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Sonja
Einleitungs-Beitrag
Anzahl der Antworten 131
zuletzt 5. Feb.

"MACH ES !" statt "LASS ES !"

Wir alle kennen das: Unsere Hunde tun immer wieder Dinge, die wir nicht wollen. Sei es Staubsauger spielen, Leinenpöbelei, Ziehen an der Leine oder Wild jagen, ... Irgendwelche Unarten hat jeder Hund. Viele Erziehungtipps zu diesen Problemen beinhalten ein Abbruchsignal wie "LASS ES". Im Mittelpunkt steht häufig das Verhindern von unerwünschtem Verhalten. Je mehr ich mich mit verschiedenen Erziehungsmethoden beschäftige, desto mehr tendiere ich dazu, dem Hund stattdessen ein Alternativverhalten abzuverlangen. Also zum Beispiel den intensiv schnüffelnden Hund bevor er fressen kann, was ihn so sehr interessiert, zu einem Hand-Touch aufzufordern. Oder dem Leinenpöbler ein Bei-Fuß-Gehen abzuverlangen. Aber ist das wirklich in jeder Situation praktikabel? Was meint Ihr?
 
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Cara
29. Jan. 01:00
Zu zeigen, dass Du das regelst, halte ich für absolut sinnvoll, aber das sehe ich nicht als Abbruchsignal. Wenn der Mensch die Führung übernimmt, wird der Hund arbeitslos, also gibt es nichts abzubrechen. Oder zeigst Du Deinem Hund, dass Du übernimmst, mit Abbruchsignal?
Wenn sie reagiert ja, das wird kurz mit Abbruch Signal unterbrochen und danach signalisiert, dass sie das nicht zu klären hat. Das kommt noch bei ca. 1 von 5 Hundebegegnungen aktuell vor
 
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Sonja
29. Jan. 01:07
Wenn sie reagiert ja, das wird kurz mit Abbruch Signal unterbrochen und danach signalisiert, dass sie das nicht zu klären hat. Das kommt noch bei ca. 1 von 5 Hundebegegnungen aktuell vor
Finde ich gut, dass Du das so machst. Das sieht man bei Chihuahua-Haltern selten.
 
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Cara
29. Jan. 01:11
Finde ich gut, dass Du das so machst. Das sieht man bei Chihuahua-Haltern selten.
Danke 😊
Ich habe tatsächlich keinen Chihuahua, weil ich einen Chihuahua wollte....ich wollte einen kleinen Hund unter 10 kg, habe mich umgeschaut, mehrere Hunde angeguckt, die ein neues Zuhause brauchten bzw in dem alten nicht bleiben konnten, und sie war einfach diejenige bei der es gepasst hat.
Also natürlich wird sie wie ein normaler Hund behandelt 😊 wir waren in der Hundeschule, hatten Trainer und gehen Probleme an. Und alle Chihuahuas die ich kenne, die so gehalten werden, sind glücklicher als die die in der Handtasche ausschließlich getragen werden. Meine Erfahrung zumindest. Und meine war in dem ersten Zuhause scheinbar so ein Chihuahua.
 
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Jasmin
29. Jan. 01:12
Ich denke jeder Hund sollte eine Art Abbruchsignal kennen. Einfach für Situationen in denen es sonst gefährlich wird bspw. Ich bin ein großer Freund davon ein Alternativverhalten aufzubauen und finde das sollte eigentlich auch das Ziel sein da es dem Hund am fairsten gegenüber ist, wenn er weiß was man will und nicht nur was man nicht will. Bei meinem reicht es oft ihm eine Alternative beizubringen damit er das unerwünschte Verhalten gar nicht mehr zeigt. (Will to please lässt grüßen 🙃)
Als Beispiel: Patchs größte Leidenschaft ist rennen. Also wie von der Tarantel gestochen so schnell er kann. Als er noch jünger war, ist er dafür ohne Abfrage in jeden Seitenweg reingerannt und vorallem jeden Berg hoch. Klar ist er wieder umgedreht irgendwann von selber oder wenn man ihn halt abgerufen hat aber ich wollte, dass er eben nicht kopflos überall reinrennt. Bei uns ist sehr sehr wenig los. In 9 von 10 Fällen sind die Wege frei und mir es egal aber der eine Fall ist halt immer blöd. Also habe ich angefangen ihm ein Kommando zu nennen wenn er rennt. Nun ist es mittlerweile so, dass er bei wegen in die er rennen möchte parkt und abwartet ob ich ihn mit Kommando reinschicke oder nicht. Und da kann wirklich kommen was will er steht dort wie angewurzelt und wartet.
Genauso wenn uns jemand entgegen kommt. Ich habe das innehalten und den Blick zu mir bestärkt und so kann er jetzt wegen mir ein gutes Stück vorrennen. Denn wenn jemand kommt, kommt er zu mir und zeigt mir an, dass wir Gegenverkehr haben.
 
