„Ich habe aber mal eine Frage in die Runde: Was denkt ihr macht Euer Hund, wenn ihr ernsthaft angegriffen werdet?“
Das ist eine gute Frage!
Wenn ich aus Spaß mit meinen Söhnen raufe, geht der Kleine dazwischen, aber auch in spielerischer Absicht.
Meine Große war anfangs bissig, was Menschen betraf, vorrangig bei Männern.
Ich würde tatsächlich eher davon ausgehen, dass sie mich auf Aufforderung, bzw. auch ohne Aufforderung verteidigen würden.
Genau weiß ich es natürlich nicht. Das ist nur meine Vermutung. Meine Beiden haben ein gutes Gespür dafür, ob ich jemanden sympathisch oder eher fragwürdig finde. Dementsprechend verhalten sie sich auch.
Also ich hoffe wie die meisten hier, dass ich das natürlich nie erfahren werde, aber ich habe zumindest erlebt, wie mein Hund in einer ähnlichen Situation reagiert hat. Und zwar sind wir in eine Schlägerei geraten.
Ich habe eine Frau um Hilfe rufen gehört und habe ehrlich gesagt erst mal gezögert. Die Schreie der Frau hörten aber nicht auf und so bin ich mit Nero zum Ort des Geschehens gelaufen. Ich hatte überlebt ihn zuerst nach Hause zu bringen und dann hinzugehen, aber ich wusste nicht was da passiert, ob jemand verschleppt wird o.ä. und in 10 Minuten schon alles zu spät sein könnte.
Als wir ankamen haben sich zwei Männer geprügelt. Ich rief einmal laut "Hey" und Nero bellte und sprang in die Leine. Die Männer haben sich erschreckt und voneinander abgelassen. Einer ist ins Haus gerannt, der andere wollte hinterher, da hat Nero nochmal gebellt und ist gesprungen und der Mann ist stehen geblieben. Ich meinte zu ihm er bleibt jetzt bei mir bis die Polizei kommt. Nero war komplett ruhig. Zwischendurch ist der Mann schimpfend näher an mich gekommen und da hat Nero wieder gebellt, so dass der dann endgültig aufgehört hat.
Für mich war das echt beeindruckend. Nero ist nicht trainiert und kann nicht mal auf Kommando bellen. Das was mich aber am meisten beeindruckt hat war seine Ruhe und Konzentration. Er hat nur reagiert wenn es nötig war und war ansonsten so gefasst, was überhaupt nicht seinem normalen Verhalten entspricht. Er ist ja für gewöhnlich hibbelig und nervös und kann keine 20 Sekunden irgendwo Pause machen ohne rumzufiepsen.
Und da war Geschrei, Gewalt und Blut. Und er hat komplett selbstständig ohne Anleitung alles genau richtig gemacht. Ich war eher überforderter Zuschauer am Ende der Leine.
Da wurde mir zum ersten Mal bewusst, was dieser Schutztrieb und dieses "unter Druck bestehen" und nicht die Kontrolle verlieren ist, wofür Schäferhunde so bekannt sind und was sie letztenendlich zu etwas besonderem macht. Es gibt Hunderte Rassen und Schäferhunde sind einfach unangefochten bei Polizei und Militär.
Und daher sehe ich Schutzdienst im Sport als Zelebrieren dieser einzigartigen Fähigkeit. Eine choreographierte, abstrakte und theatralische Zelebrierung der Hunde und ihrer Fähigkeiten. Daher auch die historisch bedingte Simulation der Stockschläge, die zeigt, dass Hunde unter Druck bestehen und nicht die Kontrolle verlieren.
Mehr ist es nicht. Hat nichts mit Menschen verletzen oder Hunde misshandeln zu tun.