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Dogorama-Mitglied
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zuletzt 18. Sept.

Lernen am Modell

Mir ist aufgefallen, dass wir meist über positive und negative Verstärkung sprechen, wenn wir über Trainingsmethoden diskutieren - Erwünschtestes Verhalten wird belohnt und unerwünschtes Verhalten wird unterbunden/ bestraft. Lernen am Modell, also das Abschauen von Verhaltensweisen, wird eher als Begleitphaenomen erwähnt (Wenn du nervös bist, ist es dein Hund auch. …), obwohl Hunde dazu sehr gut in der Lage sind. Als Grundlage für gezielte Trainingsmethoden habe ich es hier noch nie wahrgenommen. Unser Trainer hat neben Desensibilisierung aktiv die Vorbildfunktion genutzt. Wenn wir z. B. unterwegs angepöbelt werden, gehe ich weiter und ignoriere dabei sowohl die Poebler als auch die Hunde - ich hab nämlich wichtigeres zu tun und gehe weiter, ohne mich beirren zu lassen. (Klappt bei mir jetzt so semi gut) Nutzt ihr eure Vorbildfunktion aktiv im Training? Kennt ihr gezielte Methoden, die “Lernen am Modell” als theoretische Grundlage nutzen? Wo seht ihr Vor- und Nachteile? Ich freue mich auf den Austausch. 🤓
 
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Wiebke
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16. Sept. 08:09
Also den Anreiz, Pöbler nicht anzupöbeln sollte ich mir auch mal zu Herzen nehmen 🫣 Mir ist auch aufgefallen, dass Watson nach vorne geht, sobald ich beispielsweise aufgebracht werde oder einen auf uns zu rennenden Hund abblocken will. Das ist etwas, an dem wir arbeiten müssen (er müsste hinter mir bleiben). Aber ich habe zuletzt festgestellt, dass es Watson bei der Erarbeitung von Tricks einfacher fällt, das nachzumachen, was ich tue, als den Trick über mehrere Schritte zu erarbeiten. Zwei Beispiele: Ich wollte ihm beibringen, einen Ring auf einen Spielturm zu stecken. Habe mir dazu ein Video rausgesucht, in dem die verschiedenen Schritte erklärt wurden. Wollte alles nicht klappen und in meiner „Frustration“ bin ich dann hingegangen, habe den Ring genommen, ihn auf den Turm gesteckt, unser Markerwort genutzt, ihm ein Leckerli gegeben und siehe da: er konnte das direkt nachmachen und ausführen. Seine Motorik und Treffsicherheit können wir noch verfeinern 😁 Als ich ihm dann „Aufräumen“ beibringen wollte, habe ich es dann direkt genauso gemacht, statt kompliziert zu arbeiten. Und auch das hat er direkt kapiert 😊 Das sind jetzt nicht lebensnotwendige Tricks und ich bin gespannt auf den Input hier, wo man das vielleicht auch sinnvoll in die Erziehung einbinden kann 😇
 
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Wiebke
16. Sept. 08:09
Also den Anreiz, Pöbler nicht anzupöbeln sollte ich mir auch mal zu Herzen nehmen 🫣 Mir ist auch aufgefallen, dass Watson nach vorne geht, sobald ich beispielsweise aufgebracht werde oder einen auf uns zu rennenden Hund abblocken will. Das ist etwas, an dem wir arbeiten müssen (er müsste hinter mir bleiben). Aber ich habe zuletzt festgestellt, dass es Watson bei der Erarbeitung von Tricks einfacher fällt, das nachzumachen, was ich tue, als den Trick über mehrere Schritte zu erarbeiten. Zwei Beispiele: Ich wollte ihm beibringen, einen Ring auf einen Spielturm zu stecken. Habe mir dazu ein Video rausgesucht, in dem die verschiedenen Schritte erklärt wurden. Wollte alles nicht klappen und in meiner „Frustration“ bin ich dann hingegangen, habe den Ring genommen, ihn auf den Turm gesteckt, unser Markerwort genutzt, ihm ein Leckerli gegeben und siehe da: er konnte das direkt nachmachen und ausführen. Seine Motorik und Treffsicherheit können wir noch verfeinern 😁 Als ich ihm dann „Aufräumen“ beibringen wollte, habe ich es dann direkt genauso gemacht, statt kompliziert zu arbeiten. Und auch das hat er direkt kapiert 😊 Das sind jetzt nicht lebensnotwendige Tricks und ich bin gespannt auf den Input hier, wo man das vielleicht auch sinnvoll in die Erziehung einbinden kann 😇
 