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Olli
29. Jan. 01:41
Aus anderen Threads zum Thema Hundebegegnungen und Leinenpöbelei habe ich mitgenommen, dass es gut ist, wenn der Hund nicht völlig aus der Situation genommen wird, sondern den entgegenkommenden Hund noch wahrnehmen und das Gesehene verarbeiten kann. Dabei soll er aber lernen, dass Pöbeln nicht erwünscht ist, sondern ruhig bleiben. Wenn ich ihn dann ins Fuß nehme oder sogar wende, nehme ich ihn dann nicht zu sehr aus der Situation raus?
Beim Wenden ja, beim Fuß gehen kann er ja zumindest noch mit Kopf drehen den anderen im Blick haben, bis der außer Sichtweite ist.
Die meisten haben leider keine Lust darauf, beide Hunde ins Sitz zu bringen, damit diese sich solange ankeifen, bis sie kein Bock mehr haben.
So lernen die Hunde, dass sie mit pöbeln keinen Erfolg haben und lernen das Gegenüber auszuhalten.
Ein solcher Hund, der pöbelnden Artgenossen mit Gelassenheit begegnet wird dann bei Bedarf auch gerne von einem Gassigänger betreut, weil der sich nicht erst mit Abbruchsignal oder verlangtem Alternativverhalten ggü. dem Hund 'beweisen' muss.
 
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Sonja
29. Jan. 01:57
Ich denke jeder Hund sollte eine Art Abbruchsignal kennen. Einfach für Situationen in denen es sonst gefährlich wird bspw. Ich bin ein großer Freund davon ein Alternativverhalten aufzubauen und finde das sollte eigentlich auch das Ziel sein da es dem Hund am fairsten gegenüber ist, wenn er weiß was man will und nicht nur was man nicht will. Bei meinem reicht es oft ihm eine Alternative beizubringen damit er das unerwünschte Verhalten gar nicht mehr zeigt. (Will to please lässt grüßen 🙃) Als Beispiel: Patchs größte Leidenschaft ist rennen. Also wie von der Tarantel gestochen so schnell er kann. Als er noch jünger war, ist er dafür ohne Abfrage in jeden Seitenweg reingerannt und vorallem jeden Berg hoch. Klar ist er wieder umgedreht irgendwann von selber oder wenn man ihn halt abgerufen hat aber ich wollte, dass er eben nicht kopflos überall reinrennt. Bei uns ist sehr sehr wenig los. In 9 von 10 Fällen sind die Wege frei und mir es egal aber der eine Fall ist halt immer blöd. Also habe ich angefangen ihm ein Kommando zu nennen wenn er rennt. Nun ist es mittlerweile so, dass er bei wegen in die er rennen möchte parkt und abwartet ob ich ihn mit Kommando reinschicke oder nicht. Und da kann wirklich kommen was will er steht dort wie angewurzelt und wartet. Genauso wenn uns jemand entgegen kommt. Ich habe das innehalten und den Blick zu mir bestärkt und so kann er jetzt wegen mir ein gutes Stück vorrennen. Denn wenn jemand kommt, kommt er zu mir und zeigt mir an, dass wir Gegenverkehr haben.
Ja, das ist genau das, was ich mit meiner Frage meinte. Nur das beizubringen, was man von dem Hund möchte, dass er es tut, und im Idealfall wird ein Abbruchsignal überflüssig. Super Beispiele!
 
