Ich führe aber im wohl meines Hundes und nicht irgendwelcher Kommandos
Kommandos sollten auch meist zum Wohl des Hundes ausgesprochen werden. Mein Hund ist beispielsweise sehr ›reaktiv‹, wie es so schön heißt, bei Fremden in der Wohnung. Steht sie, ist sie angespannt bis zur Schwanzsspitze. Sitzt sie, hechelt sie zumindest noch und ist auch verdammt schnell wieder knurrend auf den Beinen, wenn ihr was nicht passt. Liegt sie, döst sie sogar mal weg. Kommt sie deshalb von allein auf die Idee, sich hinzulegen? Im Traum nicht! Ich weiß aber, dass sie so deutlich weniger Stress hat und schicke sie dann ins Platz. Zu ihrem Wohl und auch meinen Nerven und denen meiner Gäste zuliebe. Da BRAUCHE ich das Kommando Platz halt wirklich mal. Wo mein Hund sich freiwillig ablegt, isses über. Bin auch lange ohne ausgekommen und es braucht bestimmt nicht jeder Hund, aber das Kommando ist nicht grundsätzlich überflüssig.
Wenn ich ein Kommando ausspreche, dann will ich, dass es befolgt wird. Dafür hat mein Hund das Recht, dass ich mir zuvor Gedanken gemacht habe, ob dieser Befehl sinnvoll, angemessen und zumutbar ist. Nur wenn alles drei zutrifft, spreche ich einen Befehl aus – und setze ihn auch durch. Ansonsten degradiere ich jeden künftigen Befehl zu einer Art Handlungsvorschlag mit Diskussionsgrundlage. (Nicht jeder Hund nimmt das so genau, aber meiner schon und das wäre auf Dauer für beide Seiten unzumutbar.)
Ausnahme ist nun mal das Training, da verlangt man eben mal Sitz oder Platz, um es zu festigen, nicht, weil es gerade wichtig wäre, aber Hunde lernen durch Wiederholung, da kommt man nicht drumherum, aber auch da gehört dazu, sich Gedanken zu machen. Mit einem Ridgeback übe ich Platz nicht draußen im Winter im Schneematsch und ich versuch es mit einem Jack Russle Terrier zum Einstieg auch nicht im Wildpark. Da sind Fehler ja vorprogrammiert und das wäre unfair. Da finde ich es dann auch verständlich, wenn das Tier keinen Bock hat oder eben echt Schwierigkeiten. Aber wenn ich das mal im Wohnzimmer oder einer trockenen Sommerwiese abrufe, dann mach ich das nicht zum Spaß, sondern mit einem Grund und dann erwarte ich ähnlich wie Tom, dass der Hund folgt und nicht rumdiskutiert. Was ist daran entgegen des Wohl des Hundes?
Was die Begleithundeprüfung angeht, die auch angesprochen wurde. Da haben auch viele Hundesportvereine ihre Finger drin, wenn ich das richtig im Kopf habe. Für viele Wettbewerbe ist die Prüfung Voraussetzung. Und für die Alltagstauglichkeit muss ich einen Hund nicht aus der Bewegung ins Platz schicken können – aber es beweist dennoch eine gute, prompte Folgsamkeit des Hundes, was beim Agility zB ein wichtiger Grundstein ist. Schnell und Gezielt auf Vorgaben reagieren. Die Reihenfolge beim Anleinen sagt auch nix über den Hund aus, aber ob der Halter in der Lage ist, wirklich simple Abläufe zu memorieren und auch unter Stress abzurufen und dabei noch genug Ruhe ausstrahlt, um seinem Tier Sicherheit zu vermitteln. Auch aus so vermeindlich sinnlosen Aufgaben kann man immer etwas ableiten.