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Dogorama-Mitglied
16. Sept. 08:10
Klar....😁 Bei einem unruhigen Hund fahre ich mich selber bewusst runter... Das macht ne Menge aus. 🙂 Beim Lernen von Kommandos dient der Ersthund dem Zweithund als Vorbild... geht viel schneller.. Bei Platz und Sitz brauchst du dann z. B. nur 1 bis 2 Versuche.. Ebenso beim Lernen des Zugjobs im Zugsport: Ein guter Leader bringt einem Youngster den Job in ein paar Tagen bei, wofűr ich als Menschen Wochen bräuchte.. 😉
 
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Vivi
16. Sept. 08:20
Soziales lernen ist einer der Gründe warum ich social walks und gemeinsame. Spaziergänge so gerne mag. Viele Kommandos sind mühsam im Aufbau, aber total easy wenn ein anderer Hund sie vormacht. Pico ist bei Hundebegegnungen eher auf Abstand, geht aber nicht nach vorne. Der Hund einer Freundin bleibt da ruhig oder geht nach vorne. Wenn beide zusammen unterwegs sind, führen wir immer den Hund vorne der gerade souveräner mit der Situation umgehen kann. Mit dem Resultat das beide entspannter in die Situation rein gehen und auch langfristig alleine besser klar kommen. Allerdings hat mein Hund jetzt auch gelernt, dass er völlig unhöfliche Hunde auch anpöbeln kann. Womit er nicht Unrecht hat und mir ist es eigentlich lieber als ein ängstlicher Hund der gebissen wird.
 
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Daniela
16. Sept. 08:32
Wenn wir zuhause „Schule“ machen, dann ist eine immer im Körbchen und schaut zu, während die andere dran ist und ich ihr irgendwas beibringe. Dann wird getauscht. Diejenige, die sich das ganze vorher anschauen musste/durfte weiß dann sofort, was sie nun tun soll. Das Abfärben meines Verhaltens auf die Hunde hab ich bisher noch nicht aktiv eingesetzt, bemerke aber durchaus, wieviel mehr Ruhe und Freude und Leichtigkeit herrschen, je ruhiger und gelassener ich bin. Seit wir das pöbeln und bellen in den Griff bekommen haben sind wir alle ruhiger und befinden uns irgendwie in einer „Positiv-Spirale“. Ich könnte mir vorstellen, dass das Lernen am Modell sowohl super einfach aber wegen der dazugehörigen Emotionen auch (erstmal) unheimlich schwer ist.
 
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Joe
16. Sept. 08:48
Danke Maria das sehr spannende Thema! Erstmal glaube ich, dass man unterscheiden muss zwischen Stimmungsübertragung und sozialem Lernen. Ohne das jetzt konkret recherchiert zu haben, sagt mir mein Bauchgefühl (😄😄😄), dass das zwei recht unterschiedliche Paar Schuhe sind.
 
