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Kenny
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zuletzt 26. März

Junghund Aggression andere Hunde

Hi zusammen, ich bin seit 1 1/2 Monaten stolzer Besitzer eines 10 monatigen Cane Corso Rüden. Wir sind eine vierköpfige Familie (2 Söhne, 8 und 5) aus dem Sauerland. Sein Name ist Nacho und ich habe ihn von einer Familie mit 4 Kindern und zwei weiteren Hunden (junger Boxer und älterer Spitz-Rudelführer). Was soll ich sagen? Er ist perfekt mit einem Haken: Aggression gegenüber anderen Hunden Er ging in die Leine, bellt manchmal und manchmal auch nicht, fängt an sich auf die Hinterläufe zu stellen etc. Es kam auch schon zu einer Beißerei. Sein Ziel ist es definitiv zuzubeißen. Nach der genannten Beißerei habe ich Konsequenzen gezogen und einen Zahn zugelegt, was Strenge und Disziplin angeht (zu Hause kein Spielzeug, nur auf dem Platz bleiben, nur streicheln, wenn ich es will etc.). Dazu bin ich wesentlich deutlicher mit Kommandos und habe ihm bei 2-3 darauf folgenden Hundebegegnungen, wo er in die Leine ging, deutlich und mit einer gewissen Härte zu verstehen gegeben, dass ich das nicht will und ich der Entscheider bin. Danach hatte er tatsächlich den Fokus bei mir, wenn wir anderen Hunden begegnet sind und nun kann ich auch mit positiver Verstärkung arbeiten. Es ist mit der Kombination viel viel besser geworden und wir können mittlerweile viel entspannter an anderen Hunden vorbei. Er schaut mich automatisch an (hab viel mit ihm geübt) und wird entsprechend belohnt. Was noch bleibt ist eben sein grundsätzlich aggressives Verhalten gegenüber anderen Hunden, zum Beispiel wenn ein anderer Hund fixiert oder bellt, aber auch manchmal eben ohne ersichtlichen Grund. Hierzu übe ich am Rand von eingezäunten Hundewiesen. Ich lasse ihn ca. 1m an den Zaun ran und dann kommen auch meist schon die ganzen Hunde zu uns/ihm. Da reagiert er dann ebenfalls aggressiv (mehrere Hunde, teils frontaler Zulauf von der anderen zwei Seite, teils Hunde mit großer Klappe hinter dem Zaun etc.). Auch hier gebe ich ihm zu verstehen, dass ich das Verhalten nicht dulde, beruhige ihn und arbeite anschließend wieder mit positiver Verstärkung, wenn er in Anwesenheit dieser Hunde ruhig bleibt. Dazu muss man auch noch wissen, dass er nur bei der ersten Begegnung aggressiv reagiert hat: Wenn ich mit dem anderen Halter und Hund für ein paar Minuten parallel laufe bis er sich beruhigt hat, dann geht es wieder. Vereinzelt spielt er dann sogar mit dem anderen Hund, wenn der andere sicher ist und beide von der Leine gelassen werden. Da mache ich zur Sicherheit immer erstmal einen Maulkorb dran, der dann ab kommt, wenn beide Halter sicher sein können, dass er cool bleibt. Manchmal funktioniert es und manchmal eben auch nicht, trotz intensiver Vorbereitung (nebeneinander her laufen, quatschen mit dem andern Besitzer etc.). Das letzte Mal war mit einer Boarder Collie Dame, die als Therapie Hund für Menschen eingesetzt wird. Sie ist die Ruhe selbst, aber auch bei ihr ging er nach ein paar Minuten Ruhe in den Angriffsmodus. Ich lese hier viele Beiträge von Haltern, die das gleiche Problem (Aggression bei anderen Hunden) haben. Drei Fragen dazu: 1. Gibt es unter euch Leute, die das komplett in den Griff bekommen haben? Es geht mir nicht darum, dass der Hund mit jedem spielt sondern nur, dass er nicht mehr (so stark) reagiert. 2. Die Frage gilt sowohl für die, die es komplett in den Griff bekommen haben, aber auch die die, die noch dran arbeiten: Wie trainiert ihr mit den Hunden Hundebegegnungen? Bin für jede Anregung dankbar. 3. Gibt es irgendeinen unter euch, der seinen Cane Corso sorglos fremde Hunde, evtl. auch mehrere gleichzeitig, kennenlernen lassen kann? Er braucht wie gesagt nicht mit ihnen zu spielen und kann sich gerne abwenden oder zeigen, dass er kein Bock hat...Nur soll er halt nicht beißen oder aggressiv werden. Mein ultimatives Ziel ist es, dass er sich durch andere Hunde, egal wie blöd sie sich verhalten (außer natürlich, wenn sie ihn angreifen etc.), nicht aus der Ruhe bringen lässt, bzw. die in ihm brodelnde Aggression durch Neutralität, gesunde Neugier und Offenheit anderen Hunden gegenüber zu ersetzen. Ansonsten ist Nacho einfach ein Traumhund! Freu mich auf eure Rückmeldungen und Tipps! LG Kenny
 
