Das was Philipp vorschlägt, würde ich persönlich nicht machen und ist auch nicht mein Ziel bei Leinenführigkeit. Wie Nadine geschrieben hat: mein Ziel ist es, dass sie quasi sich frei im Radius der Leine bewegen darf, aber trotzdem mit 10% der Aufmerksamkeit bei mir bleibt, nicht zieht und ansprechbar ist. Ich kann auch echt empfehlen mehrere Trainer an der Hand zu haben. Zumindest bei uns, spreche ich über unsere Problemstellen mit 2-4 Trainern (Hundeschule mit mehreren Trainern, wo man im Gruppentraining Fragen stellen kann), höre ihnen gut zu, setze das um was sich richtig anfühlt und schaue dann wie Cheery darauf reagiert. Manchmal muss ich dann wieder die Methode wechseln, manchmal mache ich Mischformen von dem was mir empfohlen wird und manchmal passt es auf Anhieb. Wir haben auch Kurse bei verschiedenen Hundeschulen gemacht und ich glaube das hat mir sehr geholfen. Man muss halt nur standfest sein und bei manchen Dingen auf stur schalten und sagen "Nein, das haben wir auf XY -Art gelernt, das funktioniert für uns und ich würde es gerne beibehalten", wenn man merkt dass etwas anders gemacht wird als sich gut anfühlt oder schon etabliert ist, funktioniert und man den Hund nicht verwirren will (bei uns zB dass ich kein Halsband will und sie vorne am Geschirr führe, wenn ich weiß dass ich gerade nicht konsequent Leinenführigkeit einfordern kann).
Wir wenden jetzt tatsächlich eine Mischform der Richtungswechsel-Methode mit positiver Verstärkung an. Falls du das anwendest, bitte nicht am Halsband nur am Geschirr, weil er manchmal ordentlich reinlaufen wird. Wenn ich will, dass sie bei mir ist und ich konsequent sein kann, schnalle ich sie von vorne am Geschirr nach hinten am Rücken an. Am Anfang wechsel ich häufiger abrupt die Richtung ohne Cheery anzuschauen. Wenn ich merke, sie ist aufmerksam und folgt mir, wird sie belohnt und es geht dahin wo wir eigentlich wollen. Wenn sie innerhalb der Leinenbegrenzung läuft, gibt es in regelmäßigen Abständen verbales Lob, insbesondere wenn sie am Ende der Leine ist ohne zu ziehen. Manchmal gebe ich ihr auch das Wartesignal und ein Leckerli wenn sie hört. Sobald ich merke, dass ihr Fokus wieder weg ist (sie fängt wieder an etwas zu ziehen, nicht wenn sie im Radius schnüffelt), gehen wir wieder ein paar Mal hin und her ohne sie anzuschauen. Sobald sie vor oder neben mir ist und dir Leine spannt, äußere ich leise Unmut, wird die Richtung in die entgegengesetzte Richtung gewechselt und sie mitgezogen. Wenn ich nett bin, gibt es vor der Wende ein Aufmerksamkeitssignal wie Schnalzen, wenn sie sich sehr doof benommen hat, nicht. Wenn sie gut läuft und Blickkontakt aufnimmt, fliegen zwischendrin auch Leckerlis auf den Boden mit Suchsignal, die sie dann fangen darf. Ich bleibe trotzdem noch öfter stehen und lasse sie ausgiebig an Dingen schnuppern, nur nicht wenn sie zieht oder ich "Weiter" gesagt habe.
Die Methode wenden wir jetzt seit einer Woche an und machen große Fortschritte. Cheery ist eine sehr selbstbewusste und draußen auch selbstständige Hündin, bei der ich weiß, dass sie die Art zu trainieren verträgt. Es funktioniert denke ich, weil sie merkt, dass ich mich nicht immer nach ihr richte. Körperlich muss man natürlich so stark sein, dass man den Hund schnell mitziehen kann, sonst funktioniert es nicht. Bei unsicheren Hunden würde ich das nicht machen. Es kann auch helfen eine zweite Person dabei zu haben, die Bescheid sagt, sobald er dich hinter dir anschaut, so dass du dann sofort belohnen kannst.
Das was Philipp beschreibt, ist bei uns eher das Fußsignal, nur dass sie da neben statt hinter uns läuft. Sie darf dann nicht schnuppern und muss auf meiner Kniehöhe bleiben mit Fokus komplett auf mir. Das haben wir nett aufgebaut ohne heftige Korrekturen, einige Leute hatten mir in anderen Threads geschrieben, dass Fuß laufen üben auch bei allgemeiner Leinenführigkeit helfen kann. Aber dafür gibt es zig Anleitungen im Internet wie man es positiv aufbauen kann.
Ich finde es nicht praktikabel sie immer entweder bei Fuß oder an der Schleppleine/frei zu führen, deswegen ist mir das Laufen an lockerer Leine wichtiger als bei Fuß. Wir sind häufig im Dorf unterwegs, teilweise finden Gassirunden nur im Dorf statt und da ist eine Führleine und sie darf schnuppern einfach entspannter.