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Joe
16. Sept. 08:58
Zum tatsächlichen Lernen am Modell gibt es neben dem "natürlichen" Abgucken, dessen Ergebnisse halt recht schwer steuerbar und eher dem Zufall überlassen sind, inzwischen auch eine konkrete Methodik für Training mit weitgehend zuverlässig steuerbaren Ergebnissen. Claudia Fugazza hat das "Do as I Do"-Training entwickelt, wo dem Hund über einige klar definierte Trainingsschritte hinweg das Verständnis des Konzeptes der Nachahmung vermittelt wird. Das ist super faszinierend und eröffnet in meinen Augen den Zugang zu und das Verständnis für ein völlig neues Level von hündischem Lernen. Derartiges konzeptuelles Denken und Generalisieren spielt imho in einer völlig anderen "intelleketuellen" Liga als das Konditionieren und zeigt mal wieder zu wieviel mehr Hunde eigentlich in der Lage wären.
 
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Dogorama-Mitglied
16. Sept. 09:02
Zum tatsächlichen Lernen am Modell gibt es neben dem "natürlichen" Abgucken, dessen Ergebnisse halt recht schwer steuerbar und eher dem Zufall überlassen sind, inzwischen auch eine konkrete Methodik für Training mit weitgehend zuverlässig steuerbaren Ergebnissen. Claudia Fugazza hat das "Do as I Do"-Training entwickelt, wo dem Hund über einige klar definierte Trainingsschritte hinweg das Verständnis des Konzeptes der Nachahmung vermittelt wird. Das ist super faszinierend und eröffnet in meinen Augen den Zugang zu und das Verständnis für ein völlig neues Level von hündischem Lernen. Derartiges konzeptuelles Denken und Generalisieren spielt imho in einer völlig anderen "intelleketuellen" Liga als das Konditionieren und zeigt mal wieder zu wieviel mehr Hunde eigentlich in der Lage wären.
Das klingt spannend. Werd ich mir auf jeden Fall mal anschauen. Danke für den Tipp. 😊 Die Unterscheidung von Verhalten und Emotionen bzw. physiologischen Vorgängen ist ein guter Punkt. Da wäre sicher noch zu beachten, inwiefern die Emotionen das Verhalten beeinflussen und wie gut eine Person ihre Reaktion steuern kann.
 
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Joe
16. Sept. 09:11
Das klingt spannend. Werd ich mir auf jeden Fall mal anschauen. Danke für den Tipp. 😊 Die Unterscheidung von Verhalten und Emotionen bzw. physiologischen Vorgängen ist ein guter Punkt. Da wäre sicher noch zu beachten, inwiefern die Emotionen das Verhalten beeinflussen und wie gut eine Person ihre Reaktion steuern kann.
Ja das ist in meinem Augen bahnbrechend! Da geht es um eine echte abstrakte Verständnisleistung und nicht nur um die Wort-Leckerli-Verknüpfung. Klar beeinflussen Emotionen das Handeln, aber es sollte nicht mit Nachahmungslernen verwechselt oder gleichgesetzt werden.
 
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Dogorama-Mitglied
16. Sept. 09:19
Die Idee, gezielt andere Hunde in ein Training einzubeziehen, die das gewünschte Verhalten zeigen ist ein schöner Ansatz. Wenn wir auf unseren Spaziergängen auf Feldwegen o.ä. unterwegs sind, halte ich immer nur Elisa an der Schleppleine, weil sich Thea an ihr orientiert und deswegen auch unangeleint nicht sehr weit vorläuft, sondern immer in Elisas Nähe bleibt. Leider schaut sich Elisa von ihrer Mutter im Gegenzug die „Wachsamkeit“ ab. Das ist manchmal etwas anstrengend.
 
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Dogorama-Mitglied
16. Sept. 09:21
Danke Maria das sehr spannende Thema! Erstmal glaube ich, dass man unterscheiden muss zwischen Stimmungsübertragung und sozialem Lernen. Ohne das jetzt konkret recherchiert zu haben, sagt mir mein Bauchgefühl (😄😄😄), dass das zwei recht unterschiedliche Paar Schuhe sind.
Natűrlich sind die unterschiedlich, funktionieren aber beide.. 🙂