpretiert wird. Außerdem ist es nicht automatisch so, dass alle Hunde eine sichere Bindung haben- da sieht man ja durchaus im Alltag auch schon mal anderes. Deswegen fand ich die Beschreibung eben sehr wichtig. :)
Da kann ich dir nur zustimmen, es ist ein schmaler Grat. Eine Reaktion des Hundes im Sinne der Akzeptanz kann ja auch einfach bedeuten, dass er das Verhalten unterbricht und sich aufmerksam dem Halter widmet, ganz ohne Demut. Aber dann gab es vielleicht im Vorfeld schon die ein oder andere intensivere Diskussion.
 
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Tom
14. Okt. 15:26
Zum Begriff Demut wollte ich gerade schreiben dass ich das von meinem Hund eigentlich nicht brauche. Aber so wie ich es jetzt gelesen und verstanden habe war es wohl anders gemeint, als ich es verstanden hatte. Ein Nein oder ein Zischen als Abbruchsignal gibt es bei uns und es funktioniert auch soweit. Kürzlich habe ich auch von einer Hunde Trainerin den lustigen Arzt gehört, dass das Nein nicht so günstig ist wie z.B ein Alternativen Verhalten (sehe ich auch so eigentlich) und wenn man das übertreibt, könnte der Hund durchaus auf die Idee kommen, dass NEIN sein Name ist. 🤣 Finde ich vorstellbar. Was bei uns auch recht gut funktioniert ist ein scharfes JETZT! zur Bekräftigung eines gegebenen Kommandos, was nicht oder nicht so richtig pronto ausgeführt wird. Erscheint mir deutlich sinnvoller, als ein in der Situation nicht gut funktionierendes Kommando mehrfach zu wiederholen.
 
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Sonja
14. Okt. 15:34
Dazu hätte ich eine Frage, ich finde das Vorgehen hört sich toll an und das Ergebnis spricht ja definitiv für deinen Weg. Könnte es nicht aber vielleicht passieren, dass dann noch mehr Unfug gemacht wird, um eben ein Leckerlie zu bekommen? Bin mir immer etwas unsicher, ob ich da zu viel Mensch in den Hund denke und der Hund eigentlich gar nicht so weit denkt.
Hallo Maike, da hast Du absolut recht, daher hole ich noch etwas weiter aus am Beispiel Alles vom Boden aufnehmen und fressen. Ich habe erst das freundliche Kommando Pfui beigebracht, wenn sie zu interessiert schnüffeln, aber noch nichts genommen haben. Funktioniert häufig, aber manchmal schnüffeln sie nicht lange oder ich sehe es nicht rechtzeitig. Dann haben wir das freundliche Kommando Aus trainiert, als Tauschgeschäft. Funktioniert häufig, hat aber bei Benny zu einer Sammelleidenschaft geführt, da es für das Ausspucken ja ein Leckerli gibt. Etwas besser wurde das dadurch, dass wir beim Ausspucken oder nach Pfui für das Liegen lassen sofort Fein gesagt haben, aber vom Objekt weggegangen sind, während wir nach dem Leckerli gekramt haben, sodass er das Leckerli noch in Verbindung bringen konnte, aber das Objekt weiter weg war. Wenn er sichtlich provokativ etwas aufgesammelt hat,gab es auch mal nur das verbale Lob. Inzwischen trainieren wir das Beanspruchen, mit Hund sanft wegschubsen und Mensch über das Objekt stellen. Nehmen dürfen sie gar nichts mehr vom Boden, ich nehme alles, was erlaubt wird, vorher in die Hand. Das muss man nicht so machen, aber unsere Hunde sind sonst verwirrt, und mir fällt keine Sache ein, wo das kontraproduktiv wäre. Geübt wird bei jeder Gelegenheit, gestellt oder nicht gestellt. Bisherige dauerhafte Erfolge: Pferdeäpfel haben wir viel trainiert mit allen Methoden. Die sind inzwischen total uninteressant für alle geworden, was mich selbst überrascht hat. Gestellte Situationen funktionieren insgesamt auch gut. Runtergefallene Leckerli werden nicht mehr verputzt. Der Rest (draußen was finden) wird ganz langsam besser. Bei Spaziergängen machen wir auch immer wieder Action, Dummytraining, Suchspiele, ... Dadurch schnüffeln und stöbern sie weitaus weniger und sind aufmerksamer und folgsamer. Mein Fazit: Bei Staubsaugerhunden ist es ein langer Weg, und man sollte verschiedene Methoden trainieren und je nach Hund und Situation anwenden, was funktioniert.
 
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Sonja
14. Okt. 15:38
Zum Begriff Demut wollte ich gerade schreiben dass ich das von meinem Hund eigentlich nicht brauche. Aber so wie ich es jetzt gelesen und verstanden habe war es wohl anders gemeint, als ich es verstanden hatte. Ein Nein oder ein Zischen als Abbruchsignal gibt es bei uns und es funktioniert auch soweit. Kürzlich habe ich auch von einer Hunde Trainerin den lustigen Arzt gehört, dass das Nein nicht so günstig ist wie z.B ein Alternativen Verhalten (sehe ich auch so eigentlich) und wenn man das übertreibt, könnte der Hund durchaus auf die Idee kommen, dass NEIN sein Name ist. 🤣 Finde ich vorstellbar. Was bei uns auch recht gut funktioniert ist ein scharfes JETZT! zur Bekräftigung eines gegebenen Kommandos, was nicht oder nicht so richtig pronto ausgeführt wird. Erscheint mir deutlich sinnvoller, als ein in der Situation nicht gut funktionierendes Kommando mehrfach zu wiederholen.
Das ist lustig, das JETZT! verwenden wir auch. Ich habe mir das bei einer Freundin abgeguckt, die es bei ihren Kindern verwendet. 😆 Aber ich habe mich schon immer gefragt, warum es bei Hunden so gut funktioniert.
 
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Tom
14. Okt. 15:48
Das ist lustig, das JETZT! verwenden wir auch. Ich habe mir das bei einer Freundin abgeguckt, die es bei ihren Kindern verwendet. 😆 Aber ich habe mich schon immer gefragt, warum es bei Hunden so gut funktioniert.
Ich denke, es liegt an der klaren Kürze und (zumindest bei uns) an der Stimmlage. Meine Maus weiß dann zumindest sofort "oha, jetzt wird es erst..." Manchmal neigt sie nämlich dazu, ein Kommando zu vertrödeln und etwas auf Zeit zu spielen, zb sich erstmal ausgiebig zu kratzen oder zu Recken und zu Strecken...