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Jörg
10. März 20:05
Hi Ilona, ganz lieben Dank für das Feedback. Ja, der Spaß darf dabei nicht fehlen, auch nicht für Nacho. Ich spiele natürlich auch mit ihm und nun mit dem Feedback umso mehr. Ich vergesse manchmal vor vor lauter Fokus aufgrund des Zwischenfalls, dass ich manchmal einen Gang zurückschalten/entspannen sollte. Danke!
Vergess den Zwischenfall ich denke das er schon vor deiner Zeit die ein oder andere Negative Erfahrungen gemacht. Sonst wäre es wahrscheinlich nicht zu diesem Vorfall gekommen. Auch wenn die Halter es vorher bestimmt auch gut gemeint haben.
 
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Kenny
10. März 20:21
Vergess den Zwischenfall ich denke das er schon vor deiner Zeit die ein oder andere Negative Erfahrungen gemacht. Sonst wäre es wahrscheinlich nicht zu diesem Vorfall gekommen. Auch wenn die Halter es vorher bestimmt auch gut gemeint haben.
Das kann gut sein. Es war mir jedenfalls eine Lektion und ich werde definitiv vorsichtiger sein mit ihm (Maulkorb etc.)

Hast du konkrete Tipps aus deiner Erfahrung, wie ich mit Nacho üben kann? Also mal abgesehen davon, dass du sicherlich sehr Recht damit hast, dass wir beide erstmal ein Team werden müssen.
 
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Jörg
10. März 20:54
Das kann gut sein. Es war mir jedenfalls eine Lektion und ich werde definitiv vorsichtiger sein mit ihm (Maulkorb etc.) Hast du konkrete Tipps aus deiner Erfahrung, wie ich mit Nacho üben kann? Also mal abgesehen davon, dass du sicherlich sehr Recht damit hast, dass wir beide erstmal ein Team werden müssen.
Zum Beispiel das mit dem Zaun führ ihn mit einer Futter Tube vorbei im Fuss Lob ihn dafür eigentlich alles was in deiner Nähe Spass macht oder etwas posetives ist. Gedulds übungen lass ihn auf Freigabe von dir seinen Ball oder ein Spielzeug suchen. Benene Spielzeug mit Namen. Körperlich wirst du immer den kürzeren ziehen bei deinem. Also musst du an der Kooperation Bereitschaft mit dir arbeiten. Es gibt eine kleine Faust Formel ein drittel sollte sich der Hund sein Futter draußen verdienen durch Gehorsam. Ganz viel Lob für posetives verhalten. Eventuell habt ihr einen Hundeverein für Gebrauchshunde in der Nähe da hast du Halter von unterschiedlichen Hunden erstens lernst du dort viele dinge die dich mit deinem Hund weiter bringen zum zweiten lernst du dort auch andere Hunde kennen um so besser du Hunde im allgemeinen lessen kannst desto besser wirst du damit umgehen können.
 
