Ich finde auch einen Trainer vor Ort sinnvoll. Allerdings muss da auch die Chemie stimmen, sonst hilft es nicht. Und die Trainingsansätze müssen zum Team passen und im Alltag so durchgezogen werden.
Was denkst du, warum sie pöbelt? Will sie mehr oder weniger Abstand zum anderen Hund?
Ich schreib dir mal, was wir gemacht haben. Es ist allerdings komplett anders als dein aktueller Ansatz. Aber vielleicht ist ja was dabei, was für euch passt.
Zunächst mal gibt es bei uns Futter bedingungslos in den Napf. Ich will nicht, dass mein Hund für sein Futter arbeiten muss (jedenfalls nicht für alles), er soll nicht nur mitmachen, weil er Hunger hat. Er soll stattdessen mit den Reizen besser umgehen können, sie besser bewältigen können und weniger Stress haben. Und wenn ich kein Essen bekommen würde, hätte ich Stress. Stress wiederum sorgt für eine kürzere Zündschnur.
Fressen in einer Stresssituation ist auch total unlogisch. Egal wie hungrig ich bin, werde ich bedroht und mein Freund tippt mir auf die Schulter und hält mir einen Müsliriegel hin, halte ich den für total bekloppt. So hungrig kann ich gar nicht sein, dass das für mich ne Alternative ist. Und das Urteilungsvermögen von meinem Freund stell ich gleich mit in Frage. (Das heißt nicht, dass ich nicht trotzdem über leckerli belohne, wenn mein Hund von sich aus nicht mehr den Abstand vergrößern kann. Da belohne ich durchaus mal vor der Nase und manchmal kann er sich danach auch zu mir umdrehen. Aber dabei macht der Hunger keinen Unterschied, es geht dann rein darum, positive Emotionen in den Hund zu bekommen.)
Strafen gibt's aus dem gleichen Grund nicht. In meiner Nähe sein ist immer positiv.
Bei uns kam tatsächlich die Leinenführigkeit vor der Problematik mit Hundebegegnungen. Wenn er nämlich in reizfreien Situationen schon zieht und ich völlig egal bin, wie kann ich von ihm in schweren Situationen erwarten, dass er sich an mir orientiert?
Wir haben mit viel positiver Verstärkung bei richtigem laufen gearbeitet. Und vor allem erstmal an der Orientierung gearbeitet: jede freiwillige Kontaktaufnahme, ob ein Blick oder ein zu mir gedrehtes ohr, wird gemarkert (mit Marker signal) und belohnt. Die nächste Stufe war mit 2m leine auf eine Wiese stellen, warten bis der Hund mich anschaut, Marker und keks fliegt. Während er ihn sucht, 1m weiter weg gehen. Dann nach und nach immer die laufdistanz erweitern. Alles ohne schwere Reize! Auch im Freilauf und an der Schleppleine haben wir Orientierung geübt, durch einfach mal in die andere Richtung laufen, Kontaktaufnahme belohnen etc.
Hilfreich ist auch ein gut aufgebautes Aufmerksamkeitssignal.
Bei Hundebegegnungen haben wir uns von 200m Abstand und voller Eskalation auf ca 2m vorgearbeitet (wenn nur er und ich unterwegs sind), die meist klappen. Bei geringerem Abstand nur seeeehr selten. Und manche Hunde findet er auch schon auf mehr Abstand doof. Aber das ist ja schon etwas und 2m sind wirklich wenig, finde ich 😜
Wir haben click4blick als Tool benutzt. Und haben Social walks gemacht - um ihn nicht zu überfordern aber meistens nur mit 1-2 Hunden. Wichtig ist, die Körpersprache im Blick zu haben. Wenn der Hund nach vorne geht, bist du zu spät. Bei der geringsten Anspannung nicht mehr näher dran gehen!
Und damit kommen wir zu dem Punkt, der bei uns überall am meisten gebracht hat. Ich bringe ihn möglichst nicht in unangenehme Situationen. Wenn ich merke, er fühlt sich auch nur ein bisschen unwohl, gehe ich Bögen oder drehe um, soweit möglich. Oder wenn ich weiß, er braucht nur kurz um die Situation einzuschätzen, stehen wir auch da und beobachten gemeinsam. Und das lobe ich.
Wenn ich in seinem Sinne handele, gibt das Vertrauen. Bei mir ist er sicher, er kann meinem Urteilsvermögen (meist) trauen und es ist schön bei mir. Also bleibt er in meiner Nähe und hält mit mir gemeinsam auch mal Dinge aus.
Das sind tolle Tips, die ich leider zu cholerische Person mir ganz fest vornehmen werde!