Ok, das ist für mich persönlich jetzt etwas zu hypersensibel...ich hatte wirklich noch nie auch nur ansatzweise den Eindruck, dass ein unangekündigter Richtungswechsel meinen Hund verstört oder sein Vertrauen in mich kaputt macht.
Das ist ja auch was, das sich aus dem Alltag öfter mal ergibt, so Moment, eigentlich müssen wir da ja lang.
Er geht beim Schnüffeln auch mal hier, mal dort hin und ich latsch mit. Und umgekehrt halt ebenso. Er findet das eher spannend, guckt dann erwartungsvoll zu mir "oki, was jetzt?"
Eine gewisse Spontanität und Unberechenbarkeit hält er zumindest problemlos aus.
Gibt aber auch angekündigte Wechsel, beides kein Problem.
Bez Leinenführigkeit ist es aber eher ein Abdrehen, Zurückgehen, Kreis drehen, um Tempo und Vorwärtsdrang rauszunehmen.
Und wenn er mal super bockig ist, wird er wenn nötig auch mitgezogen. Für mich besser, als eine Konfrontation zu provozieren.
Es gibt sicherlich Hunde, denen das egal ist. Oder auch Halter ^^ Und ich sag ja auch nicht, dass es zwingend gravierende Probleme machen muss, wenn man damit arbeitet. Natürlich funktioniert es auch oft, weil der Hund ja auf den Menschen achten muss, egal ob der jetzt sinnvoll handelt oder nicht.
Bei meinem Hund, und ich rede jetzt nur von meinem, habe ich durch hündisch sinnvolles Handeln aber viele viele Pluspunkte gesammelt. Das hilft uns nicht nur für die Leinenführigkeit, sondern hauptsächlich im Alltag zb für die generelle Orientierung, bei Hundesichtung etc. Kommt ein anderer Hund in Sicht, schaut er erst mal, was ich mache, und schließt sich mir an, ohne leckerli oder dass ich irgendwas tun muss. Früher wäre er da einfach hin gerannt. (ist der Abstand viel zu gering, klappt es natürlich noch nicht immer. Aber das ist für ihn auch wirklich eine schwere Situation, dank seiner Unsicherheit.)
Das gleiche beim jagen: er sieht was, wenn es ihn nicht enorm erschreckt schaut er erst mal was ich tue. Und wir laufen an Hasen, Eichhörnchen etc mittlerweile einfach vorbei. In so Situationen ist er früher total ausgetickt, mit leckerli konnte man da nicht arbeiten. Eichhörnchen konnten wir logischerweise auch schlecht üben, bis wir jetzt im Urlaub wirklich viele gesehen haben. Beim letzten Eichhörnchen vor nem Jahr ist er noch total ausgerastet, jetzt läuft er einfach mit mir dran vorbei und zwischen 3 hüpfenden Eichhörnchen durch. Dazwischen haben wir nichts in die Richtung trainiert.
Schafe wollte er letztens jagen, als sie plötzlich aus dem Gebüsch kamen und ihn erschreckt haben. Kann passieren, hat er noch nie gesehen (wir wohnen in der Stadt). Am nächsten Tag hat er Schafe gesehen, erstmal mich angeschaut und wir sind mit Abstand vorbei. Nur wenn es wirklich zu eng war und ich in seinen Augen richtig blöd gehandelt habe, indem ich da jetzt halt vorbei wollte, ist er nochmal kurz nach vorne. Mein Fehler, ich habe ihn quasi dazu gedrängt zu übernehmen, weil ich nicht hündisch sinnvoll gehandelt habe. Sobald wieder etwas Abstand da war, war er aber wieder entspannt.
Mein Hund wird auch nicht verstört, wenn ich mal einfach so die Richtung wechsel. Der hat viel erlebt und ist robust, wenn auch in manchen Situationen erstaunlich sensibel. Aber bei ihm erreiche ich mit Verlässlichkeit, fairem partnerschaftlichem Handeln und Ankündigungen so viel mehr als mit allen anderen Methoden. Das wirkt sich nicht nur auf die Leinenführigkeit aus, sondern auf das komplette Zusammenleben. Wir hatten anfangs sehr sehr viele Baustellen und die meisten lösen sich nach und nach auf, ohne dass ich daran aktiv rum trainiere. Weil er darauf vertrauen kann, dass meine Handlungen sinnvoll sind.
Musst du ja nicht so sehen oder machen. Bei einem eigenständigen Hund mit Herdi-Charakter ist es für mich persönlich aber der wichtigste Baustein. Und dafür achte ich auch auf die kleinen Dinge, was viele vielleicht übertrieben finden.