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Ute
10. März 21:27
Also mir springen gerade einige Punkte ins Auge: - Was heist denn: du hast einen Zahn zugelegt was Strenge und Disziplin angeht? - den Hund dauerhaft auf einen Platz liegen lassen, schürt nur mehr Stress und Frust - das gleiche gilt für Spielzeugentzug. Womit soll er denn seinen Frust/ Stress abbauen? - 1m Abstand am zaun der Hundewiese ist schon sehr gewagt, für einen Hund, der das noch nicht kann. Man wählt immer den Abstand so, das der Hund ruhig bleiben kann. Ich denke, du überforderst deinen Hund. An die Hundewiese kannst du dann gehen, wenn er schon in Einzelbegnungen entspannt ist. - hast du denn eine Vermutung, warum er so reagiert bei anderen Hunden? Weisst du, ob es in der Vergangenheit schon Vorkommnisse gab? Wichtig ist ja zu erkennen, woher das Verhalten kommt. Und dazu gibt es ja viele Möglichkeiten: ist er gesundheitlich abgeklärt worden? Hat er Schmerzen, Allergien etc? Braucht er mehr Distanz zu Anderen? Sind die ihm zu nah? Arbeite auf alle Fälle mit mehr Distanz. Lobe und belohne das ruhige Schauen. Nach und nach kannst du die Distanz verringern, aber so, das es für deinen Hund machbar ist. - ist dein Trainingsweg Zuckerbrot und Peitsche? Damit schürst du noch den Stress bei deinen Hund. Dein Hund zeigt dir, das er etwas noch nicht kann. Da mit Härte ran zu gehen macht wenig Sinn, genauso wenig, wenn du mit Druck arbeitest. - du brauchst Geduld und Zeit und fühl mal mit deinem Hund. Ich glaube, das der ganz viel Stress hat und du das noch schürst. Ich würde dir vorschlagen, mal in einen Trainer zu investieren. schau mal unter: trainieren statt dominieren. Um so ein Verhalten abzustellen, bedarf es Kenntnis darüber, warum der Hubd das macht, aber auch was der Hund braucht von Dir. Auch das Wissen, seinen Hund lesen zu können. Vorallem aber auch, das alle Befürfnisse des Hundes befriedigt werden. Und dafür bist du zuständig. Um ein guter Hundeführer zu sein, braucht es keine Strenge ubd Disziplin, sondern Verständnis und Wissen, was dein Hund braucht.
Du sprichst mir aus dem Herzen. 🫶🫶
 
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Michi
10. März 21:31
Ich wohne in der Nähe und könnte dir einen gemeinsamen Social Walk anbieten.
Auch habe ich eine sehr gute Trainerempfehlung.
 
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Kenny
10. März 21:54
Ich wohne in der Nähe und könnte dir einen gemeinsamen Social Walk anbieten. Auch habe ich eine sehr gute Trainerempfehlung.
Ach, mega! Das Angebot nehme ich sehr gerne an! Darf ich dich privat anschreiben?
 
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Michi
10. März 21:54
Ach, mega! Das Angebot nehme ich sehr gerne an! Darf ich dich privat anschreiben?
Klar
 
