Das auf dem Video sieht für mich aus wie das Verhalten eines Balljunkies.
Da solltest du glaub ich flugs damit aufhören, dem Hund Bällchen zu werfen und auf ruhige Spiele mit Hirneinsatz umstellen.
Bei Hausflur wär theoretisch wahrscheinlich viel Geduld und Zeit gefragt - nur aus der Tür gehen, wenn sie halbwegs entspannt ist, im Flur tiefenentspannt warten, bis sie aufhört zu Bellen und erst weitergehen, wenn sie wirklich ruhiger wird...
In der Praxis hält nicht immer umsetzbar...
Ich empfehle da mal das Tagesseminar von Dr. Ute Blaschke Berthold "Die Welt ist Ball".
(Zu kaufen zb bei Tiertraining.tv)
Für mich war das eine Erleuchtung.
Laut ihr gibt es eigentlich keine Balljunkys. Jeder definiert einen Balljunky anders und es gibt keine allgemeingültigen Definitionen. Es ist nur ein negatives etikett was Menschen dazu veranlasst anders mit dem Hund umzugehen. Meistens kontraproduktiv.
Sie sagt ein Balljunky ist eigentlich genau das was jeder im Training möchte. Fokussiert, konzentriert und lässt sich von nichts anderem ablenken. Genau das wünscht sich doch jeder Halter im Training. Aber nur wenn es um den Ball geht wird es plötzlich negativ gesehen und ein Etikett an den Hund gehängt.
Ballwerfen gehört zur Beutefangsequenz (die bei jedem Hund anders stark ausgeprägt ist in ihren einzelnen Elementen). "Junkys" entstehen nur durch falschen Umgang und abwerten von Futter bei gleichzeitigem unnötigen aufwerten des Balles (zb immer den Ball abluxen wenn man Futter zur Ablenkung gibt).
Die Beutefangsequenz wird immer durch Nahrungsaufnahme beendet. Sobald der Hund die "Beute" frisst werden unmittelbar andere Hormone ausgeschüttet und der Hund beruhigt. Hütehunde sind als "junkys" prädestiniert weil bei ihnen in der Regel die letzten Sequenzen weggezüchtet wurden, das Erlegen und Fressen. Daher geraten sie in eine Schleife.
Man muss das Bällchenwerfen also optimalerweise mit Futter bzw Nahrungsaufnahme beenden um die nötigen Hormone auszulösen welche den Hund gezwungenermaßen zur Ruhe bringen und aus der Schleife holen. Das selbe Prinzip hat man beim Hetzen des Futterbeutels aus dem am Ende gefressen wird.
Ohne dies entsteht Frust, ebenso wenn man den Ball immer wieder wirft obwohl der Hund eigentlich nicht auf das Hetzen steht sondern eher auf das Tragen, Packen und oder Zerlegen. Auch weiter werfen obwohl der Hund schon sichtlich körperlich schwächer ist bedeutet Frust. Genauso das in die Hand ausgeben müssen wenn der Hund den Ball eigentlich tragen möchte. Meist wird das Ballspielen beendet bevor er aus der Schleife geholt wird bzw dieser aus der Beutefangsequenz geholt wurde, DAS macht dann den "Balljunky".
Nur wenn der Hund immer wieder Frust bei diesen Spielen erlebt wird Ball spielen zu Stress.
Auch das plötzliche entziehen von Ballspielen (der kalte Entzug) ist Frust und absolut kontraproduktiv. Viel Hunde suchen sich dann Alternativen (zb Steine).
Am besten macht man also kurze Sequenzen Ball spielen. Erst kurz zum aufwärmen ein paar mal nah werfen, zum Höhepunkt dann 2-3x weit werfen, dann wieder immer kürzer werfen und das ganze mit Futter werfen abschließen um die Beutefangsequenz vor allem hormonell zu beenden. Wenn der Hund noch sehr aufgeregt ist wirft man die leckerchen auch mit starker Körpersprache freudig weg, wird dann immer ruhiger, bis man sie nur noch "lustlos" hinwerfen kann. Dann erst denn Ball entziehen.
Auch immer wieder zwischendrin mal Futter werfen. Kann der Hund kein Futter in Gegenwart des Balles nehmen wurde das Futter vorher bereits abgewertet (durch zb unfaires abluxen vom Ball und sofortigen beenden vom Spiel). Dann muss man dem Hund erst wieder beibringen, das Futter nicht automatisch bedeutet, dass man den Ball entzieht.
Außerdem sollte man Verknüpfungen schaffen, dass Anwesenheit des Balles nicht automatisch spielen bedeutet. Zb Eine Kiste mit Bällen in der Futter gesucht werden muss, den Ball einfach daneben legen während andere Aktivitäten ausgeführt werden usw.
Hilfreich ist da auch zb das "Lauerspiel" währendem auf einfache Weise Impulskontrolle aufgebaut wird.
Ballspiele sind per se nichts schlechtes. Im Gegenteil, es hat viele Vorteile fürs Training die man nutzen kann. Und alle Säugetiere spielen gerne Ball einschließlich wir Menschen.