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Sonja
29. Jan. 02:07
Ein weiteres Beispiel hat in einem anderen Thread ein Jäger beigesteuert.
Natürlich kann man einen Hund, der jagen will, mit einem Abbruchsignal stoppen. Das ist aber schwierig beizubringen, weil das Alternativverhalten fehlt und der Reiz sehr hoch ist.
Er meinte, jagdlich geführte Hunde lernen ein erweitertes Platz, mit dem Kommando DOWN, einem Handzeichen und einem bestimmten Pfiff trainiert. Dabei soll der Hund nicht nur ins Platz, sondern auch seinen Kopf auf die Pfoten legen, weil er so keine Sicht auf das Wild hat. Dieses Kommando wird so antrainiert, dass es unmittelbar und zuverlässig ausgeführt wird.
Ich finde das genial. Es braucht kein Abbruchsignal, weil der Hund gelernt hat, dieses Kommando immer vorrangig auszuführen. Und man kann ihn so in ganz vielen Gefahrensituationen stoppen.
 
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Nadine
29. Jan. 06:56
Ich bin auch ein großer Fan davon, Alternativverhalten aufzubauen statt abzubrechen. Alleine schon, weil es viel leichter ist, dem Hund beizubringen was er tun soll statt nur zu sagen was er nicht soll.
Wir haben tatsächlich kein Abbruchsignal in dem Sinne, mein "äh-äh" ist eher ein positiv aufgebautes Aufmerksamkeitssignal. Der Hund wendet sich mir zu und wartet auf weitere Anweisungen (oder die Belohnung), hört also automatisch mit dem auf was er tut. In hoher Erregungslage lässt er sich aber nicht abbrechen (auch nicht körperlich), da funktioniert höchstens der Rückruf (wir arbeiten dran, aber immerhin besser als alles andere).
Mittlerweile sind wir durch das aufbauen vom Fuß und Bogen gehen in jeglichen Begegnungen so weit, dass er deutlich weniger ausflippt und oft schon wenn er etwas sieht von alleine ran kommt oder den Bogen einleitet. Natürlich ist es auch an mir, die Begegnung in dem Fall so zu gestalten, dass er es schaffen kann, und nicht möglichst nah vorbei zu gehen
 
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Dogorama-Mitglied
29. Jan. 07:46
Aus anderen Threads zum Thema Hundebegegnungen und Leinenpöbelei habe ich mitgenommen, dass es gut ist, wenn der Hund nicht völlig aus der Situation genommen wird, sondern den entgegenkommenden Hund noch wahrnehmen und das Gesehene verarbeiten kann. Dabei soll er aber lernen, dass Pöbeln nicht erwünscht ist, sondern ruhig bleiben. Wenn ich ihn dann ins Fuß nehme oder sogar wende, nehme ich ihn dann nicht zu sehr aus der Situation raus?
Optimal ist das, aber eben nur wenn der Hund in der Lage ist zu verarbeiten. Wenn der Hund gegenüber zu nah ist oder eine zu hohe Energie hat kann es aber im ersten Moment helfen, den Abstand etwas zu vergrößern. Wie Birgit hier beschreibt, geht sie dann ja auch wieder in die Situation rein, aber eben mit einem Hund der dann auch wieder in der Lage ist angemessen zu reagieren.
 
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Dogorama-Mitglied
29. Jan. 07:51
Diesen Weg den du beschreibst, je mehr man sich mit verschiedenen Erziehungsmethoden beschäftigt... Auf dem befinde ich mich auch. Nachdem mir in der Hundeschule die verschiedensten "Abbrüche" beigebracht wurden, von Leinenruck über Wasserflasche und sonstige körperliche Zufügung von Schmerz und mir mein Spiky dankeswerterweise gezeigt hat, dass ich "den Sch*** bitte lassen soll" arbeite ich nun auch super gerne mit Alternativverhalten und für mich der wichtigste und tollste Punkt daran ist:
Ich selbst habe wieder Spaß an "schwierigen" Situationen und Spiky auch. Mir selbst tut es gut, nicht völlig handlungsunfähig zu sein, kein Frust kommt bei mir auf und so klappt es im Nachgang dann auch mit der Zusammenarbeit zwischen Spiky und mir.