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Susa
10. März 22:52
Super, dass du schon mit Trainern in Kontakt bist! Aus meiner persönlichen Erfahrung spielt eine gewisse Rassekentniss eine große Rolle, daher wähle bedacht aus, mit wem du zusammen arbeiten willst. Dass du den Vorfall ernst nimmst ist absolut richtig (mit zwei kleinen Kindern im Haushalt ist einfach deutlich weniger Spielraum für Experimente). Dass du keinen reinen Leinenpöbler hast, hat dir dein Hund gezeigt und du solltest ihm glauben. Wie man Probleme mit Artgenossen löst ist super individuell. Ich habe gute 1.5 Jahre alles falsch gemacht. Meine ganzen Sozialisierungs- und Desensibilisierungs-versuche haben alles schlimmer gemacht. Unzählige Social Walks, Gruppentraining usw. Was bei meinem Hund letztendlich geholfen hat war, ihn endlich von Artgenossen fern zu halten. Genau das Gegenteil von Daniela. Aber wir haben ja auch unterschiedliche Hunde 😁. Seit ich darauf achte, dass seine Individualdistanz (+ paar Meter mehr) eingehalten wird, er darauf vertrauen kann, dass ich ihn zu keinen Annäherungsversuchen zwinge und ihm keiner auf die Pelle rückt, ist er deutlich entspannter. Bei uns ist Qualität statt Quantität wichtig. Und je weniger er mit Artgenossen "muss", umso besser klappt es. Das war nicht was ich mir gewünscht habe, aber mein Hund ist so, wie er ist. Und wir können auch immer näher an fremde Hunde ran, weil er weiß, dass es zu keinem Kontakt kommen wird. Leinenpöbelei kommt nur noch selten vor. Womit ich angefangen habe war, mit großem Abstand zu selten frequentierten Wegen sitzen und wenn ein Hund vorbei gegangen ist, haben wir beobachtet und als der Hund schon weg war, sind wir dann an die Stelle, damit er ausgiebig schnüffeln konnte. So konnte er Informationen über den Hund sammeln ohne direkte Konfrontation. Inzwischen kann er sogar bei einem Dogwalker mitgehen (mit Maulkorb gesichert) und hat ein paar Hunde Freunde. Ein Hundewiesen Typ wird er vermutlich nie werden. Bei euch kann das natürlich alles ganz anders sein.
Genau das hat bei uns auch geholfen, erstmal mehr Abstand.
Am Anfang dachte ich noch bei jeden entgegenkommenden Hund das ich den jetzt zum üben nutzen werde und so mehr ich übe umso schneller wird mein Hund es lernen, aber das war viel zu dicht dran und viel zu stressig. Bei sehr engen Wegen drehe ich jetzt noch um, wenn ein Hund entgegen kommt.

Durch Straßenseite wechseln, Bogen laufen, umdrehen etc. hat mein Hund glaube ich gelernt, dass ich ihn nicht in doofe Situation bringe sondern von aus doofen Situationen rausführe, deswegen geht er dann auch gerne mit mir mit. Ich lobe ihn dann und versuche seine Aufmerksamkeit zu bekommen und wenn er nicht gepöbelt hat wurde er auch mit Leckerli belohnt.
Wir üben seit ca. 5 Monaten.

Und ich finde es super, dass Kenny so Verantwortungsbewusst ist, den Maulkorb nutzt und sich Hilfe sucht. Ich denke Kenny und Nacho sind schon auf einem guten Weg, aber das ganze braucht Zeit und dauert wahrscheinlich Monate.
 
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Dogorama-Mitglied
10. März 23:50
Und wenn es so ist? Ja, es war ein paar wenige Tage so, aber eben nur für diese paar Tage, um extreme Grenzen zu setzen als Marker/Ausrufezeichen. Und nochmal: Er ist nun fokussierter auf mich und der Erfolg gibt dieser kurzen, aber intensiven Methode Recht, zumindest bei diesem Hund. "Veraltet, simplifitiert, realitätsfern" - Ich hatte nicht nach Wertungen, sondern nach Tipps gefragt. Das mag für dich oder hier in Deutschland/Europa "veraltet, simplifitiert, realitätsfern", während aber in Amerika andere Praktiken/Methoden für richtig empfunden werden und wiederum in Asien oder Afrika nochmal andere Dinge. Ich nehme als Beispiel gerne mich selbst: Ich war in der Jugend schwierig. Meine Eltern waren deswegen sehr streng mit mir...und streng heißt Bestrafung inklusive! Heute bin ich 38 und ich bin ihnen dankbar, auch für ihre strenge Erziehung in dieser Phase in meinem Leben, in der ich sie definitiv nötig hatte. Andererseits gibt es viele Eltern, die ausschließlich positiv arbeiten...und ihre Kinder werden zu missratenen Erwachsenen. Ich würde mir daher wünschen, dass du aufhörst (Be)Wertungen abzugeben nach denen niemand gefragt hat. Die Wahrheit, die du kennst, ist nur die aktuelle Wahrheit und auch nur die deiner unmittelbaren Umgebung. Albert Einstein hat da was sehr Treffendes gesagt: "Der Horizont vieler Menschen ist wie ein Kreis mit Radius Null. Und das nennen sie dann ihren Standpunkt." Und nein, das soll nicht beleidigend sein, sondern anregend für etwas mehr Offenheit und weniger Verurteilung. Viele Wege führen nach Rom...Und jeder, der auch wirklich in Rom aufhört ist richtig. Oder anders: Der Weg ist das Ziel. Im Umkehrschluss heißt das: Ich versuche besser zu werden in der Erziehung meines Hundes und der Kommunikation mit dem selbigen, auch mit Hilfe von euch hier im Forum. Also, an der von dir genannten Zielorientiertheit sollte es somit nicht mangeln. Und Überzeugungskraft ist ziemlich subjektiv, findest du nicht? Jeder lässt sich anders von etwas überzeugen...Und manche eben auch mit Strenge. Nun zur Beißerei: Das war leider ein ziemlich ungleiches Duell. Der andere Hund ist ein Malteser. Er wurde ziemlich schwer durch unseren Nacho verletzt. Wir sind an einer Straßenecke aufeinandergetroffen. Der andere Hundebesitzer hatte eine Flexileine und sein Hund ging vor ihm, während unserer relativ eng an der Leine war. An der Ecke trafen dann beide Hunde zu erst aufeinander und wir hatten keine Zeit mehr zu reagieren...Im Bruchteil einer Sekunde hatte Nacho den anderen Hund im Maul. Seit dem nur noch mit Maulkorb in der Stadt für den Dicken....Wie gesagt, vorher hat er laut Vorbesitzer nie gebissen. Hier war es wahrscheinlich eine Kombination aus Schreck und Verletzung seines Raumes...Aber das hat nun den Damm gebrochen und er hat nun zum ersten Mal gebissen, und zwar mit Tötungsabsicht. Das wieder rauszugekommen ist eine anspruchsvolle Angelegenheit, aber wie gesagt, wir machen deutliche Fortschritte. Der andere Hund musste notoperiert werden, aber er ist auf einem sehr guten Weg der Besserung. Frisst ordentlich und spielt auch wieder. Ich bin mit dem Besitzer in Kontakt und wir gehen sehr fair miteinander um. Kurz gesagt: Eine sehr unglückliche Situation, die wahrscheinlich kein noch so erfahrener Hundebesitzer hätte verhindern können in diesem Moment, außer eben mit entsprechender Vorbereitung (Maulkorb z.B.), aber auch da: Er hat vorher noch nie gebissen und ich bin deswegen auch nicht davon ausgegangen.
Und wenn es so ist, ist es in Bezug auf deine Problemlage und in Bezug auf die Beziehungsarbeit mit dem Hund eine sinnbefreite Massnahme gewesen. Der "Fokus" jetzt kommt mit allergrösster Wahrscheinlichkeit daher, dass er dich beobachtet weil er versucht dich einzuschätzen in dieser Veränderung des Umgangs mit ihm - von warm zu streng - und in deiner Mischung aus Korrektur, Strenge, Belohnung, Liebe und Ignorieren.

Meine Bewertung entspringt nicht einem wahllosen Standpunkt, sondern den Ergebnissen und Erkenntnissen der Verhsltensforschung.

In anderen Teilen der Welt (und tw auch hier) werden auch Kinder verheiratet, Menschen gefoltert und Tiere mit äußerster Brutalität behandelt.
Nur weil etwas irgendwo üblich ist, ist es noch lange nicht gut oder hilfreich.

Tatsächlich gut und hilfreich ist allerdings (Selbst)Kritikfähigkeit.
Wenn man besser werden will in der Erziehung seines Hundes, sollte man sich auch unbequemem Feedback stellen können und es ernsthaft in Betracht ziehen, anstatt sich in Endloslitaneien zu rechtfertigen.

Ich könnte im Umgang mit Hunden nie so viel dazulernen, wenn ich nicht auch klare Ansagen und ungeschönte Hinweise auf Fehler - und davon unterlaufen mir genug - gut einstecken und die Verbessungsvorschläge annehmen könnte.
 
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Dogorama-Mitglied
11. März 00:53
Überzeugungskraft;

In Bezug auf Hunde ist die garnicht so subjektiv - es bedeutet selbst eine sehr klare Vorstellung vom gewünschten Verhalten zu haben und das fokussiert, konzentriert und souverän im eigenen Verhalten vorzugeben.
Wenn man offensives Verhalten aus dem Hund rausbekommen will, sollte man ihm keines entgegenbringen, weil wie man in den Wald hineinruft, so kommt's heraus und Druck erzeugt Gegendruck etc.

Auch das hab ich aus eigener Erfahrung gelernt - mein Rüde hat eine Leinenreaktivität gegen Rivalen entwickelt und wenn ich dem mit eigener Reaktivität auf ihn begegne, kann ich ihn damit zwar tw von einem Verhalten abbringen, ändere aber nichts an seiner Erregungslage und Befindlichkeit (bzw verschärfe die womöglich noch)
Nur wenn ich es schaffe, entspannt, konfliktvermeidend und deeskalierend damit umzugehen, verbessert sich seine Grundhaltung merklich.


Beisserei:

- hast du eine Vermutung, warum Nacho von "noch nie gebissen" zu so einem Angriffsbedürfnis eskaliert ist?
Das ist ja auch bei Hunden, die sich erschrecken und plötzlich aufeinandertreffen nicht die Standardreaktion.

Gab es da davor Stressauslöser? War er in den Minuten, Stunden, Tagen davor von etwas überfordert?

Wie sahen die Hundebegegnungen in der Zeit davor bei dir aus? (War da nicht auch etwas mit einem Border Collie, wo es einen Konflikt gab?)

Wie hast du die Begegnungen im Vergleich zum Vorbesitzer gehändelt, bzw was hat sich im Umgang damit geändert?
Könnte da etwas daran sein, was die Situationen für Nacho schwieriger macht?

- Bist du sicher, dass er "Tötungsabsicht" hatte?
Wenn ja wundert mich, dass der Malteser noch lebt...

Die Frage soll die Begebenheit nicht verharmlosen, aber ich fände eine akkurate Einschätzung von Nachos tatsächlicher Eskalationsstufe sehr wichtig.


Trigger, Vorzeichen, Korrektur etc:

Den Hund immer wieder absichtlich in Situationen zu führen, in denen er auslösen muss, nur um ihn dafür daraufhin zu korrigieren und wieder daraufhin zu belohnen, ist keine gute Taktik.

Nicht nur, dass es ziemlich unfair ist, ihn immer wieder gezielt in "falsches" Verhalten zu drängen, trainierst du damit auch noch eine Verhaltenskette auf:

Auslösen - Korrektur - Klappe Halten - Belohnung.

Viel besser wäre proaktive Verstärkung, wo du ihn nur soweit bringst, wie er es aushalten kann und ihn belohnst BEVOR er auslöst.
Schrittweise wird dann abwechselnd Distanz, Dauer oder Schwierigkeitsgrad der Exposition verringert/erhöht.

Damit bringst du ihm eine Alternative nahe, ohne ihn ständig in Konflikte mit Artgenossen und mit dir zu bringen.

Die Notwendigkeit zur Korrektur ist wirklich nichts, was man gezielt provozieren sollte.
Die ergibt sich im Alltag ohnehin immer mal, idealerweise reagiert man aber zunehmend schon bei den Vorzeichen und lässt es garnicht zur Eskalation kommen.